Mit Gastfahrern von der Hölle in den Himmel

Entlang der Seidenstra?e, 04. bis 29.08.2013

Hami nach Baishitou. ca. 90 km; null Wolken, 36°C

Uns ist nichts passiert… Es gibt nur selten Internet hier JWD. Daher bitte etwas gedulden, falls mal Versorgungsengpässe mit dem Blog bestehen…

Endlich geht es los! Unsere Fahrradtour von Hami nach Turfan über Urumqi. Immer wieder bekomme ich allerdings gesagt, dass sich auf unserer Strecke Baustellen befinden. Auch die Königsetappe gleich am Anfang meistern zu müssen ist schon ein harter Brocken. Aber zumindest bis zur Stadtausfahrt wollen uns die Herrschaften von Hami-Bike unserem Fahrradladen des Vertrauens in Hami begleiten. Das ist natürlich eine Ehre. Gestärkt mit einer Nudelsuppe, da das Frühstück im Hotel nach Xinjiang-Zeit zu spät wäre (+2 Std., also erst ab 8:30), empfingen uns an der verabredeten Kreuzung die Besatzung. Gemeinsam radelten wir bis zur Himmelsbrücke, wo sie uns unserem Schicksal überließen. Die letzten Worte, die sie uns mit auf den Weg gaben waren: „Nehmt das Begleitfahrzeug. Es ist heiß und ihr habt nur Gegenwind.“ Aber das hindert uns ehrgeizigen Langnasen natürlich nicht daran unser Glück zu probieren und unsere Grenzen zu testen. Sie sollten recht behalten. Es war sau heiß. Ein schattiges Plätzchen bot sich höchstens alle 15 km. Und der Wind wollte wohl mit aller Kraft verhindern, dass wir zu den Bergen kommen. 40 km ging es leicht aber stetig bergauf durch die Einöde der Steinwüste. Dazu kam der Verkehr der wegen Baustellen auf diese kleine Landstraße umgeleitet wurde. Entspanntes Fahrradfahren durch eine schöne Landschaft stellt man sich wohl anders vor.

Doch dann erreichten wir das Himmelsgebirge und die Landschaft änderte sich schlagartig. Erst war man in Frankreich in der Verdon-Schlucht, bevor man sich in Tolkiens Auenland wiederfand. Auch die grässlichen Morguls fuhren immer noch ständig mit ihren riesigen staubigen und rauchspuckenden Lastern vorbei. Gemeinsam mit einem Chinesen, der vor über 7‘000 km von Kunming seine Radreise begonnen hat und bis Kashgar insgesamt 12‘000 km runtergestrampelt haben will, kletterten wir weiter auf das Hochplateau des Himmelsgebirges. Das letzte Bild von ihm war, wie er auf einer einsamen Brücke sein Vorderreifen flickte. Er ward nimmer wieder gesehen. Denn wir hatten unser eigenes Ziel und mussten ihn zurücklassen.

Die sich immer wechselnde Landschaft gab einem weiter Kraft um ein Pedal vor den anderen zu setzen. Auch die Sonne hatte langsam ihre Lust am Quälen von armen Fahrradfahrern verloren. So kamen wir am frühen Abend in unseren Jurtencamp an. Das chinesische Ferienlager liegt in einer malerischen Landschaft umgeben von scheinbar endlosen Grasflächen. Aber wie das bei Campingplätzen immer so ist, hat man auch hier etwas lauter feierndes Volk. Diesmal Angestellte eines Versicherungsunternehmen bei ihrem Team-Building-Event.

Die Sanitäreinrichtungen ließen etwas zu wünschen übrig. Aber bei uns entsprechen Waschräume in Campingplätzen auch nur selten dem Standard, den man von seinem vertrauten Heim kennt. Die Jurten allerdings waren sehr stilvoll mit Teppichen ausgelegt und einem Kohleofen in der Mitte gegen die kalten Nächte und für den wärmenden Tee. Man verteilte sich im Halbkreis um den Ofen und schlummerte um die Wette ein. Denn wer zuletzt schläft hört auch das meiste Schnarchen.