Ins Tal der wilden Elefanten

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Von Puwen nach Sanchahe, 65 km, 750 HM

Die Karaoke-Session der chinesischen Hotelgäste nach dem Motto „Nicht schön, aber laut“ war heute Nacht um zwei Uhr beendet. Etwas schlaftrunken gehen wir heute zum Markt, um zu frühstücken. Xiao Luo kennt eine Bude, in der es handgemachte Nudeln, Migan oder auch Juanfen genannt, gibt. Der Teig wird flüssig ganz dünn auf ein rundes Blech gegossen, kurz getrocknet, als Ganzes abgenommen, gerollt oder gefaltet und in Stücke geschnitten. Darauf wird eine Kelle Suppe gegeben und die üblichen Nudelsuppenzutaten. Schmeckt ganz gut. Nach dem Essen gehen wir noch über den Markt und ich bin froh, dass ich schon satt bin, angesichts der weiteren Leckereien.

Heute stehen nicht sehr viele Radkilometer auf dem Programm. Der Morgenneben hängt noch in den Wäldern, als wir den etwa 30 km langen Anstieg beginnen. Dieser Teil Yunnans gehört schon zum tropischen Regenwald (obwohl die wissenschaftlichen Definitionen da auseinander gehen), und die Lichtstimmung ist toll. So schrauben wir uns immer weiter hinauf, der Anstieg ist moderat, es regnet nicht, und die Bäume spenden viel Schatten. Oben angekommen haben wir Aussicht auf die letzten Teeplantagen und bewaldete Hügelketten, die endlos scheinen. Als wir gegen halb zwei am Zielort, eine Herberge im Tal der wilden Elefanten, ankommen, ist es richtig heiß geworden.

Harald verschwindet wie ein Wirbelwind im Zimmer um zu waschen. Wir tun es ihm gleich. Beim Mittagessen läuft der Schweiß, man möchte sich kaum bewegen. Oder aber doch, denn jede Art von Fahrtwind tut gut. Wir haben beschlossen, noch ins nahe Schutzgebiet zu gehen, wo es wilde Elefanten gibt. „Die Tiere kommen auch manchmal hierher zur Herberge und fressen das Gemüse“, erzählt die Chefin des Hauses. Aber in den letzten Tagen seien sie fern geblieben. Man muss schon Glück haben, die Dickhäuter zu sehen. Wir radeln also ein paar Kilometer zum Nordeingang des Wild Elephant Valley, um unsere Chancen ein wenig zu erhöhen. Und … wir hatten Glück. Schon am Eingang bekommen wir die Info, dass gerade ein paar Elefanten aufgetaucht sind. Wir düsen im Eilschritt anderthalb Kilometer den Baumwipfelpfad entlang, sind wieder schweißgebadet, aber glücklich. 14 wilde Elefanten aus nächster Nähe am Wasserloch zu beobachten, was will man mehr.

PS: In dieser Gegend leben etwa 80 wilde Elefanten. Das Schutzgebiet hat zwar Zäune, was die Tiere aber nicht an der Wanderung hindert. Manchmal wird sogar die Autobahn gesperrt, wenn die Elefanten queren wollen. Wasserlöcher, wie die Stelle, auf die wir heute geschaut haben, sind feste Anlaufstellen, die die Tiere häufig, aber nicht täglich und nicht zur gleichen Zeit aufsuchen.


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