Das Ende des schwarzen Bandes

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

107 Kilometer auf tollem Asphalt und Piste durch die Wüste vom Camp bei Chamrin bis in ein weites Tal, 559 Höhenmeter bei sonnigen 30 Grad und wechselnden Windchen.

Das nette Jurtencamp mit den Sonnenblumen bleibt langsam zurück und wir machen einen Schnitt durch die Wüste, um wieder auf die Hauptstraße zu kommen. Die Spur vom letzten Jahr war kaum noch zu finden, dient uns aber als Navigationshilfe. Am meisten fürchte ich, dass wir uns hier beim Querfeldeinfahren ordentlich die Mäntel und Schläuche zerstechen. Aber wir haben Glück und erreichen alsbald bessere Piste und kommen auch der Asphaltstraße immer näher. Die 15 km durch die Landschaft in der morgendlichen Kühle sind sehr abwechslungsreich, mal ist es fast schon steppig, dann kommen trockene Hügel und dann schroffes Vulkangestein. So in der morgendlichen Frische beginne ich die Wüste fast richtig zu mögen. Noch angenehmer wird es ein paar Kilometer weiter, denn wir sind auf der Straße zurück. Verkehr gibt es fast überhaupt nicht und die Asphaltspur, die es im letzten Jahr noch nicht gab hat eine mehr als gute Decke, die Chinesen sind keine schlechten Straßenbauer. Doch nach 80 Kilometern scheint den mongolischen Auftraggebern das Geld ausgegangen zu sein, denn dann ist unvermittelt Schluss mit der schönen schwarzen Asphaltdecke, auf der uns ein leichter Wind von hinten gut die leichten Hügel hoch und runter geschoben hat. Aber die Piste ist meist gar nicht zu schlecht und so kommen wir heute noch ein gutes Stück vorwärts. Als wir eine Hügelkette überqueren, breitet sich vor uns ein weites Tal aus, unten gibt es sogar ein paar Tümpel, um die sich die Pferde, Kamel und Kuhherden streiten. Wir beschließen in dieser schönen Landschaft zu übernachten und finden auch einen ebenen Platz, weit genug von der Straße entfernt. Ganz an den Tümpel wollen wir nicht, denn dort gibt es sicher hinreichend Mücken, die nur auf gut genährte Europäer warten, um sie des Abends zu vernaschen. Während wir unsere Zelte aufbauen beäugt uns mit neugieriger Vorsicht eine Gruppe von Kamelen, als diese sich nach Hause verzogen haben kommen ein paar Pferde gucken, aber kurz vor Sonnenuntergang traben auch dies nach Hause.

Wir haben noch eine 2,5 Liter Flasche mit gekühltem Bier, die wir zu dem leckeren Essen von Mugi genießen. In der Hitze habe ich meine Kühlsocke wieder ausgepackt; das funktioniert wunderbar, meine Trinkflasche steckt in der nassen Socke und je stärker die Sonne ballert, desto kühler wird mein Getränk in der Flasche. So schafft man es an einem heißen tag auch ohne Kühlschrank jederzeit ein erfrischendes Getränk mit einer Temperatur von ca. 18 Grad zu haben, so aller 1,5 Stunden muss man die Socke wieder anfeuchten, und so haben wir es auch am Abend mit dem Bier gemacht. Prost!


Höhenrekord

Chinesische Landpartie, 12.08. bis 03.09.2012

Nach dem Frühstück steigen wir heute zuerst mal in den Bus, der uns hinter den Jadedrachenschneeberg bringen soll, eine Bergkette, die sich bis auf gut fünfeinhalbtausend Meter erhebt. Nur weniges weiter nördlich bauen sich die nächsten Fünftausender auf und zwischen beiden wälzt sich der Yangzi hindurch und bildet die berühmte Tigersprungschlucht, die unser Ziel für die nächsten zwei Tage ist.
Das Wetter ist ein wenig verregnet und unser Bus kriecht die wolkenverhangenen Serpentinen aufwärts zum mit mehr als 3000 m höchsten Punkt unserer Tour. Kurz vor dem „Gipfel“ passieren wir eine Seilbahn und eine verlassene Hotelanlage und rollen schließlich auf der anderen Seite in ein breites Tal hinab, wo sich weit unten auch der Eingang zur Schlucht befindet, die von den gewaltigen Wänden der Fünftausender eingerahmt wird.
Zunächst müssen wir noch zum Yangzi absteigen und diesen mit der Fähre überqueren, auf der anderen Seite geht es dann weiter quer durch die Felder oberhalb des Flusses. Im letzten Dorf vor der Schlucht suchen wir uns ein kleines Restaurant zur Stärkung für die zweite Tageshälfte. Hier geht man für die Essensbestellung gleich direkt in den Garten hinter dem Haus und lässt sich das Gemüse seiner Wahl frisch aus dem Beet pflücken. Nachdem die Mägen gefüllt sind, führt uns für den Rest des Tages eine kleine Asphaltstraße in die Schlucht hinein bis zu unserem Gästehaus, wobei uns der Yangzi 200 m tiefer ständig begleitet und die steilen Wände und zahlreichen Steinbrocken von den straßenbaulichen Herausforderungen dieses Streckenabschnitts künden.

Nachdem unsere heutige Einstiegswanderung doch länger gedauert hat als erwartet, verzichten wir auf den Abstieg zu den Stromschnellen des „Mittleren Tigersprungs“. Eine weise Entscheidung, wie sich zeigen wird, denn eine halbe Stunde später setzt in kräftiger Regen ein, der den Weg zu einer Rutschpartie der unangenehmeren Art gemacht haben dürfte – dann doch lieber ein gemütlicher Abend im Gästehaus.
Die Annehmlichkeiten der südostasiatischen Backpackerparadiese ziehen mittlerweile immer weitere Kreise und jetzt gibt es auch hier schon „alles mit happy“ – Happy Tea, Happy Pizza, Happy Bread:) Wir möchten für den nächsten Tag noch einen klaren Kopf behalten und belassen es fürs erste bei einem schlichten Yunnan Red…

Shambala und das Zentrum der Energie

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

18 Kilometer von Sainjand bis zum Camp, dann Ausflug mit Bus und Rad zum Kloster Chamrin und zum „Energiezentrum“, 44 Höhenmeter bei sonnigen 30 Grad.

Heute geht es nur 18 Kilometer aus der Stadt heraus bis in ein sehr schönes Jurtencamp. Die Piste dorthin ist recht sandig und gibt einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage, aber wir sehen dafür im Camp die ersten „richtigen“ Blumen. In der Wüste findet man im Moment noch ein wenig blühenden Knoblauch und ein paar unscheinbare Blüten, aber die Wege im Camp sind mit leuchtenden Sonnenblumen gesäumt.

Wir verschnaufen ein wenig und nach dem Mittag geht es weiter, zum Energiezentrum der Mongolei. das ist kein geheimes atomares oder solares Entewicklungsprogramm, sondern der spirituell wichtigste Punkt im Land. Ein bekannte Mönch und Dichter hat hier in der Wüste vor über hundert Jahren ein Kloster errichtet, um die Kraft dieses Fleckens Erde wissend. In den vorsozialistischen Zeiten gab es hier 500 Mönche, heute lernen und meditieren hier wieder 50 Mönche und ein Nonnenkloster ist im entstehen. Mit Unterstützung einer Bergbaufirma wird hier kräftig gebaut und schwere Maschinen ebenen den Boden für weitere Tempel, ein prachtvoller Stupa wurde gerade eröffnet. Ab und zu kommt ein Fahrzeug mit Pilgern an, die ein wenig Spenden und dafür von einem alten Mönch ins Gebet mit einbezogen werden. Das mittendrin sein Handy klingelt und er ein paar Dinge telefonisch regelt scheint niemanden zu stören, vielleicht war es ja auch die direkte Hotline zu Buddha.

Zwei Kilometer vom Kloster entfernt befindet sich der Shamabala Komplex. Shambala ist eine sagenhafte Stadt im tibetisch-buddhistischen Mythos. Von dort aus soll sich irgendwann der Buddha wieder in diese Welt begeben und den Menschen den Weg zeigen. Verarbeitet wurde die Geschichte literarisch in Hiltons „Verlorenem Horizont“. Im Komplex umgeben 108 kleine Stupas das Energiefeld und wir tanken hier gut auf für die nächsten Tage. Egal ob real oder erfunden, die Anlage wirkt beeindruckend in der kargen und schroffen Landschaft.

Wir sehen uns dann noch ein paar Meditationshöhlen und versteinerte Bäume aus der Gobi an und kehren zurück zum Lager, vom vielen Energietanken trotzdem recht hungrig, erstmalig in der Geschichte unserer Radtour fragen wir einen Nachschlag an Teigtaschen an, den wir auch bekommen.

In der Nacht leuchten die Sterne wieder besonders intensiv, auf dem Weg zur Toilette verweile ich noch eine ganze halbe Stunde und bestaune den Morgenstern, der so hell leuchtet, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe.


Der Uhu von Lijiang

Chinesische Landpartie, 12.08. bis 03.09.2012

Die südchinesische Provinz Yunnan ist bekannt für ihre hohe Artenvielfalt, was sich unter anderem in den wohlgefüllten Auslagen der Restaurants mit frischem Gemüse widerspiegelt, aber auch die Tierwelt hat so einiges zu bieten. Nachdem uns bei Nacht an der Großen Mauer zu Peking Grillen und Hunde zugesetzt hatten, wird nun auch in Lijiang unsere Geräuschtoleranz auf die Probe gestellt. Seltsame und beunruhigende Laute legen sich zu später Stunde über die Partygeräusche, die aus der weiter unten gelegenen Altstadt zu uns heraufdringen und sorgen für eine weitere unruhige Nacht. Nach allgemeiner Beratung am Frühstückstisch wird schließlich ein Uhu als mutmaßlicher Übeltäter festgelegt und die Möglichkeit einer menschlichen Beteiligung verworfen.

Das Wetter am Morgen befindet sich noch in Katerstimmung und Lijiang hüllt sich mal wieder in einen leichten Nieseldunst. Das kann uns aber nicht viel anhaben, denn heute ist Stadt- und Bummeltag und wir können es gemütlich angehen lassen. Wir lassen uns ein wenig durch die Altstadt treiben, klettern auf den Hausberg von Lijiang, den Löwenberg, der Alt- und Neustadt voneinander trennt und besichtigen die ehemalige Familienresidenz eines früheren Häuptlings der hier dominierenden ethnischen Minderheit der Naxi. Nach einem kurzen Abstecher zur lokalen Essmeile mit unzähligen Snacks in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen statten wir noch dem weniger von Touristen als von den Einheimischen frequentierten Markt einen Besuch ab und zerstreuen uns schließlich für einen Nachmittag zur individuellen Gestaltung.

Ein bisschen Zivilisation

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

87 Kilometer durch die Wüste, wieder 40 km Asphalt, 175 hm bei sonnigen 28 Grad vom Zeltlager nach Sainjand.

Nun haben wir drei Nächte in der Wüste und Halbwüste verbracht und noch nicht einmal die Hälfte geschafft und es macht sich langsam der verwöhnte Europäer bemerkbar, zumindest bei mir, ich brauche wieder einmal eine Dusche und eine Haarwäsche, mit der neuen „Langhaarfrisur“ reicht ausklopfen nicht mehr. Doch es ist Land in Sicht, einen Tagesritt am Horizont liegt die kleine Stadt Sainjand und dort haben wir eine Hotelübernachtung mit Dusche, ob warm oder kalt, das ist bei den Temperaturen recht egal.

Auf der Piste stauben uns die LKW heute ordentlich ein und es wird langsam immer wärmer, wenn die Sonne nach oben gestiegen ist. Auch sind wir nun richtig in der Wüste, links und rechts der Piste nur noch stacheliges Kraut, das wir wegen der Durchstiche im Mantel fürchten. heute morgen haben wir nach Rückkehr auf die Piste noch einmal ordentlich geprüft und wieder ein gutes Dutzend Dornen entfernt, bevor sie sich durch den Mantel zum Schlauch durcharbeiten können.

Nach 45 Kilometern dann die Erlösung: Hier fängt der Asphalt wieder an, an der gleichen Stelle wie im letzten Jahr, dabei war ich damals so optimistisch, dass der Straßenbau noch ein gutes Stück vorankommen könnte. Nun macht auch die Wüste wieder Spaß, wenn der schwarze Asphalt unter dem Rad dahinfliegt und man keine Angst vor Dornen haben braucht.

Am Nachmittag erscheinen dann die ersten Häuser der kleinen Stadt. Etwas besonderes gibt es nicht zu sehen, aber es gibt eben ein mäßiges Hotel mit Dusche. In Haaren und Kleidung steckt die halbe Wüste, ein wunder, dass sich dort überhaupt noch Sand und Staub befinden. Eine Internetverbindung gibt es nicht, aber ich kann wenigstens ein wenig schreiben und meine Bilder sortieren. Dann geht es ab in ein schönes Restaurant mit einem ausführlichen Abendessen und eiskaltem Bier, auch ein tolle Errungenschaft der modernen Welt, die man erst in der Wüste richtig schätzen lernen kann.


Flughafenhopping

Chinesische Landpartie, 12.08. bis 03.09.2012

Der heutige Tag steht im Zeichen des Transfers und wir machen uns bereit, eine Reihe von chinesischen Flughäfen kennen zu lernen. Zunächst aber verabschieden wir uns von einem Teil unserer Gruppe, der die Kurzvariante gewählt hat und heute auf direktem Wege nach Shanghai weiterreist. Wir wünschen viel Glück mit der Zugfahrt und machen uns auf den Weg zum Flughafen in Guilin.

Zwischenstation Kunming – der nagelneue Flughafen scheint aus allen Nähten zu platzen und ringt mit überfüllten Schaltern. Wir müssen uns ranhalten und opfern die Raucherpause. Im Flugzeug gibt es dann für den kurzen Flug nur noch ein Fläschchen Wasser und Bonbons mit Olivengeschmack, die die Abwehrkräfte stärken sollen. Der Geschmack ist Geschmackssache und in den nächsten Tagen haben wir einige Erkältungen zu beklagen. Womöglich liegt es aber auch am plötzlichen Klimawechsel, denn nach dem schwülwarmen Guilin finden wir uns jetzt auf 2300 m und mit 10 Grad weniger wieder.

Es ist schon spät und wir ziehen nur schnell die Jacke über und lassen uns als letzte Gäste bei Ali Mama noch schnell ein frisches Fischlein aus dem Bassin ziehen. Noch eine kurze Runde durch die Stadt und alle sind überzeugt, dass hier selbst nach dem Nachtleben von Yangshuo noch eine Steigerung möglich ist.

Bis zum Anschlag

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

95 Kilometer durch Wüste und Staub, natürlich alles Piste, von Camp zu Camp, lasche 249 Höhenmeter, dafür Gegenwind bei 28 Grad.

Am Ende kommen wir heute gerade einmal auf einen Schnitt von 14 km/h, doch wir sind gut gerädert. Dabei war es mit 28 Grad nicht einmal richtig heiß, aber 28 Grad im Schatten sind etwas anderes, wenn sich in der näheren Umgebung von 300 Kilometern kein einziger Baum uns Strauch befindet. Schon vom Morgen an hatten wir einen mittleren Gegenwind und die Piste ist ab und zu recht sandig. Zwar wird mit ziemlichem Aufwand an der neuen Straße gearbeitet, aber eine Fertigstellung ist in diesem und im nächsten Jahr nicht in Sicht. Immer mal wieder kann man oben auf der neuen schon verfestigten Straßengrundierung fahren, aber aller 800 Meter muss man dann wieder runter von der Straße in den Sand und das ist mehr als nervig. Auch werden wir gut eingestaubt von den LKW, die natürlich mindestens zu 50% auf der falschen Seite vorbeirauschen und eine dicke Staubfahne hinter sich herziehen.

Und heute Morgen hatten wir gleich zum Auftakt unseren ersten Plattfuß, die Ursache war allerdings nicht das Dornengestrüpp, dass sich hier als fast einzige Vegetation noch hält, sondern ein dünner Stahldraht von einem der zerfledderten Autoreifen, die überall am Pistenrand herumliegen. Der Plattfuß vom Dornenzeugs, auf Mongolisch „Uhfs“ genannt und unseren Radlern vom letzten Jahr noch grauenvoll in den Ohren, dieser Plattfuß folgt erst am späten Nachmittag bei mir. Glücklicherweise prüfen wir alle Räder und Mäntel schnell nach weiteren Dornen, keine vergebliche Mühe, denn bei unseren kurzen Abstecher zur Mittagspause auf einen kleinen Hügel hat jeder von uns Unmengen aufgesammelt, die wir nun mit Mühe wieder herauspulen, bevor sie sich in den nächsten Stunden und Tagen durchs „unplattbare“ Keflar schieben.

Was gibt’s heute außer Staub und Dreck noch zu berichten, Mugi hat mittags wieder einen tollen Salat gezaubert und abends einen leckeren Reis mit Gemüse und Tofu. Vom Wodka brauchen wir nur einen winzigen Schluck, da es an Bettschwere nicht mangelt.


Höhlentour

Chinesische Landpartie, 12.08. bis 03.09.2012

Die chinesischen Landstraßen fordern ihren Tribut und einige Schläuche sind irreparabel geschädigt, so dass wir nachkaufen müssen. Zum Glück befindet sich der Radladen an unserem Weg und wir können uns wieder neu eindecken, bevor wir die Stadt verlassen. Unseren ersten Halt machen wir heute am Mondberg, wo man einen guten Ausblick hat und die Karstberge durch ein Loch im Felsen betrachten kann.

Das Angebot an Touristen hält sich heute in Grenzen, weshalb fast jeder in den zweifelhaften Genuss einer eigenen Getränkeverkäuferin kommt. Man wird bis ganz nach oben begleitet und kann eine Gipfelcola für etwa 2,50 € erstehen. Verhält man sich nicht zu abweisend, wird man auch wieder nach unten geleitet und bekommt dabei kühlende Luft zugefächert. Manch einer wird sogar persönlich ans Händchen genommen und über die glitschigen Stufen geführt.

Da die Karstfelsen auch von innen etwas hermachen, steuern wir auf vielfachen Wunsch eine weitere Attraktion in Form einer großen Höhle an, die sich einige weitere Kilometer außerhalb von Yangshuo befindet. Wir versuchen uns in eine der Lücken zwischen den chinesischen Tourgruppen zu zwängen und die Atmosphäre der Höhle auf uns wirken zu lassen, was einiges an Konzentration erfordert, wenn die Megaphone der chinesischen Reiseleiter durch die unterirdischen Gewölbe schallen, um das touristische Vorstellungsvermögen in die rechte Bahn zu lenken – „hier sehen Sie die große Eiskrem, dort sehen Sie den Blumenkohlfelsen…“

Weil jetzt alle hungrig geworden sind, gibt es draußen eine Reihe von Essständen. Die Tarowurzel ist das Gemüse der Stunde und auch wir probieren einige Variationen. Der Rückweg ins Quartier verläuft dann trotz des obligatorischen Platten zügig und diszipliniert und so gibt es am Abend als Belohnung eine weitere lokale Spezialität, den Bierfisch.

In der Wüste

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

126 Kilometer von einem Camp zum anderen, von der Trockensteppe in die Wüste, die Hälfte davon auf staubiger Piste, drehende Winde bei 26 Grad, 575 Höhenmeter.

Richtig ruhig ist es nie in der Wüste, denn selbst wenn man drei Kilometer von der Piste oder von der Eisenbahn weg ist, hört man doch in der weiten Ebene die Geräusche immer noch fast ungedämmt. Die Nacht war ziemlich kalt, es hatte vielleicht fünf oder sechs Grad und so sitzen wir recht gut eingemummelt beim Frühstück und freuen uns über die ersten Sonnenstrahlen und wir sind guter Hoffnung unseren Kältepol überwunden zu haben. Gegen 10 Uhr ist es dann auch schon so, wie man es von einer Wüste erwartet und wir sind nach einer guten Woche dann wieder einmal im T-Shirt unterwegs. Der Rückenwind ist leider weg es weht straff von der rechten Seite ein bisschen von vorn und macht uns leicht zu schaffen.

Langsam wir die Landschaft auch trockener, die Vegetation wird immer krautiger und es gibt immer weniger Kühe und Pferde, dafür tauchen erstmalig auch Kamele auf. Hinter Choir sind wir dann endgültig in der Wüste, denn 5 Kilometer hinter dem mickrigen und staubigen Städtchen hört der Asphalt auf und die Straße spaltet sich in mehrere mehr oder weniger laufende Pisten auf.

Mit der Straße nach China sind die Bauarbeiten noch nicht weit vorangekommen, zwar wird an der Piste gearbeitet und das bett für die Straße verfestigt, aber im letzten Jahr sah es hier nicht viel anders aus.

In meinem Schalthebel macht es plötzlich laut „Ratsch“ und der Zug ist durch, aber nicht nur dass, der Hebel verweigert auch die Arbeit mit einem neuen Schaltzug. Wie vor drei Monaten bei meinem Berliner Fahrrad. Nur dass der nächste Fahrradladen 800 Kilometer von uns entfernt in Datong liegt. Ich stelle die Schaltung also in einem mittleren Gang fest und habe damit nur noch einen Gang zum fahren, für Berge und wilde Abfahrten kann ich dann noch das Blatt wechseln, aber mehr Variationen gibt es nicht.

Der Kantenwind hat aber glücklicherweise nach hinten gedreht und so kommen wir auch auf der Piste sehr gut voran und am Abend stehen wieder 126 Kilometer auf dem Display.

Bei dem scharfen Wind ist es nicht ganz einfach die Zelte aufzustellen, zumal der Untergrund ziemlich steinig ist, aber wir helfen uns alle miteinander und nach einer halben Stunde sitzen wir beim Abendessen und genießen den Sonnenuntergang.


Schotterpiste am Li-Fluss

Chinesische Landpartie, 12.08. bis 03.09.2012

Heute kehren wir unserem swimmingpoolbestückten Resort wieder den Rücken und begeben uns auf den zwar nicht langen, aber dafür umso staubigeren Weg nach Yangshuo. Noch ein paar Kilometer Straße, dann geht es auf eine Schotterpiste und wir schrauben uns immer höher und weiter in die Berge hinein. Dass wir dabei kräftig durchgeschüttelt werden, nehmen wir kaum war, weil uns die Berglandschaft mit immer neuen Aussichten beeindruckt. Nach dreißig Kilometern haben wir uns eine gelbbraune Patina zugelegt, die wir dann später in Yangshuo genüsslich den Abfluss hinunterspülen werden.

Nach unserem Mittagshalt in Xingping schlendern wir noch ein wenig durch das Städtchen und fahren schließlich per Boot weiter, um unsere Sammlung an unterschiedlichen Transportmitteln weiter zu vergrößern. Der Li-Fluss ist ein bekanntes Touristenziel und die Bootsfahrten unterliegen einer entsprechenden Regulierung. In China lassen sich allerdings auch immer Mittel und Wege finden diese zu umgehen und so bekommen wir unser eigenes Boot, wobei unsere Fahrt allerdings etwas unorthodox an einem ruhigen Anlegeplatz einige Kilometer außerhalb der Stadt enden muss.

Von hier aus rollen wir auf kleinen Wegen und Straßen durch die dörflichen Ausläufer von Yangshuo, die sich entlang des Flusses erstrecken. Allmählich nehmen der Verkehr und die Zahl der Menschen auf den Straßen immer mehr zu und schließlich erreichen wir das dichte Gewühl der Fußgängerzone, wo sich unser Hotel befindet.