Verbotene Stadt und Himmelstempel

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Besichtigung und Stadrundfahrt. 10km bei strahlendem Sonnenschein.

Die erste Fahrt mit dem Rad. Alle waren wir gespannt, ob wir problemlos durch den Pekinger Berufsverkehr durchkommen würden. Der chinesische Straßenverkehr wirkt manchmal etwas chaotisch, folgt aber gewissen Prinzipien. Unberechenbar bleibt das ganze trotzdem. Deswegen setzt die Stadt auch an großen Verkehrsknotenpunkten Polizisten ein, die den Verkehr etwas regeln und in geordnete Bahnen lenken.

Immer geradeaus ging es zum Osteingang des Himmelstempels. Ein wahrhaft monumentaler Tempelkomplex, den der Kaiser mehrmals jährlich aufsuchen musste um für eine gute Ernte, Harmonie auf Erden und manchmal auch für Regen zu beten. Wir beteten natürlich für wochenlangen Sonnenschein.
In einer der Anlagen wurden damals die Tieropfer dargebracht und einige von uns meinten einen leichten Geruch von Blut wahrzunehmen. Einbildung? Möglicherweise.

Besonders beeindruckend war das Panorama, welches sich uns vom Tempelberg darbot. Eine jahrhundealte Tempelanlage inmitten einer modernen Millionenstadt.

Der Tempel ist umgeben von einem weitläufigen Park, Heimat für viele Eichhörnchen, von denen wir gleich drei auf unserem Weg sahen. Wir stellten fest: Die Eichhörnchen sehen genauso aus wie bei uns.

Außerdem wird die Parkanlage von den Bewohnern Pekings als Treffpunkt genutzt. Tai Qi (eine chinesische Kampfkunst, bei der es besonders auf langsame und ausgeglichene Bewegungen ankommt), Kartenspielen, Rollschuhlaufen und Rückwärtsgehen sind nur einige der Aktivitäten denen hier nachgegangen wird.

Bevor wir den Park verließen, sahen wir in einem Teil des Parks eine große Menschenmenge versammelt, was uns natürlich neugierig machte. Es stellte sich heraus, dass sich hier der örtliche Heiratsmarkt befand. Hier arrangieren Eltern und Großeltern Blind Dates (Xiang Qing genannt) für ihre Sprößlinge. Auf ein Blatt Papier werden wichtige Daten zur Person aufgeschrieben. Beruf, akademische Ausbildung, Körpergröße und Gewicht, sowie Vermögenswerte. Dabei kommt man mit anderen Eltern und Großeltern ins Gespräch und möglicherweise vereinbart man dann eine Kontaktaufnahme. Die “Glücklichen” wissen oft allerdings nichts von ihrem Glück und aus Berichten von chinesischen Freunden weiß ich, dass man über diese Art der Partnervermittlung auch nicht besonders glücklich ist.

Um die Familie aber nicht vor den Kopf zu stoßen, trifft man sich aber doch zumindest einmal mit dem Wunschkandidaten. Statistiken, wieviele Eheschließungen auf diese Weise zustande kommen gibt es leider nicht, aber Schätzungen zufolge weniger als 10%. Es ist ein Relikt aus einer Zeit in der Ehen noch arrangiert wurden. Die Familien treibt oft die Sorge um die Kinder, die manchmal schon über 30 (30!) sind und immer noch nicht verheiratet. Mit unseren Maßstäben ist das ganze eher schwer zu verstehen.
Auch ich begab mich kurzzeitig in Verhandlungen, schließlich so wurde mir gesagt, wäre ich ja keine schlechte Partie. Mein Beharren darauf ein Foto sehen zu dürfen, stand aber einer erfolgreichen Einigung im Wege. Wir Europäer sind eben zu oberflächlich. Es kommt nicht auf das Äußere an. Was wirklich zählt, sind die materiellen Werte.

Nach der Mittagspause fuhren wir dann in die Verbotene Stadt, wo im Verlauf der Geschichte 24 Kaiser ihr Domizil hatten. Von der alten Pracht sind nur die Gemäuer übrig. Die einzelnen Paläste werden als Ausstellungsräume für das Palastmuseum genutzt. Nichtsdestotrotz war es beeindruckend. Einig waren wir uns jedoch darüber, dass es am schönsten war, die Verbotene Stadt vom dahinter liegenden Berg aus zu betrachten.

Zurück im Hotel hießen wir dann auch Anke in der Gruppe willkommen. Nun endlich vollzählig, fiebern wir unserer ersten Fahrradetappe entgegen.

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