Der Kaiser der Kanäle

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 11.10. bis 02.11.2017

Fahrt nach Yaowan von etwa 21 km am berühmten Kaiserkanal entlang.

Der Kaiserkanal. 1800 km lang, 30 bis 40 Meter breit und zwischen 3 und 9 Metern tief. Er ist die längste von Menschenhand gegrabene Wasserstraße der Welt. Er ist nicht mehr durchgängig schiffbar aber in verschiedenen Regionen wie hier in der Provinz Jiangsu wird er noch ausgiebig als Wasserstraße genutzt. Es ist ein erstaunlich hohes Verkehrsaufkommen auf dem Kanal, zum Teil schieben sich Schubverbände mit 10 bis 20 Schiffen. Ursprünglich war der Kanal von einem Kaiser der Sui-Dynastie 584 n. Chr. in Auftrag gegeben worden um die Steuereinnahmen und Versorgungsgüter wie Reis oder auch Seide von Südchina in den Norden zur Hauptstadt zu transportieren. Heute sind es nicht mehr die Steuern aber der Lastenverkehr ist immer noch enorm.
Von Pizhou aus brauchten wir mit einigen Pausen nur anderthalb Stunden nach Yaowan. Da wir morgen die Besichtigung des historischen Ortes vorhaben, radelten wir heute um die Altstadt herum am Kanal entlang und wieder zurück zum Hotel. Zwischendurch machten wir noch einen Einkaufsbummel in einem großen Supermarkt, denn chinesische Supermärkte sind absolut einen Besuch wert. Insbesondere die Süßigkeitenabteilung hatte es uns angetan.

Etwa 100 Meter von unserem Hotel entfernt befindet sich ein kleiner aber feiner Nachtmarkt. Der sollte es heute sein. Man isst in uriger Atmosphäre im Freien und um einen herum wuselt es und lärmt es. Nach dem Essen machten wir noch einen kurzen Spaziergang durch die Altstadt bei Nacht und kehrten anschließend ins Hotel zurück.


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Invasion vom Mars

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 11.10. bis 02.11.2017

Zugfahrt nach Pizhou und nachmittägliche Rundfahrt mit dem Rad durch die Stadt.

Unser Tag startete wieder einmal früh. Um 06:40 Uhr trafen wir uns zum Frühstücken. Wir gingen, wie den Tag zuvor, in den kleinen Baozi-Laden der auch Huntun-Suppe macht, bei uns besser bekannt als Wantan-Suppe. Um kurz vor 08:00 Uhr fuhren wir mit dem Begleitfahrzeug vom Hotel ab und waren knapp 40 Minuten später am Bahnhof von Yanzhou. Die Fahrt mit einem alten Bummelzug dauerte knapp dreieinhalb Stunden bis Pizhou.

Pizhou ist eine moderne Kleinstadt von 1,6 Millionen Einwohnern. Wir machten uns mit den Rädern auf den Weg und suchten eine Altstadt oder wenigstens Überreste davon. Fehlanzeige. Auf unserer Suche begegneten uns mehrere Bäckereien. Doch Kaffee trinken konnte man in keiner davon. Schließlich fanden wir ein ziemlich nobles Café in dem die Bedienungen in Reih und Glied die Gäste begrüßten. Die Disziplin der Bedienungen wurde allerdings dadurch unterwandert, dass sie anscheinend noch nie Ausländer bedient hatten und aufgeregt tuschelten und gickelten. Der Kaffee war aber wirklich gut wenn auch ganz schön teuer.

In der Nähe des Kaffees befand sich ein großer Platz wo diverse Hobbyensembles musizierten. Sehr trollig mit welcher Inbrunst dort völlig schräg und verstimmt in einer enormen Lautstärke gespielt wurde. Nach dem Motto nicht schön aber laut wurden die Verstärker voll aufgerissen damit es die ganze Stadt hört. Überall wo wir stehen blieben um den Musikern oder Zockern bei ihrer Freizeitbeschäftigung zuzuschauen, wurden wir umgehend von den anwesenden Einheimischen umringt und mit Fragen torpediert sobald sie herausbekamen, dass wir auch chinesisch verstehen. Das kenne ich noch aus meiner Studienzeit hier, Anfang der Neunziger, dass man angestarrt wird, als käme man vom Mars. In Pizhou scheinen nicht oft Ausländer vorbeizukommen. Immer wieder hörte man im Vorbeigehen „Guck mal Ausländer!“

Unser Abendessen war sehr stilvoll und auch lecker aber höllisch scharf. In Zukunft muss ich wohl besser gar nicht scharf bestellen um solche Schärfeexzesse zu vermeiden. Drei von uns sind noch ein wenig um die Häuser gezogen und haben einen Absacker im ältesten Club von Pizhou getrunken. Stilvoll neigte sich der Tag dem Ende.

Konfuzius sagt …

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 11.10. bis 02.11.2017

Auf den Spuren von Konfuzius auf Schuster’s Rappen und auf dem Rad bei sonnigem Wetter.

Dieser Tag gehörte Konfuzius (551-479 v. Chr.). Keine andere Philosophie hat China in den letzten zwei Jahrtausenden mehr geprägt als die Lehre des Konfuzius. Sie war die orthodoxe Staatsphilosophie und Soziallehre. Zu Lebzeiten war ihm der Ruhm leider nicht vergönnt, denn in der politisch chaotischen Zeit in der Konfuzius lebte, in der alle Fürsten Chinas um die Vorherrschaft stritten, wollte niemand seiner Lehre Gehör schenken. Harmonie, Gerechtigkeit und Pflichtbewußtsein gegen über dem Volk war seinerzeit ziemlich out. Erst als sich die politische Situation wieder stabilisiert hatte und gefestigte Dynastien am Werk waren, erkannte man den Wert der konfuzianischen Lehre mit der sich die sozialen Verhältnisse prima einzementieren ließen. Also profitierten von der konfuzianischen Philosophie eigentlich erst Konfuzius‘ Schüler und Schülers Schüler.

Dennoch ging es Konfuzius und seiner Familie nicht wirklich schlecht. Konfuzius war Beamter im Staate Lu und ging nach einigen Jahren für lange Zeit auf Wanderschaft. Über die Gründe, warum er auf Wanderschaft ging, gibt es widersprüchliche Angaben in den Geschichtsbüchern. Sicher zu sein scheint, dass er in wenigstens fünf verschiedenen Fürstentümern als Gelehrter und politischer Berater tätig war. Möglicherweise wurde er von den kriegstreiberischen Fürsten immer wieder vor die Tür gesetzt, weil seine Predigten von Harmonie, Menschlichkeit und Gerechtigkeit nicht besonders gut ankamen.

An dem Ort wo einst Konfuzius Geburtshaus stand, befindet sich heute eine Tempelanlage von 22 ha Größe ihm zu Ehren. Es war recht auffällig wie viele Lehrer den Tempel besuchten, denn Konfuzius war ja selbst Lehrer und legte enorm viel Wert auf das Lernen. Nur durch lernen konnte man seiner Meinung nach ein Edler werden. Konfuzius ist somit quasi sowas wie der Urahn oder Schutzheilige der Lehrer. Kein Wunder, dass Lehrer kostenlosen Eintritt haben.

Gleich neben dem Tempel liegt die Familienresidenz der Familie Kong. Diese schlichte 463 Zimmer-Hütte ähnelt ziemlich einem kaiserlichen Palast. Von Bescheidenheit keine Spur. Konfuzius wurde posthum ja schließlich auch wie ein Kaiser verehrt. Und das sogar von den Kaisern. Selbst die dem Kaiser vorbehaltenen goldenen Dächer dufte er haben. So kann man es aushalten. Nur schade, dass Konfuzius den Rummel um seine Person nicht mehr mitgekriegt hat. Zweieinhalbtausend Jahre lang. Ob man in zweitausend Jahren noch Angela Merkel kennt oder Michael Jackson hört?

Die Grabanlage ist ein riesiger 2 km² großer wilder Garten. Man nennt ihn deshalb auch „Konfuzius Wald“. Hier wachsen unter anderem über 20.000 tausendjährige Bäume. Neben den Gräbern von Konfuzius und seiner Familie befinden sich hier hunderte von weiteren Gräbern in denen entweder Schüler oder Verwandte von Ihm liegen. Sogar frisch ausgehobene Gräber haben wir gesehen. Man sagt, dass etwa jeder vierte Einwohner von Qufu mit Konfuzius verwandt sei. Die Familie Kong kann wohl die längste Genealogie der Welt aufweisen. Es gibt heute noch Menschen, die in direkter Linie auf Konfuzius zurück gehen.

Ich muss sagen, für mich als Sinologen war es schon ein ehrerbietendes Gefühl am Grab des Konfuzius zu stehen. Eine tolle Sache, hier einmal gewesen zu sein.

Of Mais and Men

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 11.10. bis 02.11.2017

Fahrt nach Qufu, nur 36 km bei bewölktem Himmel, nachmittags Stadtspaziergang.

Nach den 77 km von gestern erwarteten uns heute nur lockere 36 km. Die saßen wir auf einer Pobacke ab. Deshalb fuhren wir heute erst um 10:oo Uhr ab, so dass wir pünktlich zum Mittagessen in Qufu sein würden.

Unterwegs auf den Nebenstraßen durch kleine und größere Dörfer vorbei an Felder, begleiteten uns stetig die Bauern, die ihre Maisernte einbrachten und auf den Straßen zum Trocknen auslegten. Wenn gerade Pause war oder eben mal nichts zu tun war, sah man sie zocken. Die Chinesen sind leidenschaftliche Zocker. Um Geld zu spielen ist zwar verboten, aber wen schert es.

In einem Dorf kurz vor Qufu, unserem heutigen Endziel, trafen wir auf Hochzeitsvorbereitungen. Schließlich in Qufu angekommen, machten wir nach dem Einchecken einen kleinen Bummel durch die Stadt. Das Angebot Chinesischer Läden ist immer wieder faszinierend.

An diesem Nachmittag traf auch Anke in Qufu ein und somit war unsere Gruppe nun komplett. Zur Feier der Vollständigkeit, gingen wir in einem Café Kuchen essen und Kaffee trinken. Das Café war uns schon am frühen Nachmittag aufgefallen wegen seiner sehr extravaganten, sehr bunten Torten. Der Wunsch nach Kaffee und Kuchen scheint ein Ausdruck von Heimweh zu sein. Wird ja auch langsam Zeit nach 8 Tagen.

Nach unserer Heimweh-Bekämpfungs-Operation spazierten wir weiter durch die Stadt um den Kuchen vor dem Abendessen wieder abzutrainieren. Schließlich landeten wir in einem kleinen Restaurant in einer kleinen Fressgasse bei der Fußgängerzone von Qufu. Alles was hier gekocht wird hat etwas mit Konfuzius zu tun, denn dies ist hier sein Heimatort. Ich hoffe nur, er hatte die Zutaten nicht auch selbst noch angebaut. Aber eigentlich schmeckte alles recht frisch. Nach dem wir nun schon alle seine Lieblingsspeisen kennen, werden wir uns morgen dann Konfuzius selbst zuwenden.


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Auf den Spuren von Volker

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 11.10. bis 02.11.2017

Fahrt nach Ningyang, 77 km bei bedecktem Himmel und zum Schluss etwas Nieselregen

Shandong ist ein Paradies für Jiaozi Fans. Das sind die chinesischen Maultaschen. In jedem Restaurant und in jedem Imbiss gibt es Jiaozi. Auch Jianbing, eine Art Crêpe mit einem Ei drauf und scharfer Soße und knusprigen Waffeln drin gibt es hier noch sehr oft. In anderen Regionen Chinas bekommt man diese Fladen immer seltener. Hier in der Provinz Shandong ist für ein gutes Frühstück also bestens gesorgt.

Unsere heutige Etappe führte uns von Tai’an aus durch Kleinstädte und Dörfer und vorbei an Feldern. Zu Mittag aßen wir in einer kleinen Stadt in einem kleinen Restaurant. Also wir eintraten präsentiert uns die Chefin strahlend ein Din A3 großes Foto an der Wand mit einem Gruppenfoto von Ihr und Ihrem Mann zusammen mit Volkers letztjähriger Kaiser, Kanäle, Konfuzius Tour. Natürlich müssen wir nach dem Essen auch ein Gruppenfoto mit den beiden machen. Nächstes Jahr hängen wir dann an der Stelle von Volker dort und lächeln auf die nächste Gruppe herab.

Ein paar Kilometer vor Ningyang fing es an zu nieseln. Das war zwar nicht schön, aber der Regen hielt sich in Grenzen und beeinträchtigte unsere Weiterfahrt nicht. Aber zu einem Stadtspaziergang im Nieselregen hatten wir dann auch wieder keine Lust. Wir trafen uns dann zum Abendessen und gingen aufgrund des Wetters ins Restaurant gleich neben dem Hotel. Und was präsentiert uns der junge Kellner dort? Ein Gruppenfoto von Volkers Gruppe. Wir wandeln also auf den Spuren von Volkers Trupp von vor einem Jahr. Es kommen anscheinend sonst nie Ausländer hier durch, denn die Leute zeigen uns die Fotos immer sehr stolz und sind erpicht darauf mit uns auch ein Foto zu machen.

Morgen ist der große Parteitag in Beijing. Sogar hier ist das zu spüren. Die Behörden hier sind ziemlich nervös. Drei mal haben die Hotelangestellten unsere Pässe kopiert. Und zwar nicht nur die Lichtbildseite und das Visum, sondern alle Seiten unserer Pässe. Mehrmals wurde ich aus meinem Zimmer geholt, weil sie irgend eine Angabe im Pass oder einen Einreisestempel nicht richtig lesen konnten. In Beijing hätte ich so einen Aufriss ja noch verstanden aber hier im kleinen Ningyang? Ich hoffe, dass sie es nun geschafft haben alle Angaben zusammenzutragen. Ich hätte nämlich schon noch Lust ein wenig zu schlafen.


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Where comes the sun

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 11.10. bis 02.11.2017

Abstieg vom Taishan bei anfangs sehr kalten Temperaturen, weiter unten wurde es dann wieder wärmer.

05:12 Uhr war die Nacht zu Ende. Zumindest der Schlaf, denn dunkel war es noch. Wir wurden vom Hotelpersonal geweckt um den einmaligen Sonnenaufgang auf dem Taishan zu erleben. Am Hoteleingang konnte man die grünen wattierten chinesischen Militärmäntel ausleihen, denn die wenigsten rechnen mit so einer Kälte. Auch drei von uns liehen sich die Mäntel gegen den eisig kalten Wind. Nun wurden wir viele Treppenstufen hinauf auf den Gipfel gelotst weil dort der Sonnenaufgang am besten zu sehen sei.

Mittlerweile war es schon 06:45 Uhr und die Sonne hätte laut Wetterstation schon seit einer halben Stunde aufgegangen sein sollen. Es war schon Tag hell, aber eine Sonne war nicht zu sehen. Sie war wohl da, aber versteckte sich hinter einer dichten Wand aus Wolken. Ein Heer von Fotografen stand Schussbereit in Position aber die Sonne ließ sich entschuldigen. Na, wird wohl doch nix mit der Unsterblichkeit. Also zogen wir wieder ab und gingen frühstücken. Das Frühstück bestand aus Ölstangen, Hirsesuppe, Eiern und Esspapier. Da kamen Kindheitserinnerungen auf. Esspapier hatte ich in meiner Kindheit das letzte Mal gegessen. Das machte sogar den verkorksten Sonnenaufgang vergessen.

Der Abstieg war anstrengender als man denkt. Das stundenlange Treppen abwärts gehen geht ganz schön auf die Knie und auf die Waden. Die Beine waren so schwer, dass wir am Nachmittag nicht mehr so arg viel Lust auf Spazierengehen hatten. Am frühen Abend gingen wir nochmals Richtung Tempel, wo Mäuerchen gebaut wurden. Das ist ein Terminus fürs Majiang spielen. Anschließend gingen wir Abend essen in einem Restaurant am Fluss nicht weit vom Hotel. Das war wichtig. Mal sehen wie sich der nächste Tag muskelkatertechnisch gestaltet.

Steigt man auf den Taishan, weiß man wie klein die Welt ist

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 11.10. bis 02.11.2017

Wanderung auf den heiligen daoistischen Berg Taishan bei bewölktem Wetter. Anfänglich sind die Temperaturen noch mild doch je höher wir kommen wird es zunehmend kühler.

„Steigt man auf den Taishan, weiß man wie klein die Welt ist“ besagt ein chinesisches Sprichwort. Und das wollten wir heute herausfinden. Der Taishan galt in der chinesischen Antike als der höchste Berg der Welt und als der östliche Eckberg der quadratischen Welt nach altem chinesischem Weltbild. Zahlreiche Erzählungen und Sprichwörter ranken sie um den Berg und jedes chinesische Kind kennt ihn zumindest aus der Literatur. Kein Wunder also, dass fast jeder Chinese einmal auf den Taishan hinauf muss. Daraus lässt sich schon erahnen, dass wir nicht ganz alleine auf dem Weg zum Gipfel gewesen sind.

Wir starteten unsere Tour mit der Besichtigung des Dai Miao Tempels, eines daoistischen Tempels am Fuße des Berges. Der Tempel ähnelt in seiner Struktur und mit den goldenen Dächern sehr einer kaiserlichen Palastanlage. Möglicherweise wurde sie später dann den Daoisten gespendet. Kurz hinter dem Tempel geht man durch das „Rote Tor“ und der Aufstieg beginnt. Bis kurz vor das „Mittlere Tor“ ist der Weg noch erträglich, dann wird er steiler. Hauptsächlich Treppenstufen. Bis zum Mittleren Tor wanderten wir alle vier und ab dort fährt eine Seilbahn. Von hier ab waren wir dann nur noch zu dritt. Ab hier ist es dann nur noch steil. Knapp 7000 Treppenstufen mussten wir insgesamt gewältigen und fast 1400 Höhenmeter. Das spürt man am Ende ganz ordentlich in den Beinen. Ein Glück wohne ich zu Hause im 3. Stock, so war ich trainiert und gut vorbereitet. Dachte ich. Naja, ich glaube ich sollte bald mal in den 4. Stock umziehen.

Endlich oben angekommen wehte uns ein strammer Wind um die Ohren und die Temperaturen waren um die Hälfte gesunken. Wir zogen alles an was wir dabei hatten. Bei Aufstieg hatten wir nach und nach alles ausgezogen was wir anhatten und haben uns einen abgeschwitzt. Nun musste man schleunigst wieder alles anziehen. Morgen wollen wir uns den Sonnenaufgang anschauen, ich glaube, da muss ich einen der gefütterten Mäntel nehmen, die man sich hier oben an jeder Ecke leihen kann.

Hier oben auf dem Gipfel ist eine Art Plateau auf dem man eine Häuserzeile gebaut hat. Sie nennt sich „Himmelsstraße“. Wir wohnen in einem Hotel gleichen Namens, dem Himmelstraßen Hotel. Wenn wir uns morgen den Sonnenaufgang angesehen haben, werden wir dann aus dem Himmel herabsteigen und ewig leben. Das haben die uns hier versprochen …..

Nach der Reise ist vor der Reise

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Am letzten Tag unternehmen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt, die uns erneut durch das brandneue Stadtviertel Gaozhuang sowie auf die andere Mekongseite und zum großen Buddha von Jinghong führt.

Heute treffen wir aber auch auf Karls Gruppe, die zur Goldenen Dreieck-Tour startet. Einige kennen sich schon von früheren Fahrten, und unter großem Hallo werden die Hotellobby und die kleine Nudelbude gegenüber gestürmt.

Carola und Karlheinz schließen sich schon so halb ihrer neuen Gruppe an, für uns andere heißt es Abschied nehmen: von den Rädern, der Reise, Xiao Luo und Xiao Ding, und vom schönen Yunnan. Es war eine schöne Tour auf der Teestraße. Ich zumindest komme wieder, soviel ist sicher!  

(Statistik folgt)
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Strandgut

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, 11.10. bis 02.11.2017

Strandspaziergang bei sonnigem Wetter um die 20°C und nachmittags Bahnfahrt nach Tai’an.

Qingdao ist mehr als nur Kolonialgeschichte. Qingdao hat auch jede Menge Strände und ist einer der beliebtesten Badeorte Chinas. Kein Wunder eigentlich, dass Qingdao von einem Forschungsinstitut zur glücklichsten Stadt des Landes gekürt wurde. Diesen Teil Qingdaos wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und fuhren mit dem Bus zu einem der berühmten Badestrände nach Badaguan.

Auch hier gab es wieder koloniale Architektur, unmittelbar am Strand, die Deutschen jenerzeit wussten auch wo’s schön ist, und wie könnte es anders sein, wurden hier auch wieder an jeder Ecke Hochzeitsfotos geschossen. Überall wo auch nur ein wenig Romantik aufscheint, fallen die Hochzeitspärchen ein wie die Heuschrecken im alttestamentarischen Ägypten. An manchen beliebten Fotomotiven stehen die Pärchen Schlange um das ultimative Hochzeitsfoto zu schießen. Wie Strandgut standen oder lagen die Hochzeitswilligen am Strand verteilt.

Da wir noch bis 14:00 Uhr Zeit hatten, wanderten wir bis zum Hotel zurück. Unterwegs stärkten wir uns mit einer Nudelsuppe und dann ging es nach einer kurzen Pause im Hotel zum Bahnhof. Wir wurden erstaunlich streng kontrolliert und mussten die Koffer aufmachen und alles was nach Messer oder Schere aussah mussten wir vorzeigen. Die Fahrt verlief dann ruhig und planmäßig im Hochgeschwindigkeitszug, der Stellenweise über 300 Stundenkilometer fuhr.

In unserem Zielort Tai’an angekommen, trafen wir unsere vierte Mitreisende und feierten den Familienzuwachs in einem Grillrestaurant bei Bratnudeln, Fleisch und Gemüsespießen und Taishan-Bier.

Bereit für eine andere Welt?

Entlang der Teestraße, 24.09. bis 16.11.2017

Von Sanchache nach Jinghong, 42 km, schwül-warm und Regen

Ich wache auf und es regnet. Nein, es schüttet, und weil die dicken Tropfen unaufhörlich auf das Zierdach aus Wellblech am Eingang prasseln, hört sich das Ganze noch viel viel stärker an. Ein Regenguss unterwegs wäre schon ok, aber bei diesem Wetter zu starten, das wollen wir dann doch nicht. Abwarten und Tee trinken, heißt sie Devise, und eine Stunde später als geplant reißt der Himmel auf und wir können starten.

„Es gibt gute Nachrichten“, meint Xiao Ding, „die Autobahn von Kunming nach Mohan ist im September endlich fertig gebaut worden, deswegen sollte es auf unserer Straße ruhiger sein.“ Das trifft zu, und so macht einigen von uns nur noch die steigende Luftfeuchtigkeit, nach dem Regen ist es besonders dampfig, zu schaffen. Unser Zielort der Teestraßen-Tour, Jinghong, liegt etwa auf 21° nördlicher Breite und damit, zumindest nach einer der Definitionen (alles innerhalb der Wendekreise, also 23° nördlicher und südlicher Breite), schon in der Tropen. Der Regenwald macht seinem Namen alle Ehre, und wir bekommen immer wieder eine warme Dusche ab.

In der 500.000 Einwohner zählenden kleinen Stadt sind wir in Gaozhuang untergekommen. Am Ufer des Mekongs wurde innerhalb von knapp sechs Jahren ein kompletter Stadtteil aus der schlammigen Erde gestampft: hübsche Wolkenkratzer, dazwischen kleine Dörfer mit Nachtmarkt, am Ufer ein riesiges Hotel, daneben Apartments zum Kauf oder zur Miete. Von den fünf Zonen, mit deren Bau 2012 begonnen wurde, sind vier schon fertig, der fünfte soll Ende 2018 ebenfalls abgeschlossen sein. Es ist ein beeindruckendes Projekt, das wir uns erst im Modell und danach bei einem Rundgang bei Nacht ansehen. Nicht nur ich habe das Gefühl, China verlassen und in Thailand oder einer ganz eigenen Welt gelandet zu sein. Ein erstaunlich leiser Nachtmarkt mit zahlreichen Ständen, viel Gegrilltem, Obst und sonstigen Leckereien… wir snacken uns fröhlich durch.


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