Im Tal des Roten Flusses

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

70 Kilometer von Yuanyang nach Manhao. Hügelauf, hügelab. Wetter weiterhin beständig.

Der im Titel genannte Name unserer Tour lässt eigentlich eher eine gemütliche Radreise entlang eines Flusses vermuten. Also Donau-Radwanderweg, so in die Richtung. Dass das weit gefehlt ist, sollte schon aus den letzten Blogeinträgen ersichtlich geworden sein.

Alle unsere Touren tragen ja recht blumige Namen. Als unser damaliger Star-Reiseleiter Alex die Strecke vor rund 10 Jahren ausgearbeitet hatte suchten wir verzweifelt nach einem wohlklingenden Namen. Und kamen irgendwie auf Tal des Roten Flusses. Der Rote Fluss, welcher wie so viele Flüsse in diesem Teil Asiens im tibetischen Hochland seine Quelle hat und südöstlich von Hanoi ins Meer mündet, ist zwar im Westen kaum bekannt, aber Tal und Fluss klingen doch immer ganz nett für eine Radtour.

Heute war es endlich soweit, denn die heutige Etappe führte immer im Tal des Roten Flusses entlang. Allerdings sind in diesem Abschnitt des etwa 1.150 Kilometer langen Stromes die Berge zu beiden Seiten ziemlich hoch, so dass die Uferstraße nicht etwa gleichmäßig flach ist, sondern hügelt sich gemächlich an den Berghängen entlang. Sie wurde erst vor Kurzem ausgebaut, so dass mehrere Gruppen sie nicht befahren konnten und eine andere Straße einschlagen mussten. Diese Gruppen hatten also noch weniger Roter Fluss.

Wir hingegen genossen den relativ neuen Belag und ließen es hauptsächlich rollen. Jedenfalls bis etwa sechs Kilometer vor unserem Tagesziel, da stellte Heiko nämlich plötzlich fest, dass ihm das Handy aus der Hosentasche gefallen war. Eine intensive Suche der Strecke seit dem letzten Fotostopp brachte es leider auch nicht mehr zum Vorschein. So ein Mist!

Trotzdem waren wir schon um drei Uhr an unserem Etappenziel bei Manhao. Genauer gesagt am Wasserkraftwerk des Grünwasser Flusses. Das liegt etwas abgelegen ein paar Kilometer vom Kaff Manhao entfernt und bietet auch Unterkunft. Hier befindet sich das kleine Reich von Manager Wang. Manager Wang ist eine China By Bike Ikone. Schon von der ersten Tour an ist er praktisch für unsere Gruppen zuständig (wobei er nicht der Manager des ganzen Kraftwerks ist). Sein Lieblingshobby ist der gleich nebenan gelegene Botanische Garten für subtropische Flora und auch Fauna. Eine Führung durch das Biotop ist fester Bestandteil unserer Besuche dort, auch wenn wir das nirgends öffentlich ausgeschrieben haben.

Auch wir haben uns von Manager Wang durch den Garten, seinen Garten, führen lassen. Haben Pflanzen erklärt bekommen, die es schon seit etlichen Tausend Jahren auf der Erde gibt. Noch lebende vegetarische Dinosaurier sozusagen. Da chinesische Botanik nicht mein Fachgebiet ist und auch beim Studium der Sinologie sträflich vernachlässigt wird konnte kaum einen der Pflanzennamen, die mir Manager Wang nannte, ins Deutsche übersetzen. Aber Maulbeerbaum wusste ich bzw. erkannten wir und durften von den süßen Früchten naschen.

Das zweite Lieblingshobby von Manager Wang ist chinesischer Schnaps. Auch deswegen ist er eine Ikone in unserer Firma. Unzählige unserer Gruppen hat er beim Abendessen mit seinem Hochprozentigen, angeliefert in Teekannen, abgefüllt. Oder unsere Gruppen ihn. Ich habe schon Geschichten von Exzessen gehört, da wird man selbst beim Zuhören betrunken. Vorgewarnt war ich ohne Ende, auch hier im Blog gibt es ja einen entsprechenden Kommentar.

Das dritte Lieblingshobby von Manager Wang scheint allerdings das Geld zu sein. Außer einer Führung durch seinen botanischen Garten und die Schnappsverkostung am Abend hat er nämlich auch immer den Transfer am nächsten Morgen zur vietnamesischen Grenze organisiert. Und sich das nicht schlecht bezahlen lassen. Diesen Service von ihm brauchten wir diesmal jedoch nicht, denn unser Begleitfahrzeug sollte das am nächsten Tag übernehmen. Manager Wang fand wohl den Verlust dieses kleinen Nebenverdienstes nicht so lustig, denn das Saufgelage am Abend blieb aus. Also mussten wir uns den Fusel selbst besorgen und alleine trinken. Auf der Veranda vor unseren Zimmern. Das geht also auch ohne Manager Wang. Ganbei!

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