Danke Andreas!

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Diese Ruhe in den Straßen von Pakse! Eine komplett andere Welt, wenn man aus dem quirligen und dicht besiedelten Thailand kommt. Pakse ist wohl die einzige Stadt dieser Größe, in der man über die Straße gehen kann, ohne nach rechts und links zu schauen.

Nach dem Frühstück geht es weiter Richtung Süden zur alten Königsstadt Champasek. Wir radeln auf der wichtigsten Verbindung zwischen dem Norden und dem Süden des Landes, der Straße 13, nur unterbrochen von kurzen Trink- und Verschnaufpausen etwa alle 15 km. Dann großer Schreck bei der Abbiegung hinunter zur Fähre über den Mekong: Ich habe Brille und Smartphone verloren! Beides kurz abgelegt auf Andreas Rucksack, hinten auf dem Gepäckträger seines Rades, um mich bei der Hitze mit etwas Eis abzukühlen. Und dann beides vergessen und erst 5 km weiter vermißt … Während ich mich gerade an den Gedanken gewöhne, während der restlichen Tour keine Fotos mehr machen zu können und dankbar für die Ersatzlesebrille vom thailändischen Markt zu sein, hat Aod, unser laotischer Guide, in Minutenschnelle ein Moped ausgeliehen. Während ich mich auf den Rücksitz schwinge, fühle ich mich an Teenagerzeiten erinnert. Wir brausen die 5 km bis zum letzten Rastplatz zurück. Dort angekommen, wird jedes Fleckchen mit den Augen abgescannt, aber wir können weder Brille noch Handy entdecken. Wäre ja auch einem Wunder gleichgekommen. Auf dem Rückweg geht auch noch das Benzin aus und wir müssen zu Fuß laufen. Unterwegs kommt uns Andreas mit dem Fahrrad entgegen. In der Hand Wunder Nr. 1!! Das Smartphone hatte sich auf seinem Rücksack eingekuschelt und war die ganze Zeit weiter mitgefahren. Obwohl ich auch die Straßenränder mit den Augen abgesucht habe, läßt Andreas sich trotz der großen Hitze nicht davon abhalten, nochmal zurückzufahren – um auch die Brille tatsächlich zu finden! Unbeschadet auf der Straße – Wunder Nr. 2!!

Leider kann sich Andreas von der Hin- und Herhetzerei nicht mal kurz erholen, denn die Fähre über den Mekong legt in 20 Minuten ab. Wir müssen noch einige Kilometer runter zum Fluß. Erst bei der Überfahrt kann er einige Minuten verschnaufen.

Am anderen Ufer haben wir es nicht mehr weit. Wie Perlen auf einer Kette sind traditionelle Holzhäuser und zum Teil sehr hübsche, kleine Kolonialbauten einige Kilometer entlang einer alten Teerstraße am rechten Mekongufer aufgereiht: Champasak. Von hier aus wollen wir zum Wat Phou ( = Bergtempel) aufbrechen, einem der großen Highlights in Südlaos. Allerdings handelt es sich nicht um einen einzigen Tempel, wie der Name vermuten lassen könnte, sondern um eine sehr eindrucksvolle Tempelanlage, die sich zu Fuß des Berges Phou Pasak mehrere hundert Meter den Hang hinauf erstreckt.

Vorbei an zwei großen Wasserbecken für rituelle Waschungen und zwei verfallenen Palästen rechts und links führt der Weg über steile Treppen immer weiter den Berg hinauf. Die ältesten Ruinen dieser Kultstätte stammen vermutlich aus dem 5. Jahrhundert, die neueren Sakralbauten wurden im 11. und 12. Jahrhundert unter der Herrschaft der letzten großen Khmer-Herrscher Jayavarman VI. und Suryavarman II, des Erbauers von Angkor Wat, errichtet. Hier vermischen sich Hinduismus und Buddhismus. Unterwegs sehen wir Tempel mit hinuistischen Göttern – die Dreieinigkeit von Vishnu, Brahma und Shiva – und Altäre mit unterschiedlichen Buddhas, bis wir schließlich unter einem Felsvorsprung bis zur heiligen Quelle des Wat Phou gelangen. Dieses Wasser wird bis heute von buddhistischen Mönchen für verschiedene Rituale eingesetzt.


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Das Land des Klebereises

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Wir haben ungefähr 300 m unterhalb der chinesisch-laotischen Grenze übernachtet und wollen heute die Seiten, die Uhrzeit und das Geld wechseln. Beim Geld werden wir leider übers Ohr gehauen – China verabschiedet uns also quasi mit einem kleinen Tritt in den Hintern. Der Grenzübertritt und die Zeitumstellung (in China tickt alles nach Peking, deshalb minus 1 h) laufen dagegen reibungslos ab, obwohl ein etwas übereifriger Zollbeamter meint, doch noch unsere Koffer durchsuchen zu müssen. Das macht er gleich mitten auf der Straße und hinter uns stauen sich die Autos, bis ihm sein Kollege bedeutet, dass es jetzt auch mal wieder gut sei. Er guckt noch schnell ein paar Pässe durch, um das Gesicht zu wahren und lässt uns dann ziehen.

Keine zehn Meter weiter nimmt uns unser laotischer Guide Son Phet samt Begleitfahrzeug in Empfang. Das Gepäck wird umgeladen, ein Stückchen Niemandsland, eine kleine Einreisegebühr und schon können wir unsere Fahrt in Laos fortsetzen. Lan Xang, ein historischer Vorläufer des heutigen Laos war das Reich der ‚Millionen Elefanten‘. Davon soll man heute nicht mehr so viele zu sehen bekommen, aber das Bier soll gut sein, haben wir gehört. Das erste was uns auffällt, ist die Grenzstation – auf chinesischer Seite ein Flughafenterminal, auf laotischer Seite eine Baracke, worin sich symbolisch die Kräfteverhältnisse widerspiegeln. Laos ist ländlich geprägt und hat noch eine eher schwache Infrastruktur. Davon merken wir allerdings noch nicht viel, da wir auf der bestens ausgebauten Verbindungsstrecke zwischen China und Thailand dahinsegeln. Unser Guide ist selbst auch mit dem Rad angerückt und strampelt fleißig voran, sodass wir die mittellange Strecke nach Luang Namtha schnell hinter uns gebracht haben.

Vor der Ankunft machen wir aber noch einen Stopp im Boatlanding Guesthouse, das am Ufer des Namtha äußerst idyllisch gelegen ist. Das wird heute nur etwas durch das Qieken der Schweine getrübt, die hier gerade verwogen werden. Es gibt laotischen Kaffee, Fruchtshakes und verschiedene laotische Spezialitäten mit Klebereis. Und natürlich das eine oder andere Beer Lao. Ein guter Einstand. Jetzt nur noch ein paar Kilometer geradeaus und wir können es uns in unseren Bungalows gemütlich machen.


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Einmal die große Mutter sehen

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Pop gan mai (= Auf Wiedersehen) Thailand! Sabai dii (= Guten Tag) Laos! Heute morgen sind wir also nach Laos eingereist, in dieses spannende und geheimnisvolle Land, das sich nach schwierigen politischen Zeiten erst in den 90er Jahren für den Tourismus geöffnet hat. In Chong Mek, der thailändischen Grenzstadt, in der wir übernachtet haben, ist alles recht wild, ungepflegt und geduckt. Das einzig auffällige, geradezu futuristische Gebäude ist der Grenzübergang nach Laos – also nicht zu verfehlen. Hier heißt es auch Abschied nehmen von Tommy, unserem thailändischen Guide, und Toto, unserem immer hilfsbereiten „Fahrradflüsterer“. Danke für alles und pop gan mai!

Wir hatten Wartezeit eingeplant, da es die laotischen Behörden, noch dazu an einem Samstag, angeblich ruhig angehen lassen würden beim Bearbeiten der Formalitäten. Aber kaum hat unser junger Guide aus Laos – er heißt Aod – uns begrüßt und unsere Pässe eingesammelt, sind wir schon durch sämtliche Kontrollen. Alles geht so schnell, daß uns kaum Zeit bleibt, die vielen buddhistischen Mönche – sind es hundert oder mehr? – in ihren sattgelben und orangefarbenen Gewändern zu bestaunen, die ebenfalls mit uns die Grenze passieren. Wo sie wohl hinwollen?

Unser Ziel heißt jedenfalls Pakse, ist die zweitgrößte Stadt des Landes und gilt als wichtige Handelsstadt. Laos hat nur knapp 7 Millionen Einwohner und davon leben mehr als zwei Drittel auf dem Land, daher ist es nicht verwunderlich, daß in Pakse nur ca. 90.000 Menschen wohnen. Unser Gepäck wird auf das neue Begleitfahrzeug, einen großen Songthaeo, umgeladen. Dieser Zweireiher – songthaeo bedeutet wörtlich „zwei Reihen“ – hat an jeder Längsseite innen eine Sitzbank und ist das hauptsächliche Personentransportfahrzeug in Laos.

Die Strecke bis Pakse ist geradezu ein Klacks, sind wir doch mit Augen, Ohren und Nase damit beschäftigt, das neue Land kennenzulernen. Die Landschaft ist grüner und hügeliger als im flachen, gleichförmigen Isaan, durch den wir während der letzten Tage geradelt sind. Und dann nach 45 km sehen wir das typische braune Wasser der Großen Mutter: Wir fahren über die Mekongbrücke (Me = Mutter, kong = groß) in die Stadt. Für einige in der Gruppe die Erfüllung eines Traumes und ein feierlicher Moment – einmal den Mekong sehen!! Obwohl so berühmt, steht er in der Rangfolge der längsten Flüsse der Erde doch nur an Nummer Neun. Aber das ändert nichts an unserem Feeling!

Der Rest ist dann nur noch Seele baumeln lassen: Ankunft im Pakse Hotel, einem wunderbar gepflegten Haus mitten in der Stadt, Streifzug durch die Stadt oder Bummel entlang des Mekong, Sonnenuntergang von der Dachterasse im siebten Stock des Hotels mit grandioser Aussicht über die Stadt und ein leckeres Abendessen auf einem Restaurantschiff – natürlich auf der Großen Mutter!


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Den Elefanten entgegen

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Mengla, die Stadt in der wir gerade übernachtet haben, hatte uns schon gestern bei der Ankunft mit einer ziemlich lebendig und modern wirkenden Innenstadt empfangen. Wir haben allerdings nicht mehr überprüfen können, ob sich das nicht doch am Ende nur auf ein paar wenige Straßenzüge beschränkt. Als wir nun heute morgen die Stadt verlassen, verabschiedet uns zur linken Hand der anscheinend ebenfalls noch recht neue Sitz der hiesigen Kreisregierung, der pompös auf einer kleinen Anhöhe prangt und von dort auf die zahlreichen Hotelneubauten herabschaut, die sich um die Ausfallstraße Richtung laotische Grenze scharen. Man hat hier offenbar Großes im Sinn.

Uns erwartet heute nur ein Minipass gleich nach den ersten Kilometern, der uns nach der gestrigen Leistung nur ein müdes Gähnen entlocken kann. Dafür schlägt hier oben die Defekthexe zu und nimmt uns ein Weilchen in Anspruch, sodass Manfred, der davon nichts mitbekommen hatte, trotz Magenverstimmung auf und davon ist. Glücklicherweise verfehlt er unseren Mittagshalt nur knapp und wir können ihn noch rechtzeitig zur Umkehr bewegen. Wir speisen auf einem Hügelchen mit ein paar Häusern und einem kleinen Straßenrestaurant. Auf der einen Seite die alte Straße, in der Mitte die neue Autobahn und auf der anderen Seite unser Restaurant. Es befindet sich gerade hier eine schwarze Auffahrt zur Autobahn, mit der man die Mautstelle umgehen kann und über die wir zu unserem Essen gelangen. Während wir unseren gebratenen Reis schaufeln, dürfen wir mit ansehen, wie ein Straßenbautrupp anrückt, um die inoffizielle Auffahrt dicht zu machen. Zum Glück dauert das noch ein bisschen und wir kommen problemlos wieder auf unsere Straße, um unsere Fahrt fortzusetzen. So langsam rückt Laos näher, wir kommen weiter nach Süden und es wird immer wärmer. Die Straße führt weiter durch eine fantastische Landschaft mit Reisfeldern, Palmen und Bananenplantagen, kurz vor der Grenzstadt Mohan wechseln wir immer wieder hin und her zwischen der Autobahn und der alten Straße, es gibt noch ein wenig Baustelle und einen kleinen Umweg, aber schließlich erreichen wir Mohan, dass uns mit einer Prozession aus Steinelefanten empfängt. Laos, das Land der tausend Elefanten, wartet auf der anderen Seite der Grenze.


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Deutsche brauchen Bier

Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011

Gut dass man beim Schreiben nicht lallen kann, ich müsste mich sonst schwer zusammenreißen. Aber so habe ich noch nette Gesellschaft und zwar zu fortgeschrittener Stunde, im Hotelzimmer, von anderen angeschlagenen Menschen, außerdem kann man den Text gleich nochmal durchlesen und nüchtern tun (eine meiner liebsten Teilnehmerinnen hat lange Ton für den WDR gemacht und von den Trinksitten des internationalen Journalismus berichtet, da fühlt man sich in solchen Situationen wieder gut und als Weisenknabe). Zumindest werde ich Zeit haben, mein Mitbewohner singt noch mit ein paar anderen der Bande und wird vermutlich erst spät ins Zimmer gröhlen und poltern. KTV gab es gerade im Taipeh-Stil, d.h. in einem großen luxuriösen Tempel des schiefen Gesangs.

Wo das Thema heute schon der Alkohol ist…ich hatte gestern ein Telefoninterview mit der taiwanischen Nachrichtenagentur, Eckhart als ehrwürdiger Gruppenältester (d.h. für Chinesen der Wichtigste unserer Gruppe) wurde auch befragt, insgesamt wurden zahlreiche Komplimente ausgetauscht. Wir sind die erste organisierte Radreisegruppe, die aus Europa auf die Insel kommt, das schenkt uns einige Aufmerksamkeit. Man weiß natürlich weltweit, was die Deutschen können und was sie nicht können, vor allem Bier trinken können sie, wir haben diesem Stereotyp zumindest nicht entgegengewirkt. Die Dame am anderen Ende der Leitung hat uns begeistert nach unserem Bierkonsum befragt, der ist für die Menschen hier tatsächlich hoch, man trinkt auf Taiwan – ganz anders auf dem Festland – nicht so viel Alkohol sondern eher Tee. Unser neuer Betreuer, der seit ein paar Tagen aufgeregt wie ein kleiner Schmetterling um uns herumschwirrt, hatte sie in dieser Hinsicht auch schon vorbereitet. Der heutige Artikel der Agentur schließt logischerweise mit den Worten:“These guys love beer,“ Hsu said. „Instead of drinking tea while sitting in a boat on Sun Moon Lake, they drank tons of Taiwan Beer.“ Was für eine hysterische Aussage, die Biertrinker unter uns haben gemächlich ihr Feierabendbier geschlürft und basta, mehr nicht. Passend hierzu hat uns Herr Hsu heute in die Taiwan-Bier-Brauerei geschleift, ich glaube er sah uns dort kurz vor der kompletten Glücksseligkeit, aber lag auf dem Weg und wir haben uns ehrlichgesagt auch nicht gewehrt. Lang lebe die Taiwan Liquor and Tobacco Company!

Es ist und bleibt nass, von innen und von außen. Letzte Nacht war Regen und kleine Käfer haben sich in die Trockenheit unseres Hotels geflüchtet, Invasion! David hat heute Morgen 14 von den kleinen Tieren aus seinem linken Schuh geschüttelt, der Schuh stand auf unserem Balkon. Dann sind wir durch den Regen nach Taizhong gefahren, mit Zwischenstopp im Zen-Kloster Tai Chung Chan, das war vielleicht wieder ein Schauspiel. Ganz anders als das letzte große Kloster am Foguangshan, man war hier am anderen Ende des buddhistischen Spektrums: monumentale, kühle Eleganz. Eine stille kleine Nonne mit leuchtenden Augen hat uns durch die Anlage geführt. Danach haben wir Fleischersatzgerichte gegessen und sind mit dem Zug nach Taipeh weitergefahren.

Jetzt sind wir also wieder hier, am Anfangspunkt unserer Tour, so schnell geht das und so gut hat man sich wieder mal verstanden. Auch Ute und Volker sind abends dazugekommen, ganz erfüllt von ihrem eigenen Taiwan-Erlebnis. Feuertopf-Essen, Karaoke singen.

Berge, Berge, Berge

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Die Königsetappe steht auf dem Programm. 95 Kilometer und 1765 Höhenmeter. Das wird spannend. Es ist noch bedeckt und etwas kühl heute morgen, also steht der nächsten Nudelsuppe nichts entgegen. Etwas verspätet brechen wir dann auf und rollen uns langsam ein. Einige Kilometer leichtes Auf und Ab durch ein schmales Flusstal. Dann, hinter einer Brücke, beginnt der erste der drei großen Anstiege, die uns heute erwarten. Wir schrauben uns langsam durch den tropischen Bergurwald nach oben und das Feld zieht sich auseinander. Die Beine sind schon ein wenig schwerer geworden, als wir die erste Passhöhe erreichen, aber dafür meint es die Sonne jetzt wieder gut mit uns. Was sich in der Spitzengruppe abspielt, können wir hier im hinteren Drittel des Feldes nur erahnen. Alfons, unser Schlosser scheint das Feld nach Belieben zu dominieren und presst die letzten Öltropfen aus der Kette. Deswegen hat er auch immer am meisten Hunger. Wieder im Tal machen wir also eine Pause bei gebratenem Reis und rechnen unsere Chancen aus, noch vor Einbruch der Dunkelheit unser Ziel zu erreichen. Das Ergebnis ist umstritten, aber vorsichtig optimistisch und wir entschließen uns, es ohne motorisierte Unterstützung zu versuchen. Der nächste Anstieg entwickelt sich zu einer zähen Angelegenheit, wenn auch in schöner Umgebung – durch schattige Wälder geht es auf einer einsamen Straße langsam aber stetig dem zweiten Pass entgegen. Normalerweise sind die Straßenränder in China von einer mehr oder weniger dicken grauen, braunen oder roten Staubschicht überzogen. Hier dagegen sammeln sich langsam die Blätter auf der Straße und an den Rändern blühen Blumenteppiche – ein ziemlich ungewohnter Anblick. Das liegt an der neuen Autobahn, die jetzt unten durch das Tal führt und fast den ganzen Verkehr absaugt. Von hoch oben können wir ab und zu auf sie herabblicken und freuen uns, dass sie uns Lärm und Staub vom Leibe hält. Der zweite Pass ist endlich geschafft, wir liegen noch gut im Rennen und der dritte Berg ist dann gar nicht mehr ganz so hoch und fast schon ein Kinderspiel. Zum Abschluss gibt es dann noch eine schöne lange Abfahrt und abends ein feines Essen und natürlich ein wohlverdientes Bier.


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Wie aus Farangs Falangs werden

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Heute ist wieder Kilometerfressen angesagt. Unser Ziel ist ein Hotel vor den Toren des Phu Chong Na Yoi Nationalparks. Bis dahin sind es aber noch etwas mehr als 90 km. Seit Tagen radeln wir parallel zur kambodschanischen Grenze, die mal mehr, mal weniger als 10 km von unserer Straße entfernt ist. Westliche Touristen tauchen hier nur äußerst spärlich auf; kaum Sehenswürdigkeiten sowie eine rauhe Kulturlandschaft (Reis, Zuckerrohr, Kautschuk, Maniok), die über hunderte von Kilometer gleich bleibt, sorgen dafür. Daher ist unsere Gruppe – zwölf Langnasen auf Rädern – natürlich immer wieder ein Blickfang auf der Straße. Waren wir zu Beginn unserer Tour noch Farangs – thailändisch für Ausländer – so hören wir jetzt nur noch das Wort Falang. So nennen die Laoten uns Ausländer. Wir nähern uns dem Nachbarland, auch sprachlich

Ständig werden wir begrüßt: Mit lauten Rufen in der Landessprache, aber auch gerne mit Winken und Hello. Schön ist der hochgereckte Daumen, der einem vom vorbeiziehenden Moped entgegengereckt wird, lästig die Hupe, die uns immer wieder aus unserer Radl-Meditation weckt. Während wir an einer Schulmauer Fotos machen, ist das Interesse der Kleinen an uns umgekehrt so groß, daß innerhalb von Minuten fast 50 Kinder an das Tor kommen und uns freudig zuwinken.

Auf unserer Strecke streifen wir zwischendurch kleinere Orte, die entlang der Straße aufgefädelt sind. Die meist einfachen Holzhäuser werden fast immer durch ein offenes „Zimmer“ zur Straße hin erweitert: Unter einem Sonnendach steht oft eine Holzpritsche, manchmal sogar mit einer zusätzlichen Hängematte, oft umgeben mit einem natürlichen Schutz aus Blumen und kleineren Sträuchern gegen Staub und Sonne. Hier wird nicht nur gegessen, gespielt und gedöst, sondern es werden auch Mopeds repariert, Haare geschnitten und Getränke und kleine Snacks angeboten.


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Sonne-Mond-See

Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011

Text von Monika, zum Teil neben wilden Männern beim Würfeln verfasst, den Rest jedenfalls gerade heiser und nach gesungenen Höchstleistungen:

“… always look on the bright side of life… es gibt viel Positives zu vermelden.
Zuerst einmal das Frühstück. Praktischerweise gibt es diesmal keinen Kaffeeautomaten den wir zerstören können. Im großen Plastikkanister ist Kaffee mit Milch und Zucker zusammengemischt. Das erspart langes Suchen der einzelnen Zutaten, kann zügig in Pappbecher gezapft werden und alle die den Kaffee sonst anders trinken haben die Chance etwas Neues auszuprobieren. Heiko grübelt vor dem Tofu mit Sojasoße. Sieht ein bisschen so aus als ob es Creme Breulè wenn die nicht flambiert wäre. Er entscheidet sich dann doch für Toast mit Erdnussbutter und geröstete Knoblauch-Chilierdnüsse. Die Dampfbrötchen sind in Farbe und Geschmack dezent aber die poröse Konsistenz hilft beim Eintunken in die Marmelade. Man braucht kein Messer, die Fruchtmasse bleibt sofort kleben und rutscht nicht ab. Hans hat versehentlich das Einwickelpapier mit verspeist, was geschmacklich keine Ausschläge nach oben oder unten verzeichnen lässt. Ludwig ist auch selig – er hat mit dem Küchenpersonal geflirtet und eine halbe Tasse Zucker für seinen Reisbrei erbeutet.

Und positiv geht es weiter. Unser Giant-Bike Team ist zum perfekten Zeitpunkt da und stellt uns die Räder bereit. Es sind die bekannten Renner. Wir freuen uns Mingfang wiederzusehe Fit und gutaussehend mit neuer Frisur strahlt sie uns an. Und der Name des neuen zweiten Begleiters ist leicht zu merken: Kimmy. Feuchtigkeit ist gut für die Haut und die bunte Regekleidung sieht fröhlich aus. Die Wolken geben der schönen Landschaft eine räumliche Tiefe. Und sie geben bald auf, noch weitere Feuchtigkeit abzusondern. Beim ersten Tempel lugt schon die Sonne durch und lässt diejenigen unter uns triumphieren, die Sonnenbrille und –milch in die schmalen Lenkertäschchen gequetscht haben. Wir radeln freudig in eine Eisdiele und stapeln Schokolade, Mango und Teeis-Kugeln übereinander.

Der Sonne-Mond-See ist ein beliebter Hochzeitsort in Taiwan. Er liegt romantisch eingebettet in den grünen Hügeln und hat kleine Inselchen. Der See ist verästelt, hat viele Buchten und eine hügelige Uferstraße. Rauf auf einen Buckel – Aussicht genießen, die ist großartig: Berge mit Tempel darauf, der türkisfarbene See in dem sich Wolkenfetzen spiegeln – dann wieder runterrollen lassen. Eine Runde um den See sind etwa 35 Kilometer. Das schaffen wir locker. Manche von uns auch zweimal. Eine kleine Truppe macht sich am Nachmittag noch auf eine Sonderfahrt. 20 Kilometer talwärts. Runter – runter – runter. Gott sei Dank – denn die Landschaft klaut uns den Atem. Immer an einem Fluss entlang, durch Dörfchen in denen uns der Gesang aus Karaokebars begleitet, dann wieder alles grün. Palmen, Orchideen, Bananen, blühenden Hibiskus, hohe üppige Farne. Inzwischen regnet es wieder, was die Fahrt aber nur noch schöner macht – es fühlt sich an wie eine warme, sanfte Dusche auf der Haut.

Ganz unten im Tal liegen zwei smaragdgrüne Seen. Unsere Endstation ist ein kleines Dörfchen das gerade ein Tempelfest vorbereitet. Ein alter Puppenspieler übt auf einer Bühne mit prachtvollen Figuren und lässt uns hinter der Bühne zusehen. Noch einen Kaffee beim 7 Eleven, wir werfen die Regenjacken ab und radeln zurück. 20 Kilometer zurück zum Sonne-Mond-See. Rauf – rauf – rauf. Jetzt klaut uns die Steigung den Atem. Oben, komplett durchnässt, das letzte Schmutzbier – für eine der schönsten Fahrten dieser Reise. Wir bekommen trockene T-Shirts und feuchte Augen – müssen uns endgültig von den Rädern und unseren GIANT-Begleitern verabschieden. Morgen geht es zurück nach Taipeh, per Bus und Schnellzug. Seltsamerweise hat sich unser Gepäck vermehrt. Im GIANT Laden waren wir ja auch noch einkaufen. Wir versuchen uns so zu strukturieren, dass die nasse Radlkleidung nicht gleich die schönen Mitbringsel im Koffer umarmt oder die leckeren Wasabinüsse durchfeuchtet. Hans kann so etwas am besten und gibt gerne Nachhilfeunterricht wie man faltet, schichtet und ordnet. Heiko hat sein neues, rotes Teeservice kurzerhand in eine stabile Tüte ausgelagert. Abendessen, Kniffelspiele – endlich verliert Lutz auch mal.“

Nudelfrühstück

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Heute ist es nun soweit und es gibt unser erstes Nudelsuppenfrühstück auf den Fliesen vor dem Supermarkt – ein Schälchen mit Reisnudeln, darauf gibt die Köchin eine kleine Kelle Hackfleisch und eine große Kelle Hühnerbrühe, dann noch ein Spiegelei und den Rest kann jeder nach eigenem Geschmack hinzufügen. Ein bisschen Lauch und Koriander, etwas sauer oder salzig eingelegtes Gemüse, Chillis frisch oder getrocknet, Salz, Glutamat, Essig und Sojasauce. In der Nacht hat es geregnet und es ist noch etwas kühl und so wärmt die Suppe gut von innen und gibt Kraft bis zum ersten Pass.

Die Strecke ist einfach heute, 20 km hoch, 20 km runter und oben auf dem ‚Ananasberg‘ ein Obststand. Unterwegs gibt’s für uns chinesisches Landleben in Reinkultur – Bananenplantagen ohne Ende, dazwischen Fischteiche und Gemüsebeete, Garküchen, Motorräder, Trecker, kleine Kinder auf dem Schulweg, zwei Streithähne und faule Hunde, die am Straßenrand dösen.

Am Nachmittag erwartet uns in Menglun der größte botanische Garten Chinas mit einer riesigen Auswahl an tropischen Pflanzen. Ein wahres Fest für die Augen und was bei uns zuhause als Zimmerpflanze auf dem Fensterbrett steht, wächst uns hier in dreifacher Höhe über den Kopf. Der Garten liegt auf einer Insel in einem Zufluss des Mekong, ist sehr gut gepflegt und man kann hier problemlos einen ganzen Nachmittag verbringen.


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Flaschen für Buddha

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Umweltschutz buddhistisch: Gleich am Vormittag besichtigen wir ein vermutlich einzigartiges Projekt, das Wat (= Kloster) Lan Khuat in Khun Han, erbaut aus mehr als einer Million Flaschen! Nicht nur für die Gebetshalle, den Glockenturm und die Nebenräume, sondern auch für die Stupa (= Denkmal; kann auch als Aufbewahrungsort für Reliquien des Buddha und herausragender Mönche dienen) wurden Glasflaschen verschiedener Form und Größe als Baumaterial eingesetzt. Wie faszinierend diese architektonischen Wunderwerke aussehen, kann man – hoffentlich – den Fotos ein wenig entnehmen.

Das Schild am Eingang zur Gebetshalle ist unmißverständlich, auch wenn man die Landessprache nicht versteht: Bitte Schuhe ausziehen! (Gilt übrigens auch für Herrenschuhe.) Mehrere reich geschmückte Altäre befinden sich hier. Und was sich erst auf den zweiten Blick offenbart: Auch die Verschlüsse der Flaschen finden Verwendung. Wenn man genauer hinschaut – etwas schwierig, da man sich ja nicht so nah an die Altäre hinwagt – wird sichtbar, daß auch die Wandmosaiken hinter den Buddhas aus lauter verschiedenfarbigen Verschlüssen bestehen. Das ist konsequentes Recycling!


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