Phantomschmerz

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

Ich stehe im Aufzug, die Türen sind zu und er bewegt sich nicht. Irritiert schaue ich auf die Digitalanzeige.

Keiner hat die Knöpfe gedrückt. Denn meine Kinder sind schon in Yantai.

Nachts schlafe ich mit Licht im Badezimmer und angelehnter Badezimmertür, damit die Kinder den Weg zur Toilette finden.

Zuweilen erwische ich mich dabei, wie ich in einer brenzligen Situation in den Rückspiegel blicke und nach den Kindern schaue.

Phantomschwerzen eines alleinreisenden Vaters, der die letzten Wochen mit zwei kurzen Ausnahmen fast jede Sekunde mit den Kindern verbracht hat. Immer darauf geachtet hat, dass Nora den Fahrstuhlknopf draußen und Sarah den Knopf innen drückt.


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Der Alte an der Grenze verliert sein Pferd

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Erneute Gipfelbesichtigung bei strahlender Sonne und anschließende Fahrt mit dem Begleitbus zurück nach Chengdu.

塞翁失马 (Sai Weng Shi Ma)“ (Der Alte an der Grenze verliert sein Pferd) ist ein altes chinesisches Chengyu (Sprichwort) und bedeutet sinngemäß übersetzt „Wer weiß, wozu es gut ist„. Dazu gibt es natürlich eine Geschichte, die von einem alten Bauern handelt, der nahe der Grenze im Norden wohnte. Eines Tages lief ihm sein einziges Pferd weg. Die Leute aus dem Nachbardorf kamen alle herbei und bemitleideten ihn. Er sagte aber nur: „Wer weiß wozu das gut ist?“. Einige Tage später kam das Pferd mit einem zweiten zurück. Der Sohn des Bauern machte sich sofort daran es einzureiten. Dabei fiel er vom Pferd und brach sich ein Bein. Wieder kamen die Leute herbei und bemitleideten ihn. Und wieder sagte er nur: „Wer weiß wozu es gut ist?“. Eine Woche später kam ein Herold in die Gegend und verkündete, dass Krieg ausgebrochen sei und alle wehrfähigen jungen Männer sich melden müssten. Der Sohn mit dem gebrochenen Bein war natürlich aus dem Schneider.

Das passte heute hervorragend zu unserem Vormittag. Eigentlich wollten wir nach dem Auschecken gleich mit der Gondel und dem Bus wieder hinunter fahren, wo wir abgeholt werden sollten. Die Rezeptionistin sagte aber, dass die Seilbahn direkt neben dem Hotel heute nicht fährt, sondern nur die oben auf dem Gipfel. Also kämpften wir uns die Treppen hinauf, nur um festzustellen, dass die obere Seilbahn defekt war und nun doch die untere fuhr. Erst wollte ich mich darüber aufregen, doch dann meinten die anderen, es sei nach dem Regen heute Nacht so schönes Wetter, dass man doch noch etwas hier oben bleiben könne um die Fotos zu machen, die gestern nicht gemacht werden konnten. So war es dann tatsächlich Glück im Unglück, dass man uns falsch geschickt hatte.

Die Fahrt nach Chengdu am Nachmittag verlief fast reibungslos. Das einzig nervige war, dass wir für die Stadteinfahrt wegen des Feierabendverkehrs und eigentlich permanentem Staus über zwei Stunden brauchten.

Phantomschmerz

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing
Ich stehe im Aufzug, die Türen sind zu und er bewegt sich nicht. Irritiert schaue ich auf die Digitalanzeige.

Keiner hat die Knöpfe gedrückt. Denn meine Kinder sind schon in Yantai.

Nachts schlafe ich mit Licht im Badezimmer und angelehnter Badezimmertür, damit die Kinder den Weg zur Toilette finden.

Zuweilen erwische ich mich dabei, wie ich in einer brenzligen Situation in den Rückspiegel blicke und nach den Kindern schaue.

Phantomschwerzen eines alleinreisenden Vaters, der die letzten Wochen mit zwei kurzen Ausnahmen fast jede Sekunde mit den Kindern verbracht hat. Immer darauf geachtet hat, dass Nora den Fahrstuhlknopf draußen und Sarah den Knopf innen drückt.


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Wenn es Bindfäden regnet

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Im Zug nach Shanghai

Um 5:15 Uhr morgens (!) treffen wir uns in der Lobby wieder. Wir müssen zum Bahnhof und im Zug nach Shanghai. Gestern haben wir uns noch bei einem gebührenden Abendessen offiziell von Xiao Yang verabschiedet, der uns allen während der Tour sehr ans Herz gewachsen ist.

Übrigens: Mit uns ist der Regen gekommen. Nicht lange nach unserer Ankunft im Hotel in Yichang beginnt es zu tröpfeln. Und dieses Tröpfeln entwickelt sich alsbald zu einem handfesten Landregen, so dass wir unseren ursprünglichen Plan aufgeben, uns einfach treiben zu lassen und „Street-Food“ zu essen. Stattdessen steuern wir das Lokal direkt gegenüber an. Unter Zeltplanen stehen Tische und man kann allerlei gegrilltes Meeresgetier verspeisen. Es ist wirklich einen gelungene Wahl und eines Abschiedsessens für Xiao Yang würdig.

Wir haben uns also in der Hotelhalle versammelt und beobachten besorgt das Wetter. Der Regen ist über Nacht noch stärker geworden und wir befürchten, dass wir es nicht trocken zum Bahnhof schaffen. Aber Xiao Yang fährt seinen Wagen bis vor den Hinterausgang und so steigen wir hauptsächlich trocken an Bord.

Im Zug wird hauptsächlich geschlafen. Acht Stunden Fahrt in einem Zug, der gefühlt an jeder Mülltonne hält, stehen uns bevor. Draußen ist es dunstig und trübe. Kaum sind wir in Shanghai angekommen, beginnt es zu nieseln und als wir uns dann auf den Weg Richtung Bund machen, ist der Regen so stark geworden, dass wir das nächste Restaurant ansteuern und ein frühes Abendessen zu uns nehmen. Danach regnet es zwar immer noch, aber wir fühlen uns nach der ewigen Sitzerei nach Laufen und bewegen uns in Richtung Altstadt. Dort kommt uns, wegen unserer Bummelei, Eckart abhanden. Dann marschiert der klägliche Rest von uns tapfer durch regennasse Straßen in Richtung Bund, wo uns die im steten Wandel begriffene Skyline Pudongs erwartet. Die höchsten Türme verschwinden in dichten Nebelschwaden. Einigermaßen durchnässt und verfroren machen wir uns auf den Rückweg.