Entlang der Seidenstraße, 04. bis 29.08.2013
Peking-Programm und Ausflug zur Mauer
Das Peking Programm… Die meisten von uns kannten es schon. Daher verdünnisierte die Gruppe im Laufe des Tages sich etwas. Macht auch nichts. Ist ja alles keine Pflicht-Veranstaltung hier. Pekings Luft war so, wie man sie aus den Spiegel-Artikeln und Stern-Reportagen kennt. Grau in Grau… Smog? Vielleicht. Sagen wir mal alles war in einen mystischen Nebelschleier umhüllt. Trotz des eher mäßigen Wetters habe ich die Verbotene Stadt selten so voll erlebt. Vielleicht verdrängt man aber auch immer wieder den Trubel. Aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass es die letzte Ferienwoche ist und alle Pflichtbewusste ihren Kindern noch ein mal einen letzten Bildungsausflug gönnen wollten, bevor es mit dem Pauken wieder los geht. Dass man sich selbst bei den ehemaligen Gemächern Cixis im westlichen Seitenflügel durchdrängeln muss habe ich noch nie erlebt. Immerhin konnte man den Trommelturm vom Kohlehügel aus sehen. Das war auch schon mal anders. Der Himmelstempel war wie immer eine Erholung von dem Massen-überfüllten Kaiserpalast.
Abendessen in der Nanluoguxiang ist ja eigentlich schon fast verpönt bei uns. Aber die Dachterrasse eines kleinen Lokals mit dem leckeren frittierten Karpfen bildet da für mich eine ganz kleine Ausnahme.
Das Wetter ging am nächsten Tag weiter, wie es am Vortag aufgehört hatte. Nur etwas feuchter vielleicht. Wir wollten auf die chinesische Mauer. Herr Song brachte uns in seinem Mercedes aus Korea an die besagte Stelle… Die Gelbe-Blüten Mauer heißt sie. Gelbe Blüten habe ich bei meinen 4 Besuchen hier allerdings noch nie gesehen. Nett ist aber die Geschichte zu dem Abschnitt: Sie stammt aus der frühen Ming-Zeit, wo ein gewisser General Caikai mit dem Bau beauftragt wurde. Auch wenn die Gebirgszüge hier keine besten Baubedingungen boten, dauerte der Bau ungewöhnlich lang. Kaiser Yongle, der den Bau in Auftrag gegeben hatte missfiel das sehr und ließ den General enthaupten. Die ersten Inspektionen zur Wiederaufnahme des Baus zeigten aber, dass die Qualität des Mauerstücks seinesgleichen suchte. Die Steine waren extrem akkurat zugeschnitten und wurden mit einer Kleisterpaste auf Klebreisbrei-Basis zusammengefügt. Der Kaiser gab seine Fehleinschätzung zu und ließ die Aufschrift „sehr fest und stabil“ in eine Felswand hauen. Seit dem ist sie auch als „Metall-Suppen-Mauer“ bekannt. Selbst der heutige Staudamm ist zum Großteil mit den ehemaligen Mauerstücken gebaut. Mit dem Fleißbienchen für die Mauer war die Sache erledigt und der Ruhm der Ruf der Familie des Generals wiederhergestellt. Für Caikai selber aber war es offensichtlich ein Verlustgeschäft. Jedes Mal überrascht mich immer wieder die Neigung der Mauer. Schon steil hier! Dazu waren die Steine noch etwas feuchter. Sodass man doch vorsichtiger als sonst auftreten musste. Rauf gekommen sind aber alle. Runter auch. Zur Belohnung gab es dann gegrillte Regenbogenforelle im Kumin-Mantel. Eine Pflichtbestellung hier!
Nach einem kurzem Foto-Drive-by beim Vogelnest war dann auch der letzte Programmpunkt dieser Reise abgehakt. Jetzt blieb noch Zeit für restliche Einkäufe. Als Abschiedsgeschenk überreichte man mir eine Uiguren-Mütze. Nun war die Transformation perfekt und ich würde auf dem Viehmarkt endlich den einheimischen Preis zahlen! Selbst die Uiguren würden mich nur noch in ihrer Landessprache ansprechen. Es soll dem Türkischen sehr ähnlich sein. Vielleicht hätte ich in Berlin einfach mal aufmerksamer sein sollen.
Ein letztes Abenteuer sollte aber nochmal die sonst so andächtige und ausklingende Fahrt zum Flughafen aufpeppen. Während der Fahrt auf der Flughafen-Express-Autobahn klappte die Motorhaube des alten VW Santanas hoch und versperrte uns vollkommen die Sicht. Dabei war doch der Santana das Wahrzeichen für Zuverlässigkeit schlecht hin. Unglaublich zuverlässig war allerdings eher der amerikanische Ledergürtel, der die Motorhaube vom Wegfliegen hinderte, sodass wir unsere Fahrt doch noch fortsetzen konnten. Feststeht: Ich reise ab jetzt nur noch mit extra festen Ledergürteln! Man weiß nie, wann man sie mal gebrauchen kann.
Die meisten von uns haben sich bis hierhin verabschiedet und kommen hoffentlich ohne weitere unnötige Abenteuer zu Hause an. Von den 6 sind nun noch 2 übrig geblieben, die noch von Datong nach Peking tingeln. Evtl. kommen hier mal kleine bebilderte Anekdoten rein. Ansonsten beende ich hiermit die offizielle Berichterstattung und verabschiede mich von der „Seidenstraße 133“ mit einem ganz herzlichen „HOSCH!“