Mond, Blumen und Zucker

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Tagesausflug zum Mondberg bei Yangshuo

Nach einem Frühstück auf eigene Faust kämpften wir uns durch den Kreisverkehr von Yangshuo und gelangten schnell auf die Ausfallstraße in Richtung Mondberg. Bunte Blumenfelder zu beiden Seiten der Straße luden zu einem Fotostopp ein. Einige Kilometer später hatten wir das Ziel erreicht und jeder konnte erkennen, woher der Berg seinen Namen hat. Als wir die 800 Stufen geschafft hatten, lag eine prächtige Aussicht vor uns. Außerdem konnten wir noch Kletterer beobachten, die sich an Überhängen abmühten.

Auf der Rückfahrt bewies Christian einmal mehr sein gutes Näschen und hielt an einer Zuckersiederei. Wir kosteten und kauften. Auch bei der Suche nach einem Restaurant ließ er nicht locker und belohnte sich und uns für unsere Ausdauer mit einem herrlichen Platz am Fluss, den eine chinesische Radlergruppe aus Wuhan auch schon entdeckt hatte. Für den weiteren Rückweg suchten wir uns Wege abseits der großen Straße durch Taro- und Reisfelder, vorbei an Höfen mit Grabstätten und einer Mutter, die ihr Baby im Hof in einer Salatschüssel badete. Das letzte Stück Straße bis Yangshuo zeigte wieder, dass in China überall gebaut wird.

(Text und Fotos von Renate und Manfred)


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Sonntagsfahrer

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

43 Kilometer von Jinbu nach Jeongseon, überwiegend rollen lassen und das schöne Wetter genießen.

Heute ist gar nicht Sonntag, sondern Dienstag. Um das zu überprüfen musste ich auf den Kalender schauen. Auf Reisen verliere ich nämlich immer den Überblick über die Wochentage. Gefühlt war für mich aber heute Sonntag, denn Sonntag ist für mich Sonne, lange schlafen, wenig Stress und viel Nichtstun. Wenn es nach mir ginge sollte man den Sonntag in „Faultag“ umbenennen. Aber auf mich hört ja niemand 🙁

Mal meine Vorstellung von einem Sonntag überprüfen:
1.) Sonne. Ja, die hatten wir heute satt. Nicht gleich am Anfang, aber um 9:30 kam sie heraus und hat uns gut gewärmt. Eigentlich erstaunlich, nach dem trüben Tag gestern.
2.) Lange schlafen. Passt, ich hatte die morgendliche Abfahrt angesichts der kurzen Strecke auf 10 Uhr angesetzt.
3.) Wenig Stress. Stimmt! Aber um ehrlich zu sein trifft „wenig Stress“ schon seit mehreren Tagen zu.
4.) Viel Nichtstun. Stimmt natürlich nicht. Fast vier Stunden auf dem Rad ist nicht wirklich „Nichtstun“.

Soweit die überwiegend positive Bilanz. Ankunft in Jeongseon bereits um kurz nach Mittag. Das war auch gut so, denn hier gibt es einiges zu sehen. Wir haben eine Fahrt zum Ecoland inklusive Ausblick auf Kleinkorea unternommen und Ararichon Folk Village besichtigt. Also reichlich Unternehmungen für eine Gruppe von Sonntagsfahrern.

(Fotos von Eberhard, Eric und Susanne)


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Per Rad und Floß unterwegs am Li-Fluss

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Radtour durch die Karstlandschaft und Floßfahrt von Caoping bis nach Yangshuo

Heute starteten wir zu unserer Königstour. Erst waren 64 km geplant, was nach der Hälfte der Strecke umdisponiert wurde. Durch wunderschöne Landschaft, umgeben von Zuckerhutbergen, die sich wie eine Perlenschnur aneinanderreihten, radelten wir durch mystische Landschaften.

Die heutige Tagestour stellte bisher eine der Höhepunkte unserer Entdeckungsreise dar. Sie stellte nicht geringe Anforderungen an unsere Leistungsfähigkeit, da die Strassenverhältnisse ständig von gut asphaltierten breiten Strassen zu holprigen und steinigen Trampelpfaden wechselten. Auf letzteren wurde ganz schön viel Staub aufgewirbelt. Das Klischee der belasteten Luft in China auch verursacht durch Baustellen und Autoverkehr war hier perfekt erfüllt. Auch unser Äußeres ließ keine Zweifel über unsere geleistete Anstrengungen offen. Unsere Mühen wurden allerdings mit einem wunderschönen Blick auf einen im Tal gelegenen See belohnt.

Nach ca 35 km und einem wie üblich üppigen Mittagsessen, einschließlich Überraschungsdessert (Bananenpfannkuchen, neudeutsch: Fusionküche) überrascht uns unser Guide mit der Information, dass er Flösse organisiert habe, die uns den Rest der Strecke auf dem Fluß Li befördern würden. Es wurde mit Freude aufgenommen. Alle haben die schöne und lange Flußfahrt nebst atemberaubender Landschaft und Tierwelt (Wasserbüffel und Entenfamilien) bis Eintreten der Abenddämmerung, genossen.

Nach Ankunft am Ufer, erfolgte lobender Applaus an die Reiseleitung für den gelungenen Tag. So mancher wird noch gerne an diesen Tag zurückdenken.

(Bericht und Fotos von Gerda, Dorothea und Uschina)


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Howdy Hardy

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

85 Kilometer von Girin nach Jinbu, wieder ein paar knackige Steigungen dabei. Schlechtwettertag.

An dieser Stelle möchte ich mal einen meiner Teilnehmer vorstellen. Er heißt Eberhard, auch Hardy genannt, und ist ein ganz alter China By Bike Hase. Wie viele Touren er schon mit uns gemacht hat weiß er gar nicht mehr so genau. Mit Korea sind es nun acht, ich habe im Büro nachzählen lassen.

Aber Hardy reist natürlich noch mit anderen Veranstaltern und auch gerne mal allein. Und meistens mit dem Fahrrad. So hat er zum Beispiel den Jakobsweg beradelt, ab Berlin auf 4.000 Kilometer. Reisen ist seine Leidenschaft, er erzählt gerne von den Ländern die er bereits besucht hat. Das sind so viele, dass Eric mal meinte es gäbe für Hardy nicht mehr viele weiße Flecken auf der Weltkarte. Ich nannte spontan und scherzhaft den Nord- und Südpol. Aber Fehlanzeige, auch dort ist er bereits gewesen.

Von Haus aus ist Hardy Sprachwissenschaftler, hat in Berlin studiert. Nach dem Studium ging er nach Japan, um im Rahmen des DAAD Deutsch und Englisch zu unterrichten. Er hat dort viele Jahre gelebt, sowohl in Großstädten als auch auf dem flachen Land. Jetzt frönt er seiner Reiseleidenschaft und schreibt nebenbei Bücher mit sehr originellen Titeln. Sein letztes Buch hat er mir vor der Reise zukommen lassen und ich muss zugeben, schwere Kost für mich. Dabei fällt mir ein, dass ich mich bei ihm noch gar nicht für das Buch bedankt habe 🙁

Dieses Jahr ist Eberhard 70 geworden. Er fährt auf unserer Tour selten vorne weg, aber er hält gut mit. Sollte ich mal 70 Jahre alt werden hätte ich garantiert nicht mehr seine Kondition. In diesem Sinne: Auf deine nächten 70 Jahre Eberhard! Prost, Cheers, Kanpei, Salud, Ganbei, Sokdee und Wihajo (oder wie auch immer das koreanische Wort dafür umschriftet wird).

Der koreanische Wetterdienst hatte für heute eine Regenwahrscheinlichkeit von 68% voraus gesagt. Kaum zu glauben nach dem so sonnigen Tag gestern. Der Wetterdienst sollte zunächst Recht behalten, zum Frühstück in unserer Herberge fegten Regenböen an den Fenstern vorbei. Aber zur Abfahrt, wie gewohnt um neun Uhr, war es zwar recht kühl, jedoch erstaunlich trocken von oben herab. So ist es dann auch die ganze Fahrt über geblieben, nur vereinzelt hatten wir kurz leichten Nieselregen.

Was außerdem blieb war der teilweise sehr böige Wind. Sehr zu unserer Freude, denn wir hatten ihn meistens im Rücken. Das ist dann wie Pedelec fahren mit nachhaltiger Energie. Die war willkommen, denn die Strecke war relativ lang und die Steigungen oft fies. Gerne um die 10%. Nur der vorletzte und höchste Pass bei Kilometer 64, bei dem wir die 1.000 Meter-Marke geknackt haben, war überwiegend geruhsam zu erklimmen.

(Fotos von Eberhard, Eric und Susanne)


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Berg- und Flusslandschaften in Südchina

Chinesische Landpartie, 04. bis 26.10.2014

Zugfahrt von Peking nach Guilin, ein Tag in Guilin und eine erste Radetappe am Li-Fluss.

Nach 2 Tagen Abstinenz endlich wieder auf dem Sattel: Nach langer, interessanter Zugfahrt von Beijing nach Guilin radeln wir heute weiter nach Caoping.

Die (vor)gestrige Reise im Expresszug (18 h Fahrt!) gestaltete sich in erstaunlich gemütlichen 4er-Schlafwagenabteilen bei angeregten Gesprächen und Vorräte aufessen sowie Chinesisch-Unterricht genießen und lesen … sehr kurzweilig und das eine oder andere Stündchen Schlaf lag auch noch drin. Nichtsdestotrotz freuen wir uns alle als wir endlich da sind und lechzen nach einer Dusche!

Mit vielfältigen Eindrücken aus Guilin – faszinierende Karstkegel als Skyline, die hintereinander in den Himmel ragen und zum Teil im Dunst ganz transparent erscheinen, dem lauten, bunten Samstagabend-Treiben, sommerliche Temperaturen und der Fluss Li – begeben wir uns auf unsere heutige erste Etappe bis Daxu. Offensichtlich zieht dieses Dorf, in dem es viele noch erhaltene Häuser aus der Ming- und Qing-Dynastie zu bestaunen gibt, auch viele chinesische Touristen an. Manche Bewohner zeigen sogar den Innenhof ihres Hauses und wir haben Gelegenheit zu fotografieren.

Die Mittagspause machen wir einmal mehr an einem besonders schönen Fleckchen: Direkt am Li-Fluss haben wir eine wunderbare Sicht auf das Wasser und können die Floß-Schiffe beobachten, die mit Passagieren über den Fluss tuckern oder ganze Lkw mitsamt Ladung transportieren – nach dem leckeren Essen ist uns eher nach Hängematte als nach Fahrrad … Wir fahren gemächlich zwischen schönen Gemüsebeeten weiter, bei einem kurzen Schnack 🙂 mit einem 73jährigen Landwirt erfahren wir, dass der chinesische Ministerpräsident derzeit zum Staatsbesuch in Deutschland weilt! Auch von der großen Straße aus können wir auf vielen Feldern Weintrauben, Kürbisse und auch Reis bewundern – auf einem Feld beobachten wir eine Wasserbüffelmutter mit ihrem noch ziemlich tapsigen Neugeborenen.

Beim köstlichen Abendessen in einem Restaurant, das wir China-Laien gar nicht als solches erkannt hätten, lassen wir den Tag gut gelaunt ausklingen – morgen wartet die „Königsetappe“…

(Text von Kristiane)
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Taufrisch und backfrisch

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

70 Kilometer von Haean nach Girin. Onduliert und schön sonnig.

Endlich wieder ein Tag auf den Rädern. Schon gestern hatten wir viel Sonnenschein, also ganz anders als bei unserer Einfahrt in die Punchbowl vor zwei Tagen. Und heute wieder. Bei der Abfahrt um neun Uhr war es noch nebelig und sehr frisch. Das „Land der Morgenfrische“ macht seinem Namen also alle Ehre. Aber schon eine halbe Stunde später ist die Sonne hoch und stark genug, um den Nebel aufzulösen. Die Temperatur steigt schlagartig und mit ihr lassen wir unsere Hüllen fallen, soweit es der Anstand gebietet. Eben noch mit Pullover und langer Hose unterwegs, fahren wir ab Kilometer 20 in T-Shirt und beinfrei.

Wir hügeln uns auf der einzigen Straße, die nicht über hohe Berge geht, aus der Punchbowl heraus, und das nahezu ohne motorisierten Mitverkehr. Lustige Installation am Wegesrand: Beim Örtchen Seohwa steht ein Pfosten ähnlich einem Laternenpfahl mit zwei Überwachungskameras und einem Kasten darunter. In dem Kasten ist ein Bewegungsmelder und anderer elektronische Schnickschnack untergebracht. Nähert man sich dem Pfosten macht eine freundliche Stimme darauf aufmerksam, dass man nun unter Videoüberwachung steht und tunlichst vermeiden soll hier Müll in die Gegend zu werfen. Andernfalls droht eine Geldbuße von 1.000.000 Won (umgerechnet etwa 750 Euro). Eine stattliche Summe! Schade, niemand von uns hat ein Foto von der Einrichtung gemacht. Oder gar einen Mitschnitt der netten Stimme aus dem off.

Frühe Mittagspause in Wontong bei Kilometer 30 um kurz nach 11 Uhr. Das Frühstück in unserer Herberge war nicht das Ergiebigste, daher war jetzt schon Zeit für neue Kohlenhydrate. Zugeführt haben wir sie in einem Supermarkt mit Sitzgelegenheiten, es gab Instantnudeln und andere Köstlichkeiten aus dem Regal.

Hinter Wontong einmal über die Schnellstraße und nun in einem Flusstal entlang in Richtung Girin, unserem Etappenziel. Das haben wir so früh erreicht, dass wir vor dem Beziehen der Herberge, einem Minbak etwas außerhalb des Ortes, noch die Stadt bzw. das Dörfchen unsicher gemacht haben. Geplündert wurde dabei eine Bäckerei und der Supermarkt direkt gegenüber.

Jeder Ort, durch den wir bisher gekommen sind, hat mindestens eine Bäckerei. Die größeren Orte ab 2.000 Einwohner auch mal fünf oder mehr. Jede Bäckerei bietet eine große Auswahl an süßen und herzhaften Erzeugnissen an. Für mich ist das eine recht neue Erfahrung, denn auf meinen Touren durch Asien waren Bäckereien eher spärlich gesät. Brot und Kuchen sind eben keine Nahrungsmittel, die ihren Ursprung in Asien haben. Klar gibt es inzwischen auch Bäckereine in den anderen Ländern Asiens, in denen ich bereits unterwegs war. Aber nicht in dieser Fülle wie in Korea, meist sind es Exotengeschäfte wie bei uns in Deutschland die Asienläden.

Plünderung erfolgreich beendet, weiter auf den Rädern zum Minbak. Dort war die Küche bereits kalt, daher sind wir nach dem Beziehen der Zimmer nochmals Downtown gefahren. Diesmal jedoch mit dem Bus.

(Fotos von Eberhard, Eric und Susanne)


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Schweinefriedlich

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

Ruhetag für die Räder, dafür 85 Kilometer mit dem Bus rumgegurkt.

Seit gestern befinden wir uns in der Punchbowl (zu deutsch Bowle Schüssel). Dabei handelt es sich um eine durch Erosion entstandene kraterförmige Vertiefung mit einem Durchmesser von rund Kilometer und umgeben von einem Ring aus Bergen, welcher teilweise über 1.000 Meter hoch ist. Den Namen Punchbowl, welcher nicht wirklich koreanisch klingt, verdankt die Senke UN Beobachtern während des Koreakrieges. Hier wurde erbittert gekämpft, praktisch um jeden Hügel und jede Anhöhe. Was für ein sinnloses Gemetzel!

Heute bilden die nördlichen Ausläufer der Punchbowl die Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Unsere Unterkunft, eine kleine familiengeführte Pension, liegt nur acht Kilometer von der demilitarisierten Zone (DMZ) entfernt. Die DMZ ist ein 248 Kilometer langer und vier Kilometer breiter Streifen Niemandsland, laut Abkommen zwischen den beiden Ländern darf dieser ohne Genehmigung nicht betreten werden.

Innerhalb der Punschbowl leben rund 1.500 Menschen. Nicht eingerechnet die vielen Soldaten, die hier in etlichen Kasernen ihren Militärdienst ableisten. Die meisten Einheimischen leben im Örtchen Haean, welches gleich um die Ecke von unserer Unterkunft liegt. Der Legende nach soll es in der Bowle Schüssel mal viele Schlangen gegeben haben, die es ihren menschlichen Mitbewohnern oft nicht leicht machten ein sorgloses Leben zu genießen. Aber dann hat man die Schweinezucht eingeführt und fortan war Schluss mit Schlange.

So ganz habe ich das nicht verstanden, denn Schlangen gehören meines Wissens nicht auf den Speiseplan von intelligenten Hausschweinen. Aber es ist ja auch nur eine Legende, die in erster Linie die Herkunft des Namens Haean erklären soll. Hae bedeutet nämlich Schwein, und an bedeutet Frieden´. Also Schweinefriedlich.

Wie schon geschrieben ging es hier im Koreakrieg alles andere als friedlich zu. Und auch danach nicht wirklich. Aber daraus schlägt die Punchbowl enorm touristisches Kapital. Es gibt drei Attraktionen hier, das Kriegsmuseum, eine Aussichtsplattform, von der man einen Blick auf Nordkorea erhaschen kann, und einen der vier entdeckten Tunnel, welche die nordkoreanische Armee wegen Invasionsgelüste in Richtung Südkorea getrieben haben. Diese Attraktionen standen in genau dieser Reihenfolge auf unserem Vormittagsprogramm. Absolviert haben wir es mit dem Bus, da Fahrräder zumindest bis zu der Plattform und dem Tunnel nicht erlaubt und die Wege dorthin ohnehin viel zu steil für ein Velo sind.

Also erst das Museum. Viel altes und schweres Kriegsgerät am Eingang, innerhalb dann Exponate der Infanterie und ein Überblick über den gesamten Kriegsablauf. Beklemmend! Was für mich am meisten beklemmend war: Ich habe bereits ein sehr ähnliches Museum besucht. Das war 2004 in Dandong, einer chinesischen Grenzstadt zu Nordkorea. Dort wird einem der Krieg nämlich aus einer ganz anderen Perspektive vermittelt. Wem soll ich denn nun glauben? Hüben oder drüben? Ich habe mich für keine der beiden Seiten entschieden und überlasse es dem Leser, welche Seite ich mit hüben und drüben meine.

Nach dem Museum der Tunnel und die Aussichtsplattform. Über beide Attraktionen hatte ich bereits 2012 berichtet, das muss ich hier nicht nochmals wiederholen. Besichtigungen abgeschlossen, aber es war erst Mittagszeit. Und wieder hatte Sugi eine Idee für den Rest des Tages. In der Nähe von Haean gäbe es ein Festival, dessen letzter Tag heute ist und welches wir doch in Augenschein nehmen könnten. Keine Frage, das nehmen wir natürlich mit! Also nach dem Mittagessen wieder rein in den Bus. Schnell stellte sich heraus, dass „in der Nähe“ eine einfache Fahrt von über 30 Kilometer bedeutete, wir fast die ganze Strecke des gestrigen Tages nochmal aus der Busperspektive erleben konnten und am Ende in Yanggu enden. Yanggu ist Hauptstadt des gleichnamigen Kreises, in dem sich Haean befindet. Oder Bangsan, wo wir vorgestern waren.

Reichliches Gewimmel auf dem Sportplatz von Yanggu. Wie sich heraus stellte ist das Fest eine Art Wettbewerb unter den Orten des Landkreises. In verschiedenen sportlichen Disziplinen wurde gegeneinander angetreten. Aber heute war schon alles gelaufen und es gab lediglich eine Gesangsdarbietung. Ein etwas skurril kostümierter Mann heizte der älteren Generation kräftig ein (siehe Bilder unten). Vor dem Sportplatz gab es Marktstände und das Militär präsentierte sich. Gepanzerte Fahrzeuge durften ausgiebig inspiziert werden, sehr zur Freude der Kiddies. Und man konnte mit Sturmgewehren Platzpatronen auf Pappkameraden verballern. Sehr zur Freude von Eric, der mehrmals anlegte und sich dabei an seine Zeit beim Militär zurück erinnerte. Keine Frage, die Armee besitzt in Südkorea einen hohen Stellenwert und ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass das Land vor und lange Zeit nach dem Krieg keineswegs eine Demokratie war, sondern eine Militärdiktatur.

Wir hatten uns satt gesehen und gehört, aber noch nichts zu Abend gegessen. Daher Rückfahrt nach Haean, wo unsere Gastfamilie zum Abendessen ins Wohnzimmer einlud. Das haben wir mal wieder auf dem Boden sitzend an den niedrigen Tischen zu uns genommen. Nach der Völlerei hatten wir die nötige Bettschwere erreicht. Also Matratzen auf dem beheizten Boden ausrollen und gute Nacht!

(Fotos von Eberhard und Eric)


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Der Regenmacher verabschiedet sich

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.09. bis 05.10.2014

Schön war’s!

Die Gruppe ist am 05. Oktober nach Hause geflogen, ich habe noch vier Tage in Shanghai drangehängt, ein paar Hotels und Restaurants erkundet und mich mit potentiellen Reiseleitern getroffen. Ja, und natürlich eine der interessantesten Metropolen der Welt genossen.

Bei wunderschönem Herbstwetter! Irgendwann muss eine Serie ja mal ein Ende haben! Nun ist der beste Zeitpunkt und hiermit verabschiedet sich der Regenmacher!
Wer dem zustimmt und mal Lust hat, mit mir durch Asien zu radeln: Meine nächste Tour ist Teatime im Himalaya vom 17.02. – 13.03.2015. Im April/Mai 2015 bin ich dann mit meiner Familie mit Tandem und Kinderanhänger von Shanghai nach Beijing unterwegs. Infos und den Blog dazu gibt es hier.

Falls Ihr auf den Geschmack gekommen seid, von Xi’an zum Yangzi zu radeln: Die Tour Die Drei Schluchten des Yangzi findet nächstes Jahr vom 15.04. – 10.05.2015 und vom 09.09. – 04.10.2015 statt.

Als Appetitanreger gibt es hier noch einmal die schönsten Bilder der Tour:

Die deutsche Patientin

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

36,5 km von Bangsan nach Haean. Schneller als geplant.

Das war der Plan: Von Bangsan nach Haean, mitten in der Punchbowl, radeln und dabei den mit fast 1.000 Meter über NN höchsten Pass der ganzen Tour mitnehmen. Klingt doch gut, oder? Bis Kilometer 24 verlief auch alles nach Plan, da hatten wir bereits drei kleinere Pässe mit den in Korea üblichen steilen Anstiegen von bis zu 10% hinter uns. Das Wetter war bei der Abfahrt in Bangsan am Morgen noch recht freundlich zu uns, sonnig mit ein paar Wölkchen am Himmel und eine angenehme Temperatur. Später zog es sich ein wenig zu, jedoch alles noch im grünen Bereich. Aber dann fand der Plan ein jähes Ende.

Kilometer 24 markiert den Punkt, an dem es hinauf zu dem letzten, dem 972 Meter hohen Pass geht. Gegenwind ist ja schon fies, aber heftiger Gegenwind UND bergan mit 10% ist einfach nur ätzend! Mit Ausnahme von Thomas, der ohnehin schon längst im grünen, gelben und rot gepunktetem Trikot fährt, sind alle ziemlich zu Beginn der Steigung vom Rad gestiegen und haben schiebend gegen Steigung und Windböen angekämpft. Ein Blick hoch in Richtung Pass: Regenwolken!

Vor einigen Jahren hat man einen Tunnel durch den Berg getrieben, damit bequeme Menschen schneller auf die andere Seite kommen. Die alte Straße über den Berg blieb trotzdem bestehen. Wir wollten natürlich unbequem sein, wollten uns der Herausforderung stellen und über den Berg statt durch den Berg fahren. Außerdem wollten wir eine drei Kilometer lange Röhre mit all ihren Gefahren meiden. Aber wenn in Aussicht steht, dass man sich 500 Höhenmeter bei heftigem Gegenwind und 10% Steigung hoch quälen muss und oben auch noch eine Wolkendecke mit viel Niederschlag, niedrigen Temperaturen und ohne Ausblicke zu erwarten ist, genau dann ist so ein Tunnel doch nicht so verkehrt. Selbst nicht für unbequeme Menschen.

Bei Kilometer 27 hatten wir den Eingang zum Tunnel erreicht. Keine Frage, da mussten wir jetzt durch. War dann auch gar nicht so schlimm, der Verkehr im Tunnel war sparsam (nur zwei Autos von hinten, ca. acht von vorne), die Röhre gut beleuchtet und das Begleitfahrzeug fuhr als Rückendeckung immer hinter uns her. Auf der anderen Seite ein ganz anderes Wetter. Wir wurden von Nieselregen und kühlen Temperaturen empfangen. Aber egal, ab dort waren es ohnehin nur noch fünf Kilometer bis zu unserer Übernachtungsstation.

Um 9 Kilometer und 480 Höhenmeter betrogen saßen wir bereits zu Mittag über eine Schale Nudeln gebeugt in einem Restaurant neben unserer Herberge in Haean. Der Tag war noch jung und wir beratschlagten, was wir mit der neu gewonnenen Freizeit anstellen sollten. Der beste Vorschlag kam von Susanne: einen Doktor aufsuchen. Susanne plagte nämlich ein leichtes Leiden im linken Knie, und dagegen hilft doch sicherlich eine kleine Akkupunktur-Sitzung bestens. Die Wirtin des Restaurants wusste auch genau den richtigen Mann für diese Aufgabe, einen blinden Heiler, welcher nur 15 Kilometer von Haean entfernt praktiziert.

Eine Fahrt im Begleitbus war daher angesagt. Rund eine Stunde später sitzen deutsche Männer im Warte- gleich Wohnzimmer des blinden Doktors, während nebenan eine deutsche Dame behandelt wird. Leider habe ich mir den Namen des guten Mannes nicht notiert, aber er ist ein wahrer Meister der Heilkunst. Susanne wird zunächst fachmännisch abgetastet und dadurch eine Diagnose erstellt. Danach geht es zur Sache, es folgen eine Massage und eine Art Aderlass, bei der das ungesunde Blut per Vakuumglocke aus der betroffenen Stelle heraus gesaugt wird. Alles fast schmerzfrei und Susanne fühlt sich nach der Behandlung viel besser. Als Bonus bekommen wir Wartenden noch eine Kurzmassage für den Kopf- und Schulterbereich verabreicht. Bei mir endete die Knetorgie mit der alten koreanischen Weisheit „Schmerz bekämpft man durch Gegenschmerz„.

Völlig entspannt war dann aber wieder das Abendessen. Das hat unsere Herbergsfamilie in einem ihrer Gewächshäuser ausgerichtet. Koreanisches BBQ, viel Fleisch, aber auch Kartoffeln und Pilze auf einem runden Rost über glühenden Kohlen. Wir lernen fleißig jeden Tag Koreanisch. Heute hat Eric das Wort für Hammer gelernt. Und er hat gelernt, dass Hammer etwas anders betont Schmeckt super! heißen kann.

(Fotos von Eric und Eberhard)


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Fragil

Land der Morgenfrische, 04. bis 23.10.2014

57 km von Hwacheon nach Bangsan, ideale Etappe bei idealem Wetter

Hwacheon entlässt uns auf einem mal wieder perfekten Radweg. Er folgt einem Fluss und dicht der Autostraße, aber wir haben eine Trasse ganz für uns alleine. Jedenfalls für die ersten 10 Kilometer, danach fahren wir mit dem motorisierten Verkehr, welcher sich zum Glück sehr in Grenzen hält. Nur selten werden wir von Autos überholt.

Dafür aber von einer Horde Rennradfahrer auf dem Weg hoch zu unserem ersten Pass bei Kilometer 25. Du lieber Scholli, in was für einem Tempo die an uns vorbeigeschossen sind, während wir uns Meter für Meter nach oben kurbelten. Schon gestern haben wir auf der Passhöhe zwei Radsportgruppen gesehen, sie kamen von der anderen Seite herauf und machten den Eindruck, als hätten sie locker noch höher hätten fahren können. Zugegeben, das waren auch keine Hobbyradler. Perfekt organisiert mit Begleitfahrzeugen, welche für Rückendeckung sorgen.

Sicherlich sind unsere Pässe gestern und heute beliebte Trainingsstrecken für ambitionierte Rennradsportler. Aber auch allgemein habe ich den Eindruck, dass Radsport in Korea ziemlich trendy ist. Nur scheint sich das Fahrrad genau darauf zu beschränken, nämlich auf ein Sportgerät. Als Fortbewegungsmittel für den Alltag ist es hier noch nicht angekommen. Oder noch nicht wieder angekommen, denn ich bin mir sicher, dass auch in Korea vor der Massenmotorisierung viel mehr Fahrrad gefahren wurde. In China (Entschuldigung, als Halbchinese muss ich hier mal den Vergleich mit dem Nachbarland bringen) ist es ähnlich. Da fährt kaum noch jemand mit dem Drahtesel. Alle düsen mit dem Auto, oder wer sich das nicht leisten kann oder will mit dem E-Bike, von Wohnung zu Arbeitsstelle/Einkaufquelle und zurück. Dagegen boomt das Rad als Fitnessgerät.

Nach diesem kleinen Exkurs wieder zurück zu uns! Wie schon angedeutet hatten wir heute Bergfahrten. Eine längere mit neun Kilometer am Anfang und eine kürzere mit 3,5 Kilometer gegen Ende. Die letzte war mit durchschnittlich 10% wieder erbarmungslos steil. An uns Radwanderer denkt man halt nicht beim Straßenbau in Korea.

Trotzdem sind wir bereits so frühzeitig in unserem kleinen Übernachtungsort Bangsan aufgeschlagen, dass wir noch eine Besichtigung des hiesigen Museums für Porzellan unternehmen konnten. Unsere Sugi hatte dafür eine Führung durch den Museumsleiter organisiert. Ohne seine Erklärungen und Sugis Übersetzung wären wir angesichts der Exponate und den daran angebrachten Erklärungen in koreanischer Schrift aufgeschmissen gewesen. So aber haben wir nicht nur Lokalgeschichte mitbekommen, sondern auch wieder einen Teil der koreanischen Vergangenheit. Zum Beispiel dass hier in alten Zeiten rund 80 Tonnen Porzellanerde pro Jahr abgebaut wurde. Dieses Wissen geben wir hiermit an Sie weiter.

(Fotos von Eric und Eberhard)


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