Mehr Meer als gestern.

Geschmeidige Teilnehmer, gutes Personal, was will man mehr. Hier spricht David, der hospitiert:

Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011

Ich greif mal gleich vorne weg. Heute Abend haben wir doch wieder etwas mehr getrunken als gestern Abend. Gestern Abend lehnte selbst die Hartgesottenen den zweiten Schluck aus der 58% GaoLiang Flasche ab und bequemten sich früher als an den vorherigen Tagen ins Bett. Ich denke so um zehn waren alle am schlafen, bei der Monika bin ich mir da nicht so sicher…

Der heutige Tag fing also ausgeschlafen und fröhlich an. Wir versammelten uns und gingen dann Hand in Hand zum Restaurant um gemeinsam unser Frühstück einzunehmen. Hierzu merke man sich: Sandwich geht über Hamburger, Hamburger gehen über Reissschleim und Reissschleim geht über das komische nicht Tofu sonder Gluten Zeug, welches nur Heiko und Jan runter bekommen haben. Omelett, eingelegte Gurken und Bambus auf Reissschleim, mir hats geschmeckt. Andere wie Jens z.B. süssten mit Zucker und hatten dann so eine Art süssen Milchreis. Beim nächsten Stop nach ca. 20 min gingen die Bananen allerdings weg wie warme Semmeln und so manch einer Stand in der Schlange um die leckeren Bao Zi zu bekommen. Wie gesagt selbst schlechte Hamburger gehen über Reisschleim…

Dann rauf aufs Rad und weiter die wunderschöne Abfahrt von gestern hinunter. Zwei tote Mäuse, eine tote Katze und ein toter Hund, alle auf der Strasse. Arme Tiere! Den Hund haben Root und ich noch auf die Seite gelegt. Ich dachte ich hätte nach dieser kurzen Abfahrt schon alle Tiere gesehen, die diese Gegend zu bieten hat, dem war nicht so. Nächster Stop war die Affenbrücke. Auf, unter, neben der Brücke, im Wald und bei uns zwischen den Füssen. Überall Affen. Eine Art die es nur in Taiwan gibt, erklärte mir Root unser Giantführer. Ming Hou Zi sei der Name, meine ich mich zu erinnern. Allerdings interessierten die Affen sich nur für unser Essen. Lutz ist gleich zweimal mit ihnen aneinander geraten, einmal als er seinen Apfel alleine essen wollte, den wollte ihm ein Affe aus der Hand reissen. Und beim zweiten mal hat er einem Affenmänchen vormachen wollte, wie man aus dem Stand auf die Mauer neben ihm springt. Das fand dieser nicht lustig und bestrafte Lutz mit lautem krächzten und bösem Blick. Richtig bösem Blick.
Weg von den Affen, weiter runter. Und da war es wieder zu sehen: Das MEER!

Wunderschön! Zur Rechten die Berge, zu unserer Linken das Meer. Etwas mehr Autos als die letzten zwei Tage, trotzdem eine sehr angenehm zu befahrende Landstrasse. Ein bisschen rauf, ein bisschen runter. Dann eine kurze Nudelpause, bei der man schon ahnen konnte, dass das Essen in dieser Region wieder mehr Würze und Geschmack haben sollte als die letzen paar Tage. Sonne hatten wir schon den ganzen Morgen und in brennender Hitze ging es danach weiter. Es hätte auch für zwei Sonnenbrände gereicht, gut, dass man nur einen bekommen kann. Den hatte ich da auch schon und war nicht alleine damit.

Es ging dann weiter, ein bisschen übers Land, ein bisschen am Meer entlang und dann ging es ein bisschen bergauf. Traumhaft entlang am Abhang zum Meer hinunter. Natürlich weiterhin in Mitten von sattem Grün, wie seid dem ersten Fahrradtag auf der „Schönen Insel“. Nur mischten sich nun auch mehr und mehr Palmen unter die Bäume. Mittlerweile sind wir ja tropisch.
90 km gingen schnell vorbei, kurz warten, rechts abbiegen und schon waren wir bei unseren Burg angekommen.

Ach ja, die Chinesen! Heute Nacht wohnen wir also in einem Hotel mit zwei Burgtürmen, heissen Quellen im Garten und Panorama Fenstern im Zimmer mit Blick auf Fluss und Meer. Dann Business as usual: Schmutzbier (diesmal im Pool), Zimmerverteilung, Ruhepause und um sieben Uhr gings zum Essen. Wunderbar! Kleines Restaurant, sauber, nette Inhaber und ein köstliches Essen. Ich kann ohne Übertreibung behaupten, dass es eins der besten Stücke Fisch war, die ich jemals gegessen habe. Ich glaub wir waren dann aber alle zu schnell zu satt um noch einmal was davon nach zu bestellen.

Ich war dann noch kurz Dreien aus unsere Gruppe im Internetcafe helfen, Kerne kaufen, den kleinen Hund mit süssem Brot füttern, der mir hinterher gelaufen kam und sah mich schon auf dem Weg ins Bett, als ich dann doch Ludwig von hinten erkannte. Ich sag mal Jan hat noch eine Gruppe Auserwählter in eine Karaoke Bar geschleppt bekommen. Wie soll ich den Abend weiter beschreiben, wo man doch weiss, dass Eigenlob stinkt!

Aber Jan und ich haben in Sachen Karaoke schon eindeutig das Beste geboten, was dieses kleine verschlafene Dorf jemals gehört hat. O.K., die Besitzerin war auch nicht schlecht. Hans hat uns tatkräftig unterstützt und auch Heiko und Eckert sind ins grandiose Finale von „New York, New York“ noch mit eingestiegen. Ganz grosse Kunst, ich glaube das führt zu einem zweiten Teil, noch auf dieser Reise.
Jan sagt, ich solle nicht soviel schreiben, er müsse das ja alles noch kontrollieren und er hätte eh schon viel zu viel Betelnuss gefuttert…

Also gute Nacht und einen erholenden Schlaf. Morgen ist schon unser vorletzter Radtag. Besonders schöne Zeit vergeht wie im Flug.


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Ans Meer. Durch Reisfelder.

Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011

Von Monika, die mal wieder nicht zugehört hat 🙂 Oder ich hatte zu viel 58 getrunken…

„Heute fahren wir am Meer entlang. Das hat uns Jan vor zwei Tagen angekündigt. Freudig legen wir Badehose, Schwimmreifen und Sonnencreme im Gepäck ganz obenauf. Die Sonnencreme können wir sofort gut verwenden, mit dem Rest wird es schwierig. Jan versucht sich aus der versprochenen Meer-Situation rauszudribbeln. Wir haben das falsch verstanden – aha.

Unsere zwei GIANT Guides haben ihren Kollegen uns berichtet. Offensichtlich positiv. Heute kommen Nicki und Nixon dazu. Sie haben sie sich spontan zwei Tage Urlaub genommen um uns zu begleiten. Einfach so. Nixon (er schreibt sich wirklich wie der Präsident) ist Ingenieur, ein schmales Kraftpaket und tüftelt derzeit an den offiziellen Tour de France Rädern herum. Er hat ein schwarzes High-End-Bike dabei, das mit gefüllter Wasserflasche ca. 2,5 Kilo schwer ist und aussieht als ob es völlig selbständig die Berge hochfährt. Wenn Nixon in die Pedale tritt kommt keiner, wirklich keiner von uns hinterher.

Aber wir wollen ja zum Meer. Beim örtlichen Fischhändler liegen schon mal Krustentiere, Muscheln und auch ein kleiner Hai. Bald sind wir da. Bestimmt. Nur noch durch ein paar Reisfelder.

Taiwan ist ein Traum für alle Fahrradfahrer. Jede Polizeistation hat Luftpumpen, Flickzeug, Schläuche und eine positive Einstellung für alle Radfahrer. In leuchtend grünen Kästen liegen alle nötigen Utensilien. Leuchtend grün sind auch die Reisfelder durch die wir hindurchfegen. Aufgeteilt in kleine Pulks sausen wir durch die fast autofreie Traumlandschaft. Nur Fliegen ist schöner.

Kleine Lebensmittelmärkte sind willkommene Pausenstationen. Frischer Kaffee, leckere Zwischenmahlzeiten, WiFi für die Kommunikationsjunkies unter uns. Inzwischen streifen wir routiniert durch die Regale der Läden und scannen das Angebot ab. Heimisch Toblerone und taiwanesische Reispäckchen. Alles da. Aber wo ist das versprochene Meer?

Das Radfahren begeistert uns so, das uns das heutige Pensum von knapp 80km nicht genug ist. Unsere Guides schlagen einen Umweg für eine Lunchpause an einem See vor. Ja gerne – wir futtern uns durch und sitzen an einem hübschen Tümpel – aber immer noch kein Meer. Dann biegen wir seitlich in die Berge ab und schrauben uns einen Pass hoch. Es ist wunderschön hier. Ganz oben ein Ortsschild. Aber kein Ort. Ernst ist in der Gruppe ganz hinten und irritiert. Besorgt fährt er hin und her. Mindestens einen Kilometer zurück und wieder vor – nicht dass er einen Abzweig vergessen hat. Heiko, der Größte von uns steigt auf einen herumstehenden großen Bagger. Wir legen den Kopf in den Nacken – sieht er das Meer? Nein. Aber unsere Unterkunft. Die ist völlig wild in die Landschaft eingebaut und sehr, sehr schön. Aber auch internet- und meerfrei. Jan versucht‘s nochmal – ihr habt nicht aufgepasst. Es ist eine Pilottour, damit kann man eigentlich alles entschuldigen.

David hat Schmutzbier organisiert – ein Kleinlaster rollt an und versorgt uns. Wir sitzen da mit Traumblick über die Berge und genießen, dass wir in den Tropen sind. Heute haben wir den Wendekreis des Krebses überschritten.

Noch etwas – es gibt ein Buch ‚Traumstraßen der Welt‘ das über den Highway No1., Neuseeland und andere schöne Reisewege berichtet. Die heutige Strecke berechtigt die Aufnahme in diese Reiseliteratur.


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