Hütten in Fetzen

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Seit den Tagen in Laos wird unser übliches Nudelsuppen-Omelette-frische Früchte-Frühstück des öfteren durch Baguette ergänzt: Ein Erbe der französischen Kolonialzeit. Heute morgen wurden wir aber durch eine besondere Baguette-Variante überrascht: Freigegeben mit Stempel – garantiert einwandfrei!

Weiter geht es seit Tagen Richtung Süden, immer am Mekong entlang. Auch in Laos war die Armut immer sichtbar, aber hier in Kambodscha drängt sie sich dicht an uns heran. Kilometerlang fahren wir an Wohnhütten vorbei, in denen man kaum Bewohner vermuten würde, wären da nicht immer wieder zahlreiche Kinder im Türrahmen oder vor der Hütte, die uns mit lautem Hello schreiend und winkend begrüßen. Immer auf Stelzen – natürlich wegen des wiederkehrenden Hochwassers aus dem Mekong, aber genauso zur Abwehr von Schlangen und Insekten – stehen die Unterkünfte oft genug in modrigen Tümpeln oder Riesenpfützen. Manche Hütten dabei so windschief und brüchig, daß sie fast in Fetzen fallen. Übrigens bedeutet ein Stromzähler vor der Tür nicht, daß die Bewohner den Strom auch wirklich nutzen. Energie ist teuer und oft genug reicht es nur für Batterien, um ein Kofferradio zu betreiben, während zum Lichtmachen noch Petroleumlampen vorhanden sind.

Unterwegs auf dem Land können wir noch frische Luft atmen, aber in den Städten – Stung Treng, Kratie, Kompong Cham – wird das Atmen durch die Abgase der unendlich zahlreichen Motos (Motorräder und Mopeds) und vor allem durch vielen, kleinen Müllhaufen, die mangels Müllabfuhr direkt auf der Straße verbrannt werden und vor sich hinqualmen, manchmal unangenehm. Diese Qualm-Abgas-Mischung verstärkt natürlich die Hitze und legt sich wie ein rußiger, dicker Film über die Stadt. Mich macht diese Verwahrlosung in den letzten Tagen oft ganz mutlos und ich kann die Kambodschaner nur respektvoll bewundern wegen ihrer Energie und Unermüdlichkeit, mit der sie sich täglich wieder neu diesen Widrigkeiten aussetzen.

Auf unserer Strecke werden wir von einer Baustelle aufgehalten: Eine der unzähligen Holzbrücken über kleine Seitenarme oder Zuflüsse des Mekongs wird erneuert. Während wir noch argwöhnen, daß unser Begleitfahrzeug die mit Brettern ausgelegte Furt nicht passieren kann, nimmt unser Fahrer schon Anlauf. Alles geht gut und wir fahren gemeinsam weiter!


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Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause!

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Unser letztes Stündchen auf dem Boot – hat noch nicht geschlagen, gestaltet sich aber als eine Angelegenheit mit Hindernissen. Den Kühlkreislauf des Motors hat es erwischt. Eigentlich ganz einfach – Wasser raus aus dem Fluss, rein in den Motor und auf der anderen Seite raus aus dem Motor, rein in den Fluss. Wahrscheinlich die Pumpe. Aber wir haben nur noch zwei Biegungen bis Nong Kiao, also kommt schnell ein Ersatzboot und wir laden gleich auf dem Fluss um.

Der zweite Teil des Tages findet wieder auf dem Rad statt und ist geprägt von gespannter Erwartung auf unsere Unterkunft. Gemeinschaftsschlafräume im Dorf, nach Geschlechtern getrennt mit Waschgelegenheit – auf Neudeutsch ‚Homestay‘. Alle gucken ein bisschen verkniffen, aber das liegt eigentlich nur daran, dass uns die Sonne heute immer ins Gesicht scheint.

Der Mittagstisch wird von Phet wieder etwas aufgepeppt mit gegrillten Grillen und laotischem Redbull. Die Grillen stoßen auf Interesse, verursachen aber auch keine Begeisterungsausbrüche. Irgendwie schmecken die gegrillten Insekten doch immer gleich. Der Redbull zeigt keine Wirkung. Was wir nicht unerwähnt lassen wollen, ist dass Alfons Performance an den Stäbchen sich verbessert hat. Seine Greiftechnik ist zwar immer noch etwas unterentwickelt, aber er kann sich schon kleine Stäbchengefechte mit unserem Guide liefern. Am Berg macht ihm so schnell keiner was vor, aber hier unterliegt er gnadenlos.

Am späten Nachmittag erreichen wir den Homestay. Wer nach dem Bierchen noch Elan hat, geht sich im Fluss waschen, die anderen warten auf das Abendessen. Man hat uns eine schicke Tafel im Hof angerichtet, es gibt lecker und reichlich für alle, gefolgt von einem kurzen Abend. Hier geht man zeitig ins Bett und steht früh wieder auf, dafür sorgt schon das Federvieh.


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