Es fährt (k)ein Zug nach nirgendwo

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Viertausend Inseln in zwei Tagen!! Was sich nach Stress anhört, war stattdessen für uns entspanntes Inselabhängen. Hier im südlichsten Zipfel von Laos, wo der Mekong seine größte Ausdehnung – stellenweise bis zu 14 km – hat, ist eines der Backpacker-Paradiese dieser Erde: Si Phan Don (= Vier Tausend Inseln). Je nach Jahreszeit (Regen- oder Trockenzeit) kann man einige hundert mehr oder weniger zählen. Die wichtigsten und größten sind Don Khong, Don Det und Don Khon. Südlich der Inseln stürzt das Mekongwasser über zwei der größten und eindrucksvollsten Wasserfälle Asiens über die Felsen herab. Diese Wasserfälle haben vor fast 150 Jahren die Träume der Franzosen platzen lassen, die als Kolonialherren über Indochina die Schätze der Region von China bis nach Vietnam den Mekong hinunter schiffen wollten.

Um den Traum doch noch zu verwirklichen, ließen sie ab 1893 eine Eisenbahn von der Nordspitze Don Dets bis zur Südspitze Don Khones bauen, um auf diesem Wege Güter und Passagiere an den Wasserfällen vorbeizuleiten. Welche Schinderei und Mühsal die Einheimischen bei diesem absurden Vorhaben erdulden mußten, läßt sich einer Sammlung alter sepiafarbener und bedrückender Fotos entnehmen, die ein Laote in einem Garten neben der Terrasse unseres Hotels aufgehängt hat. In fließendem Englisch lädt er uns freundlich ein, die kleine Ausstellung zu betrachten. Er selbst wohnt nicht (mehr) auf der Insel, sondern in Laos Hauptstadt Vientiane und ist gerade bei seinem Bruder zu Besuch.

Heute ist von diesem Großmachttraum der ehemaligen Kolonialherren nicht mehr viel übrig. Die Schienen der Bahn sind mittlerweile in Brücken verbaut, eine alte Schmalspurlok rostet vor sich, und an den Enden der Bahn sind jeweils große Verladerampen aus Beton, die vom Mekong aus eher wie häßliche Parkdecks aussehen. Von Nutzen für die Inselbewohner ist nur die kleine Brücke zwischen beiden Inseln, der ein französisches Flair nicht abzusprechen ist.

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