Von Schildkröten und Steingeschichten

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Wanderung durch den Steinwald bei Kunming

Nach einem ausgiebigen Frühstück an unserem 20. Reisetag mit Nudelsuppe, Spiegeleiern und Obst auf der Terrasse besuchten wir als erste Besichtigung Aufwärmübung den Yuantong-Tempel. Dieser buddhistische Tempel war nur von wenigen Touristen bevölkert. Somit konnten wir gläubige Buddhisten beim Gebet und Gesang beobachten. Das war schon sehr eindrucksvoll. Die Tempelanlage gruppiert sich um einen Teich, in dem viele Schildkröten schwimmen. Gläubige haben diese vor dem Kochtopf gerettet und im Teich freigelassen. Wirklich eine gute Tat. Die Schildkröten genossen jedenfalls ihr Leben. Einige schwammen sogar auf dem Rücken und sonnten sich. Unsere Schildkröten-Experten waren erstaunt.

Genug der Schildkröten, denn nun unternahmen wir einen Ausflug in den schwarzen Steinwald. Ca. 2 Std. dauerte die Busfahrt, bei der die Knochen so richtig durchgeschüttelt wurden. Unterwegs deckten wir uns mit ausreichend Proviant ein, denn so ein Ausflug macht hungrig, Bei dem Steinwald handelt es sich um eine Karstlandschaft, die vor ca. 270 Mill. Jahren entstanden ist.

Im Besucherzentrum angekommen, wurde unsere 8-köpfige Gruppe mit Eintrittskarten versorgt. Für das Personal bedeutete dies eine echte Herausforderung, da ansonsten kaum Besucher im Steinwald anzutreffen waren. Die Landschaft ist einmalig. Steinsäulen ragen weit in die Höhe. Einige haben auch hübsche Namen wie z.B. die liebenden Löwen oder die kämpfenden Schweine. Wir gingen durch schmale Gänge, teilweise mit vielen Stufen, aber die Chinesischen Frauen schafften es, die Wege mit High Heels zu bewältigen. Von einem Höhenaussichtspunkt hatten wir eine fantastische Aussicht auf die verschiedenen Felsformationen.

Nach ca. 3 Stunden war unser Proviant verbraucht und es ging zurück von der Stille des Steinwaldes in die Millionenstadt Kunming. Am Abend aßen wir auf der Terrasse eines wunderschönen Lokales. Es hat allen super geschmeckt.

(Text und Bilder von Evelin und Wolfgang)

Die Gärten von Suzhou

Das Blaue China, 18.10. bis 09.11.2014

Mit den Rädern unterwegs zur Besichtigung von Suzhou und seinen Gärten.

Langsam tasteten wir uns mit den Rädern durch den Straßenverkehr von Suzhou. Es fühlt sich anfangs etwas ungewohnt an sich von den deutschen Verkehrsregeln zu verabschieden, aber dann gewöhnt man sich doch schnell an das charmant chaotische Getümmel auf der Straße und stellt fest, dass es doch funktioniert. Alles ist im Fluss. Langsam und unaufhörlich wie Wasser, dass durch jede Ritze fließt und sich seinen Weg sucht, fast daoistisch.

Die erste Übungseinheit währte nicht lange, denn unser erstes Ziel für heute war schnell erreicht. Bereits nach einigen hundert Metern standen wir vor dem kleinsten der Suzhouer Gärten, dem Garten des Meisters der Netze. Dieser nur zwei Hektar große Garten wurde von einem Beamten im zwölften Jahrhundert erbaut, der den ganzen Schmutz und die Intrigen in der Politik Leid war und von einem einfachen Leben träumte. Er erbaute den Garten in Reminiszenz an Qu Yuan, der das Sinnbild des redlichen aber missverstandenen Beamten war und von dem es heißt, dass er einmal eine Konversation mit einem Fischer hatte. Der Fischer soll gesagt haben „Wenn die Wellen des Flusses klar sind, wasche ich meine Hutbänder darin und stelle mich in den Dienst des Staates. Wenn die Wellen trüb sind, wasche ich meine Füße darin und ziehe mich als Einsiedler zurück.“

Als Kontrast zu diesem sehr filigranen und eleganten Garten besuchten wir als nächstes den Garten des bescheidenen Beamten. Der Name des Gartens ist ironisch gemeint, denn der Beamte, der den Garten im 16. Jahrhundert erwarb, kaufte sich den mit Abstand größten Garten der Stadt. Und es gab in Suzhou rund 60 Gärten. Diese Anlage ist eher parkartig angelegt und daher viel grüner als die meisten anderen Gärten, in denen Pflanzen eher eine Nebenrolle spielen.

Nach dem Mittagessen fuhren wir zum Suzhou Museum, das vom chinesischen Architekten IM Pei gestaltet wurde. Bekannt ist er u.a. durch seine Glaspyramiden vor dem Louvre in Paris. Das Suzhou Museum ist in seiner Gestaltung an die traditionellen Gärten angelegt und fügt sich deshalb hervorragend in das Areal der Altstadt ein.

Lange hielten wir uns allerdings nicht im Museum auf, denn das Wetter war zu schön und lockte uns nach draußen. Wir radelten eine ganze Weile durch die Altstadt und zu einer berühmten Altstadtgasse direkt an einem der vielen Kanäle. Die Shantang Road ist zwar ziemlich touristisch aber dennoch sehr sehenswert. Wir bummelten durch das historische Viertel und machten uns als die Dämmerung einsetzte auf den Rückweg zum Hotel. Dort trafen wir Anke, unsere sechste im Bunde, die heute erst aus Deutschland angereist zu uns stieß. Das erste vollständige Gruppenabendessen nahmen wir dann zünftig in einem Traditionsrestaurant ein, dem „Lao Suzhou“ (Altes Suzhou).


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Busfahrt und Parkmusik

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Reisetag von Dali nach Kunming

Unseren 19. Reisetag haben wir in einem Fernreisebus mit anderen Reisenden verbracht, der uns in die Millionenstadt Kunming fuhr. Erst am späten Nachmittag erreichten wir unser Hotel.

Nach dem Einschecken unternahmen wir noch einen Spaziergang zum „Ankommen“ im nahegelegenen Park. Ein vielseitiges Treiben empfing uns hier. Parkbesucher sangen Opernarien, Gruppen formierten sich und tanzten gemeinsam nach Musik, die aus einer Musikanlage kam Andere wiederum waren mit Ihrem Fitnessprogram beschäftigt.

Wir jedoch waren alle ziemlich kaputt von dem langen Tag und haben den Abend mal wieder bei einem leckeren Essen ausklingen lassen.

(Text und Bilder von Wolfgang und Evelin)

No sun, but fun in Busan

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

Vormittags Transfer nach Busan, Stadtbesichtigung.

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Es regnet noch immer, als wir nach dem Frühstück unseren Bus für die anderthalbstündige Fahrt nach Busan besteigen. An dieser Stelle mal ganz viel Asche auf mein Haupt, denn ich habe noch gar nicht unseren treuen Fahrer des Busses erwähnt. Sugi hat ihn uns damals am Flughafen von Seoul als Mister Li vorgestellt, obwohl sein Familienname eigentlich einfach nur Yi bzw. I ist. Aber Sugi meint Westler können sich Li besser merken und so blieb er für uns die ganze Zeit Mister Li.

Ich habe selten einen Menschen mit so einem angenehmen Gesicht getroffen wie Mister Li. Immer hat ein seeliges Lächeln auf, selbst als ihn während der Tour mal Rückenschmerzen zu schaffen machten, er kaum noch aufrecht gehen konnte und deswegen in einem unserer Übernachtungsorte ärztliche Hilfe aufsuchen musste. Mit Sugi zusammen war er bald ein eingespieltes Team wenn es darum ging unserer Route zu folgen bzw. voraus zu fahren und geeignete Raststopps zu finden. Auch wenn Sugi mir mal verriet, dass Mister Li während des Fahrens gerne singt, jedoch alles andere als ein begnadeter Sänger ist.

Ankunft in Busan um 10:30 Uhr. Was macht man an einem verregneten Tag in einer Stadt mit sieben Millionen Einwohnern? Ganz klar, man fährt an den Strand! Haeundae heißt der beliebteste Strand Busans und sieht an schönen Sommertagen so aus. Wenn Sie nur einen kleinen Monitor haben: Die ganzen Pünktchen am Strand sind Sonnenschirme. Ordentlich in Reih und Glied aufgestellt und sogar nach Farben sortiert. Damit wollte Busan mal ins Guinness Buch der Rekorde kommen. Aber Sonnenschirme wurden als zu ordinär abgelehnt.

Heute hatten wir einen besseren Tag erwischt, denn der Strand war abgesehen von einer Kolonie Möwen leblos. Zugegeben, das hat ihn angesichts des Regens und der tief hängenden Wolken nicht viel attraktiver gemacht. Daher sind wir nicht lange geblieben und haben nur ein paar Fotos von Schiffsbrüchigen geschossen. Holt uns hier raus!

Busan besteht im Wesentlichen aus zwei Komponenten, nämlich Fisch und Film. Das Busan International Film Festival (kurz BIFF) findet jährlich seit 1996 statt und gehört zu den bedeutendsten cineastischen Events in Asien. Seit 2011 wird das Festival im Busan Cinema Center veranstaltet, einem futuristischem Bau entworfen vom österreichischem Architektenbüro Coop Himmelb(l)au. Wir haben das diesjährige Spektakel um einige Tage verpasst, aber der Gang durch dieses verwinkelte Gebäude war auch so beeindruckend.

Anschließend noch eine Runde im größten Kaufhaus der Welt, Busan Shinsegae, gedreht, dann aber weiter im Programm, der Fisch ruft! Über den Fischmarkt von Busan hatte ich mich bereits im Erkundungsblog von 2012 ausgelassen. Jeder Reiseführer beschreibt den Markt als must see der Stadt. Aber keiner als must smell. Denn nicht nur das Auge wird hier angesprochen, auch olfaktorisch sind die Gassen mit Frisch- und Lebendfisch entlang des Hafens ein Erlebnis. Auf das meine Nase gerne verzichten würde. Aber jeder, der mich kennt und auch meine Nase gesehen hat weiß natürlich, dass ich in der Beziehung etwas Eigen bin. Eberhard, Eric, Susanne und Thomas hat der Besuch jedenfalls nicht geschadet. Im Gegenteil, sie waren begeistert von dem Markt.

Letztes Programm an diesem Tag und auf der Reise überhaupt war ein Seafood Buffet am Abend. Meerestiere bis zum Abwinken. Zum Glück gab es auch ein paar Landtiere und sogar Landgemüse. Ich bin also nicht hungernd ins Bett gefallen.

Eigentlich könnte ich den Blog zu der Tour hiermit beenden. Morgen ist nur noch Heimreise angesagt, also erst Zugfahrt nach Seoul und dann gleich Rückflug nach Deutschland. Aber ich werde in den nächsten Tagen noch ein Fazit schreiben. Ein Fazit hauptsächlich zu Korea als Reiseland für Radwanderer. Ein wenig Statistik zu unserer Tour wird auch noch dabei sein.

(Fotos von Susanne, Eric und Eberhard)


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Zu Besuch bei den Silla

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

Ganz viel Sightseeing in und um Gyeongju. Auch noch ganz viel Regen und Nebel.

Räder ade. Für die letzten zwei, drei Tage sind wir zu Fuß und auf den meisten Kilometer motorisiert unterwegs.

Korea hat eine wahnsinnig lange Geschichte. 5.000 Jahre, so sagen die Koreaner. Die Geschichte Koreas ist eine Abfolge von Reichsstaaten und Dynastien, immer wieder mal unterbrochen von Fremdherrschaften. Zum Beispiel hatten die Mongolen mal das Sagen, später die Japaner. Die Chinesen hatten auch immer wieder mal ihre Finger im Spiel.

Die beiden prägnantesten koreanischen Dynastien waren die Joseon (1392 bis 1897) und die Silla (gesprochen Schilla, 57 vor bis 935 nach Christus). Was wir auf unserer Reise bisher mitgenommen hatten war überwiegend Joseon (und natürlich der Koreakrieg 1950 bis 1953). Gyeongju war die Hauptstadt der Silla, daher eine geballte Ladung dieses Reiches auf unserer heutigen Besichtigungstour. Nun verhält es sich aber so, dass von den Silla nicht mehr viel übrig geblieben ist in Korea. Verständlich, die Dynastie hatte vor fast 1.000 Jahren abgedankt. Der ehemalige Kaiserpalast, welcher hier in Gyeongju stand, ist längst vermodert. Geblieben sind lediglich etliche Hügelgräber meist unbekannter Potentaten ihrer Zeit. Die meisten Gräber sind ungeöffnet, ein Respekt den Toten gegenüber. Eines jedoch hat man geöffnet und damit haben wir den Tag begonnen.

Um die Ecke der Hüglegräber liegt das Gyeongju National Museum. Es wurde an der Stelle errichtet, an der sich einst der Kaiserpalast der Silla befand. Wie schon geschrieben ist die Anlage längst nicht mehr, aber man hat im angrenzenden Palastteich etliche Fundstücke geborgen. Ein kleiner Teil davon ist nun im Museum zu besichtigen: Dachziegel, Werkzeuge, Schmuckstücke, Alltagsgegenstände aller Art.

Vor zwei Tagen hatte ich noch geschrieben, dass die Koreaner ein aussterbendes Völkchen sind. Hier im Museum und bei den Hügelgräbern könnte man einen ganz anderen Eindruck bekommen, denn die Besucher sind überwiegend Scharen von Kindern, welche fast schon militärisch geordnet durch die Anlagen gescheucht werden. Sugi erklärt uns, dass ein Besuch Gyeongjus Pflichtprogramm für jede Schulklasse in Südkorea sei.

Zeit für eine kleine Stärkung. Vegetarisch und bioökologisch oder so ähnlich stand auf dem Speiseplan. Das Restaurant, nur eine gute Fahrstunde von Gyeongju entfernt, hat Tradition und ist durchaus beliebt. Vorreservierung daher erbeten. Die hat Sugi natürlich vorgenommen, sie war schon mehrfach hier. Das Essen war – interessant.

Jetzt habe ich doch sträflich das Wetter vergessen zu erwähnen. Das war heute nämlich eher schlecht. Leicht getröpfelt hat es bei den Gräbern. Immer wieder Schauer gab es beim Museum, aber da waren wir ja gut geschützt in den Räumen unterwegs. Dauerregen dann ab dem Mittagessen. Somit haben wir uns den Bulguksa, den Tempel des Land Buddhas unter Regenschirmen angesehen. Riesenvorteil: Koreanische Schulklassen meiden Regen, wir waren ziemlich allein in der Tristesse unterwegs. Schöne Anlage trotzdem. Ich kannte den Tempel bereits von meinem ersten Besuch 2012.

Auch die Seokguram Höhle oberhalb des Tempels hatte ich damals anders erlebt. Etwas sonniger und folglich ziemlich Kinderlastig. Heute mal ohne Gören, dafür im dichten Nebel mit Sichtweiten um die 50 Meter. Hat auch was.

Sowohl der Bulguk Tempel als auch die Seokguram Höhle sind übrigens buddhistisch geprägt. Die Silla, um mal wieder den Bogen zur Geschichte Koreas zu spannen, war nämlich eine stark vom Buddhismus beeinflusste Dynastie.

(Fotos von Susanne, Eric und Eberhard)


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Ohrenseetour

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

In 80 Kilometern um den halben Ohrensee

Am Dienstag sollte es dem Ohrensee an den Kragen gehen, schließlich sind 80 km mit dem Fahrrad kein Pappenstiel. Am Hafen bestiegen wir eines der kleinen Boote und schipperten über den See nach Wase. Zirka 30 Meter vor der Anlegestelle lief unser Boot auf die versunkene Hafenmole. Was tun? Hilfe kam von ganz oben. Ein Mann krempelte die Hosenbeine hoch und schien über das Wasser zu gehen. Nachdem wir uns auf Anweisung alle am Bug versammelt hatten, gelang es ihm, das Boot zu bewegen und mit dem Seil an die Kaimauer zu ziehen. Glück gehabt, aber über eine Stunde Zeit verloren!

Wir fuhren an der Ostküste nach Norden und erfreuten uns an den vielen Buchten und Halbinseln. Nach einer frühen Mittagspause mussten wir ordentlich in die Pedale treten, weil wir noch gern im Hellen wieder im Hotel sein wollten. Trotzdem konnten wir uns an der Schönheit der Landschaft erfreuen und Fotostopps einlegen. An der Nord- und Westseite des Sees ist deutlich zu erkennen, dass er verlandet. Hier gibt es weite Sumpfflächen und ausgedehnte Felder von Wasserhyazinthen, landeinwärts große Gebiete, die landwirtschaftlich genutzt werden. Landwirtschaft ist hier noch Handarbeit.

(Text und Bilder von Manfred und Renate)


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Shanghai Stadt der Gegensätze

Das Blaue China, 18.10. bis 09.11.2014

Shanghai, Stadtbesichtigung bei immer noch 25°C und blauem Himmel

Unser Frühstück fiel absolut traditionell aus. Wir aßen in einem kleinen Imbiss um die Ecke des Hotels die berühmten „kleinen Drachen-Maultaschen“ auf Chinesisch Xiaolongbao sowie jeder eine Huntun Suppe, in Deutschland meist unter ihrem kantonesischen Namen Wantan Suppe bekannt. Frisch gestärkt und was noch wichtiger war – ausgeschlafen – ging es wieder zum Bund, den wir auch bei Tageslicht einmal sehen wollten. Von dort ging es weiter in die Altstadt wo wir uns in den Trubel stürzten. Die Besichtigung des in der Altstadt gelegenen Yu Gartens kam einem im Vergleich wie eine Oase der Ruhe vor obgleich auch hier viele Besucher unterwegs waren. Der Yu Garten aus dem Jahr 1559 ist wie ein kleiner harmonischer Kosmos inmitten dieser trubeligen Metropole Shanghai. Und obwohl er nur 2 Hektar misst, kommt er einem aufgrund seiner verwinkelten Struktur eigentlich viel größer vor. Als uns das Getümmel der Altstadt wieder hatte, flohen wir kurzentschlossen ins berühmte Teehaus im Herzen der Altstadt. Auch hier ist es erstaunlich ruhig, was vermutlich an den doch recht saftigen Preisen dort liegt. Aber ich finde die Atmosphäre und der Tee sind es wert dort ein wenig zu verweilen. Man tut dies auch in bester Gesellschaft. Queen Elizabeth lächelt milde auf einen herab, denn sie trank einst mit dem damaligen Staatspräsidenten Jiang Zemin dort zusammen Tee.

Im Anschluss an die Altstadt besuchten wir den Vogel und Blumenmarkt Shanghais. Es werden dort alle möglichen Kleintiere angeboten, am faszinierendsten fand ich die Unmengen von Zikaden die dort entweder wegen Ihres lieblichen Gesangs oder zum Austragen von Grillen-Kämpfen gekauft werden.

Den Nachmittag schlenderten wir durch die Fußgängerzone der Nanjing Straße, einer der großen Einkaufsstraßen Shanghais. Gegen Abend wollten wir uns die futuristische Architektur Pudongs aus der Nähe anschauen und fuhren zu diesem Zweck durch den Sight seeing Tunnel, der unter dem Huangpu durchführt. Geisterbahnlike wird man mit Lichteffekten bombardiert auf dass einem die Fahrt kurzweilig vorkomme. Aber beeindruckend finden das vermutlich nur die Kinder.

Im Cloud 9 im 88 Stock des Hyatt Hotels genossen wir die eindrucksvolle Aussicht über das nächtlich beleuchtete Shanghai und ein paar Getränke und Snacks, denn es gilt 150 RMB Mindestverzehr pro Person umzusetzen. Das fällt bei den Preisen im Hyatt nicht sonderlich schwer. Aber eine schöne Atmosphäre ist es auf alle Fälle.

Da der Sight seeing Tunnel einmal völlig ausreicht, sind wir mit der Fähre zurück nach Puxi gefahren. Wie eine Mini Hafenrundfahrt für 2 RMB.

Ein kurzweiliger Tag

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

36 Kilometer von Yeongcheon nach Gyeongju. Die ersten zehn davon feucht. Am Nachmittag Erholung von den ganzen Strapazen.

Gestern Abend hatten wir einen sechsten Mitfahrer für unsere letzte Radetappe auf der Tour hinzugewonnen. Jan Boonstra, den ich bereit im Erkundungsblog 2012 vorgestellt hatte, war aus Busan angereist um uns zu begleiten.

Jetzt lesen Sie mal was ein echter Radfahrer ist: Jan war vorgestern spät abends von einer mehrtägigen Reise in seine Wohnung in seiner Wahlheimat Busan zurück gekommen. Um drei Uhr Nachts ist er ins Bett gegangen und wachte nach nur vier Stunden Schlaf um sieben wieder auf. Und fühlte sich topfit. Dann erledigte er noch ein paar häusliche Dinge und schwang sich um 11 Uhr auf sein Rad. Um mal eben die rund 115 Kilometer von Busan nach Yeongcheon darauf zurück zu legen. Ankunft in Yeongcheon um 17 Uhr, also nach nur sechs Stunden. Zum Vergleich: Wir sind gestern um neun Uhr gestartet und haben für die 92 Kilometer 8 Stunden und 20 Minuten gebraucht. Zugegeben, wir hatten eine ziemlich lange Mittagspause mit Museumsbesichtigung, Aber dennoch…

Jan hatte eine schlechte Nachricht mitgebracht: Heute soll es regnen. So war es auch, als wir aus alter Gewohnheit um neun auf den Rädern saßen nieselte es. Zum Glück nicht so stark, es ließ sich aushalten. Schließlich hatten wir nur eine sehr kurze Etappe vor uns. Schon nach 10 Kilometer und ohne dass wir so richtig durchfeuchtet waren hörte der Regen auf. So kurz die Etappe auch war, langweilig wurde es nie. Erst eine stark befahrene Straße, dann autofrei daneben her auf der alten Straße, dann wieder ein Highway und dann ein asphaltierter Feldweg. Ganz zum Schluss wieder mit mehr Verkehr. Und das ganze fast flach. Wo wir die Straße für uns hatten habe ich mich mit Jan unterhalten. Das macht immer sehr viel Spaß, denn Jan ist einfach eine interessante Persönlichkeit.

An Yeoncheon bereits um 11 Uhr 30. Wenn es regnet bzw. der Himmel grau bedeckt ist macht man einfach weniger Stopps, vor allem wenige Fotostopps. Daher gibt es auch von dem heutigen Tag nur ein einziges Foto, ein etwas bedrömmeltes Gruppenbild ohne Eric (der hinter der Kamera stand) gleich nach der Ankunft. Danach war auch gleich Abschied angesagt, Jan wollte zurück nach Busan. Mit dem Rad, versteht sich, sind ja nur knapp 80 Kilometer. Luftlinie, versteht sich.

Unsere Zimmer waren noch nicht bezugsfähig, daher ein erster orientierender Stadtspaziergang mit anschließender Maultaschenverköstigung. War das lecker! Wieder im Hotel zurück wurde ein halber Ruhetag verordnet. So eine 2½ stündige Schufterei am Vormittag will halt gut verarbeitet werden.


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Schlemmen und kochen in Dali

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Ein Tag in Dali: Stadtspaziergänge

Der Montag stand zur freien Verfügung. Er begann mit einer Überschwemmung in Zimmer B1. Deshalb wurde in zwei Gruppen nacheinander gefrühstückt. Mit dem Café „Sweet tooth“ hatten wir einen Volltreffer gelandet. Hier arbeiteten Taubstumme, die uns ein wunderbares Frühstück servierten.

Danach besuchten einige einen Kochkurs, andere machten sich auf den Weg zu den Pagoden, wir erkundeten ausgiebig die Stadt. Als erstes wurden wir Zeugen eines Fahnenappells vor einer der Schulen. Die Fahne ist auf dem Foto leider von Bäumen verdeckt.

Dali ist von einer Stadtmauer mit vier Toren umgeben. In ihrer Mitte überragt der Hauptturm alles. Von oben hat man einen herrlichen Ausblick auf die Altstadt. Am Südtor konnten wir auf die Mauer steigen und auf ihr entlang gehen. Hier oben trafen wir nur wenige Touristen. Von der höchstgelegenen Stelle an der Süd-West-Ecke konnten wir sogar den Ohrensee erblicken, der am nächsten Tag unser Ziel sein sollte.

Gegen Mittag schien die Stadt hauptsächlich von Schülern bevölkert zu sein. Die großen sahen wir beim Mittagessen an Imbissständen, Grundschüler waren in ihren grünen Sportanzügen unterwegs.

Am Nachmittag traf sich ein Teil unserer Gruppe zufällig bei der „Bakery on 88“, die uns mit ihrer deutschen Backkunst (Bienenstich) begeisterte. Danach war immer noch Zeit zum Shoppen, was hier in Dali besonders gut geht. Außer Textilien, Marmor und Jade erwiesen sich die „Wild Walnut Cakes“ als Renner. Ihre Herstellung auf der kleinen Backstraße konnten wir gut beobachten.

(Text und Bilder von Manfred und Renate)

Welcome to Shanghai

Das Blaue China, 18.10. bis 09.11.2014

Ankunft in Shanghai, 25°C, blauer Himmel

Nach einem angenehmen Flug mit Zwischenlandung in Doha landeten wir eine halbe Stunde zu früh um 14:15 auf dem Flughafen Pudong. Shanghai empfing uns mit strahlendem Wetter. Es war 25°C und ein teilweise blauer Himmel. Besser geht es für Shanghai eigentlich nicht.

So große Flughäfen wie der Pudong international Airport haben den Nachteil, dass Treffpunkte schwer auszumachen sind. So brauchte es eine Weile, bis der Busfahrer uns gefunden hatte. Eine gute Stunde später kamen wir dann im Hotel an.

Nach einer kurzen Pause um uns frisch zu machen spazierten wir an den Bund, die Uferpromenade des Stadtflusses Huangpu. Da es mittlerweile dunkel geworden war, erstrahlte der Bund und insbesondere die moderne Pudong-Seite in buntem Lichterglanz. Ich habe diese bunte Uferpromenade schon so oft gesehen und trotzdem fasziniert sie mich jedes Mal wieder. Fast jedes Mal, wenn ich auf Pudong hinüber schaue, steht dort ein Wolkenkratzer mehr, noch höher, noch futuristischer.

Ich kenne keine Stadt, die derart im permanenten Wandel ist wie Shanghai. Mir scheint, die einzige Konstante am Bund sind die ewigen Hochzeitspärchen, die in diesem Lichtermeer romantische Hochzeitsfotos machen. Das Abendessen nahmen wir unweit des Bundes in einem typischen Shanghaier Restaurant ein. Bereits während des Essens merkten wir, dass uns die vergangene beinahe schlaflose Nacht einholte und wir für keine weiteren nächtlichen Aktivitäten mehr aufraffen konnten. Also schlenderten wir wieder in unser Hotel zurück und genehmigten uns in der Lobby noch einen kleinen Nachttrunk in Form eines Erguotou Schnäpschens, damit die nötige Bettschwere auch wirklich garantiert sei.