Shopping Queen

Auf dem Dach der Welt, vom 17.09. bis 10.10.2019
Fahrt nach Tingri, übern Daumen gepeilt 50 km

Es ist 7 Uhr, wir schälen uns verschlafen aus unseren Schlafsäcken, erheben uns von unseren Schlafstätten. In der Stube brennt schon der Ofen. Heißer Ingwertee, Kaffee, warmes Brot, Eier. Nach dem Frühstück noch schnell ein Foto mit unserer Gastgeberin, dann geht es ab in den Bus und wir schlängeln uns Serpentinen hoch und wieder hinunter, zurück über den Gyol La in Richtung Bebar. Wunderbar blau ist der Himmel und kein Lüftchen weht.

Doch obwohl die Landschaft ganz wunderbar ist und das Spiel von Licht und Wolken auf den Bergen einfach nur zauberhaft, will bei uns keine richtige Stimmung aufkommen. Außer bei Uli, der findet: Es ist ein schöner Tag.
Wir strampeln also in Richtung Tingri. Von hier hat man wieder einen wundervollen Blick auf die Schneeberge. Und wie gesagt, das Wetter ist einfach traumhaft, blauer Himmel und Sonne. Wir können’s nur noch nicht so richtig genießen.

Nachdem wir uns im Hotel einsortiert haben, noch ist es früher nachmittag, beschließen wir, Tingri zu erkunden. Eigentlich besteht der Ort aus einer Straße an der sich ein paar verschlafenen Wohnhäuser, Restaurants und Einkaufsläden reihen. Auch einen Autoschrauber finden wir. Auf der Straße wird frisch Geschlachtetes verkauft.

Als wir so die Straße entlang schlendern stehen wir plötzlich vor einem riesigen Verwaltungsgebäude und ein wenig später auf einem weitläufigen, neugebauten Platz um uns schließlich in einer überdimensioniert wirkenden, noch unbewohnten Satellitenstadt wiederzufinden. Alles ist leer hier, nur eine kleine Werkstadt lebt, in der junge Menschen mit Behinderung Taschen nähen. Susann und Sven schlagen sofort zu und erstehen ein paar sehr hübsche Stücke. Wer sagt’s denn? Selbst mitten in der Pampa ist shopping möglich!

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Sonnenbrand, heiße Quellen, Grillhähnchen

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Morgens um 7 klopft es an der Zimmertür, die sehr nette und bemühte Hauswirtin bringt das Frühstück: Eine Tüte mit warmer Sojamilch und ein Sandwich mit Ei und Schinken. Tee und Kaffee gibt es in Form von Teebeuteln und Beutelchen mit löslichem Kaffee im ersten Stock.

Gestern Abend hatten wir hatten uns auf einen schönen Ausblick auf das Meer am Morgen gefreut. Aber statt des klaren Blicks ist es diesig, man sieht nicht viel. Die Taiwaner behaupten, es wäre der Smog vom Festland, aber da Taiwan das größte Kohlekraftwerk der Welt besitzt, und auch die Industrie kräftig Abgase ausstößt, ist es fraglich, ob wirklich nur das Festland an der schlechten Sicht verantwortlich ist.

Wir verlassen Jiufen und fahren hoch zum Buyan-Pavillon, der einen Pass markiert. Nach einer kurzen Erholungspause geht es endlich in Richtung Tal. „Lasst euch vom Rausch der Geschwindigkeit nicht leiten“ sagt Rudi. Er hat recht, die Kurven sind teilweise recht richtig eng, trotzdem macht die Abfahrt einen Riesenspaß. Für Asien ist es hier außergewöhnlich still, wir genießen die Idylle. Stellenweise hört man nichts außer Vogelgezwitscher und das Rollen der Reifen. Schmetterlinge fliegen an uns vorbei, am Straßenrand Obstbäume, Palmen, Gärten, aber auch viele Gräber. Ein paar Rennradfahrer kommen uns schwitzend entgegen. Das haben wir schon hinter uns.

Nach knapp 30 km haben wir wieder die Küste erreicht und umfahren die nordöstliche Spitze Taiwans. Vom Kap Santiago radeln den Pazifik entlang, immer der Cycling Route No 1 folgend. Wir machen einen kurzen Abstecher zu einem Leuchtturm, was uns einige zusätzliche Höhenmeter beschert. Die Sicht von oben war leider nicht besonders gut, es ist diesig, die Chinesen sind Schuld. Siehe oben.

Nach etwa 73 km erreichen wir Jiaoxi. Verschwitzt aber glücklich genießen wir unser lang ersehntes Schmutzbier im Schatten vor dem Hotel.

Für Hans war heute ein Pechtag. Nachdem der erste Platten geflickt war, folgte bald darauf der zweite und dann der dritte. Wei Xin war ratlos. Aber Hoffnung naht: morgen früh wird das Hinterrad ausgetauscht!

Zum Abendessen gab es eine lokale Spezialität. Ein ganzes gegrilltes Hähnchen wurde uns serviert, mit Kopf und Beinen, um es dann vor unseren Augen zu zerteilen. Dazu gab eine Salz-/Pfeffer-Mischung und eine Soße zum Eintunken des Fleischs.

In einer Stunde, ab 20 Uhr, wird im Hotel noch ein verfrühter Mitternachtssnack serviert. Wir sind zwar alle satt, aber etwas Süßes geht immer.

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Die Entdeckung von Weishan

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Ruhetag in Weishan mit Besichtigung des Weibaoshans

Für mich war es ein echter Ruhetag. Denn wegen der Erkältung bin ich von den anderen zu einem Tag Radpause verdonnert worden. Na ja, nicht wirklich verdonnert, sondern gut beraten, was ich gern angenommen habe. Das war wohl das Beste, denn mittlerweile geht es mir wieder gut. So habe ich diesmal die Bilder von Klaus und die Erzählungen der anderen. Den knapp 700 m Aufstieg mit dem Rad haben sie locker in einer Stunde zehn Minuten gemeistert, auf teils staubiger Piste, und von den 22 daoistischen Tempeln des Weibaoshans bestimmt sechs angesehen. Gegen halb zwei waren die Herren auch schon vom Ausflug zurück. Ich wäre gern dabei gewesen, hier die Eindrücke:

Beim zweiten Teil des Tages bin ich wieder dabei. Freizeit stand auf dem Programm, die haben wir mit einem Kuchen im Innenhof und einem Friseurbesuch für Klaus und Emmerich gefüllt. „Ich bin schon 30 Jahre hier in Weishan im Geschäft“ meint der Friseurmeister in der Fußgängerzone. „Ich habe euch gestern schon hier vorbei spazieren gesehen, aber da ward ihr euch wohl noch nicht sicher“. Recht hat er, wir haben gestern abend schon Ausschau nach guten Friseursalons gehalten. Nach vielen Fotos und einigen Videos sind Emmerich und Klaus zufrieden, und der Friseurmeister und seine Lehrlinge auch.

„Etwas zum Trinken wäre jetzt fein“, meint Emmerich. Weil wir noch Zeit bis zum Abendessen haben, gesellen wir uns zur teetrinkenden Bevölkerung von Weishan dazu. Die ganze Straßenecke ist voller Teetische und Liegestühle, die Stimmung feiertagsentspannt, die Temperaturen mild, es ist einfach gemütlich. Beim Abendessen kämpft Harald tapfer mit dem Fisch, der im Gegensatz zu gestern nicht sauer-scharf, sondern Chilli- und Sichuanpfeffer-scharf ist. Beim Flanieren stoßen wir zufälllig noch auf eine Art Biergarten mit Livemusik, in dem wir den restlichen Abend verbringen, nur die Trinkspiele des Animateurs scheinen weder uns noch die restlichen Gäste wirklich anzusprechen. Auch beim Feiertagsspecial, 12 Flaschen Bier für 78 Yuan, passen wir heute. Trotzdem, Weishan gefällt uns immer besser.

PS: Heute nacht tönte ein Schrei aus Emmerichs Zimmer: er hatte nächtliche Besucher, denn das offene Dach des rustikalen Holzhauses lässt genügend Platz für neugierige Nagetiere. Also folgt ein Umzug in den unteren Stock, der ist sicher. Hm, dass Emmerich da so empfindlich ist, dachte ich noch bei mir. Etwas später werde ich eines Besseren belehrt. Denn auch bei mir gibt es auf dem Dach Getrappel, und eine Nasenspitze lugt aus den Dachbalken hervor. Das geht viermal so, dann habe auch ich genug, kann Emmerich verstehen, packe meine sieben Sachen und schlafe friedlich im unteren Stockwerk weiter.


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Mit Sack und Tüten quer durch Passum

Auf dem Dach der Welt, vom 17.09. bis 10.10.2019
Tagesausflug zum höchsten Kloster der Welt, echt jetzt?

Ich wache auf, es ist mitten in der Nacht. Mein Kopf tut weh. Wahrscheinlich die Erkältung in Kombination mit der Höhe. Einmal von 4000 m auf über 5200 m und dann wieder auf 4400 m runter, das geht ganz schön aufs Gemüt. Ich liege also wach und lausche meinem pochenden Schmerz im Schädel und denke: Irgendetwas stimmt hier nicht.

Dann fällt mir auf, alles ist dunkel. Ich bediene alle Schalter, nichts geht – Stromausfall. Gut. Egal. Ich konzentriere mich darauf wieder einzuschlafen. Wälze mich im Bett hin und her. Auf einmal Wosch!!!! Festbeleuchtung! Alle Lichter brennen. Der Strom ist wieder da. Und ich bin wohl doch eingeschlafen.

Am nächsten Morgen bin ich erstaunlicherweise ziemlich entspannt und ausgeschlafen. Das Frühstück ist reichlich: Eier, Toast, Eierkuchen, Marmelade, Gebäck, Nüsse, auf Wunsch gefüllte Teigtaschen und vieles mehr. Dann geht’s ab in den Bus und los in Richtung Mt. Everest.

Der Weg führt uns in weiten Serpentinen durch eine endlose braune Mondlandschaft immer weiter bergauf bis wir den Gyol La Pass erreicht haben. Auf der andern Seite sind sie dann, noch von Wolken umflort, doch ab und an erhaschen wir einen Blick: fünf Achttausender und unter ihnen der höchste, der Mt. Everest. Wir stehen zwischen wedelnden Gebetsfahnen und können uns kaum losreißen. Hoffen immer noch auf einen besseren Blick, ein besseres Foto.

Langsam wird es aber kalt im Wind und es geht zur nächsten Station. Zum höchsten Kloster der Welt, dem Kloster Rongbuk. Hier ist auch das Höchste Klo der Welt und das höchste Restaurant. Letzteres haben wir getestet (Susann wagt sich trotz stark lädierter Lippe an ein superscharfes Rindfleischgericht, mutig!). Wir stehen straff im Gegenwind, bewundern das Panorama. Vor uns der höchste Gipfel der Welt und wir wissen, dass wir ihn wahrscheinlich nie wieder so nahe kommen werden. Irgendwo hinter ein paar Serpentinen, 10 km weiter liegt das Mt. Everest Basecamp, was wir Normalo-Reisenden nicht betreten dürfen.

Jetzt sitzen wir gemütlich um den Yakdung-Ofen in unserem netten Homestay in Passum. Es wird langsam mollig warm und wir sind froh, dass wir nach dem zweiten Versuch und einem leicht chaotischen Umzug endlich in der richtigen Herberge gelandet sind. Wir sichten Fotos, trinken Ingwertee, lassen die letzten Tage Revue passieren und gleich gibts Essen.

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Da waren`s nur noch fünf

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Von Dali nach Weishan,72 km, ein Anstieg, etwa 600 HM insgesamt

Das ist wieder so in Tag, an dem die Bildauswahl schwer fällt. Zuerst die Verabschiedung von Claudia und Ulrike, die ihren langen Heimweg antreten. Wir wünschen Euch eine gute Reise und ein schönes Ankommen zu Hause. Es war eine sehr schöne Zeit mit Euch. Xiao Luo und die kleine WenWen werden heute auch noch nach Hause fahren und in ihrer Heimatstadt Jingdong auf uns warten. Ab jetzt sind wir noch zu fünft auf dem Rad unterwegs, und zwar „Entlang der Teestraße“, dem jetztigen Abschnitt der langen Reise Mythos Mekong.

Zuerst radeln wir noch etwas schweigsam vor uns hin. Ich habe Claudias Rad übernommen und den Eindruck, es fährt fast von allein. Die Straße nach Dali Neustadt ist vierspurig, der Verkehr hält sich für die Feiertagswoche aber in Grenzen. Sicher sind alle schon am See und machen Fotos. Hinter Dali Neustadt beginnt unser heutiger Anstieg. Auch der fährt sich gut, denn der Belag ist neu und der Schwerverkehr nimmt die parallel verlaufende Hauptstraße. Dafür besteht der Belag der alten Straße abwärts noch aus Staub, Schotter und Schlamm, so dass wir etwas langsamer am Stausee und den vielen Reisfeldern vorankommen. Unten angekommen fahren wir durch Dörfer der muslimischen Minderheit, hier und da steht eine Moschee und die Frauen tragen Kopftuch. Auf der Passhöhe hatten wir noch mit Regen gerechnet, der Wind war kühl, aber so langsam wird es warm und in der Sonne heiß. Im Vergleich zu den Dörfern am See ist dies eine echte Landpartie, überall wird Mais getrocknet und Reisstroh aufgestellt, vom hippen Leben am nahen Ohrensee bei Dali ist hier nichts zu spüren.

Auch an unserem Zielort Weishan, eine einst blühende Karawanserei auf der Teestraße, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Keine Hochglanzläden, keine sich durch die alten Gassen schiebenden Massen. Heute ist der 21. Reisetag, wir haben schon unglaublich viel gesehen, denke ich so bei mir. Etwas lustlos wandern wir durch Weishan. Zumindest mir geht es anfangs so. Vielleicht waren es nicht genügend Radkilometer, oder es ist einfach zu heiß und die neue Gruppengröße noch zu ungewöhnlich, villeicht drückt die Erkältung auf die Stimmung, wahrscheinlich war von jedem etwas dabei. Nach und nach zieht Weishan mich aber wieder in seinen Bann. Immer mehr Chinesen wollen Fotos mit uns machen und ihr Englisch testen. Am Abend sitzt der Frauenchor vor dem Trommelturm und singt das Geburtstagslied der Volksrepublik in Dauerscheife. Der Dirigent, wahrscheinlich ein pensionierter Lehrer, versucht ein Gespräch mit uns und singt ein paar Zeilen, sichtlich stolz auf seinen Chor.

Was mich aber am meisten fasziniert ist das Restaurant in der Nähe unserer Herberge. Es ist wie bei meinem letzten Besuch hier in Weishan. Noch nie habe ich einen so gut organisierten Laden gesehen. Gekocht wird im Akkord, jeder Handgriff sitzt, die Einheimischen strömen in Scharen herein und ein Gericht nach dem anderem geht über die Ladentheke. Na ja, eine Ladentheke gibt es nicht, denn gekocht wird im Eingangsbereich draußen: drei Woks werden von zwei Köchen bedient, vor ihnen sind die Zutaten schon aus der Auslage ausgewählt und vorbereitet, wofür wieder eine Person zuständig ist. Im Eingangsbereich, wo zwei Frauen die kalten Salate zubereiten, wird auch bestellt und abgerechnet, dort drängen sich die Gäste. Etwas abseits gibt es dann Woks für Suppen und Gemüse. Harald steht eine ganze Weile im Weg und filmt, was den Koch aber nicht im Geringsten zu stören scheint. Dazwischen laute Rufe zur Veständigung, welche Gerichte noch anstehen… hier zuzusehen und auf die Stichflammen zu warten, die in unregelmäßigen Abständen hochschießen, ist einfach ein Genuss. Irgendwann machen wir dann noch einen kleinen Spaziergang und landen schließlich wieder im gemütlichen Innenhof der Herberge.


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An der Goldküste

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Früh um 9 starten wir, der Himmel ist wolkenlos. die Sonne sticht. Wir nehmen die Cycle Route No. 1, und rollen immer der Küste entlang. Links haben einen traumhafte Blick auf die Nordküste Taiwans, rechts faszinierende, grünbewachsene Berge. Nach etwa 40 km, in Yehlui essen wir zu Mittag und besuchen im Anschluss daran den Geopark. „Ja, wenn wir doch schon mal hier sind“, sagt Ina nüchtern. Es hat sich gelohnt. Uns bieten sich beeindruckende Steinformationen, deren Form nur durch Erosion entstanden sind.

Weiter geht es, immer der Küste entlang bis nach Jiufen, einer ehemaligen Goldgräberstadt. Ein ca. 2 km langer Anstieg führt von der Küste hoch in die Berge. Der Anstieg war schweißtreibend. Außer Renate, unserer Bergziege, quälten wir uns alle den Berg hinauf. Eine Kurve folgte auf die andere, es war kein Ende in Sicht. Nur die Aussicht auf das Schmutzbier trieb uns hoch.

Jiufen war bis Ende des 19. Jahrhunderts ein kleiner Ort mit nur neun Familien, daher der Name. Als während der japanischen Besatzung 1893 Gold entdeckt wurde, wuchs das kleine Dorf zu einer Stadt. Die teils in den Berg hineingebauten Häuser sind größtenteils im Japanischen Stil.

Wir kommen in einem Guesthouse unter. Hier gibt es zwei Gebote: Tür zu wegen der Mücken und Schuhe ausziehen. Wir lernen, dass man ein Guesthouse nie mit Schuhen betritt. Die Wirtin gibt uns Schlappen, unsere Schuhe stellen wir in ein mit unserer Zimmernummer versehenen Regalfach. Die Zimmer sind einfach, der Blick dafür grandios auf das im Tal liegende Meer. Leider war die Sonne schon untergegangen als wir unsere Zimmer bezogen haben. Aber morgen früh, zum Sonnenaufgang, bietet sich erneut Gelegenheit, mit gezückten Kameras auf unseren Balkonen zu stehen.

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Taifun in Taibei

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Taipeh, die Hauptstadt Taiwans. Eingerahmt in grüne Berge, sauber, ruhig, ordentlich. In der U-Bahn ist essen, trinken, rauchen, auch Kaugummi kauen bei hohen Strafen verboten. Man sieht kaum Müll auf den Straßen, keine frei laufenden Hunde.

Wir sind zu siebt. Sechs Teilnehmer und Rudi, unser Guide. Hugo ist der letzte der ankommt – etwas verspätet, denn das Fahrzeug, das ihn zum Hotel bringen soll, gerät mitten in eine Free Hongkong-Demo.

Für den ersten Tag war geplant, die Stadt zu besichtigen. Den 828 m hohen Taipei 101, den Lanshang-Tempel, das alte Viertel, Märkte. Ein Taifun machte alle Pläne zunichte. Zwar streiften uns nur die Ausläufers des Taifuns, trotzdem blieben viele Geschäfte, Banken und Sehenswürdigkeiten geschlossen, die U-Bahn fuhr in reduziertem Betrieb. So blieb uns nur ein Spaziergang bei Regen durch das alte Viertel Taiwans, denn auch der taifunsichere Taipei 101 war für Touristen gesperrt. Der Kaffee im 47. Stock des Nachbargebäudes bot uns aber auch einen schönen Blick auf die Stadt – und auf den Taipei 101.

Heute, das Wetter ist, als wäre nichts gewesen. An den Wind und den Regen erinnert nur der Müll und Dreck am Ufer des Danshui-Flusses. Entsprechend riecht es auch.
Unsere 22 km kurze Tour von Taipei nach Tamsui führt bei strahlendem Sonnenschein größtenteils entlang des Flusses. Die Radwege sind gut ausgebaut, hier und da liegt außer Müll noch etwas Matsch, den das Hochwasser zurückgelassen hat. Die Skyline von Taipei City liegt bald hinter uns, vor uns sehen wir schon die Skyline von Tamsui. Links neben uns der Fluss, im Hintergrund die grünbewachsenen Berge. Wir fahren vorbei an Mangroven-Bäumen, Palmen, Bäumen mit Papayas und Bäumen mit Drachenfrüchten.

Nach unsere Ankunft in Tamsui checken wir kurz im Hotel ein, essen eine Kleinigkeit, dann bringt uns Wei Xin, unser netter Fahrer, zum Nationalen Palastmuseum. Das Museum beherbergt die weltweit größte Sammlung chinesischer Kunstwerke, die die 8.000-jährige Geschichte Kontinentalostasiens umspannt.

Durch den Feierabendverkehr geht es zurück nach Tamsui und einem leckeren Abendessen in einem burmesischen Restaurant mit Papayasalat, Hähnchen in Zitronensoße, Spinat und anderen Leckereien.

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Berge, Berge, Berge, Berge, Berge, Berge….

Auf dem Dach der Welt, vom 17.09. bis 10.10.2019

82 km nach Baiba

Es ist 8 Uhr, wir sitzen bei Toast und Tee im Frühstücksraum und die Welt schläft noch. 1. Oktober – Feiertagsstimmung. Die Straßen sind wie leer gefegt. Wir radeln durch den Sonnenschein immer in Richtung Mt. Everest.

Es geht leicht bergan, aber es lässt sich gut fahren. So kann es die nächsten 32 km weitergehen bis zum Gyatso La, dem mit 5248m höchsten Pass des Friendship-Highway. Wir biegen in eine karge dunkle Schlucht. Es ist kalt hier und einsam. Die hohen Felsen beiderseits der Strasse lassen womöglich nur mittags ein wenig Sonne in das stille Tal. Ein Bach plätschert vor sich hin. In der Ferne bellt ein Hund.

Je höher wir kommen, des steiler scheint die Straße und desto kälter wird es. Irgendwann bemerke ich den Schnee am Straßenrand. Unser Fahrer hat direkt einen Schneemann gebaut. Drei Pausen gönnen wir uns bis zum Gipfel. Und zumindest bei der ersten Pause sind wir noch recht fröhlich.

In mir weckt die schneebedeckte Landschaft ungute Kindheitserinnerungen: Im knatternden Trabbi Richtung Fichtelberg. Je näher wir dem Ziel kamen, desto weißer wurde die Landschaft. Und desto kälter wurden auch meine Füße. Skier anschnallen, Berg hochlatschen, runterfahren. Danach mit tauben Eisklötzen anstatt Füßen im Auto sitzen, die werden gerieben bis das Gefühl wieder zurückkehrt, ein widerlich stechendes Gefühl.
Je näher ich dem heutigen Ziel komme, desto mehr schwindet meine Lust weiterzufahren. Etwa 5 km vorm Pass, steigt Susann ab und beginnt zu schieben. Ja, frohlocke ich, jetzt steigen wir ins Auto! Aber Susann will nicht im Auto nach oben und so bleibt mir nichts anderes übrig als zähneknirschend in den sauren Apfel zu beißen.

Oben angekommen ist die Stimmung bei jedermann euphorisch. Uli und Andrea waren mal wieder die ersten und machen fröhlich Fotos von uns „Neuankömmlingen“. Ich versuche meine Gesichtszüge fürs Foto wieder einigermaßen in Form zu bringen. Wir hängen Gebetsfahnen auf und verziehen uns dann schnurstracks in den warmen Bus, wo wir mit Nudelsuppe beglückt werden. So aufgewärmt geht es an die letzte Etappe. 50 km bergab, aber mit Gegenwind. Vollkommen knülle landen wir abends im Hotel.

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Happy Birthday, China

Die Oberen Schluchten des Mekong, vom 12.09. bis 03.10.2019

Ruhetag in Dali

Heute wird die Volksrepublik 70 Jahre alt. Wir entschließen uns, an diesem Feiertag die Drei Pagoden von Dali zu besuchen. Um die Pagoden wurde eine große Tempelanlage gebaut, die sich in die Cangshan-Berge hinaufzieht. Ein Tempel nach dem anderen, es nimmt schier kein Ende. Das Wetter ist gut, und hier verteilen sich die Touristen, es ist angenehm ruhig. Wir machen noch kurz Pause unter einem der vielen Bäume, dann stürzen wir uns zurück ins Getümmel.

In Dalis Gassen wird es voll und voller. Wir verbringen den Tag in der Bakery 88, bei der Massage und mit individuellem Shoppen. Weil es ein echter Ruhetag ist, und ich mir pünktlich zum Ruhetag eine Erkältung zugezogen habe, soll das für den Blog heute genügen. Morgen enden die „Oberen Schluchten des Mekong“ und Claudia und Ulrike müssen nach Hause fliegen. Es war total schön mit Euch, was sollen wir nur ohne Euch machen?


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Ruhetag um den See herum

Die Oberen Schluchten des Mekong, vom 12.09. bis 03.10.2019

Von Wase nach Dali, 78 km, flach

Warum hatte ich nur eine so frühe Abfahrt angesagt. Gegen acht Uhr sind wir auf den Rädern. Ich nenne es mal einen Ruhetag auf dem Fahrrad. Denn 78 km flach um den See herum zählen eigentlich nicht. Da kann man schön auf den See starren und vor sich hinträumen. Morgens ist das Licht fantastisch und der Kamm des Cangshan-Gebirges zeigt sich wolkenfrei. Es ist kaum ein Auto auf der Straße, also ideale Bedingungen zum Radeln. Außerdem ist es der letzte Radtag für Claudia und Ulrike, den wollen wir genießen. Aber zuerst stoppen wir am Markt, um unsere Nudelsuppe zu schlürfen. Nebenbei kommen wir in den Genuss einer kleinen Gesangseinlage der Bai-Frauen. Sie essen einen Monat lang kein Fleisch und treffen sich jeden Morgen am Tempel zum Singen und Beten. Soviel zum traditionellen China.

Was dann kommt, wird immer skurriler. Aber zuerst gönnen wir uns den ersten richtigen Kaffeestopp der Tour. Nicht irgendwo, sondern an der Uferpromenade von Shuanglang.

Langsam füllen sich die Gassen und die fotowütigen Urlauber übernehmen. Damit will ich uns gar nicht ausschließen… aber ob Jeepkolonne, Fotos auf Autodächern, in Herzen oder in den angesagten transparenten Schaukeln… die meist sehr jungen Paare machen Bilder, was das Zeug hält. „Emmerich, geh mal aus dem Bild“ ist einer der Rufe von heute, denn Emmerich taucht gern mal dort auf, wo Klaus gern ablichten möchte. Jedenfalls kommen wir immer nur bis zum nächsten Fotopoint der chinesischen Touristen, es ist einfach zu gut anzuschauen. Den Montagsmarkt in Shaping und die alten Gassen von Xizhou haben wir auch noch absolviert. Leider ist die Westliche See-Ringstraße irgendwann gesperrt, so dass wir die letzten Kilometer nach Dali auf der Hauptstraße zurücklegen. Trotzdem war es heute eine gemütliche Radrunde am Ohrensee.

In Dali ist dann wie erwartet viel los. Morgen beginnen die Feiertage, und die kleinen Gassen sind übervoll. Ich erkenne fast nichts mehr wieder, sämtliche Läden, Hotels und ganze Straßenzüge sind neu, und mein Lieblingsfamilienrestaurant, das ich schon seit Jahren besuche, existiert auch nicht mehr. Dafür finden wir im Café de Jack eine ruhige Oase und zumindest gibt es noch einige Massageläden, die wir morgen auf jeden Fall aufsuchen werden. Nach den drei Wochen haben wir uns das wohl verdient.


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