Galgenfrist

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Ausflug zur Großen Mauer

Der letzte Tag bevor es auf die Räder geht. Es hat sich zugezogen. Diesiges Wetter, Die Sonne hat kaum eine Chance durch den dichten Smog zu dringen. Wir sitzen im Wagen und unser wagehalsiger Fahrer soll uns zur großen Mauer bringen. Leise fluchend lenkt er sein Schiff von Fahrzeug durch den morgendlichen Verkehr.

Ich hatte dieses Mauerstück, welches wir jetzt besuchen, in den letzten Jahren als ein sehr einsames in Erinnerung. Heute ist es deutlich gefüllter. Auf dem letzten Wegstück, begegnen uns zahlreiche, gut ausgerüstete Radfahrer. Auf der Mauer sind ganze Wandertruppen unterwegs. Glücklicherweise verläuft es sich jedoch ganz gut. Und wir haben doch immer wieder ruhige Momente, in denen wir die Aussicht geniessen oder was baumeln lassen können, die Seele zum Beispiel.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Vogelnest, wie das Olympiastadion umgangssprachlich heißt, und dann setzt uns der Fahrer schon am Westbahnhof ab. Jetzt sitzen wir wie die Einheimischen in unserem kleinen Viererabteil und spielen Karten bis sich die Müdigkeit bleischwer auf unsere Lider senkt…

Da müsse mer durch

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

Auf jeder Radtour gibt es Strecken, die nicht gerade schön sind.

Wer schon einmal den Saaleradweg entlang gefahren ist, wird sich mit Grausen an die Durchquerung von Halle oder das Von-Wurzel-zu-Wurzel-Springen am Bismarckdenkmal bei Bad Kösen erinnern. In den Spreewald fahren wir von Berlin aus auch lieber mit der S-Bahn nach Königs Wusterhausen, und dann erst mit dem Rad.

Als wir die Tandemtour planten, wussten wir: Die Ausfahrt aus Yangzhou wird nicht schön.


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Blauer Himmel ohne Ende aber mit Ente

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Beijing Tagesausflug

Habe ich bereits erwähnt, das wir bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein in Beijing gelandet sind? Und dieses Wetter hält an. Die azurblauen Dächer des Himmelstempels glänzen in der Sonne. Der Park ist gut gefüllt. Vor allem Senioren treffen sich hier zum gemeinsamen Singen, Musizieren, Tanzen, Spielen und vielem mehr. Es ist bunt und trubelig und schön. Ein gelungener Start. Es ist Mitte April. Die beste Zeit, wie ich meine, Peking zu bereisen: Nicht mehr kalt, aber auch noch nicht heiß, überall sprießt frisches Grün und die Bäume erblühen. Junge Frauen lassen sich von ihren Begleitern im Blütenmeer ablichten. Auf der Suche nach einer Toilette kitzelt meine Nase intensiver Fliederduft. keine olfaktorische Täuschung sondern ein wunderschöner weißer Fliederhain in voller Blüte. Wir spazieren noch ein wenig durch den Park, Mark ist auf der Jagd nach Vögeln: blaue Elstern und Wiedehopfe hat er entdeckt, und besteigen dann zwei Rikschas, die uns durch verschlungene Gassen in Richtung Qianmen bringen. Der Spaziergang über den Tiananmen-Platz, treten wir nach mehreren Sicherheitskontrollen an. Die verbotene Stadt, der Kohlehügel mit seiner gewohnt spektakulären Aussicht auf den Kaiserpalast, danach verlieren wir uns in den Altstadtgässchen, gönnen uns ein erstes kühles (Naja, mit viel Fantasie…) Bier, bevor wir uns zu unserem Pekingente-Essen aufmachen.

Travelling with kids II

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

Almost three weeks in China have already passed, but we still have not achieved our goal of starting out early, that is to say before 11 am. Instead, with every day our departure time becomes later and later. This excludes from our daily program the long relaxing lunch stop, to which I had got used to from my former tagging along Volker’s biking groups. Now instead of one, we make at least 20 stops, but neither of them is long, and most are not relaxing.

We still haven’t got out of town when Sarah needs to go to toilet. 15 min later a shout comes from Nora that she wants to make pipi. We are finally nicely rolling again when Nora’s cushion falls on the road and has to be picked up. Then Sarah drops her baby – new stop and again retracing. Then it is time again to stop for toilet. Then the kids scream for ice-cream – a stop at a shop follows; as it doesn’t have a freezer, we stop at the next, and at the third, all without result, and then the pink vanity box of Sarah drops on the road as we are in the middle of a strenuous ascent. We roll down with full impetus when Nora drops her green pencil. We glimpse local shrines, pagodas or surreal construction landscapes on the way, but we no longer stop and explore: because we know, any moment there will come a new outcry from the trailer that an urgent stop is needed. After two weeks of interrupted biking Volker became convinced that the kids consciously attempt to boycott our journey.


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Über den Wolken…..

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Das fängt ja gut an: In den letzten Tagen ist alles schief gelaufen, was nur schief gehen kann, und jetzt soll ich in ein Flugzeug steigen?

Ich bekomme langsam weiche Knie je näher ich dem Check in komme. Hier treffe ich meinen beiden Begleiter, Mark und Günther. Eckart ist bereits in Beijing und erwartet uns. Tja, der Name ist Programm: San – Drei – drei Schluchten, drei Teilnehmer, drei Wochen.
Aber alles geht gut. Start-Flug-Landung. Nach drei Jahren Pause, wieder China. Hm – noch eine Drei. Ich sag‘s doch, der Name ist Programm.

In Peking, das übliche Programm: Hotel, Ausruhen, Geld besorgen, kleiner Spaziergang. Die Geldbeschaffung erweist sich als schwieriger als gedacht. Günther probiert mehrere Banken aus, bei der vierten, kurz vor der Verzweiflung klappt es endlich. Das beruhigende Geräusch eines scheinzählenden Geldautomaten! Ich begleite meine drei Weggenossen noch bis zum Trommelturm, ab hier übernimmt Eckart, der schon neun Tage Peking hinter sich hat, die Führung. Ich gehe ins Hotel zurück und versuche die Stimmbandentzündung,die ich leider aus Deutschland mitgebracht habe auszukurieren.

Am frühen Abend kommt Doro ins Hotel, eine Überraschung für Günther, der mit ihr bereits durch Burma geradelt ist, und begleitet uns zum Abendessen und auf einem Spaziergang durch ruhige Gasen, wo im Gegensatz zur touristischen Nanluguxiang, in deren Nähe wir wohnen, das Leben nach in gewohnten Bahnen läuft und genießen die abendliche Ruhe im Herzen Pekings.

Yangzhou – Ein Bilderbuch

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Yangzhou war über Jahrhunderte hinweg eine der wichtigsten und reichsten Städte Chinas. Marco Polo diente nach eigener Aussage im 13. Jahrhundert als Statthalter in Yangzhou, das er, sehr zum Verdruss der Venezianer, mit seiner Heimatstadt Venedig verglich.

Bereits vor mehr als 2400 Jahren gegründet, entwickelte sich Yangzhou mit dem Bau des Kaiserkanals in der Sui-Dynastie (581-618) ab dem 7. Jahrhundert zusammen mit der Schwesterstadt Zhenjiang zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt in Ostchina. Etwa zehn Kilometer südlich der Stadt kreuzt der Kanal den Yangzi, die Administration der Schleusen und des boomenden Handels entlang des Wasserweges lag in der Hand des Stadt-Magistrats, dessen Kassen auf diese Weise nie leer waren.


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Als wir jüngst in Zhenjiang waren…

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Zhenjiang liegt am Zusammenfluss von Yangzi und Kaiserkanal. Eine riesige Autobahnbrücke überspannt den Langen Fluss etwas westlich von Zhenjiang. Die Stadt ist heute ein wichtiger Umschlagplatz zwischen Süd- und Nordchina. Das merkt man Zhenjiang an. Die einst beschauliche Kleinstadt wuchert inzwischen bis an den Yangzi und darüber hinaus, wie ich gestern bereits erleben durfte.

Früher war die Stadt allerdings viel mehr von militärstrategischer Bedeutung als von wirtschaftlicher. Zu Zeiten der Südlichen Song-Dynastie (1127-1279) wurde Zhenjiang zur Festung ausgebaut, als die nach Süden geflohenen Song ihr Territorium gegen die anrückenden Dschurdschen verteidigen mussten. Aus dieser Zeit stammt auch der Name der Stadt. Zhenjiang bedeutet „Den Fluss bewachen“. Die strategische Bedeutung Zhenjiangs erkannten auch die Briten, die während des ersten Opiumkrieges 1842 die Stadt besetzten und sie als Sprungbrett nach Nanjing nutzten.


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50 Ways to bike through China

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Ich hatte es schon einmal erwähnt: In den letzten 25 Jahren bin ich ca. 35.000 Kilometer durch China geradelt. Viele sollte mich also nicht mehr überraschen, sollte man meinen. Falsch gedacht!

Die Strecke zwischen Nanjing und Zhenjiang bin ich bereits dreimal gefahren, 1996, 2002 und 2009. Eine Schönheit ist sie nicht, jedenfalls habe ich sie nicht so in Erinnerung.

Heute bietet sie zwischen chaotisch und wunderschön so ziemlich alles, was es in China gibt – auf gerade einmal 70 Kilometern Strecke!


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Taxi

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“Taxi!”

You all know that classic movie scene where a guy in a crisp business suit throws his arm out and yells, “Taxi!” and one instantly appears. May be in New York, but not in Nanjing.

On the way out of Nanjing the family ways separated again. We decided to spare the kids the supposed hectic traffic and construction sites at the outskirts of the city, and to treat them to a train ride instead. Taking any of the frequent trains in direction Shanghai would bring us in 20 min. to our next stop: the city of Zhenjiang, 80 km away. In the morning Sarah’s baby took her seat in the trailer and was securely buckled up, Volker started with his single passenger in direction east, while we left for a relaxed day at the Nanjing Museum, before going to the train station in the late afternoon.


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Reisen mit Kindern

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Ruhetage haben etwas Beruhigendes. Auf gut Deutsch: Wir haben die Geduld und die Zeit, gut in den Tag zu kommen.

Ein typischer Morgen auf unserer Reise:

Der Wecker (sprich das Mobiltelefon) klingelt. Zwei Erwachsene drehen sich noch einmal um, die Kinder reagieren gar nicht. Etwa 15 Minuten später schäle ich mich aus dem Bett, stupse Zornica an. Meine Frau ist dann weitere 15 Minuten später auf den Beinen. Die Kinder schlafen derweil noch. Zähneputzen, Duschen, Anziehen, Computer auf: Restblog oder Bilder hochladen. Zornica macht Kaffee, schneidet eine Melone. Ich checke noch einmal die Route für den Tag. Dann wecken wir die Kinder auf. Nora ist gleich wach, möchte dann aber die nächsten 20 Minuten durch das Zimmer getragen werden. Sarah versteckt sich unter der Decke und stellt sich schlafend.

“Melone!!!” rufen Zornica und ich im Chor. Das hilft. Vor allem, dass Nora schon die ersten Stücke in den Mund schaufelt. Da erwacht bei Sarah der geschwisterliche Futterneid und schon ist sie mit einem Satz aus dem Bett und an der Melone.
“Papa, ich muss Pipi!”, ruft Sarah und Nora schreit: “Ich auch!” Die Toilettenzeit nutzen Zornica und ich, auch ein Stück Melone zu bekommen. Nach der Toilette ziehen sich die Kinder an. Zornica diskutiert mit Sarah über Farbkombinationen. Ich überzeuge Nora davon, dass kurze Ärmel ohne Jacke und Schuhe ohne Socken bei diesem Wetter keine Alternativen sind.


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