Irrungen und Verwirrungen

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

Nach dem gestrigen Großverkehrstag wollen wir heute die Nebenstraßen versuchen, die es hier im Gegensatz zu gestern gibt. Wenn man sich die Landkarte der Halbinsel Liaodong anschaut, wird klar, dass der gestrige Tag gar nicht anders verlaufen hätte können. 20 Kilometer ist die Halbinsel nördlich von Dalian gerade mal breit, und da müssen zwei Autobahnen, eine Schnellbahn, eine Bummelbahntrasse und dazu zwei Staatsstraßen und etliche Landstraßen durch. Der Verkehr scheint sich relativ gleichmäßig zu verteilen, viel Luft ist da jedenfalls nicht!

Heute also Erkundungsfahrt durch die Backwaters. Im Wortsinne: Wir fahren die Küste Liaodongs ab, die hier ähnlich zerklüftet ist wie Norwegen. Nein nicht wirklich, uns kommt es aber so vor, als wir buchtein-buchtaus der Küstenlinie folgen.


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Der Zug war pünktlich

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Zugfahrt von Yichang nach Shanghai, Ankunft im Regen und Spaziergang am Bund

Um 5:00 Uhr klingelte der Wecker. Wenn ich ihn nicht selbst gestellt hätte, hätte ich es nicht glauben wollen. Aber um 6:45 Uhr fuhr schon unser Zug nach Shanghai, und der war pünktlich. Wie fast immer in China. Da aber vor allem unser bayrischer Kollege in Myanmar schon andere, sehr schmerzliche Erfahrung gemacht hatte, war er recht skeptisch und schließlich angenehm überrascht, dass die chinesische Bahn hält was sie verspricht. Anders als die Deutsche Bahn. Wir hörten gerade erst dass schon wieder gestreikt würde. Hoffentlich ist der Streik vorüber wenn wir wieder nach Hause kommen.

Die Fahrt verlief ohne Probleme aber Shanghai empfing uns leider mit Autostau und Regen. Das war der erste richtige Regen auf der Tour. Es hatte schon ein-, zweimal geregnet aber immner nur nachts wenn es uns nichts ausmachte. Nun kamen unsere Regenklamotten doch noch zum Einsatz. Wäre ja auch fast schon skandalös gewesen, wenn wir sie ganz umsonst mitgeschleppt hätten.

Bei Regen hat der Bund, Shanghais historische Uferpromenade, sogar etwas sehr schön Mystisches. Aber dennoch hofften wir, dass wir vielleicht morgen den Bund auch nochmal in voller Höhe bewundern können würden, denn man sah ja quasi nur die Hälfte. Aber selbst bei diesem Wetter waren wieder Hochzeitspaare unterwegs, die die obligatorischen Hochzeitsfotos machten. Die sieht man tatsächlich bei jedem Wetter hier. Shanghai ist anscheinend bei jedem Wetter fotogen.

Last Exit Dalian

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

Having reached the new shores of Liaoning, we make a fresh start and agree on two basic precepts: from now on the family stays and bikes together; and we take it easy, without sticking to any strict plans or maps. The last would be anyway impossible to do, because we are left without navigation. The only mobile on which it worked fall weeks ago on the road and broke; our backup – the tablet,- emerged one evening from the bag with a shattered screen; while the satellite maps downloaded on the GPS display a network of roads, but neither their names, nor the towns. Our map of Liaoning province is almost useless, as it focuses on highways and interstates. We will simply bike in general direction Beijing – that is to say, first in direction north, along the length of the Liaodong peninsular, then make an arch direction west, then bike southwards again, along the western coast of the bay. And above all, we will enjoy the rest of the trip and remain open to whatever comes along.


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Zurück ins normale Leben

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Der letzte Tag auf dem Kreuzfahrtschiff mit Besichtigung des umstrittenen Drei-Schluchten-Staudammes

Der Drei-Schluchten-Staudamm ist wohl eines der umstrittensten Bauwerke im modernen China. Er wurde sehr kontrovers diskutiert und zog viele einschneidende Maßnahmen nach sich. Angefangen von der Umsiedlung von offiziell 1,3 Millionen Menschen und der Überflutung von mehr als 1000 Kulturdenkmälern und nicht zuletzt die ökologischen Auswirkungen des Dammes die längst noch nicht abzusehen sind. Von den vielen Problemen die der Staudamm mit sich bringt war bei der Besichtigung, abgesehen von den Umsiedlungen, eigentlich nicht die Rede. Alles super, alles wunderbar.

Nun, beeindruckend ist er ja schon, trotz aller Probleme und rückgängig zu machen ist er nun auch nicht mehr. Wir verbrachten dort etwa 2,5 Stunden, bevor wir wieder in See oder Fluss stachen in Richtung unserer Endstation Yichang City, wo wir uns von der netten Crew der Victoria Jenna, die uns fast schon durch ihre Überbehütung erdrückt hatte, verabschiedeten. Daran könnte man sich glatt gewöhnen. Aber nun hatte uns das normale Leben wieder.

Yichang ist eine Stadt mit rund 4 Millionen Einwohnern, die aber lediglich durch die Nähe zum Drei-Schluchten-Staudamm oder seines kleinen Bruder Dammes der Gezhou Ba Staustufe bekannt ist. Wir verbrachten den Nachmittag dort mit einem Stadtbummel. Obwohl Yichang für unsere Verhältnisse riesig groß ist, hat es sich aber dennoch einen gewissen kleinstädtischen Charme bewahrt.

Nach dem Abendessen ging’s recht bald in die Falle, denn morgen war eine sehr frühe Bahnfahrt angesagt. Also nix mit Nachtleben heute…

Wo Vögel Hymnen singen

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

Ist das die Wetterwende?

Wieder einmal ziehe ich die Vorhänge des Hotelzimmers auf und werde von strahlendem Sonnenschein geblendet. Wo verstecken sich die Wolken? Ist dies wieder nur ein einzelner sonniger Tag und morgen radeln wir wieder durch strömenden Regen?

Ein paar Mal habe ich es schon bereut, nicht doch den optionalen Regenschutz für unseren Anhänger gekauft zu haben statt die Sonnenmarkisen. Aber dann hätten wir ja auch mit einem Chariot fahren können und die Kinder hätten ebensowenig von der Reise gesehen.

Unser Hotelzimmer liegt im 11. Stock und wir blicken auf eine Straßenschlucht. “Singapur des Nordens” hatte ich einmal in einem Artikel über Dalian geschrieben. Das war 2006 und die Stadt hatte mich begeistert.

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Große und kleine Schluchten

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Zweiter Tag an Bord unseres Yangzi-Dampfers

Das Frühstück war wieder so früh wie gestern. Ausschlafen ist nicht drin. Nach dem Frühstück konnten wir wieder von Bord und uns in einem kleinen Örtchen umschauen. Gegen 11:30 Uhr fuhren wir in die erste der drei berühmten Schluchten, die Qutang-Schlucht, ein. Die ist so berühmt, dass sie auf dem 10 Yuan Schein abgebildet ist. Die Qutang Schlucht ist nur 8 km lang, sodass wir auch noch die zweite, die Wu Schlucht, die nach chinesischer Ansicht die malerischste der drei Schluchten ist, schafften.

Der Nachmittag bestand zu einem großen Teil aus einem Ausflug in eine der kleinen Schluchten des Yangzi, in den Shennüxi-Fluss. Wir fuhren mit kleinen Booten in die sehr enge und steile Schlucht und wurden dann am Wendepunkt der Fahrt mit einer Musik und Tanzeinlage der lokalen Minderheit, der Tujia, unterhalten. Man durfte natürlich auch mittanzen, was einige unserer Gruppe auch wahrnahmen. Vor allem unser Jüngster in der Gruppe ist ein leidenschaftlicher Tänzer und nimmt jede Möglichkeit zu Tanzen war. Es ist toll für ihn, dass auch die Chinesen leidenschaftliche Tänzer sind und es deshalb recht viele Möglichkeiten gibt. Die Nebenflüsse waren ursprünglich mal nur ein bis zwei Meter tief, durch die Aufstauung des Stausees sind sie aber nun zum Teil rund 80 Meter tief. Früher wurde man mit kleinen flachen Booten wegen der vielen Stromschnellen in die kleinen Schluchten gerudert, heute wird man mit Motorbooten hineingefahren.

Nach dem Abendessen gab es wieder eine Crew-Show, die neben traditionellen Darbietungen auch moderne Beiträge wie Breakdance oder einen Zauberer bot. Ab 22:00 Uhr fuhren wir in die Schleuse des Drei-Schluchten-Staudammes ein. Diese gewaltige Schleuse ist 1,6 km lang und überwindet in 5 Staustufen je nach Wasserstand etwa 100 m Höhenunterschied. Das war schon echt beeindruckend zu beobachten. Das gesamte Prozedere dauerte etwa drei Stunden.

Schiff Ahoi

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Erster Tag an Bord unseres Yangzi-Dampfers

An Bord herrscht ein straffer Rhythmus. Um 07:00 Uhr ist Frühstück, um 08:30 Uhr das Briefing zu den Sicherheitsbestimmungen an Bord. Anschließend gab es einen Vortrag über chinesische Medizin und um 12:00 Uhr war Mittagessen. Vor dem Mittagessen hatten wir noch die Gelegenheit uns etwa anderthalb Stunden in Fengdu herumzutreiben und kleine Einkäufe zu machen. Um 15:00 Uhr war dann die „Captain’s Welcome Reception“ und um 16:30 ein Landausflug zu der historischen Festung „Shibaozhai“. Die lokale Führerin zeigte uns auf einem alten Foto von 1980 wo ihr ehemaliges Haus stand bevor es vom Drei-Schluchten-Stausee verschluckt wurde. Um 19:15 Uhr wurde das Abendessen serviert und um 20:45 Uhr führte die Crew eine Las Vegas artige schrill bunte „Chinese Dynasties Show“ auf. Zeit für Langeweile war also nicht.

Gedanken auf gar nicht so hoher See

tandem4family – Mit der Familienkutsche von Shanghai nach Beijing

Meine Erinnerungen an Schifffahrten sind meist positiv.

Mit Interrail von Patras nach Brindisi, Deckpassage, neben mir drei attraktive Schwedinnen und mehrere Flaschen Rotwein.

Um die 30 Mal den Yangzi flussabwärts von Chongqing nach Wuhan, immer wieder ein Erlebnis.

Mit dem Seelenverkäufer den Mekong und seine Nebenflüsse entlang.

Und selbst die recht seelenlose Fähre von Hoek van Holland nach Harwich im Rahmen der Hongkong-London-Tour hatte ihre romantischen Momente.

Entsprechend stellte ich mir die Überfahrt von Yantai nach Dalian vor. Sonne, Promenadendeck und fröhlich tollende Töchter, während Zornica und ich einen kühlen Chardonnay genießen.


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Die größte Stadt der Welt

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Stadterkundung in Chongqing bei strahlendem Wetter um 30°C

Chongqing ist die größte Stadt der Welt, zumindest auf dem Papier. Im Jahre 1997 wurde Chongqing aus der Provinz Sichuan herausgelöst und zur regierungsunmittelbaren Stadt ernannt. Das bedeutet, dass die Stadt Provinzstatus hat. Dabei wurde Chongqing soviel Umland eingemeindet, dass die Stadt nun auf knapp 30 Millionen Einwohner kommt. Die Fläche ist so groß wie in etwa Österreich. Die Stadt selber hat eigentlich nur knapp 8 Millionen Einwohner. Diese Stadt, die bei uns in Deutschland eigentlich kaum jemand kennt, erkundeten wir heute zu Fuß und mit öffentlichen Bussen.

Als erstes schauten wir uns die „Große Halle“ an. Diese war immer wieder Tagungsstätte der regionalen Regierung und ist heute in erster Linie ein Theater. Anschließend machten wir uns auf die Suche nach Resten von Altstadt. Man schickte uns in ein Gebiet, in dem noch Altstadt vorhanden sein sollte, allerdings waren das alles auf historisch gemachte Touristenstraßen. Eigentlich nur durch Zufall entdeckten wir dann noch ein kleines Viertel mit echter bewohnter Altstadt. Aber vermutlich wird das in einigen Jahren auch nicht mehr da sein und der Modernisierung zum Opfer gefallen sein.

Der Nachmittag war dann zur freien Verfügung und wir trafen uns um 16:00 Uhr im Hotel um mit 3 Taxen zu einem Treffpunkt zu fahren, von dem wir abgeholt werden sollten um zu unserem Schiff für die Yangzi-Kreuzfahrt zu gelangen. Ab Mai wird der Stausee des Drei-Schluchten-Staudammes abgesenkt, um Platz zu schaffen um eventuelle Hochwasser aufzufangen. In dieser Zeit können größere Kreuzfahrtschiffe nicht bis nach Chongqing fahren. Deswegen hatten wir einen 2,5 stündigen Bustransfer nach Fengdu, wo wir an Bord gingen. Auf dem Schiff waren 370 Passagiere und etwa 150 Besatzungsmitglieder. Also schon ein ganz ordentlicher Kahn. Die Nacht verbrachten wir dann an Bord.

Grottengut

Wo der Pfeffer wächst, 25.04. bis 17.05.2015

Transfer von Chengdu nach Chongqing mit unserem Begleitbus und Besichtigung der Steinskulpturen von Dazu

Unser Begleitfahrzeug war gerade groß genug dass wir alle hinein passten. So konnten wir gemütlich mit unseren beiden Begleitern nach Chongqing fahren. Gestern Abend hatten uns die beiden noch reichlich mit Tee aus ihrer Heimat beschenkt was eine recht rührende vorgezogene Abschiedszeremonie war. Der Tee war so reichlich, dass er etwas die Kapazitäten unserer Koffer sprengte.

Die Fahrt war angenehm und kurzweilig. Es ging durch schöne Landschaft und je näher wir den Grotten von Dazu kamen, desto schöner wurde sie. Bei den Grotten angekommen, mussten wir feststellen, dass man diese für einen Mega-Ansturm rüstete. Es wurde ein riesen Eingangsbereich gebaut, der noch gar nicht fertig war. Wir fragten, wo der Eingang denn sei und wurden von einem der vielen Fahrzeuge für 5 Yuan pro Person zum etwa 2 km entfernten Eingang gefahren. Wir kauften die Tickets und wanderten in Richtung Grotten. Wir verliefen uns etwas und es dauerte eine Weile bis wir den Eingang fanden. Dort angekommen stellte sich heraus, dass wir gar nicht mit dem Auto hätten fahren müssen, denn der eigentliche Eingang lag nur wenige Meter von dort entfernt wo wir in das Auto eingestiegen waren und bei diesem Eingang konnte man auch Tickets kaufen.

Die Grotten selbst waren schön ruhig und wir konnten sie in Ruhe genießen. Die Ursprünge der Grotten von Dazu gehen bis ins Jahr 650 zurück in die frühe Tang Dynastie. Allerdings wurde über mehrere Jahrhunderte dort an den Grotten gemeißelt. Die schönsten und aufwändigsten Grotten entstanden im 10. Jahrhundert zum Beginn der Song Dynastie. Seit 1999 stehen die Grotten auf der Liste der UNESCO Weltkulturerbe.

Nachdem wir die Grotten verlassen hatten und auf dem Rückweg zu unserem Bus waren, stolperten wir in einem kleinen Dorf noch in eine Dorfhochzeit. Wir wurden eingeladen mitzufeiern, aber leider hatten wir keine Zeit, denn wir mussten ja noch weiter nach Chongqing. Am Abend gegen 20:00 Uhr erreichten wir dann unser Hotel.