Die westliche Hauptstadt

Entlang der Seidenstraße, 04. bis 29.08.2013

Die Nacht war trotz aller Erschöpfung kurz. Irgendwie habe ich das mit der Zeitumstellung verlernt und die Klimaanlage kam gegen die schwüle Hitze nicht an. Somit musste ich mich wecken lassen, der eine an der Tür, die andere übers Haustelefon. Und das am ersten Tag… Aber das Frühstück war wohl gut, habe ich mir sagen lassen.

Amber hatte gestern nicht zu viel versprochen. Schon um 10:30 war es erdrückend heiß draußen. Erstmal musste aber dringend Geld her. Denn wir wissen ja: „no money, no honey“ und so. Aus dem klimmatisiertem Empfangssaal der Itsi-Bitsi(ICBC) Bank wollte man gar nicht mehr raus. Da kam es gerade gelegen, dass die Geld-Echtheits-Überprüfungs-Maschine einen Geldschein nicht als echt anerkennen wollte. Nach dem 50. Mal aber war er dann aber wohl so abgerieben, dass er doch die Kontrollkriterien erfüllte.

Wir spazierten wieder am Glockenturm vorbei zum Südtor, wo unser erstes Set Drahtesel auf uns wartete. Xi’an hat eine der am besterhaltensten (und renovierten) Stadtmauern Chinas. Auf 12 Meter Höhe und Breite lässt es sich gut Fahrradfahren. An jedem Wach- und Eckturm machten wir halt. Allerdings nicht um die Aussicht zu genießen, sondern um für kurze Zeit den winzigen Schatten, den sie spendeten genießen zu können. Geschwitzt hat man nicht. Der Schweiß trat direkt in Gas-Form aus den Poren. Die Shuyuanmen-Gasse bot aber anschließend den nötigen Schatten, sodass man die vielen Kalligraphie-Shops in dem ehemaligen Gelehrtenviertel in Ruhe begutachten konnte. Am Ende dieser wartete auf uns der Stehlenwald… wohl einer der ältesten Bibliotheken der Welt. Besonders eindrucksvoll war eine Steintafel aus dem 5. Jahrhundert, auf welcher die nestorianische Lehre aufgeschrieben wurde. Neben den chinesischen Schriftzeichen waren auch syrische zu sehen. Damit ist die Tafel eines der ersten Dokumente für eine christliche Mission in China.

Etwas macht einem die Hitze ja doch zu schaffen. So ging es dann wieder zurück Richtung Grand Noble Hotel zur Erholungspause mit künstlichen Frühlingstemperaturen. Für das Abendmahl gab es eine Empfehlung von Jan für das Defachang, DIE Adresse für „Jiaozi“ in Xi’an. Und wir wurden nicht enttäuscht. Die Maultäschchen wurden in allen möglichen Variationen geliefert bis wir die Kellnerin um Erbarmen bitten mussten und den letzten Teller Jiaozi mit Chinakohl-Füllung zurück schicken mussten. Der Abend war allerdings noch Jung und ein gemütliches an der Straße hocken mit einem kühlen Bier war doch auch noch drin.