Es gibt keinen Tee auf Taiwan

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Schon früh um vier fingen die Hähne der Hahnenfarm, die gegenüber unseres Hotels liegt, an zu krähen. Der Hahn des Nachbars will auch mitreden und mischt sich mit heißerer Stimme in das Gekrähe ein. Um 5:30 Uhr verlassen die ersten Gäste des Hotels das Hotel mit dem Motorrad und machen dabei einen Riesenlärm. Nur um 15 Minuten später wieder mit dem selben Riesenlärm wieder zurückzukommen.

Ab sieben Uhr gibt es Frühstück, und schon um sechs dringen dir Gerüche aus der Küche in mein Zimmer. Neben einem chinesischen Frühstück gibt es noch halb gefrorenes Toastbrot, Erdnussbutter und chinesische Schokocreme. Der Toaster gib schon während der ersten beiden Brote den Geist auf. Zu trinken gibt es Sojamilch und Instantkaffee in Tüten. „Wo ist der Tee?“ frage ich, als ich zum Frühstück komme. „Gibt es keinen, nur Kaffee“ gibt Hans zur Auskunft. Also, ich weiß nicht. Wir sind hier in Taiwan, das sich für das richtige China hält, und zum Frühstück gibt es nicht einmal Tee. Wir nennen es teelos in Xuhai.

Die Strecke heute ist kurz, so dass wir erst um 9 Uhr losfahren. Am Anfang fahren wir entlang einer schmalen Straße, direkt am Pazifik entlang. Die Straße ist schön zu fahren, es gibt wenig Verkehr. Nach etwa 15 km geht die Straße ins Landesinnere und wir erklimmen erst mal einen Anstieg. Danach geht es hügelig weiter bergab. Nach etwa 40 km sind wir wieder zurück am Pazifik. In dem kleinen Örtchen findet gerade ein Wettbewerb im Wellenreiten statt. Wir schauen ein bisschen zu, leider können wir nicht viel erkennen, die Wellenreiter sind zu weit draußen. Das Meer jedoch ist beeindruckend, die Wellen sind hoch, und die Farbe des Wassers türkisblau.

Wir fahren weiter, jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Kenting, unserem heutigen Ziel. An einem Aussichtspunkt, oben auf den Klippen, machen wir noch eine kurze Pause, füllen unsere Wasserflaschen auf, machen Bilder und fahren dann weiter. Die anderen sind schon weg, Ina und ich brauchen meist etwas länger für unsere Bilder, dann fahren wir den anderen hinterher. In einer Kurve hält Ina plötzlich an. Eine Rollerfahrerin auf der Gegenfahrbahn war – zum Glück ohne Roller – in den Wassergraben gestürzt. Wie sie das geschafft hat, ist uns ein Rätsel. Ina steigt vom Rad, hilft den beiden Begleitern der Rollerfahrerin, sie aus dem Graben zu ziehen. Dann richten sie den halb im Graben hängenden Roller wieder auf. Die Frage, ob alles ok sei, wird bejaht und wir fahren weiter.

Kurz vor Kenting machen wir noch einen Abstecher an den südlichsten Punkt Taiwans. Es gibt nicht wirklich viel zu sehen, aber da gewesen sein muss man schon. Jetzt sind es noch 7 km bis nach Kenting. Es ist schon halb 2, wir haben Hunger, aber diese 7 km schaffen wir auch noch. Der Hunger und die Aussicht auf das Schmutzbier treiben uns an. Kurz vor dem Ziel hat dann Hugo schon wieder einen Platten. Amao wird ihn am Abend noch flicken.

Weil unsere Zimmer im Kenting Youth Activity Center noch nicht fertig sind, gehen wir erst einmal lecker Nudelsuppe essen und trinken unser wohlverdientes Schmutzbier. Als Hunger und Bierdurst gesättigt sind, stellt sich eine allgemeine Zufriedenheit ein. Wir haben es schon gut hier!

Als wir zum Hotel zurückkommen, sind unsere Zimmer fast fertig, wir müssen nur noch etwas warten, dann endlich gibt es eine heiße Dusche.

Kenting ist ein Badeort. Direkt am Hotel ist ein kleiner Kiesstrand, nicht weit entfernt ein Sandstrand. Der Ort ist voller Touristen, entsprechend sind auch die Preise. Aber endlich können wir im Pazifik baden. Wobei – Baden ist zu viel gesagt. Bei den Wellen traut sich keiner richtig rein. Aber die Füße reinhängen, das muss schon sein.

Nach dem Abendessen in einem netten Restaurant schlendern wir noch etwas über den überfüllten und lauten Nachtmarkt und beenden so den Tag.

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Ins Tal der wilden Elefanten

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Von Puwen nach Sanchahe, 65 km, 750 HM

Die Karaoke-Session der chinesischen Hotelgäste nach dem Motto „Nicht schön, aber laut“ war heute Nacht um zwei Uhr beendet. Etwas schlaftrunken gehen wir heute zum Markt, um zu frühstücken. Xiao Luo kennt eine Bude, in der es handgemachte Nudeln, Migan oder auch Juanfen genannt, gibt. Der Teig wird flüssig ganz dünn auf ein rundes Blech gegossen, kurz getrocknet, als Ganzes abgenommen, gerollt oder gefaltet und in Stücke geschnitten. Darauf wird eine Kelle Suppe gegeben und die üblichen Nudelsuppenzutaten. Schmeckt ganz gut. Nach dem Essen gehen wir noch über den Markt und ich bin froh, dass ich schon satt bin, angesichts der weiteren Leckereien.

Heute stehen nicht sehr viele Radkilometer auf dem Programm. Der Morgenneben hängt noch in den Wäldern, als wir den etwa 30 km langen Anstieg beginnen. Dieser Teil Yunnans gehört schon zum tropischen Regenwald (obwohl die wissenschaftlichen Definitionen da auseinander gehen), und die Lichtstimmung ist toll. So schrauben wir uns immer weiter hinauf, der Anstieg ist moderat, es regnet nicht, und die Bäume spenden viel Schatten. Oben angekommen haben wir Aussicht auf die letzten Teeplantagen und bewaldete Hügelketten, die endlos scheinen. Als wir gegen halb zwei am Zielort, eine Herberge im Tal der wilden Elefanten, ankommen, ist es richtig heiß geworden.

Harald verschwindet wie ein Wirbelwind im Zimmer um zu waschen. Wir tun es ihm gleich. Beim Mittagessen läuft der Schweiß, man möchte sich kaum bewegen. Oder aber doch, denn jede Art von Fahrtwind tut gut. Wir haben beschlossen, noch ins nahe Schutzgebiet zu gehen, wo es wilde Elefanten gibt. „Die Tiere kommen auch manchmal hierher zur Herberge und fressen das Gemüse“, erzählt die Chefin des Hauses. Aber in den letzten Tagen seien sie fern geblieben. Man muss schon Glück haben, die Dickhäuter zu sehen. Wir radeln also ein paar Kilometer zum Nordeingang des Wild Elephant Valley, um unsere Chancen ein wenig zu erhöhen. Und … wir hatten Glück. Schon am Eingang bekommen wir die Info, dass gerade ein paar Elefanten aufgetaucht sind. Wir düsen im Eilschritt anderthalb Kilometer den Baumwipfelpfad entlang, sind wieder schweißgebadet, aber glücklich. 14 wilde Elefanten aus nächster Nähe am Wasserloch zu beobachten, was will man mehr.

PS: In dieser Gegend leben etwa 80 wilde Elefanten. Das Schutzgebiet hat zwar Zäune, was die Tiere aber nicht an der Wanderung hindert. Manchmal wird sogar die Autobahn gesperrt, wenn die Elefanten queren wollen. Wasserlöcher, wie die Stelle, auf die wir heute geschaut haben, sind feste Anlaufstellen, die die Tiere häufig, aber nicht täglich und nicht zur gleichen Zeit aufsuchen.


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Plattentag

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Die Zimmer hier in der Donghe Farm sind keine Vier-Sterne-Zimmer, aber sie sind sauber und mit einem Fliegengitter am Balkon versehen, was schon mal völlig ausreichend ist. Es gibt Wasser, Teebeutel und Instantkaffee auf den Zimmern. Seit kurzem gibt es hier sogar WLAN. Nur die Matratzen sind extrem hart, sie fühlen sich an wie ein mit einer Wolldecke überzogenen Holzbrett. Ohne Abhilfe, war mir schnell klar als ich ins Bett ging, tun mir am nächsten Tag sämtliche Knochen weh. Also nutze ich die Bettdecke des zweiten Betts als zusätzliche Matratzenauflage und kriege die Nacht gut rum.

Die nächste Überraschung kommt beim Frühstück. Die Köchin tischt gebratene Eier auf, Gemüse, eine süßliche Glutenpampe und Congee, chinesischer Reisbrei. Es ist vermutlich das einfachste, aber auch fadeste Essen, das ich je gegessen habe. Reis wird ohne Salz so lange in Wasser gekocht, bis er extrem weich ist und sich fast aufgelöst hat. Man kann dann Süßes wie z.B. Marmelade oder auch Salziges dazu essen. Außerdem gibt es noch gedämpfte Hefebrötchen, leicht süß im Geschmack. Tee oder Kaffee – Fehlanzeige. Renate holt für sich und Werner den Instantkaffee aus dem Zimmer und will die Wirtin um heißes Wasser bitten. Ina und ich ziehen uns zurück und trinken den Kaffee auf dem Zimmer. Wer weiß, vielleicht kriegt Renate im Restaurant nicht einmal heißes Wasser …

Die Radtour heute beginnt mit einer 20 km langen Abfahrt. Husch sausen wir ins Tal – bis Renate den ersten Platten hat. Amao wechselt den Schlauch, durchsucht den Mantel nach Scherben o.ä., findet aber nichts. Neuer Schlauch rein, aufpumpen, fertig. Als wir geraden weiterfahren wollten fällt uns auf, dass auch Ina einen Platten hat. Dabei hatte ihr Amao noch vor der Abfahrt einen neuen Schlauch spendiert, weil ihr Rad nach dem gestrigen Platten auch wieder keine Luft hatte. Langsam hat reicht es Amao vermutlich. Ina bekommt nur Luft nachgefüllt, in etwa 1 km machen wir eh Pause. Wir fahren weiter, als wir unten ankommen vermissen wir Renate. Dann sehen wir sie, ihr Fahrrad schiebend. Ihr Vorderrad hat schon nach dieser kurzen Strecke wieder keine Luft mehr.

Während wir unser zweites Frühstück zu uns nehmen – Amao hatte uns gedämpfte Hefebrötchen mit Fleisch- und Bambusfüllung besorgt ,sie waren noch warm. Also, während wir aßen, mühte sich Amao erst mit Renates, dann mit Inas Vorderrad ab. Der Mantel wurde innen, außen, seitlich, an jeder erdenklichen Stelle gründlich durchsucht, das Felgenband abgetastet. Nichts. Auch der Mantel sah nicht abgefahren aus. Er flickte den Schlauch, tauschte ihn dann aus, er ist ratlos. Hoffentlich hält das.

Tat es nicht, zumindest nicht bei Ina. Kurz nachdem wir den Rastplatz verlassen hatten, steht sie wieder winkend am Straßenrand. Amao hält an, wir packen Ina ins Auto und ihr Fahrrad aufs Dach. Bis zur Mittagspause muss sie im Auto mitfahren, dann hat Amao Zeit, sich darum zu kümmern.

Nach etwa 25 km erreichen wir wieder die Küste. Wir fahren die Straße bergab, vor uns eröffnet sich ein herrlicher Blick auf die Pazifikküste. Das Wasser ist verlockend türkis. Gerne währe ich einfach gerade aus weiter gefahren und wie über eine Schanze in den Pazifik gesprungen. Aber die Straße macht eine Rechtskurve, der ich folgen muss.

Nach etwa 50 km machen wir Mittagspause. Es gibt eine leckere Nudelsuppe, Maultaschen, Nudeln mit Hackfleischsoße. Während wir essen, kümmert sich Amao um Inas Rad, damit sie weiterfahren kann. Er isst dann, wenn wir weitergefahren sind.

Noch etwa 30 km und wir sind am Ziel. Die Straße verläuft weiter immer dem Pazifik entlang. Sie ist gut befahrbar, teilweise ist viel Verkehr. Plötzlich, wir sind gerade an einer Ampel losgefahren, dröhnen hinter uns Motoren auf, laut. In überhöhtem Tempo rasen sieben, acht, neun Porsche in kräftigen Farben an uns vorbei: hellblau, dunkelblau, grün, einer sogar neongelb. Dann noch welche und noch mal. Auch hier gibt es anscheinend eine Poser-Szene.

Der Himmel ist heute bewölkt, was die Temperatur angenehm macht. Wir waren schnell, schon gegen 15 Uhr sind wir im Hotel. Unser Schmutzbier ist heute ein japanisches, dazu dürfen wir Zimtäpfel probieren, die Amao extra für uns gekauft hat. Wir hatten diese seltsam aussehenden Früchte überall an Verkaufsständen am Straßenrand gesehen und waren neugierig. Das wollten wir unbedingt probieren.

Wir sind hier in der Region der Paiwan, eines der indigenen Völker Taiwans. Sie sind, genauso wie die Ami, nicht matriarchalisch aufgestellt. Das Abendessen im mehr oder weniger einzigen Restaurant in dem kleinen Örtchen, war aber sehr schmackhaft. Als wir gerade aufbrechen wollen um zum Hotel zurückzukehren, fängt es an zu regnen. Wir versüßen uns die Wartezeit mit Bier. Leider verpassen wir durch das Bier, dass es aufgehört hat zu regnen und müssen einen weiteren Regenguss abwarten, bevor wir aufbrechen können.

Wie schon die Tage davor, hat auch dieses Hotel Hot Springs. Die Wassertemperatur der Quellen beträgt knapp 36 °C. Ein paar von uns genießen das warme Wasser in den Pools des hübsch, im japanischen Stil, angelegten Garten. Hübsch sind von außen auch die Bungalows anzusehen, in denen die Einzelzimmer untergebracht sind. Hübsch auch auf den ersten Blick von innen – auch sie im japanischen Stil. Der zweite Blick ist Ernüchterung. Das Zimmer wirkt stellenweise wie ein Provisorium, das Wasser tröpfelt nur aus der Dusche, es kommt höchstens lauwarm. Die Betten sind wieder extrem hart, dünne Matratzen liegen einem großen Holzblock. Heute Nacht habe ich nur eine sehr dünne zweite Bettdecke, die ich als zusätzliche Matratze nutzen kann.

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Endlich Tee

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Von Pu`er nach Puwen, 70 km, knapp über 1.000 HM

Heute Morgen sind die Muskeln schwer. Wir haben alle etwas unruhig geschlafen, als ob man im Traum noch weiterfährt, über den nächsten und übernächsten Hügel. Beim Radeln wird es besser. Nach der Stadtausfahrt auf der großen Straße, die auch viele LKW nehmen, biegen wir ab in die Teehügel. „Das hätten wir aber auch einfacher haben können“, wird Harald am Abend bemerken, als er unseren Umweg durch die Teeterrassen im 3D-Flug auf seinem Handy anschaut. Ja, hätten wir. Dann gäbe es aber auch keine Bilder vom Hauptanbaugebiet des Pu`er Tees. Zuerst fahren wir an einer riesigen Teefabrik vorbei, dann an kleineren. Neugierig schauen wir uns um, in der ersten laufen zwar Maschinen, aber es scheint niemand da zu sein. In der zweiten dürfen wir fotografieren. Aber hier wird Schwarztee hergestellt, der im Gegensatz zum Pu`er Tee durchfermentiert wird. Gepflückt wird der Tee zwischen Februar und etwa November, eben in der Wachstumszeit der Pflanze. Ursprünglich gab es Teebäume, die zur einfachen Gewinnung zu Büschen herunter gezüchtet wurden. Die Büsche werden mit Pestiziden gespritzt, weshalb die Verbraucherzentrale NRW vor einigen Jahren vor dem vermehrten Verzehr von Pu`er Tee gewarnt hat. Heute sind wenig Pflücker unterwegs, die Hochsaison ist wahrscheinlich vorbei. „Traditionell wird der Tee gepflückt, im Wok erhitzt, gerollt, in der Sonne getrocknet und zu Fladen gepresst.“ Erzählt Xiao Luo am Abend, als sie uns Fladen von ihrem eigenen Tee schenkt. Der stammt von Teebäumen, nicht von den uralten wild gewachsenen, sondern von gepflanzten. Pestizide kommen hier nicht zum Einsatz. Sie zeigt uns auch Bilder von über 200 Jahre alten Teebäumen, die selbst ihr Großvater schon gekannt hat.

Wir spazieren eine gute Stunde in den Teeplantagen bei Chabolan Yuan, wo wir eigentlich auch wohnen wollten, wenn das Hotel nicht gerade renoviert würde. Langsam kommt auch die Sonne heraus und das Licht für Fotos wird immer besser. Mit dem Fahrrad dürfen wir allerdings nicht in die Anlage fahren, obwohl China by Bike Gruppen schon x-mal hier gewohnt haben, es gut ausgebaute Wege gibt und außer uns niemand da ist. Wir müssen uns wohl zukünftig nach einem anderen Ort in den Teefeldern umsehen. Nach einem ausgedehnten Spaziergang schlürfen wir die Nudelsuppe, die Xiao Ding uns aus dem letzten Dorf besorgt hat. Denn bis nach Puwen sind es noch 45 Kilometer, die teils steil durch ein Waldschutzgebiet führen. Unterwegs sehen wir neben Tee noch viele blühende Pflanzen, eine riesige Raupe, Kaffeesträucher, Zuckerrohr und Drachenfrucht- und Bananenanbau.  

Am Nachmittag gibt es den mittlerweile schon üblichen Regenschauer. Heute fällt er kräftiger aus, wir nähern uns immer mehr dem tropischen Regenwaldgebiet. Die Temperaturen sind gestiegen und in Puwen erkennt man schon die Einflüsse aus Südostasien, zum Beispiel an der Thai-Bauweise und den Thai-Pagoden. Gegessen wird später, auch mal nach acht, wenn die Luft sich etwas abgekühlt  hat. In den nächsten Tagen wird es wohl noch wärmer, wenn wir weiter wir nach Süden und in tiefer gelegene Gegenden kommen.

PS: Gegenüber schallt es schrill aus dem Karaoke-Tempel, mal sehen, wieviel Schlaf wir heute bekommen.

PPS: Leider hat sich mein GPS heute mal wieder verabschiedet. Laut Haralds Aufzeichnungen sind wir 70 km und 1.081 HM gefahren.

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Im Dorf der Kopfjäger

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Am Morgen stehen unsere Räder startklar vor dem Hotel – frisch gerichtet, alles durchgecheckt. Amao hat am Abend noch hervorragende Arbeit geleistet.

Nachdem zum Frühstück wieder Kaffee und Tee serviert wird, auch wenn es nur Instant-Tüten-Kaffee ist, sind wir glücklich und starten mit unseren frisch gerichteten Rädern. Die ersten 30 km sind flach. Wir fahren der Küste entlang, die Sonne sticht. Wenn mal kein Auto kommt, kann man die Brandung des Pazifiks hören. Dann macht die Straße einen Rechtsknick und es geht hoch in die Berge. Auf einer Strecke von etwa 14 km erklimmen wir ca. 450 Hm. DIe Steigung ist gut zu fahren, die Straße auch, wenn nur die vielen Autos und LKWs wären. Oben kommt uns eine große Gruppe Radfahrer inklusive zweier Giant-Begleitfahrzeugen entgegen. Sie machen das Daumen-Hoch-Zeichen und winken uns zu. Einer davon ruft mir gegen Ende der Steigung zu „you are almost there!“ Oben angekommen, ziehen wir uns erst einmal etwas über, es ist kühl hier oben, und wir sind völlig durchgeschwitzt. Zum Glück hat sich die Sonne schon am Anfang der Einfahrt in den Berg verzogen. Und jetzt geht es wieder bergab. Mittagessen, wir kommen!

Nach etwa 13 km gabelt sich die Straße und wir essen in einem kleinen Restaurant zu Mittag. Die meisten von uns wählen die sauer-scharfe Maultaschensuppe. Sie schmeckt herrlich, auch wenn wir wieder mit Sojasoße nachwürzen, um unseren Salzhaushalt aufzufüllen. Jetzt sind es nur noch 8 km weiter bergab, bis wir am Ziel der heutigen Etappe sind.

Im kleinen Örtchen Xuhai ist unser Hotel. Wir befinden uns immer noch im Gebiet der Paiwan. Die Paiwan, erzählt Rudi, wurden vom Westen der Insel durch die chinesischen Einwanderer an die Ostküste zurückgedrängt. Früher waren die Paiwan recht gefürchtet, denn sie hatten den Ruf als Kopfjäger. Wenn sie von ihren Streifzügen nachhause kamen, brachten sie die Köpfe der getöteten Feinde mit, die dann an Steinsäulen aufgehängt wurden. Nur gut, dass sich das geändert hat.

Unser B&B ist klein und schnuckelig. „Legales Bed and Breakfast“ steht auf dem Schild vor dem Haus. Leider gibt es keinen Aufzug, wir stöhnen. Schon wieder die schweren Koffer die Treppe hochtragen. Aber Amao ist so hilfsbereit und unsere Koffer hoch. Die meisten auf jeden Fall. Ihm gebührt heute unser großer Dank!

Zum Abendessen fahren wir ein kurzes Stück ans Meer und essen dort in einem Restaurant zu Abend. Vor dem Restaurant sind kleine Aquarien mit Fischen, ein Fischrestaurant also. Für mich als nicht Fisch-Esser ist die Auswahl heute nicht besonders groß, aber ich werde trotzdem satt und das Essen ist gut. Rudi bestellt drei Portionen Fisch. Fischbällchen, Fischallerlei mit Mayonaise, Als letztes wird uns ein Schnapper (Seehühnchen) serviert. Der Fisch wird uns in seiner voller Größe auf dem Stövchen, mit den nicht mehr vorhandenen Augen schaut er mich an. Er wurde gegart in einem Sud aus Ingwer und allerlei fremdartigen Gewürzen. Die anderen sagen, er hätte hervorragend geschmeckt.

Zum Glück waren wir mit dem Abendessen recht früh dran. Das Küchenpersonal ist aber jetzt schon etwas hektisch, denn es sind zwei Busse zum Essen angekündigt. Diese kommen, als wir gerade gegessen haben. Das Restaurant füllte sich mit Menschen, es wird laut. Der erste Bus mit ca 50-60 Personen fand im Restaurant noch genügend Platz. Wir sehen zu, dass wir bezahlen und hier verschwinden. Jetzt wird jede Unterhaltung unmöglich. Der zweite Bus kam, als wir gerade das Lokal verlassen. Jetzt wird es hier richtig kuschelig, der Lärmpegel steigt vermutlich ins Unendliche.Kommentar von Hans: Schlimmer als bei der Lufthansa mit Doppelbuchung. Nix wie weg hier.

Als wir wieder im Hotel sind, ist es noch nicht einmal 19 Uhr. Wir kaufen im lokalen Lebensmittelgeschäft noch einen Absacker, den wir in unserem B&B trinken. Den haben wir auch nötig, den vor unserem B&B steht ein Bus. Wenn die alle hier untergebracht sind, kann die Nacht laut werden.

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Ausklang

Auf dem Dach der Welt, vom 17.09. bis 10.10.2019

Kathmandu

Ausklang. So kann man es wirklich nennen. Nachdem wir nun die letzten drei Tage auf extremen Pisten in die nepalesische Hauptstadt eingeradelt sind, finden wir uns heute in der morgendlichen Hitze im Swayambhunath wieder, einer großer Tempelanlage im Westen Kathmandus, von der man, da auf eine Hügel gebaut, einen wunderbaren Blick über die Stadt hat. Gebaut ist wohl nicht das richtige Wort, denn die Legende besagt, dass der Monkey-Tempel, wie das Heiligtum wegen der vielen hier lebenden Rhesusaffen auch genannt wird, nicht von Menschenhand geschaffen wurde. Vielmehr erschuf sich dieser Ort aus sich selbst.

Jetzt stehen wir hier. In unseren Ohren erklingt das leichte Läuten der Tempelglöckchen, das hektische Flattern der Gebetsfahnen, die auch hier überall gespannt sind und nicht zuletzt das sirrende Dröhnen und Klingen der Klangschallen, die zu Hauf zum Verkauf angeboten werden. Ausklang. Eine Französische Reisegruppe älterer Damen malt und zeichnet, gescharrt um einen jugendlichen Lehrer, motiviert die zentrale Stupa ab. Wir werden sie später in der Altstadt vor dem einen oder anderen Tempel in gleicher Konstellation wieder treffen.

Hier, wie überall in Kathmandu, sind die Folgen der Erdbebens von 2015 nach wie vor unverkennbar. Auch wenn überall emsig aufgebaut und restauriert wird, zeugen eingestürzte Bauten und traurige Ruinen nicht nur vom Glanz längst vergangener Zeiten, sondern auch von der Kraft und Unbarmherzigkeit der Naturgewalten.

Wir steigen die Stufen des Tempels hinab, fahren nach Boudnath in den Nordosten Kathmandus. Einer der mit 36 m Höhe größten Stupas machen wir hier unsere Aufwartung. Traditionell umrunden wir das Gebäude im Uhrzeigersinn, tuen das gleiche nochmal auf dem Dach. Ein angenehmer Luftzug weht. Die Sonne scheint. Gestört wird das Idyll nur durch das ein oder andere Flugzeug – der Flughafen liegt recht nah, gemahnt uns an die nahende Abreise.

Die vielen Eindrücke müssen verarbeitet werden und so führte uns Bhasker, unser nepalesischer Guide, in ein Kaffee auf einern der Dachterrassen, hier genießen wir noch einmal einen schönen Blick auf die Stupa, während wir eisgekühlte Limonade und heißen Cappuccino schlürfen.

Zu guter Letzt in die Altstadt. Es ist bereits Nachmittag, wir sind schon einigermaßen geschafft, können uns aber dieses letzte Highlight nicht entgehen lassen. Leider sind die meisten Sehenswürdigkeiten heute nicht zu besichtigen. Wegen der gerade stattfindenden Feiertage laufen die Geschäfte nur auf Minimal-Betrieb, die meisten Mitarbeiter haben frei. Das wird auch deutlich, wenn man die Aufsteller vor vielen Restaurants sieht: only Beverage, no Food. Selbst die Kumari, kindliche Göttin, zeigt sich uns heute nicht. Dennoch bekommen wir einen guten Eindruck von der Stadt. Schlagen uns durch dunkle, enge Gassen ins Hotel zurück.

Es ist schon spät am Nachmittag. Letzte Einkäufe wollen besorgt werden. Gepackt muss gepackt werden. Das letzte gemeinsame Mahl – unser Abschiedsessen steht noch an.

Wir blicken auf drei Wochen gefüllt mit Erlebnissen, unvergesslichen Eindrücken und einmaligen Ausblicken zurück. Einmal von Lhasa bis Kathmandu. Einmal von der unermesslichen Weite Tibets in das bunte Chaos der nepalesischen Kultur. Mystisch anmutende Berglandschaften, deren Karg- und Klarheit fast schon im Auge schmerzt gegen quirlig, buntes, nach Gewürz duftendes Leben. Wir sind auf einige Grenzen gestoßen. Erstmal die chinesisch-tibetische. Die war schonmal sehr beeindruckend. Aber auch auf die Grenzen unserer Körper, die uns bewußt wurden mit jedem Meter, den wir über 4000 m weiter und höher und immer höher krochen. Und die Grenzen der Kulturen: Tibet – Nepal, so viele Unterschiede in so vielen Belangen.

Ich sehe den Flugzeugen nach, die über mir am Himmel kreuzen. Bald wird mich eins zurück ins kalte Europa bringen. Zeit all das Erlebte Revue passieren zu lassen Es gibt einiges zu tun.

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Über tausend Hügel musst du fahr`n

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Von Jinggu nach Pu`er, 133 km, 2.079 Höhenmeter

… oder wenn Ning`er nicht will, wollen wir auch nicht. Oder: einmal abgefahren, zweimal angekommen, wie Wilfried vorgeschlagen hat. Der heutige Tag hätte viele Titel verdient, vielleicht sogar Königsetappe, Neuland Teil 2… ich kann mich schier nicht entscheiden.

Heute Morgen haben wir uns noch ganz entspannt eine Stunde Zeit für das Frühstück gelassen. Es gab Buffet im schönen überdachten Innenhof, Kaffee und Nudelsuppe. Was will man mehr. Da standen noch knapp 90 km und unbekannte Höhenmeter auf dem Plan. Neuland eben. Die erste Überraschung war der 19 km lange Anstieg, wir haben jeden möglichen Hügel mitgenommen, etwa 600 HM, und eine tolle Abfahrt. Unten angekommen geht es am Fluss weiter, die Nudelsuppe  mit ausgedehnter Mittagspause bei Kilometer 54. Soweit so gut. Wir wissen nur, dass noch ein Anstieg bis zu unserem Zielort Ning`er kommen muss. Weil der Fluss einen anderen Weg nimmt als die Straße. Also schrauben wir uns immer weiter hinauf, bis wir wieder auf über 1.400 Meter Höhe sind. Zum zweiten Mal heute. In Ning`er angekommen zeigt das GPS gut 1.400 HM. Die Landschaft war schön und der Verkehr hielt sich in Grenzen, obwohl es gestern ruhiger war. Wenn die Autobahn einmal fertig ist, wird es hier wohl noch ruhiger.  

Aber das war es noch nicht für heute. „Ausländer dürfen bei uns nicht wohnen“, ist die monotone Antwort der Rezeptionistin im Hotel in Ning`er. Hallo, bei der Reservierung ist extra danach gefragt worden. Nach vielen Telefonaten, unter anderem mit der hiesigen Polizei, bleibt es dabei. Unsere gute Seele Xiao Luo läuft zu Höchstform auf. Was ist denn das für eine Servicehaltung, erst ja dann nein, und überhaupt, wir sind doch hier in Yunnan und nicht irgendwo. Es bringt alles nichts. Ich habe vor ein paar Jahren zweimal in Ning`er übernachtet, und keine besonders gute Erinnerung daran. Die Stadt ist das ehemalige Pu`er und musste den Namen an die heutige Hauptstadt des Pu`er Tees, ehemals Simao, abgeben. Völlig zurecht, wie ich mittlerweile finde. „Wenn Ning`er nicht will, wollen wir auch nicht“, denke ich bei mir. „Dann geht es eben weiter nach Pu`er“. Nochmal 40 km. Die anderen sind willig, also nichts wie weg hier.

Da war es schon weit nach vier. Was soll ich sagen. Wir sind um kurz nach sieben in Pu`er angekommen. Nach insgesamt 2.079 Höhnmetern und 136 km (Xiao Ding hat die Kilometerzahl nach einem Blick auf das Autonavi auf 133 herunterkorrigiert), und mit dem letzten Licht. Puh. Durchatmen, Räder versorgen, Dehnen, Schmutzbier hinunterstürzen, Duschen und Essen. Und einen guten Schluck von Xiao Dings Baijiu trinken. Ich freue mich über das nette Hotelpersonal, die Stadtatmosphäre und auf das Bett. Mal sehen, was die Muskeln morgen sagen. Das soll es für heute sein. Gute Nacht.    

PS: Wir haben zwar eine Strecke in Laos mit über 2.000 HM im Programm, aber ich weiß von keiner ähnlichen Etappe in China.

PPS: Übrigens gab es heute abend ein Gericht aus Teeblättern und Rührei. Den Tee haben Xiao Luo und Klaus selbst gepflückt und im Restaurant abgegeben. Lecker, obwohl Xiao Luo meint, das Ei sei zu stark gebraten und weniger Öl hätte es auch getan. Leider war ich so hungrig, dass ich vergessen habe, Fotos davon zu machen.


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Soviel Schlaf wie sonst nie

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Gestern Abend sah ich noch die Attraktion für uns Touristen in Ruisui: die Müllabfuhr. Ina und ich hatten es in Taipei schon gesehen, dort ist es wegen der größeren Menschenmassen spektakulärer. An fünf Tagen die Woche kommt sie, immer abends. Zwei Fahrzeuge, eines für Restmüll, eines für Recycling. Man hört sie schon von Weitem, in Endlosschleife wird Tekla Bądarzewskas Gebet einer Jungfrau aus den Lautsprechern der Wagen gespielt. Die Leute stehen schon vor ihren Häusern oder rennen schnell auf die Straße. Hier werden keine Mülltonnen geleert, jeder wirft seinen Müllbeutel selber in den Wagen. Wenn man die Nachbarn kennenlernen will gibt es wohl keine bessere Gelegenheit als die Müllabfuhr

Wir haben einen Fahrerwechsel auf der Tour. Wei Xin verlässt uns für ein paar Tage, jetzt fährt Amao das Begleitfahrzeug. Er ist ein junger, sympathischer Mann, sehr zuvorkommend. Sein Englisch ist besser als das von Wei Xin, man kann sich besser mit ihm unterhalten. Aus Frauensicht gesehen: Wei Xin sieht auf eine natürliche Weise sehr muskulös und durchtrainiert aus, ohne wie ein Muskelprotz zu wirken. Amao ist nicht ganz so muskulös, Renate würde sagen, „so wie er ausschaut, isst er sicherlich gerne“. Wobei, richtig dick ist er auch nicht.

Damit mich keiner falsch versteht: Auch Wei Xin ist ein sehr sympathischer und angenehmer junger Mann, aber eben völlig anders, etwas ruhiger vielleicht. Hans fragte uns Frauen, ob wir schon sein Gewicht, seine Muskelmasse und sein Trainingsprogramm herausgefunden hätten. … Ich meine, wir können ja nicht gleich am ersten Tag mit der Tür ins Haus fallen 🙂

Also, mit neuem Fahrer und neuem Fahrzeug starten wir heute in Richtung Berge. Wir überqueren wieder das breite und fast ausgetrocknete Flussbett des Xiugulan-Flusses. Etwa 50 km geht es eben durch das East Rift Valley. Unsere Straße schlängelt sich durch Reisfelder, die Gipfel der Berge links und rechts sind von Wolken verdeckt. Es ist bewölkt, so dass die Temperatur zum fahren angenehm ist.

Nach ca. 50 km, im Örtchen Fuli, machen wir eine frühe Mittagspause. Wir finden ein nettes Restaurant. Eine kleine, zierliche Frau betreibt den Laden, sie kocht hervorragend. Der Großteil von uns isst Jiaozi, also die chinesischen Teigtaschen, Hugo und Rudi eine Nudelsuppe, die auch sehr lecker aussieht. Ich muss gestehen, als Schwabe bin ich es ja gewohnt, Maultaschen mit Kartoffelsalat zu essen, aber Maultaschen in Sojasoße mit Knoblauch zu tunken, dazu Sambal Oelek, das ist schon auch lecker. Und dazu natürlich Kaffee von Mr. Brown.

Ina und ich fragen die Wirtin, ob wir sie in ihrer Küche fotografieren dürfen. Sie stimmt erfreut zu, will aber auch gleich ein Bild mit uns beiden machen.

Ab jetzt beginnt der Aufstieg in die Berge, der sich über etwa 15 km hinzieht. Die Landschaft ist wieder traumhaft schön. Wir fahren vorbei an tiefen Schluchten, der Berg ist durch die vielen Kurven gut befahrbar. Unterwegs hat Ina einen Platten und konnte froh sein, dass das Begleitfahrzeug noch hinten war, so konnte ihr schnell geholfen werden. Ich bin gespannt, bis jetzt hat noch nie ein geflickter Platten beim ersten Mal geholfen. Noch hält die Luft…

Die letzten Kilometer zu unserer Unterkunft geht es mit atemberaubendem Blick auf die Berge wieder etwas hinunter ins Tal. Untergebracht sind wir heute in einem Gästehaus der Ami, einer Gruppe der taiwanischen Urbevölkerung. Als wir zum Abendessen in deren Restaurant gehen – wir sind die einzigen Gäste – werden uns neben einer Schüssel Reis noch zwei Gemüsegerichte und ein Teller mit Zwiebelfleisch serviert, dazu Kohlrabisuppe. Wir schauen erst die auf dem Tisch stehenden Teller an, dann uns und fragen uns schließlich, wann Nachschub kommt. Immerhin sind wir mit unserem Fahrer acht hungrige Leute mit 73 km und gute 800 Hm in den Beinen. Den Nachschub müssen wir extra bezahlen, im Übernachtungspreis war nur dieses eher enthaltsame Abendessen enthalten. Ohne Getränke wohlgemerkt. Getränke können sie uns keine anbieten. Damit wir doch zu unserem verspäteten Schmutzbier kommen, fuhr Amao für uns ins nächste Dorf. Er ist unser Held, wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.

Jetzt sind wir mitten in Nirgendwo, Abendessen war schon um 17 Uhr und Rudi will uns keinen chinesischen Kulturvortrag halten sondern empfiehlt stattdessen deutsches Fernsehen im Hotel-TV. Aber wie sagte Renate heute morgen: So viel Schlaf wie hier bekommt man sonst nie. Deshalb. Gut‘s Nächtle 🙂

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Heute: Fahrrad-Bus-Hotel

Auf dem Dach der Welt, vom 17.09. bis 10.10.2019
70 km nach Kathmandu

Frühstück gibt es heute auf der Terrasse. Reichlich. Brot, Ei. Müsli, Obst, Marmelade. Der letzte Radtag heute. Und etwa 70 km stehen an. Diesmal fahren wir die lange Strecke. Die kürzerer, landschaftlich schönere, verkehrsarme ist wohl übers Jahr unbefahrbar geworden und miserable Straßenverhältnisse hatten wir ja schon, das will keiner mehr. Erst gehts idyllisch am Fluß entlang. An Hängebrücken vorbei. Statt Yaks stehen jetzt Wasserbüffel im Vorgarten. Immer wieder Reis im saftigen grün. Obstbäume und Bananenstauden säumen den Weg.

Es ist heiß geworden. Wir verlassen den Fluß und hoffen, dass die Schnellstraße nach Kathmandu, neben einen relativ guten Belag auch möglichst verkehrsfrei ist während der Feiertage. So die Hoffnung. Etwa 20 km vorm Ziel sitzen wir dann doch alle wieder im Bus. Zu heiß, zu schmutzig zu laut, es reicht. Wir fahren also mit dem Bus und etwa gedrückter Stimmung in Kathmandu ein. Das Hotel empfängt als wäre Oase der Ruhe. Wir bekommen erstmal einen Eistee serviert, dicht gefolgt von einem leckeren Everest-Beer, unserem Favoriten. Langsam tritt Entspannung ein.

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Holder die Polder, … Platsch!

Auf dem Dach der Welt, vom 17.09. bis 10.10.2019
53 km nach Trisuli

Der Morgen erwacht in Dhunche und die Berge lösen sich aus ihren nächtlichen Schatten. Man kann jetzt schon spüren, dass es warm werden wird und feucht. Ganz anders als in Tibet. Wir sind wie in einer anderen Welt. Zum Frühstück gibt es leckeres Omelett, frittiertes Brot uns Bananen. Dazu das Panorama der schneebedeckten tibetischen Berge, die uns noch immer begleiten.

Dann geht es los. An den Berghängen entlang, mitten durch ein Naturschutzgebiet in dem geschützte Arten wie rote Pandas und Schneeleoparden leben sollen. Die beschützen sich aber in erster Linie selbst indem sie sich nicht sehen lassen, denn über die aufgerissenen Schlamm und Steinlawine, die hier Straße genannt wird, wälzt sich gefühlt der halbe Touristenverkehr Nepals. Und nicht jedes Gefährt macht die Straßenverhältnisse so gut mit wie unsere Räder, die bisher Gottseidank bis auf kleinere Aussetzer gehalten haben. Ein kleiner Truck voller französischen Abenteuer liegt fahrunfähig in einer Kurve während der lokale Reparateur schon das Schweißgerät ausgepackt hat.

Langsam wälzen sich die Nebelschwaden über Weg und Abhänge. Wir fahren weiter durch Schlamm, Sand, Geröllhaufen und durch Wasserfälle, die sich über den Weg ergießen. Man muss höllisch aufpassen, sonst passiert es ganz schnell, dass man dann doch nicht mehr auf dem Rad sitzt, sondern wie Uli und ich irgendwo daneben. Die Pfütze in der ich gelandet bin war zum Glück nicht besonders tief und nicht schlammig…

Dann haben wir den Pass geschafft. Die Abfahrt wird sonnig und führt durch landwirtschaftlichen Gebiet. Reis- und Hirsefelder, Bananen und Obstbäume, das ein oder andere Dörfchen schmiegt sich an die Straße. Dann noch über eine flache Sandpiste und dann sind wie auch schon da. Unser Hotel hat einen Garten zum entspannen und wir genießen unser schmutziges Schmutzbier, während die Moskitos uns genießen.

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