Die lange Gerade nach Luang Namtha

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

56 km von Mohan nach Luang Namtha. Sonne!

Fast hätte ich es geschafft! Der Zoll hatte schon das OK gegeben, die Herren an der Grenze auch – dann hat der oberste Chef sein Veto eingelegt! Nachdem unser Fahrer keinen Pass hatte und gerade kein Gepäcktransport an der Grenze stand, hatte ich angeboten, das Begleitfahrzeug bis an die laotische Grenzstation zu fahren, das Gepäck abzuladen und dann das Auto wieder zurückzubringen. Allgemeines Nicken, bis die höchste Intervention kam. Schade!
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Der saubere Sigi und mein fitter Vater

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 75km, Wetter: etwas bewölkt, gutes Radfahrwetter

Heute entschleunigen wir in Pokhara, morgen wartet eine ziemliche Monsteretappe auf uns, aber ich muss ja noch über gestern berichten…also, zunächst haben wir fast Sigi verloren. Das wäre sehr bedauerlich gewesen, denn er ist ein feiner Mensch und außerdem als medizinischer Ratgeber für unsere Kranken und Versehrten unverzichtbar. Egal ob Erkältung oder Schwierigkeiten mit dem Magen-Darm-Trakt, egal ob man vom Rad geschossen wird (nur mit dem Ball, keine Sorge) oder die Reisterrassen runterrutscht: gut, dass wir Sigi haben. Unsere Gastgeber aus Bandipur nämlich nehmen ihren Vorsatz, das schöne Gaun Ghar als Heritage-Hotel zu führen, sehr ernst, deshalb fliegt auch schon mal ein Stein aus der Decke in Zimmer 203 und haarscharf am schlafenden Sigi vorbei. Vor allem haben sie nicht damit gerechnet, dass eines Tages Martin in Zimmer 303 einzieht und morgens mit schweren Schritten sein Reich durchschreitet. Also ein Hoch auf Sigi und dass er gesund und munter ist!

Ein zweites Hoch auf unser Geburtstagskind, meinen Vater, man sieht ihm sein Altern gar nicht an ; ) Meine Mutter etwa jammert täglich darüber, wie fit er doch sei und sie nicht mehr mit ihm mitkomme. Ich darf stolz auf ihn sein! Nur die Rampe gestern hat ihm einiges abverlangt und er musste zu manch kleinem Trick greifen, z.B. so geschickt schalten, dass ihm die Kette ständig über das große Ritzel sprang und er Pause machen konnte. Jetzt hat er ein neues Rad und keine Ausreden mehr. Mein Vater wurde mit lustigen Girlanden behängt und ihm wurde ein nepalesischer Topi auf den Kopf gesetzt. Allerdings trägt er den Hut seitdem nicht so ausdauernd wie Albin.

Die Strecke nach Pokhara war ganz gut, wir hatten sie mühsam und verkehrsreich erwartet. Das galt aber nur für die letzten 20km, davor war es schönes Radfahren entlang der hiesigen Landwirtschaft. In Pokhara sind wir in der Fish Tail-Logde untergebracht und haben leider nichts vom sagenhaften Blick auf die Annapurna-Kette, weil es immer noch zu diesig ist. Wohl schon seit zwei bis drei Wochen, nicht gut für die ganzen Bergtouristen um uns herum.


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Chinesisches Maimi Beach und Prähistorische Ufos

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Xiamen Ausflug mit dem Rad (ca. 35 km) und Transfer nach Taxia (Hakka-Gebiet). Super Strandwetter.

Gestern Abend kamen auch unsere Räder wieder in Xiamen an. Endlich waren wir also wieder mobil. Nur hatten wir leider nur einen halben Tag Zeit. Dennoch wollten wir den südlichen „natürlicheren“ Teil Xiamens erkunden. So fuhren wir entlang der Küste und waren erstaunt, wie sauber es hier war. Man sagt Xiamen auch nach, dass es eines der schönsten Städte zum wohnen in China sei. Ist man nur im Geschäftsviertel oder in der Café-Straße am ehemaligen Stinke-See kommt einem das doch ein bisschen übertrieben vor. Fährt man jedoch die südliche Küste entlang erschließt sich einem die Auszeichnung. Einsame Strände laden zum Schwimmen ein und eine Palmenallee säumt den sauber gefegten Flanier- und Radweg. Es kommen schon ein wenig Baywatch-Assoziationen auf. Ein, zwei chinesische David Hasselhoffs sind uns auch oben ohne entgegen gejoggt. Die chinesischen Pamelas kommen dann auch noch irgendwann mit der Zeit.

Zu gern hätten wir uns hier im angenehmen kühlen Nass etwas erholt. Die Zeit ließ es aber leider nicht zu und reichte nur um mal kurz den großen Zeh wehmütig in die Wellen zu halten. Das Wetter wäre eigentlich perfekt dafür gewesen. Wir sahen sogar ein kleines Stück Taiwan von hier aus. Zurück ging es durch die Berge. Leider hatte man kaum Möglichkeit die Früchte seiner getanen Arbeit zu ernten und die Aussicht zu genießen. Dennoch war es eine schöne Fahrt die auch wieder zeigte, wie viel Natur es doch so nah an dieser Großstadt gibt.

Als Abschied von Xiamen ließen wir uns zu Mittag noch einmal kolonialherrschaftlich bekochen in einem Nachmittagstee-Lokal, indem es lauter kleine gedämpfte Köstlichkeiten gab. Auch wieder ein Geheimtipp meiner Local-Connection, der voll ins Schwarze traf. Hätten die Chinesen nicht so eine große Angst vor der Sonne, hätte man hier auch freien Blick über das Meer gehabt. Schade eigentlich…

Anschließend hieß es Abschied nehmen von der Großstadt und wir fuhren mit 2 Großbussen, in dem einen wir, in dem anderen die Räder zu unserem nächsten Ziel: die Erdhäuser von Fujian. Nach einer 3-stündigen Schaukelfahrt durch die Berge erreichten wir mit großer Mühe unseres tapferen Busfahrers das zu einem Hostel umgebauten Rundhaus. Romantisch beleuchtet mit roten Lampions wirkte es wie aus einem alten chinesischen Film. Toiletten sind hier Mangelware und müssen geteilt werden. Die authentische Atmosphäre der Anlage, die angeblich von 1631 stammt lässt einen jedoch vieles nachsehen. Auf dieses spezielle Erlebnis in einem einfachen und historischen Rundhaus zu übernachten habe ich schon lange gewartet. Der erste Eindruck hält auf jeden Fall was er verspricht. Unser Abendessen genießen wir vor dem Altar des Hauses. Der Kontrast zu unserer letzten Unterkunft könnte nicht größer sein. Aber das ist eben nun mal China, wie es leibt und lebt…

Das Treiben am Straßenrand und die Träger

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 50km, Wetter: Morgennebel, dann sonnig und dunstig

Berganstiege sind ganz nach Monikas Geschmack, klar dass sie die Streckenprofile derzeit sehr schätzt:

Berganstiege zum Schluss der Tagesetappe sind etwas Großartiges: Man kann genussvoll im verschwitzten Hemd ein wohlverdientes Bier trinken, hat von der Unterkunft aus eine tolle Sicht und darf am anderen Morgen erst mal bequem bergab rollen.

Inzwischen haben wir uns auf die morgendlichen Fixpunkte eingestellt: 6:30 Uhr Aufstehen: Ein bisschen in den Rucksäcken stöbern und hoffen, dass die ausgewaschene Radlkleidung getrocknet ist.
7:30 Uhr Frühstück: Mal sehen was es gibt. Bhasker kommt mit einer Obsttüte vom Markt zurück und arrangiert liebevoll Äpfel, Mandarinen und Bananen auf den Tellern. 8:30 Uhr Abfahrt: alle (nicht nur Albin) suchen etwas: Wasserflasche, Helm, Handschuhe. 8:31 Uhr Ansage: wann ist der erste Treffpunkt.

Die Optimisten unter uns starten die lange Talfahrt hoffnungsfroh im Kurzarmshirt, andere haben sich bereits warm eingepackt und Lutz überlegt ob er Mütze und Handschuhe aus der Tasche holt. Wenig später haben alle eine Jacke an. Es wird frisch, wir müssen durch die Wolken fahren. Der jeweilige Vorradler ist oft nur schemenhaft zu erkennen. Unten angekommen sind wir von unserer eigenen, gestrigen Leistung beeindruckt. Wow – das sind wir gestern alles hinaufgeradelt?

Wir biegen auf die Straße nach Pokhara ein und radeln die Hügel entlang. Dabei können wir die Menschen bei allen möglichen Beschäftigungen beobachten. Hier wird ein Drahtgeflecht zusammengeschweißt, dort sitzt eine Frau an der Nähmaschine, ein Mann daneben klopft eine Sichel zurecht. Woanders werden Reifen gewechselt. Das Profil wäre in Europa so nie zugelassen. Dann immer wieder Häuser. Kleine Hütten aus Lehm mit Gemüsegarten oder große hohe Häuser. Aus dem obersten Stockwerk ragen Betonsäulen und verbogene Stahlstangen heraus – als ob morgen weitergebaut werden würde. Daneben Wäscheleinen mit Kleidung, die wie Gebetsfahnen im Wind flattert.

Und viele Menschen, die beschäftigt hin und her laufen. In Busse einsteigen oder LKWs entladen. Frauen in roten Saris mit Glitzerstreifen tragen Plastiktaschen und auf dem anderen Arm ein lachendes, winkendes Kleinkind mit Wollmütze. Männer in indischer Tracht, die müßig vor dem Ziegenstall sitzen und gelegentlich ausspucken.

Überall kleine Läden, in denen man fast alles kaufen kann. Von Seife bis Reismehl. Kalte Cola und Sesamkekse. Armbänder aus Glas und Plastikschuhe. In diesem ganzen wogenden Treiben immer wieder die Träger. Sie tragen fast alles. Männer und viele Frauen. Und alle sind klein und zart, oft schmächtig. Manchmal sieht man von weitem nur das große Fass, den Sack oder das riesige Bündel Reisstroh, das sich von selbst durch das Gewühl von Menschen und Fahrzeugen oder über das Reisfeld bewegt. Erst dann entdeckt man den Menschen darunter, fast immer nur in Flip-Flops, tragen sie geschickt ausbalanciert und mit Stirnriemen die riesige Last.Diese Menschen bringen uns immer wieder zum Erstaunen – nahezu mühelos tragen sie zwei unserer Koffer gleichzeitig und lächeln dabei.

Wir biegen nach rechts in die Berge ab. Lutz betrachtet die steile Rampe in der strahlenden Sonne und zieht den Reißverschluss seiner Fleecejacke bis zum Kinn hoch. Ein plötzlicher Kälteeinbruch bei den jetzigen 28° Grad ist ja nicht völlig auszuschließen. Dieter verteilt Kokoskekse, dann kurbeln wir uns die Serpentinen hoch. Kein Kettenabriss, kein Platten, nur Jochen springt die Kette mehrfach ab – mit seinen ölverschmierten Händen sieht er aus wie ein Bergbauarbeiter. Touristenbusse überholen uns. Aus dem Fenster werden große Objektive auf uns gerichtet. Die Steigungen sind manchmal richtig gemein. Keuchend erreichen wir das sauber ausgefegte Städtchen. Hier endet die Straße und es ist schön ruhig. Bei einem Spaziergang am Nachmittag werfen wir einen Blick zurück auf den Startpunkt, weit, weit unten – und sind richtig stolz.

Ein abendlicher Drink, dabei explodiert vor unseren Augen ein Trafokasten und schlagartig ist das Dorf dunkel. Ein beeindruckendes elektrisches Feuerwerk zerlegt die Stromleitungen. Nach einer Stunde ist der Schaden behoben und wir können unsere Kopflampen wieder absetzen und uns ins Erdgeschoß zum Abendessen vortasten.


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Ein Tag in der Horizontalen

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Den heutigen Tag verbringen wir im Wesentlichen mit nichts tun und rumliegen. Und das ist auch gut so, denn wir haben schließlich Einiges geleistet in den letzten Wochen. Fast alle Aktivitätsangebote unseres Hanlong-Bucht-Guides Duc wehren wir darum entschieden ab. Lediglich am Morgen hieven wir uns kurz von den Liegen. Mit dem Ruderboot gehts erst in eine kleine, nur durch eine Tropfsteinhöhle erreichbare Bucht, in der gerne Affen an den Karstwänden herumturnen. Wir haben Glück und können einige Tiere beobachten. Danach besuchen wir ein schwimmendes Fischerdorf, wie es sie früher in der Halong Bucht in größerer Zahl gegeben hat. Wieder auf dem Boot geht es dann wieder ab aufs Sonnendeck in die Horizontale. Der Captain legt einen schönen Rundkurs durch die Bucht. Hin und wieder ankert er, damit Udo, Dietmar und ich schwimmen gehen können und er pennen kann. An den Ankerplätzen macht das Wasser einen sauberen Eindruck und hier, vor dieser Kulisse Bahnen zu ziehen ist schon ein Erlebnis. Weil wir aber wie gesagt den Großteil des Tages in der Horizontalen verbracht haben, will ich auch gar nicht so viel mehr erzählen. Stattdessen gibt es eine volle Breitseite (den ganzen Tag über drängen sich mir Piratenmetaphern auf) Fotografien von diesem perfekten Tag.

Das Sommertor und mein Ur-ur-ur-ur-ur-Großvater

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Zugfahrt nach Xiamen und Besichtigungsprogramm zu Fuß.

Xiamen bedeutet wortwörtlich übersetzt „Sommertor“. So fühlte es sich auch an. Auch wenn es um Shanghai rum schönes Wetter war, hatte der Frühling längst Einzug gehalten und es wurde nachts schon ziemlich kühl. Dagegen war es in Xiamen noch angenehm warm, sodass man endlich mit gutem Gewissen seine kurze Hose auspacken konnte. Wir staunten nicht schlecht, als wir nach unserer gestrigen 7-stündigen Zugfahrt unser Hotel bezogen. Ein prunkvoll renovierter alter Bau im Kolonialstil hieß uns willkommen. Meine Xiamen-Local-Connection empfahl mir auch gleich das Terrassen-Restaurant auf dem Dach des Gebäudes. Der Tipp ging auf. Das Essen war vorzüglich. Für zukünftige Touren kann ich die Xiamen-Fünf-Gewürze-Frühlingsrollen empfehlen… Quasi eine Geschmacksexplosion!

Nach einem AUSGIEBIGEN Frühstück machten wir uns am nächsten Tag auf die kleine Nachbarinsel Gulangyu, was soviel bedeutet wie Trommelwelleninsel. Leider erwischten wir das Touristenboot, das einen erst einmal um die halbe Insel fuhr, diese Fahrt allerdings mit einer ununterbrochenen Verkaufsveranstaltung untermalte. So konnte ich gar nicht in Ruhe meinen Ur-ur-ur-ur-ur-Großvater würdigen: Eine riesige Statue von Zheng Chenggong überblickt die südliche Spitze der Insel. Er befreite einst Taiwan von den Niederländern und kämpfte um den Erhalt der Ming-Dynastie. Im Nachhinein ja eigentlich beides ein mehr oder weniger gescheitertes Unterfangen. Trotzdem wird er als lokaler Volksheld gefeiert. Er trägt den gleichen Nachnamen wie mein chinesischer Großvater.

Diese ehemalige Kolonialinsel, wegen den ehemals vielen Klavieren hier auch liebevoll Piano-Insel genannt, ist der Höhepunkt für die meisten Xiamen-Touristen. Einst vermischten sich Wellenschläge und Klavierklänge zu einer mystischen Klangkulisse. Mittlerweile sind es eher die Megafone der chinesischen Reiseleiter die den Ton angeben. Die Volliere und den Sonnenberg ließen wir außen vor und marschierten durch romantische kleine Gässchen zum Piano-Museum. Eine alte Residenz eines Taiwanesischen Kaufmannes wurde an dieser Stelle zu einem sehenswerten Klaviermuseum umgebaut. Zwar stammten die meisten Exponate selber nicht von der Insel, sehenswert waren sie dennoch. Wie etwa das Eckklavier oder die vielen Painolas. Die Hauptgassen Gulangyus sollte man allerdings meiden, denn das Gedrängel war hier erschreckend! Stattdessen sollte man sich an die Hochzeitspaare halten, die hier überall in den etwas ruhigeren Nebengassen für ihr Fotoalbum posierten.

Am Nachmittag stand noch der Nanputuo-Tempel auf dem Programm. Die Tempelanlage wurde gerade teilweise renoviert. Die die den beschwerten Weg auf sich nahmen und den Berg hinter dem Kloster erklommen wurde jedoch fürstlich belohnt mit einer grandiosen Aussicht über die Stadt auf das Chinesische Meer hinaus. Der Rest wartete mehr oder weniger geduldig, bis die tapferen Bergziegen endlich wieder die Treppen runter stapften.

Das Abendessen hat bei vielen von uns so einen bleibenden Eindruck hinterlassen, sodass wir heute Abend gleich noch einmal hin mussten. Man kann es uns ja nicht verdenken, denn bald ist es erst einmal vorbei mit diesem kolonialen Luxus.

Ghurkas

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 40km, Wetter: sonnig, aber kaum Fernsicht

Bhasker ist wirklich ein vorzüglicher Guide, er erklärt viel und ist immer aufmerksam um uns bemüht, ohne aufdringlich zu sein. Die letzten Tage war seine Familie mit uns auf Reisen, zur herbstlichen Hochsaison bekommt ein Reiseleiter in Nepal seine Familie nämlich fast nie zu Gesicht: sehr nett! Die Ehefrau Sankala, sein Sohn Sarthak und seine Tochter Sadhana. Höfliche Reisebegleiter, heute sind sie wieder nach Kathmandu zurückgefahren, denn die Kinder müssen in die Schule.

Und wir haben uns heute auf den nächsten Hügel gekeucht (Hügel in Nepal, Berg in Deutschland). Nach Gorkha/Gurkha, man könnte es die Wiege der nepalesischen Nation nennen. Vor fast 400 Jahren begann die Geschichte dieses kleinen Ortes, Hindus aus Nordindien sind vor den muslimischen Moguln nach Norden hierher geflüchtet, eine der Familien wurde immer wichtiger, und siehe da: hundert Jahre später hat sich ein Spross dieser Familie (Prithvi Narayan Sha) aufgemacht, die Fürstentümer im Osten und Westen von Gorkha aufzurollen, Nepal zu vereinen und die Sha-Dynastie zu etablieren. Dieses neue Nepal schlug sich dann auch gegen die britischen Kolonialisten so tapfer, dass zu Anfang des 19. Jahrhunderts iinerhalb der britischen Armee die Gurkha-Batallione gegründet wurden, Söldnertruppen aus Nepal – gibt es bis heute und sie haben einen Ruf wie Donnerhall. Die Gurkhas!

In Gorkha waren wir gemeinsam mit einigen Schulklassen zum alten Fort unterwegs, die Treppen sind vom der letzten Durga-Puja noch verklebt von Tierblut, die Historie war von hoch oben noch schön greifbar. Wir hatten ja schon bereits einen langen Rad-Anstieg in den Beinen, die meisten hatten sich dennoch entschlossen, die über 1500 Treppen (350 Höhenmeter) zur alten Festung aufzusteigen. War lohnenswert, obwohl die Sicht zur Zeit nicht die Beste ist, es war letztendlich ein schwüles und dampfiges Vergnügen.

Ein bisschen seltsam, aber eine willkommene Abwechslung: warum gerade die Gurkha-Brauerei (nicht so schlecht, das eigene lokale Bier) für Nepal das philippinische San Miguel herstellt. Uns war es ehrlichgesagt egal, wir haben es gerne getrunken.

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Anker gelichtet, Kurs gesetzt

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Nach dem Frühstück verladen wir unser Gepäck in den Bus. Knapp vier Stunden dauert die Fahrt von Ninh Binh, der Endstation unserer Radtour in die Halong Bucht, wo wir die nächsten zwei Tage auf unserem eigenen Kreuzfahrtschiffchen die Seele baumeln lassen wollen. Der Regen, der während der Fahrt plötzlich über uns hereinbricht, macht uns erst nicht viel Hoffnung auf gutes Wetter. Die Lage stabilisiert sich aber je näher wir der Bucht kommen und es wird zumindest trocken. Die Strecke ist unspektakulär, viele Industriegebiete, viele Schlaglöcher. Dafür ist die Stimmung im Bus prächtig.

In Halong City angekommen verladen wir unser Gepäck auf einen Tender und schiffen damit auf unseren Ausflugsdampfer ein. Das Schiff macht einen guten und auch seetauglichen Eindruck. Ich glaube verhaltenes Aufatmen aus der Gruppe zu vernehmen. Wirklich ein hübsches Boot: Vorne ein kleiner Steuerraum, dahinter ein Speiseraum, drüber ein Sonnendeck mit Liegen und an den Seiten, über die Rehling erreichbar, unsere Schlafkabinen. Dazu eine fünfköpfige Crew. Kurz nach der Ankunft legen wir ab und setzen Kurs in das Labyrinth der Halong Bucht. Am Sonnendeck, das seinem Namen heute leider nicht gerecht wird, sehen wir die weitläufige Karstlandschaft der Halong Bucht näher kommen. Im Vordergrund der schönen Landschaft fahren die Touristendampfer Richtung Hafen zurück. Mir schwant erst Übles. Vom Hörensagen habe ich gespaltene Erwartungen an die Bucht. Einerseits eine Landschaft wie es sie kein zweites mal gibt, andererseits überlaufen mit Touristen. Aber unsere Befürchtungen bestätigen sich nicht im geringsten. In der Bucht in der wir über Nacht Anker werfen, liegen zwar gute vierzig weitere Schiffe, die Bucht ist aber groß und alles verläuft sich. Statt der halb-talentierten Karaokesängern hören wir nur leise Stimmen von den umliegenden Booten.

Während die Crew in der Kombüse das Abendessen fertig macht, schippern wir auf unserem Tender an einen der Karsthügel heran. Im Inneren des Kegels versteckt sich die „magnificent cave“, die größte Tropfsteinhöhle im Karst der Halong-Bucht. Zurück auf dem Boot bricht schon die Dämmerung ein und es ist Zeit fürs Captains Dinner. Die Crew hat sich alle Mühe gegeben und wir bekommen leckere Meeresfrüchte aufgetischt. Wunderkerzen-Einmarsch war nicht und auch der Captain pennt lieber auf der Brücke statt mit uns zu dinieren, aber egal, das Essen war hervorragend! Nur Günther mäkelt, skeptisch mit einem Stäbschen im Tintenfisch stochernd: „Hätte ich gewusst dass es hier nur Fisch gibt…“ (Vorgriff: Wir schaffen es ihn in den kommenden drei Tagen zum Fischfreund zu bekehren). Es fehlt uns nicht an viel und was fehlt, das finden wir auf den Booten, die den ganzen Abend auf der Suche nach Kundschaft mit Süßkram und Getränken zwischen den Ausflugsschiffen hin und herpaddeln. Zum Beispiel Schokolade. Das Darben hat ein Ende.

welcome to the jungle

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

50 Kilometer vom Cuc Phong Nationalpark nach Ninh Binh. Wetter: Diesig.

Heute Morgen, an der Türschwelle zum Dschungel, ist ausnahmsweise mal kein Hahn vor dem Haus, der uns aus dem wohlverdienten Schlaf reißen könnte. Dafür aber ein Urwald voller Affen: welcome to the jungle. Gerüchte besagen später es wäre kurz nach vier gewesen, als die Saukerle das erste mal Trara machen. Aber so genau wissen wir das nicht. Dietmar dazu in feinstem Sächsisch: „isch steh doch ni off und guck off de Uähr wägen den bleeden Affn“. Noch ein paar mal rumgewälzt und schon ists halb sieben: Frühstückszeit. Das Programm heute ist straff und mehr Schlaf ist uns nicht vergönnt.

Nach dem Frühstück steigen wir auf die Ladefläche unseres Begleitwagens, wo wir auf pussierlischen Plastikstühlen platznehmen. Unsere skeptischen Blicke sind berechtigt. Bequem sitzt Duong auf seinem vollgefederten Fahrersitz, während wir mitsamt unserer Stühle hinten kreuz- und quer über die Ladefläche geschleudert werden. In veränderter Sitzordnung, aber vollzählig, steigen wir gefühlte Stunden später ab. Ein Parkwächter führt uns auf einem ausgebauten Wanderpfad durch den Urwald zu einem mehr als tausendjährigen Baum“riesen“. Riesig ist er nun nicht, aber ganz nett. Vor allem der Spaziergang hier her ist schön. Der dichte Wald um uns mit seinen exotischen Bäume, Palmen und Schlingpflanzen vermittelt einen guten Eindruck davon wie es im Norden Vietnams vor noch einhundert Jahren überall ausgesehen haben muss. Danach geht es wieder im Schleudergang auf der Ladefläche des Begleitfahrzeugs zurück zum Parkeingang, wo wir die Affenzuchtstation besuchen. Verschiedene vom aussterben bedrohte, oder bereits für ausgestorben gehaltene Affenarten werden hier, in einem mehrstufigen Programm auf die Auswilderung vorbereitet.

Nach dem Parkbesuch satteln wir die Räder für die letzten 50 Kilometer unserer Radtour, die uns durch die trockene Halong Bucht nach Ninh Binh führen. Unterwegs passieren wir einige Beerdigungsprozessionen und Hochzeitszelte, wir besuchen zwei kleinere Tempelanlagen und trinken wieder einmal vietnamesischen Kaffee. Die letzten Kilometer vor Ninh Bin durch die trockene Halong Bucht sind ein klein bisschen enttäuschend, was aber vor allem am mäßigen Wetter und an den Planierraupen und LKWs liegt, die hier an einer Schnellstraße arbeiten. Nicht so schlimm, morgen gehts schließlich aufs Schiff in die richtige Halong Bucht. In Ninh Binh angekommen verabschieden wir uns von unserem Begleitfahrzeugfahrer und unseren Fahrrädern. Die Drahtesel haben uns übrigens nach den zahlreichen Pannen in den ersten Tagen seit Sapa keine Kopfschmerzen mehr bereitet. Nach dem Abendessen begeben wir uns auf der Suche nach ordentlicher Schokolade noch auf einen Streifzug um den Block. Wir finden aber nur Choco Pie, ein unwürdiger Ersatz. Schade, schon ein ordinäres Snickers hätte uns zufrieden gestellt. Darbend nach Schokolade gehen wir ins Bett.