Von süßen und scharfen Zähnen

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Eine Ergänzung von Caren zum Thema „Ich hab noch ein Stück Zahn in Muang Khua“

Beim Abknabbern eines leckeren Hühnerknochen’s und anschließendem über die Lippen lecken, bemerke ich gewisse Unregelmässigkeiten in meinem Mund. Nein es ist kein Hühnerknochen, der ausgespuckt werden will, sondern meine Schneidezahnecke ist abgebrochen.

Voilà l‘ aventure commence: in einem der ärmsten Länder der Welt, muss ich zum Zahnarzt. Zum Glück gibt es Toh, unser laotische Guide, der sich in Luang Prabang auskennt. Dort verweilen wir 2 Nächte und somit finde ich mich nur einen Tag später in einem Tuk Tuk wieder, der uns zur Praxis fährt.
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Techno ist tot, Karst lebt!

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

58 km von Kasi nach Vang Vieng, der letzte Pass der Tour und dann Tendenz bergab

Vang Vieng war in den letzten Jahre immer mehr zur Khao San Road Laos mutiert, jene laute, grelle Backpackermeile in Bangkok. Während sich die Khao San Road trotz ihrer Hässlichkeit (und Faszination) jedoch nicht sehr vom restlichen Bangkok abhebt, jenen Moloch, mit der mich eine innige Hassliebe verbindet, war der Kontrast in Vang Vieng ein ungleich stärkerer. Vor allem, wenn man mit dem Rad in die Stadt kommt. Stundenlang fährt man durch traumhafte Karstkegellandschaft, nur ab und zu braust ein LKW hupend vorbei oder eine Horde Kinder ruft „Sabaidee!“. Ansonsten: Ruhe, Genuss, ein Radlertraum. Dann die Annäherung an Vang Vieng. Die ersten wummernden Bässe. Techno, unerbittlich, laut, stupide. Dazwischen halbnackte Backpacker auf der Droge ihrer Wahl, die vollgedröhnt auf alten LKW-Reifen den Song-Fluß runtertreiben.
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Rushhour in Yangon

Entlang der Burmastraße, 09.11. bis 08.12.2013

Langstreckenflug und Ankunft im Yangon, kleiner Spaziergang und Abendessen, 8000 km im Flugzeug, Sonne bis 30 Grad

In Bangkok reichte die Zeit noch für ein Frühstück, Reissuppe mit Shrimps, dazu ein dickes Käsesandwich, dann werfe ich meinen Koffer in ein Tuktuk und lasse mich zur Metro bringen. Mit der Linie ist man dann staufrei in 30 Minuten am Airport.

Tommy, unser thailändischer Fahrradschrauber Freak ist auch schon da mit zwei Kartons für mich, gestern hatten wir den Inhalt, Teile für die Räder in Yangon, noch bei zwei Bieren diskutiert. Am Einchekschalter von Myanmar Air läuft alles schnell und problemlos, der Preis fürs Übergepäck moderat.

Ich versuche nun in dem riesigen Airport schon einmal meine Gruppe zu finden, die startet von hier nämlich eine Stunde nach mir, aber an deren Gate ist es noch ruhig. Wahrscheinlich sitzen meine wackeren Mannen und Frauen noch bei einem Bierchen in einem der Restaurants.

Zwei Stunden später steige ich aus meiner halbleeren Maschine aus und habe burmesischen Boden unter den Füßen, waren es in Bangkok noch 26 oder 27 Grad, sind es hier 30 und es gibt keine Wolke am Himmel. Die Formalitäten gehen schnell voran und dann die erste Überraschung, noch vor dem Zoll stehen zwei Geldautomaten und zwei Wechselstuben, der Gang zum Schwarzmarkt kann also entfallen.
Meine beiden burmesischen Guides sind auch schon da und wir haben keine Stunde um uns kennenzulernen, da tauchen dann auch schon die ersten knallgelben China by Bike T-Shirts in der Halle auf. Es dauert noch eine Weile bis alle durch den Zoll sind und noch bevor wir im Bus sitzen haben wir gut geschwitzt.

Die Fahrt in die Stadt dauert ewig, mit seiner politischen und marktwirtschaftlichen Öffnung hat Burma auch die üblichen Probleme dazugewonnen, nämlich Stau. Und so brauchen wir für die letzten 5 Kilometer zum Hotel mehr als eine Stunde, nur ein paar Mal bringen die großen goldenen Stupa der Shwedagon und Sule Pagode etwas Abwechslung, ansonsten ist außer japanischen Autos nichts zu sehen.
Wir machen am Zentralmarkt noch einen Stopp, um uns die passende Kleidung für die Pagoden zu besorgen, nämlich einen burmesischen Wickelrock, den Loungyi. Wir schaffen es schon hier, uns zum ersten Male zu verlieren, noch bevor die letzten aus dem Bus steigen, ist die erste Hälfte der Gruppe schon im Markt eingetaucht und nicht mehr zu sehen, aber sie haben Choh, einen der beiden burmesischen Führer dabei und die zweite Hälfte hat ja mich. So unternehmen wir dann auch nicht den aussichtslosen Versuch, die anderen zu finden, sondern besorgen unsere Loungyis und warten an einem Fruchtstand, bis diese umgenäht sind. Hier rauscht das Leben an uns vorbei und wir halten ein Glas mit einem Avocado-Orangen -Shake in den Händen. Leckere Mixtur, die ich auch noch nicht kannte, gemischt mit ein wenig süßer Kondensmilch, danach stellst sich ein wohliges Sättigungsgefühl ein.

Als wir nach kurzer Erfrischung gegen halb sechs zum Abendessen aufbrechen ist es schon wieder dunkel und so bleibt uns die Stadt weiterhin verborgen. beleuchtet sind nur die Sule Pagode, hinter der wir wohnen und die sich mit ihren Goldbelag wunderbar vom dunklen Hintergrund abhebt, als auch die vielen kleinen Läden und Straßenstände.

Wie in fast ganz Asien leben die Menschen nicht in ihren zu kleinen Wohnungen, die dienen meist nur als Schlafstätte, sondern eher auf der Straße. Es gibt unzählige Stände mit kleinen Snacks und Früchten, Läden mit Klamotten, Uhren, Werkzeugen. Dazwischen wuselige Menschen, Stimmengewirr, viel freundliches Lachen, sehr wenig Touristen; Burmesen aller Art, in dem Viertel hinter Sule Pagode viele Moslems mit weißen Hütchen und die Frauen unterschiedlich stark verpackt. Recht schnell haben wir ein nettes Restaurant gefunden und gönnen uns das erste Bier im Lande und eine ordentliche Auswahl an Currys: Chicken und Beef, dazu einen Lab aus Fisch (klein gehackter, gebratener Fisch mit Zitronengras und Chili), diverse Gemüse und ein Teller mit frischem Gemüse zum Knabbern. Nach einer Stunde sind wir gut gesättigt und schaffen es auf dem Weg zurück zum Hotel zum zweiten Male zu verlieren, diesmal beim Überqueren der Straße, glücklicherweise war auch diesmal Chow hintem beim verlorenen „Hinterteil “ der Gruppe.

Nach dem langen Flug sind wir alle recht müde und verschwinden recht schnell in Zimmer und Bett, ich schaffe es nicht einmal meinen Koffer halbwegs zu leeren. Den ersten Tag haben wir gut geschafft!

Haben wir uns schlimmer vorgestellt.

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 82km, Wetter: sonnig, klare Sicht!

So, eine wunderbare Tour ist vorüber. Meine lieben Mitreisenden konnten sich heute Morgen erfolgreich durch die Menschenmassen am Flughafen drängeln (es wird mal wieder gestreikt) und sitzen gerade im Flieger nach Istanbul. Ich bin ausgeschlafen und frisch frisiert und rasiert. Der indische Barbier um die Ecke hat mir zunächst seine eigene schicke Frisur verpasst, dann hat er beim Rasieren ganz selbstverständlich einen großen Schnauzer stehenlassen, wie sein eigener. Wir waren wie Brüder! Er dunkel und klein und ich davor sah aus wie Ned Flanders von den Simpsons, allerdings mit Seitenscheitel. Den Schnauzer konnte ich ihm dann doch ausreden.

Die gestrige letzte Etappe hatte es in sich. In aller Frühe durften wir endlich und als Abschlussgeschenk einen herrlichen Sonnenaufgang über der Himalaya-Kette erleben, von Daman aus hat man darauf den weitesten Blick überhaupt. Als kleiner Punkt rechts der Everest, als kleiner Punkt links der Dhaulagiri, am imposantesten von uns aus gesehen war aber die Manaslu-Kette. Herrlich, vielen Dank! Sodann haben wir uns von 2500m wieder runtergebibbert ins Tal und sind auf abenteuerliche Weise ins Kathmandu-Tal vorgestoßen. Wir haben dafür eine neue Strecke ausprobiert, über Stock und Stein und einige steile Hügelketten, am meisten geschwitzt hat dabei unser Busfahrer. Pünktlich zur Rush-Hour sind wir in Kathmandu eingefahren, durch ein einziges großes Chaos, mit den Rädern konnten wir uns ganz gut durchschlängeln und an Kilometerlangen Staus vorbeiradeln, das Begleitfahrzeug kam erst 2 Stunden später im Kantipur Temple House an.

Nach dem Abschlussessen dann eine etwas verkürzte Lesung von Monika, wir waren ziemlich kaputt, es war spät und wir mussten heute um 5 raus. Danke liebe Monika für Deine Hilfe und Deine Texte. Und Danke auch an Lutz, unseren geschmeidigen Kassenwart, und an Dieter, der mit in kniffligen Situationen hilft, die Herde zusammenzuhalten! An alle! Wir kennen uns mittlerweile schon lange und gut und harmonisieren prächtig. Auch diese Tour war wieder klasse, fast 14000 Höhenmeter auf etwa 1150 Kilometern, mit einigen technischen Pannen (7 Kettenrissen, einem gesprengtem Schaltwerk, 3 Mantelwechseln, einigen Platten,…), aber kein Problem. Über 30 Parteifahnen wurden gesammelt, unzählige Frühstück-Porridges bewertet, das ein oder andere Gurkha getrunken. Frei nach meinem Vater (ein Satz, der zum stehenden Ausdruck wurde, nach fast jeder Etappe): „Haben wir uns schlimmer vorgestellt.“


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Fängt der Urlaub gerade an, ist er auch schon wieder vorbei

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

kleine Wanderung und Ausklingen auf Lantau. Gutes Wetter. Hin und wieder leicht diesig.

Nach getaner Arbeit der letzten Wochen mit Kulturprogramm, Radfahren und und und begann heute endlich der Urlaub. Wir zogen ein letztes Mal um an den Silvermine Beach auf Lantau, der größten Insel Hongkongs und ließen kurz vor Schluss noch einmal Urlaubsstimmung aufkommen. Der Strand war nicht schlecht. Aber ich als Thailänder habe da vielleicht auch zu hohe Ansprüche. Wenn das Wasser nicht 27 Grad hat, Türkis leuchtet und man 25 m bis auf den Boden schauen kann, gehe ich eigentlich nicht ins Meer. Die Malediven waren es also nicht. Dennoch laut Ralph gut schwimmbar und sogar mit „Shark-Protection“-Netz. Hätte mich gewundert wenn es hier noch Haie geben soll. Sobald einer irgendwo auftaucht landet er wohl auf dem schnellsten Wege in der Küche eines der Restaurants auf Kowloon.

Für diejenigen, die noch unternehmungslustig waren, gab es noch eine Wanderung entlang der Küste. Dafür fuhren wir mit der Fähre Nach Chi Ma Wan und waren erstmal überrascht von dem ehemaligen Gefängnisgelände, das hier stationiert war. Die Wanderung war im Gegensatz zur gestrigen natürlich nicht mehr ganz so spektakulär (ist auch wirklich schwierig zu übertreffen). Trotzdem wurde es ein netter Nachmittagsspaziergang… passend zum Abschluss der Tour. Einsame Buchten gab es zwar, doch leider waren sie entweder nur schwer zugänglich oder der Strand oder das Wasser luden nicht unbedingt zum verweilen ein.

Zum Abschluss durften wir endlich auch mal an der frischen Seeluft unser Abendmahl zu uns nehmen. Abschiedsgeschenke wurden verteilt, letzte Ansprachen gehalten, nur leider gab es für den Abschlusstrunk nur Sorghum- und kein Reislikör. Aber naja… Weggeschmissen wurde trotzdem nichts.

Das letzte Frühstück mit Blick auf den Strand war noch einmal ein schönes Abklingen einer langen Reise, auf der viel gesehen und erlebt wurde. Nach einem Abstecher beim riesigen Bronzebuddha ging es dann auf die aufgeschüttete Flughafeninsel und dann hieß es auch schon Abschiednehmen. Klaus und Brigitta hatten wir schon beim Buddha zurücklassen müssen. Den Rest der Gruppe übergab ich dann mit gutem Gewissen meinem Co-Reiseleiter, Ralph…

In diesem Sinne Danke nochmal an Ralph (selten habe ich jemand aufmerksameres erlebt; auch für deine stete Hilfsbereitschaft), Gerhard (für das Fahrradfahren in so einer großen Gruppe warst Du mit Deinem Extra-GPS und Handyverbindung eine unglaublich große Hilfe für mich) und natürlich dem Rest der Gruppe, die mich kaum haben spüren lassen, was für eine große Gruppe wir eigentlich waren. Ich hoffe Ihr hattet alle Spaß und nehmt viele neue Eindrücke mit in die verregnete Heimat. Bei mir regnet es auch in Strömen. Trotzdem freue ich mich auf meine kleine Erkundungstour um Yangshuo… Vielleicht sieht man sich ja mal wieder. Bis dahin… Erholt Euch gut vom Urlaub! 😉

Radfahrer trinken Ghurka

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca.53km, Wetter: heiter bis wolkig

Das ist der Wahlspruch von Frank und man sollte ihm glauben, denn er ist ein Experte auf beiden Gebieten (Radfahren, Biertrinken). Ghurka schmeckt auf lange Sicht wirklich gut, etwas hopfiger als das zu süße Everest-Bier, Tuborg ist auch ok aber eben Import bzw. wird hier in Lizenz gebraut. Soviel zum Bier. Der Tag hatte damit eigentlich nicht viel zu tun, aber die Anmerkung „Radfahrer trinken Ghurka“ fehlt selten bevor wir auf die Räder steigen: ein Mantra, das uns Kraft und Entschlossenheit verleiht.

Zum Biertrinken war heute gar keine Zeit. Sogar am Pass oben, also ganz zum Schluss, wurde nur vereinzelt Schmutzbier konsumiert, eher Tee (mit Rum). Es ist nämlich kühl auf 2500m. Eine ganz große Etappe, nahezu 2200 Höhenmeter am Stück, wann hat man das schonmal? Immer den Tribhuvan-Highway hoch, der eigentlich die kürzeste Verbindung von Kathmandu in den Süden ist. Mit indischer Hilfe wurde die Straße in den 50ern gebaut, und zwar über die steilsten Hügel des Mittelgebirges…um den Zugang für die Chinesen nach Indien im Fall der Fälle so beschwerlich wie möglich zu machen, sagt man. Der Verkehr nimmt mittlerweile eine andere, neuere Straße und große Umwege auf sich, wir hatten den Highway fast für uns, eine herrliche Strecke. Die Steigungen waren insgesamt sehr gut zu fahren.

Die letzten Kilometer bin ich mit meiner Mutter geradelt, die stolz auf sich sein kann, wie alle anderen auch! Ede hat sein Rad zerlegt (Schaltwerk abgebrochen), bei ihm scheinen einfach zu große Kräfte zu walten, und das bei einem lädierten Bein. Wie das wohl mit zwei gesunden Beinen wäre? Er lässt sich die Laune aber nicht verderben.

Überhaupt beste Stimmung bei uns, so stressfrei wünscht man sich eine Tour, und auch unser Begleitteam hatte großen Anteil daran. Heute Abend werden wir sie verabschieden, morgen wird es sie nämlich zu ihren Familien ziehen: Bhaskar, Waiba (unser Fahrer) und Nabin, sein Assistent.

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Königsetappen bei Kaiserwetter

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Zwei Königsetappen über das nordlaotische Mittelgebirge. 3500 Höhenmeter auf 172 km

Etwas wehmütig blicken wir zurück auf die letzten Tage: Wunderschön war es, eine machbare Herausforderung. Und vor allem waren es die letzten Berge der Tour. 30.000 Höhenmeter auf 2.150 Kilometer haben wir nun in den Waden. Doch während fast noch einmal die gleiche Kilometeranzahl bis Saigon dazukommt, war es das dann jetzt mit den Höhenmetern. Hier mal ein kleiner Hügel, da eine Brücke, mehr als 500 Höhenmeter werden da kumuliert pro Tag nicht mehr zusammenkommen.
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Nepalesische Spaziergänge

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 70km, Wetter: Sonne, später etwas eingetrübt

Text von Monika, die heute im Zimmer neben Prachanda, dem Maoisten-Führer, nächtigen durfte. Eine schräge Figur der nepalesischen Geschichte, verantwortlich für den Sturz des Königs – siehe dazu das Interview mit ihm, geführt von Christian Kracht und Eckhart Nickel, in ihrer „Gebrauchsanweisung für Nepal“.

Morgenspaziergang oder Ausschlafen. Wir haben die Wahl. Eigentlich.
Um 6:30 läuft der persönliche Wake-Up-Call Officer durch die Pavillon-Anlage. Höflich aber sorgfältig klopft er an jeder Zimmertür – Good Morning Sir. Er klopft so lange bis sich etwas im Zimmer regt und antwortet. Jan schießt im Bett hoch und versucht noch einzugreifen. Nicht doch – Verwechslung – das war gestern. Zu spät – der pflichtbewusste Angestellte hat bereits alle abgearbeitet. Dementsprechend ist unsere Sonnenaufgangsgruppe deutlich größer als geplant.

Unser Guide hat sich ein großes Fernglas umgehängt und eine Vogelbuch in der Hand. Zuerst sieht es ein bisschen so aus, als ob er uns die Hühner in einem Hinterhof zeigen möchte. Wir laufen an sauberen Lehmhäuschen und Betelnußbäumen vorbei, mit seinen scharfen Augen sieht er jede Bewegung – hier ein Priol, dort eine schwarze Krähe. Im Morgennebel taucht ein Elefantencamp auf. Es sind Arbeitselefanten, die mit den Wächtern im Nationalpark arbeiten. Auch hier ist gerade Wake-Up Call. Die Elefanten werden liebevoll abgestaubt und abgeklopft. Ein vier Monate altes Elefantenbaby betrachtet uns neugierig. Erstaunlich behände klettert es über eine Absperrung und tupft uns interessiert mit dem kleinen Rüssel an. Die Elefanten-Mutter verfällt in einen besorgten Wiegeschritt und zieht an der dicken Fußkette. Albin furcht sorgenvoll die Stirn: Wie kriegen wir das kleine, freilaufende Tier zurück. Martin hat gerade einen Vogel im Sucher als das Baby mit einer schnellen Rüsselbewegung seine Fototasche klaut und damit losflitzt. Unser Guide lässt das Vogelbuch fallen, rennt hinterher und jagt ihm die Beute wieder ab. Versteckt hinter Mamas Bauch lugt der kecke Elefantenwinzling hervor, er weiß genau dass er unartig war.
Eine alte Elefantenkuh läuft frei herum, sie ist in Rente, lebt im Dschungel und schaut gelegentlich im Dorf vorbei. Zwei Arbeitselefanten mit mächtigen Stoßzähnen kommen beladen mit Grasbündeln und ihren Reitern durch den Fluss.

Blaue Eisvögel sitzen auf den Bäumen. Wir beobachten eine ganze Gruppe wilder Pfaue. Direkt daneben steigt ein mächtiges Krokodil aus dem Fluss und legt sich in die Sonne. Ein weiteres Krokodil ruht auf einer Sandbank neben sibirischen Gänsen. Wir könnten ewig so weiterlaufen aber der Porridge wartet.

Die ersten 15 Radlkilometer sind holperig und unsere Augen sind fest auf die Straße geheftet, fast schade. Die schöne Strecke führt durch hübsche Dörfer, Gemüsegärten und Ackerland. Aus den geernteten Reisbündeln werden Strohhäuser geformt. Die Rüttelstrecke zerstört die Flaschenhalterung von Frank. Die Wasserflasche muss wieder ans Rad. Fünf Männer, acht Werkzeuge, elf technische Meinungen. Dreißig Minuten später ist das Ding wieder dran.

Nach 70 Kilometer rollen wir über eine Brücke in unserem Unterkunftsort. Unspektakulär hat ihn Jan angekündigt. Nix los. Gut gemeintes Erwartungshaltungsmanagement. Stimmt nicht ganz. Es wird ein weiteres Fest gefeiert. Die Stadt brodelt. Unter uns sind hunderte von schön gekleideten Menschen mit Opfergaben wie Obst, Gemüse und Brot beschäftigt. Sie verharren mitten im Fluss zum Gebet. Musik erklingt, überall Kerzen und der Geruch der Räucherstäbchen dringt bis auf die Brücke hoch. Das möchten wir genauer erleben. Wir stellen die Räder am Hotel ab und stürzen uns kurz vor Sonnenuntergang ins Gewimmel. Albin ist vom Menschengewühl an einer Brücke verschluckt. Jan pflügt auf Sandalen durch den Fluss. Die ganze Stadt ist auf den Beinen. Lichterketten blinken, Rikschas bimmeln im Dunkeln vorbei. Dieser Spaziergang ist komplett anders als heute Morgen.

Zurück im Hotel fahren dreißig Motorräder und mehrere große Autos vor. Dann ein Parteiwagen mit Fahnen und Megaphon, jubelnde Anhänger, Polizei überall. Der Vorsitzende der stärksten Partei ist auf Wahlkampftour in unserem Hotel untergebracht. Morgen hält er hier eine Rede. Auf dem Hotelflur stehen die Bodyguards. Sie sind von der nepalesischen Polizei, ausgebildet in Europa, freundlich aber sehr wachsam. Jens prüft die Parteifahnen – keine neue Beute – die hat er alle schon in seiner Sammlung. Ansage beim Abendessen: Morgen zweitausend Höhenmeter.

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