Eins, zwei, drei, vier Räder

Die Drei Schluchten des Yangzi, 15.04 bis 10.05.2015

Fahrt nach Zhenping, 12 km, bedeckt

Königsettappe. 113 Kilometer. Ein mörderischer Aufstieg.
Es hat sich zugezogen, wie erwartet, denn heute ist für den ganzen Tag Regen angekündigt. Als wir dann gegen halb acht langsam losradeln ist es aber noch trocken und angenehm kühl. Wir wagen zu hoffen, dass der Regen heute ausbleibt. So geht es die ersten 12 km, dann kommt der erste Tunnel und nach dem Tunnel…der Regen, und zwar so heftig, dass ich in kürzester Zeit völlig durchnässt bin. Und dass meine Regenjacke nicht mehr wasserdicht ist, merke ich dann auch gleich bei der Gelegenheit. Die anderen haben schneller reagiert und sind zu Xiao Yang in den Wagen geflohen.

Schnell sind sich alle darüber einig, die heutige Etappe in Xiao Yang‘s Wagen im Trockenen zurückzulegen und so machen wir es uns, so weit das geht, auf den spärlichen Sitzgelegenheiten bequem und tuen das, was wir am besten können: Sprüche klopfen. Dann geht es weiter. Xiao Yang ist ein rasanter Fahrer und es geht zackig den Berg hinauf. Dann eine Bodenwelle und auf einmal RUMMMS!!! – Die beiden Räder, die an der Kofferraumklappe angeschnallt waren, liegen samt Gestell hinter uns auf der Strasse. Wir binden die Räder schnell auseinander und stapeln sie auf die beiden übrigen im Auto.

Bei jeder Kurve, jeder Bodenwelle und jedem Schlagloch klappern und ächzen unsere Räder gefährlich. Gerade erst so schön neu eingestellt und schon wieder alles verdorben – wir befürchten das schlimmste für unsere fahrbaren Untergestelle, die uns ja immerhin noch auf vier langen und anstrengenden Etappen durch China tragen sollen.

Aber der Reihe nach. Nachdem wir dann die Räder also verstaut haben und uns wieder zusammensortiert haben geht es weiter bergauf und bergauf und bergauf. Durch den Dunst können wir die schöne Landschaft erahnen aber auch die Anstrengung, die uns dieser Anstieg gekostet hätte. Günther scheint bei diesem Gedanken ganz zufrieden mit dem Regen. Irgendwann ist der Pass erreicht und dahinter eine Straßensperre. Wer hätte das gedacht, eine Baustelle!?! Na so was. Offensichtlich gab es einen Erdrutsch und nun muss da die Straße gebaut werden. Selbst mit dem Rad wären wir da nicht durchgekommen. Erst recht nicht mit dem Auto.

Also geht es wieder zurück. Bergab. Bergab. Hinter uns klappern die Räder. Irgendwann biegen wir links in eine kleine Straße, die uns durch die Berge führt. Die Landschaft ist wunderschön. Grüne Hügel, ab und an ein Gehöft und alles entlang eines schmalen Bergbächleins, dessen Wasser über die Steine ins Tal plätschert. Leichter Nebel ist aufgezogen. Der Weg ist außerdem nahezu unbefahren. Irgendwann biegen wir wieder in eine große Straße, die parallel zu unserer ursprünglichen Strecke verläuft. Die Landschaft bleibt schön.

Dann das erste heftige Ruckeln, es kündigt an, was uns den Rest der Strecke erwartet. Diese Straße wird gebaut. Daher ist sie über weite Strecken bereits aufgebrochen oder mit Schlaglöchern übersät. Auch der ein oder andere Stau hält uns auf. Im Auto wird es immer unbequemer und langsam macht sich auch das leicht penetrante Odeur der Stinkfrucht bemerkbar, die wir gestern Abend noch gekauft und im Wagen gelagert haben.

Wir schlafen und frieren alle ein bisschen vor uns hin und das erste mal verlangt meine Gruppe kein Picknick im Wald, sondern…. eine heiße Nudelsuppe. Daher entscheiden wir uns, in Zhenping nicht sofort ins Hotel zu fahren, sondern erstmal einen Stop an einem Nudelimbiss zu machen.

Pünktlich gegen halb drei sind wir dann im Hotel und müssen leider fest stellen, dass die Räder den Transport nicht so ganz unbeschadet überstanden haben. Meines klappert ziemlich erbärmlich und bei Eckart‘s Rad ist die Bremse abgerissen.

Jetzt hoffen wir alle auf trockenes Wetter, weniger Pannen und -bitte, bitte- weniger Baustellen.

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Jubel, Trubel, Heiterkeit

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Kurze Etappe von 23 km von Qionglai nach Pingle bei strahlendem Sonnenschein um die 30°C

Den heutigen Tag konnten wir etwas ruhiger angehen, denn wir hatten nur etwa 23 km zu fahren. Auf der Suche nach einer Bank, trafen wir am historischen Stadttor von Qionglai auf eine größere Radgruppe. Wie sich herausstellte, war es ein Rentner-Radclub aus der Nähe von Chengdu. Die waren so hocherfreut uns zu treffen, dass natürlich nach den obligatorischen Fragen von wo wir kommen und was wir hier machen und von wo nach wo wir fahren, erstmal eine große Foto-Session abgehalten werden musste. Als dann jeder jeden fotografiert hatte, wollten die alten Herrschaften uns unbedingt jedem eine Keramikvase schenken, was wir nur durch extreme Hartnäckigkeit und den

Die erste Hälfte der Strecke fuhren wir auf einem Radweg entlang einer Landstraße und bogen dann auf eine ruhigere Landstraße mit schöner Landschaft in Richtung Pingle ab. Ruhig blieb es allerdings nur bis etwa 3 km vor Pingle. Hier mündete eine Autobahnausfahrt ín die Landstraße und hier wurden wir abrupt daran erinnert, dass heute der 1. Mai ist. Von hier ab war nun 3 km Stau bis nach Pingle hinein. Tag der Arbeit an dem ganz China frei hat. In Pingle ließ sich kein Hotel vorbuchen, so dass wir uns noch eines suchen mussten. Bei diesem Andrang wurde doch etwas mulmig. Ob wir da eine Herberge finden würden? Unsere Begleitfahrzeug-Managerin Xiao Luo hatte schon prophezeit, dass es sehr teuer werden würde hier heute ein Hotel zu finden.

Nach erfreulich kurzer Suche fanden wir dann eine passable kleine Herberge, die noch 4 Zimmer frei hatte. Und gemäß der Voraussage von Xiao Luo war es wirklich verdammt teuer, obwohl sie mich beim Verhandeln tatkräftig unterstützte. Gleich um die Ecke aßen wir zu Mittag wo wir als Langnasen sofort auffielen und immer wieder angesprochen wurden wo wir denn herkämen und ob wir die scharfe Sichuan-Küche vertragen würden. Tatsächlich schienen wir trotz all dieses Trubels die einzigen Ausländer zu sein. Vom Trubel stand heute Pingle anderen touristischen Hochburgen wie Lijiang oder Yangshuo in nichts nach und so wälzten wir uns dann gemeinsam mit den Massen langsam durch die Stadt. Pingle ist ein historisches Dorf mit Holzarchitektur romantisch an einem Fluss gelegen. Romantisch, wenn es nicht aufgrund von Feiertagen wie diesem zur Millionenstadt wird. Chinesische Touristen beim Feiern, Shoppen und Zocken zu beobachten ist aber auch sehr unterhaltsam und so haben wir den Nachmittag im Trubel durchaus genießen können.

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