Mangavorbilder und die Suche nach der Unsterblichkeit

Entlang der Seidenstraße, 04. bis 29.08.2013

Busausflug zur Terrakotta-Armee und großen Wildganspagode

Heute kann ich es endlich auch bestätigen. Das Frühstück ist super hier. Ich glaube nicht, dass ich jemals eine größere Auswahl bei einem Frühstücksbuffet hatte. Es hätte genau so gut ein Mittags- oder Abendbuffet sein können. Selbst Schimmelkäse gab es. Wer isst denn hier sowas?

Mit wesentlich angenehmeren Temperaturen starteten wir unseren Tag mit einem Ausflug zur Wildganspagode, wo Xuanzang bzw. Tangseng, der wohl bekannteste Mönch der asiatischen Geschichtsschreibung, im Jahre 645 seine aus Indien importierten buddhistischen Schriftrollen übersetzte. Wirklich bekannt wurde er allerdings erst lange nach seinem Tod, als Wu Cheng‘en im 16. Jahrhundert den Roman „Die Reise nach Westen“, angelehnt an seine Reise nach Indien, veröffentlichte. Einer seiner fiktiven Gefährten stiehlt ihm allerdings etwas die Show: Sun Wukong, der Affenkönig. Als dreister Frechdachs richtet er gehörigen Chaos im Himmel an und wird zur Umerziehung Xuanzang als Begleiter und Beschützer mit auf sein Abenteuer geschickt. Unzählige Filme und Serien beziehen sich auf diese Figur. Vielleicht kennen einige San Gokun aus Dragonball? Einer der erfolgreichsten japanischen Trickfilmserien überhaupt…? Nein…? Egal… Auf jeden Fall ein sehr einflussreicher Affe. Der Turm war übrigens auch ganz nett und man hatte einen schönen Überblick über den südlichen Teil der Stadt in alle Himmelsrichtungen.

Anschließend ging es weiter gen Osten zur Terrakotta Armee. Sie ist das Erbe des ersten Kaisers, Qin Shihuang der China einigen konnte. Wer so ein großes Land vereint, dem sei auch ein bisschen Megolomanie gegönnt. Wenn man das von bereits vor 12 Jahren hier kennt freut man sich besonders auf die Ausgrabungsstätte. Im Gedächtnis sind dann allerdings noch kleine Wege über Felder, die zu den 6000 Ton-Soldaten von Qin Shihuang führen. Man kann vielleicht schon erahnen was jetzt kommt… Aus den kleinen Feldwegen sind riesige Touristenfallen und Souvenir- und Andenkfotoläden, KFC und und und geworden. Disneyland lässt grüßen. Der Schock saß erstmal tief. Aber so schnell kann’s eben gehen in China. Auch die Menschenmasse war beeindruckend. Die Menge an Touristen war mindestens so furchteinflößend, wie die Armee selber. Aber hey, seien wir mal fair: Das ist die Wiege der chinesischen Kaisergeschichte und eine beeindruckende dazu. Man stelle sich eine Ausgrabungsstätte so groß wie der Frankfurter Hauptbahnhof vor, in der alles vollgestellt ist mit Ton-Soldaten, die den Kaiser nach seinem Tod beschützen sollen. Eigentlich nur eine Notfalllösung, denn laut Legenden war er besessen von der Suche nach der Unsterblichkeit. Angeblich hat diese ihm paradoxerweise das Leben gekostet.

Erschöpft von den Eindrücken ging es wieder zum Hotel um Kräfte aufzutanken. Es blieb vor dem Abendessen allerdings noch Zeit für die Besichtigung der großen Moschee im muslimischen Viertel. Auf den ersten Blick hätte ich wahrscheinlich gesagt: buddhistischer Tempel. Aber kleine Details verrieten dann doch die religiöse Ausrichtung: die Süd-West Ausrichtung nach Mekka, statt wie sonst immer Nord-Süd; die vielen arabischen Schriftzeichen; das Minarett, dass leider gerade renoviert wird; die Tische für das Iftar-Abendmahl. Der Kontrast zwischen der super-wuseligen Huiminjie ein paar Meter weiter draußen und der Ruhe hier in der Moschee war unglaublich. Wir schlenderten durch die tolle Gartenanlage und bekamen dann doch langsam Hunger beim Zuschauen, wie die ganzen Tische für das Abendmahl gedeckt wurden. Der Duft von Lammfleisch auf heißen Kohlen lockte (die meisten von…) uns dann ins nächstbeste Lokal. Hier gab’s Bier und Essen noch im Hellen während des Ramadans. Aber der chinesische Pragmatismus siegt natürlich mal wieder und wer bei dem Ansturm hier auf der Straße nichts verkauft der ist selber Schuld. Zum Abschluss noch hier und da lokale Süßspeisen aus Reis- und grüne Bohnenmehl mit Rosensirup und die Tagesordnungspunkte waren wirklich alle abgehakt.

Endlich Frühling!

Südlich der Wolken, 03. bis 24.08.2013

Mit dem Flieger von Beijing nach Kunming und dann zu Fuß durch die Stadt.

Ich bin kein Frühaufsteher. Eher ein Spätzubettgeher. Aber heute führte kein Weg darum herum, wir mussten früh raus um unseren Flieger nach Kunming um 7:25 Uhr zu erreichen.

Kunming wird auch 春城 (Chun Cheng) genannt, also Stadt des Frühlings. Auf fast 2.000 Meter Höhe gelegen herrscht hier das ganze Jahr über ein angenehmes Klima. Naja, ich war mal während der Jahreswende 1988/1989 und im November 2009 hier, da war es schon recht frisch. Aber heute macht die Stadt ihrem Spitznamen alle Ehre und empfängt uns mit angenehmen 25 Grad und einem blauen Himmel, der mit Schäfchenwolken betupft ist. Und klarer, frischer Luft. Was für ein Kontrast zu Beijing!

Außerdem empfängt uns Kunming mit einem ziemlich neuen Flughafen. 2009 war Baubeginn und Eröffnung im Juni 2012. Kleiner Seitenhieb: Spatenstich für den Flughafen Berlin Brandenburg war 2006, Eröffnungsdatum ungewiss…
Keine Frage, in Kunming hat man viel vom Terminal 3 des Flughafens in Beijing abgekupfert und ein wenig südostasiatisches Flair hinzugefügt.

Welcome to the team, Axel and Tobi! Kurz nach unserer Ankunft im Hotel trudeln auch die beiden ein und komplettieren damit unsere Gruppe. Also ab in die Stadt. Erster Programmpunkt: Nahrungsaufnahme. Und damit unsere erste Nudelsuppe auf der Tour. Wir müssen ein wenig laufen, aber in einer kleinen Seitengasse werden wir fündig.

Dann aber los! Zuerst zum Yuantong Tempel. Bei meinem letzten Besuch vor zwei Jahren wurde hier noch im vorderen Bereich fleißig renoviert, nun ist alles hergerichtet und die Anlage sprudelt vor Aktivität. Die meisten Tempel in China werden nicht nur von Touristen besucht, sondern natürlich auch von Gläubigen. Man kommt vorbei um Räucherstäbchen abzubrennen und damit um Segen für eine bestimmte Angelegenheit zu bitten. In den Yuantong Tempel jedoch kommen auch viele Buddhisten um an den Verlesungen von Mantren der dortigen Mönche teilzunehmen. Das sieht man in China eher selten.

Weiter zum Cuihu Park. Auch hier viel Aktivität, es wird musiziert und getanzt. Und natürlich flaniert. Wir machen letzteres und genießen anschließend einen Kaffee in einem der Gastronomiebetriebe dort, weil sich in der Ferne ein Gewitter ankündigt. Aber es bleibt in der Ferne.

Am Abend noch eine Schale Über-die-Brücke-Reisnudeln, dann eine frühe Nachtruhe. Morgen müssen wir (wieder) zeitig raus 🙁


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