Wenn ich den See seh‘, brauche ich kein Meer mehr

Land der Tausend Elefanten, 19.11. bis 11.12.2011

Laos gehört zu den Ländern dieser Welt, die keinen Zugang zum Meer haben. Muss auch nicht sein, Wasser gibt es in Laos zu genüge. Viele Flüsse durchziehen das Land und darüber hinaus gibt es noch eine Regenzeit (die zum Glück nicht jetzt, da wir mit den Rädern unterwegs sind, ist). Allerdings gibt es nicht viele Seen. Wenige sogar. Daher hat man Ende der 1960er Jahre beschlossen einen (Stau-)See nördlich von Vientiane anzulegen. Gut möglich, dass es noch andere Gründe für diesen Beschluss gab. Zum Beispiel Stromerzeugung. In den 1960er Jahren war Laos noch ziemlich düster, denn es gab so gut wie keine Kraftwerke im Land.

Der Ngum Fluss bot sich für das Projekt Binnengewässer und Strom für Laos ideal an, denn mit einem kleinem Damm von weniger als 200 Meter Länge konnte man dank der umliegenden Berge einen See von 370 Quadratkilometer anstauen, musste dafür nur eine Handvoll Leute umsiedeln und war nach der Fertigstellung 1971 mit einem Schlag um 150 Megawatt reicher. Was jedoch nicht hieß, dass Laos quasi über Nacht beleuchtet wurde! Strom erzeugen ist nämlich eine Sache, ihn zu transportieren eine andere. Für das Verlegen von Stromleitungen fehlte leider das Geld, große Teile von Laos blieben weiterhin eine Dunkelkammer und überschüssige Kilowatt aus dem Damm wurden nach Thailand exportiert. Welch Ironie!

Damit nicht genug der Kuriositäten: Als man das Gebiet seinerzeit geflutet hat war weder Zeit noch Geld vorhanden es zunächst zu roden. Der Urwald, der vorher dort vor sich hin wucherte, wurde ganz einfach überspült. 30 Jahre später werden Tropenhölzer rar und begehrt. Findige Leute erinnern sich an das laotische Atlantis, auf dem Grund des Stausees modert ungenutztes Hartholz! Techniken werden entwickelt, Taucher ausgebildet und nun folgt ein Kahlschlag der besonderen Art: Mit pneumatischen Sägen, bedient von Froschmännern, werden vornehmlich Teakhölzer unter Wasser geschlagen.

Vom Kreischen der Sägen (so sie denn überhaupt unter Wasser kreischen können) bekommen wir nichts mit. Wir beginnen den Tag mit einem lausigen Frühstück, denn eine andere Rad(Sport)gruppe ist über das Buffet hergefallen wie die Heuschrecken. Egal, heute müssen wir nicht viel leisten. Mit dem Boot schippern wir zunächst drei Stunden über den Stausee, stärken uns nach der Ankunft am anderen Ende mit einer Nudelsuppe und radeln dann gemütlich die letzten 25 km nach Vang Vieng. Sagte ich gemütlich? Leider nicht die richtige Wortwahl. Große Teile der Strecke sind schottrig, hier wird demnächst der Belag erneuert.
Vang Vieng erwartet uns mit einer stilvollen Unterkunft inklusive Haustieren, Fluss davor und vielen Backpackern, die man eigentlich back home schicken sollte. Aber dazu später mehr.


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Gegendarstellung

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Heute müssen wir zunächst eine Gegendarstellung veröffentlichen. Wir hatten vor kurzem berichtet, dass Alfons bei einem Stäbchenduell im laotischen Pak Mong an der Kreuzung nach Oudomxai haushoch unterlegen gewesen sei. Wir möchten hiermit richtig stellen, dass dem nicht so war. Alfons hat trotz denkbar schlechter Voraussetzungen und entgegen aller Erwartungen den Sieg davon getragen und unseren Guide eiskalt abserviert. Er hat sich seine gebratene Heuschrecke verdient! Applaus!!

So langsam gewöhnen wir uns an den ruhigeren Rhythmus auf dem Fluss. Wir genießen die Landschaft und wenden uns den Dingen um uns herum zu. Dem Arbeitsplatz unseres famosen Käptns zum Beispiel, den er den ganzen Tag höchstens mal für fünf Minuten verlässt. Ihn möchten wir beglückwünschen zu seiner Frau, die uns jeden Tag ein vorzügliches Essen zubereitet und das so reichlich, dass wir abends kaum noch Lust haben, ins Restaurant zu gehen. Außerdem wünschen wir ihm, dass sein Schiffsdiesel immer so fleißig dahinschnurrt und ihn niemals die Wasserpumpe im Stich lässt.


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