Adieu China. Yakshee Musis Kashgarien

Entlang der Seidenstraße, 04. bis 29.08.2013

24-stündige Zugfahrt nach Kashgar. Besichtigungstag in Kashgar.

Den restlichen Teil der nördlichen Seidenstraße in Richtung Westen erledigten wir mit dem Zug. Zu gerne hätte man auch den Teil noch mit unseren Draht-Kamelen zurückgelegt. Wehleidig schauten wir den frisch asphaltierten und kaum befahrenen Straßen nach, die sich durch die schönen Wüsten-, Steppen- und Graslandschaften auf schwindelerregende 2850 m hoch windeten. Aber die Heimat ruft langsam mitsamt seinen Pflichten und Bekannten. Daher die kurze Variante von Turfan bis Kashgar mit der Eisenbahn in 24 Stunden. Selten habe ich es erlebt, dass man so mit den Ressourcen wie auf diesem Zug sparte: Klima-Anlage – nur wenn alle kurz vor dem Hitzeschlag standen; heißes Wasser – nur wenn die Schaffnerin mal wieder Kohle im Wagon Nummer 6 nachlegte; Lese-Lampe – nur wenn man ganz ganz lieb gefragt hat. Reis im Speisewagen – nur wenn man noch ein zusätzliches Gericht bestellt hat. Ist ja fast wie bei der Jurten-Mama hier… nur netter.

Endlich in Kashgar am Bahnhof angekommen, standen wir ein Weilchen einfach nur da. Unser Fahrer hatte einen Gemüsehändler angefahren und musste erstmal alles mit der Versicherung klären. Er schickte seinen Freund. Auch ok. Er sprang ein und war schnell zur Stelle. Den Weg zum Viehmarkt hat auch er gefunden. Allerdings ist dieser nun nach außerhalb der Stadt verlegt worden. Denn der ganze Trubel mit den Tieren hat jeden Sonntag wohl das ganze Viertel lahmgelegt. Ob der Markt dadurch kleiner geworden ist vermag ich nicht zusagen. Eindrucksvoll war er dennoch. Hier ist, dem Anschein nach, der Welt-Umschlagplatz für Schafe, Ziegen und Kühe. Ein Schaf gab’s für ca. 500 bis 1000 Yuan. Ein bulliger Ochse kostet so um die 10000 Yuan. Alles Verhandlungsbasis versteht sich… Man will sich ja als Ausländer nicht übers Ohr hauen lassen. Aber mittlerweile klappt es auch langsam mit meiner äußerlichen Integration. Immer häufiger wurde ich gefragt ob ich Uigure sei. Der Bart hat wohl die kritische Länge erreicht. Auch wenn er lang nicht so voll und prächtig ist, wie der der Einheimischen, so lässt er dennoch schon etwas Zweifel an meiner Herkunft aufkommen. Immerhin… Mission geglückt! Jetzt fehlen nur noch ein paar Brocken mehr von der Landessprache als nur das obligatorische Hallo und Danke und ich bekomme vielleicht ein Yak auch für unter 7000 Yuan.

In der Hotel-Einfahrt stießen wir auf Wohnmobilreisende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Man grüßt sich und erzählt einander von seltsamen Abenteuern und Erlebnissen entlang der Seidenstraße und geht wieder seines Weges. Zu 37 Leuten mit ca. 15 Wohnmobilen quer durch die Welt… Auch nicht schlecht… Muss man aber anscheinend für reiche Rentner sein und auf seltsame Campingplätze stehen. Es dauert nicht mehr lang und die ersten Niederländischen Dauercamper bauen in Kashgar ihre Geranien-Vorgärten auf.

Nach einem kurzen Abstecher am angeblichen Grab der duftenden Konkubine Xiangfei ging es weiter mit den Märkten. Nun auf den vermutlich größten Bazar Asiens. Wir haben ihn nicht abgemessen und glauben dem einfach mal. Knapp 2 Stunden trödelten wir durch die Gassen und hatten wahrscheinlich nicht mal an der Oberfläche gekratzt. Zu groß, zu unübersichtlich, zu viel. Ich erinnerte mich wieder, warum ich immer seltener auf den Wochenendmarkt in Bangkok gegangen bin. Man muss wissen was man haben will, geht rein, kauft es und haut wieder ab. Das klingt jetzt etwas negativer als das Erlebnis heute war. Sagen wir: Ich habe gehörigen Respekt vor diesem historischen Konsum-Tempel-Komplex. Er verschlingt einen und spuckt einen auch erstmal eine ganze Weile nicht mehr aus. Reizüberflutung ist vorprogrammiert und das zehrt ganz schön an den Kräften. Insbesondere wenn man eine 24-stündige Zugfahrt hinter sich hatte. Aber wenn man schon mal hier ist, dann nimmt man auch noch eben mal schnell die größte Moschee Chinas mit und feiert unsere Ankunft am Ende des chinesischen Abschnittes der Seidenstraße gebührend im protzigen Teehaus/Restaurant Altun Orda. Hier trifft sich die Oberschicht Kashgars. Es erinnern einen nur noch die Stäbchen auf den Tellern daran, dass man noch in China ist. Das Essen war hervorragend und vielleicht ist es mir endlich mal gelungen alle mehr oder weniger glücklich zu machen heute Abend. Umgerechnet hat uns das Festmahl gerademal 2 Döner pro Person gekostet. inkl. Nachtisch. Da lohnt es sich ja fast nur wegen dem Etablissement hierher zu fliegen, bzw. zu fahren oder wie auch immer man den beschwerlichen Weg auf sich nehmen will. Den Abschluss findet der Abend gemeinsam mit ein paar Dauercampern in John’s Information Service Center Café. Lonely-Planet-Backpacker-Bars sehen auf der ganzen Welt auch immer gleich aus. Ein kleines Schildchen über der Theke drückt es ganz gut aus: „A little bit of home.“ Im Grunde genommen McDonalds für Weltenbummler. Für heute und jetzt aber genau das Richtige.

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