Flaschen für Buddha

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Umweltschutz buddhistisch: Gleich am Vormittag besichtigen wir ein vermutlich einzigartiges Projekt, das Wat (= Kloster) Lan Khuat in Khun Han, erbaut aus mehr als einer Million Flaschen! Nicht nur für die Gebetshalle, den Glockenturm und die Nebenräume, sondern auch für die Stupa (= Denkmal; kann auch als Aufbewahrungsort für Reliquien des Buddha und herausragender Mönche dienen) wurden Glasflaschen verschiedener Form und Größe als Baumaterial eingesetzt. Wie faszinierend diese architektonischen Wunderwerke aussehen, kann man – hoffentlich – den Fotos ein wenig entnehmen.

Das Schild am Eingang zur Gebetshalle ist unmißverständlich, auch wenn man die Landessprache nicht versteht: Bitte Schuhe ausziehen! (Gilt übrigens auch für Herrenschuhe.) Mehrere reich geschmückte Altäre befinden sich hier. Und was sich erst auf den zweiten Blick offenbart: Auch die Verschlüsse der Flaschen finden Verwendung. Wenn man genauer hinschaut – etwas schwierig, da man sich ja nicht so nah an die Altäre hinwagt – wird sichtbar, daß auch die Wandmosaiken hinter den Buddhas aus lauter verschiedenfarbigen Verschlüssen bestehen. Das ist konsequentes Recycling!


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Im Land der zwölftausend Obstsorten

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Pünktlich zum Start unserer Tour hat auch Andreas, unser Längster, sein passendes Rad abbekommen – custommade in China, noch schnell über Nacht zusammengebacken. Mit seinen über 1,90m wird er uns hier auch nicht so leicht verloren gehen. Wir verlassen Jinghong in östlicher Richtung und überqueren den Mekong, dem wir flussabwärts für knapp 30 km bis nach Ganlanba folgen. Alle fühlen sich unterfordert. Aber keine Angst, es kommen schon noch genug Berge! Heute rollen wir gemütlich bei schönstem Sonnenschein am gemächlich dahin fließenden Mekong entlang. Die ethnische Minderheit der Dai hat hier in Xishuangbanna ihren autonomen Bezirk und in Ganlanba ihren Themenpark. Den nehmen wir uns am Nachmittag vor und rollen umher zwischen Stelzenhäusern, Tempeln, Palmen und bunten Trachtenverkaufsständen. Günther lädt sich auf eine Hochzeit ein und die anderen durchstreifen nach Lust und Laune den Park. Glücklicherweise hat man das größte Tagesgeschäft schon hinter sich gebracht und wir können uns in aller Ruhe eine Kokosnuss knacken lassen. Überhaupt befinden wir uns hier in einem tropischen Früchteparadies, die Bananen werden einem regelrecht hinterher geworfen, es gibt frische Ananas und Papaya, Mango, Tamarinde, Maracuja – hinter jeder zweiten Ecke lauert ein neuer Früchtestand. Dort machen wir auch die Bekanntschaft mit der sogenannten ‚Eierfrucht‘ (lucuma nervosa) – außen grüngelb, innen eigelb, schmeckt wie eine Mischung aus Ei und Mango. Hmmm. Der Renner war aber bisher die geköpfte Maracuja zum Auslöffeln.


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Älter als Jesus

Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011

Ein beliebiger Morgen der Auf-Jeden-Fall-Geher: 4:20 Uhr Weckruf, der Regeln prasselt auf das Vordach, ein leicht belustigter Blick aus dem Fenster. Kurzer Kaffee, dann ungefrühstückt um 4:50 Uhr raus, Kapuze auf, kurz wird den anderen Gehern zugenickt, dann hoch zum Sonnenaufgang. Es prasselt, es windet, die Frisur hält. Wir waren noch um kurz vor sieben am diskutieren, wann der Sonnenaufgang wohl war (GPS gab an 6:05 Uhr, die Schilder an der Bahnstation 6:35 Uhr).

Ein amüsanter kleiner Unsinn heute morgen, doch der Regentanz hat sich ausgezahlt: in leichtem Nieselregen haben wir dem Alishan eine zweite Chance gegeben, es wurde am späten Vormittag dann schließlich richtig klar und trocken und wir haben einen Hauch von „Wildromantik“ (Hans) erleben dürfen, mit Bäumen „Älter als Jesus“ (Hans), d.h. manche Zypressen über 2000 Jahre alt. Das Gebiet ist touristisch erschlossen und von schönen Wanderwegen durchzogen, im chinesischen Kulturkreis hat es fast mythische Bedeutung: der Tee, vor allem aber das „Fräulein vom Alishan“ (Alishan de Guniang) – eine Ethnoschnulze die in jeder chinesischen KTV-Bar läuft. Noch schöner hier ist, dass man den Wald einfach sein lässt, übrigens ein Markenzeichen der ganzen Insel, ein einziger dicker grüner Traum.

Mittags dann schon wieder im Bus des lässig betelkauenden Herrn Huang, mit kleineren Spaziergängen zwischendurch, subsumiert sind wir ganz schön gelaufen heute. Die Vegetation war immer aufregend und abwechslungsreich, unten dann Bananen, Wein und Betelnuss-Palmen auf einem einzigen Feld. Und jetzt sind wir am pittoresken Sonne-Mond-See, haben die Aussicht von unseren Balkonen genossen und eine kleine Bootsfahrt unternommen (welche Filmszene wurde hier dargestellt, wer wird demnächst den Teddy gewinnen, wer weiß es)? Jetzt wird schon wieder gewürfelt, es ist hochemotional.