Flachetappe

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

86,8 Kilometer von Than Uyen nach Tu Le. Überwiegend bedeckt mit einigen sonnigen Abschnitten.

Die heutige Etappe war gar nicht flach. Ganz im Gegenteil, die ersten 57 Kilometer ging es stetig nach oben, dann ein 11 Kilometer langer Passanstieg mit teilweise heftigen Steigungen. Nur die letzten 19 Kilometer konnte man es rollen lassen, eine Abfahrt über 900 Meter von Höhe 1.556 nach 653. Insgesamt mussten rund 1.640 Höhenmeter bewältigt werden.

Flach jedoch lagen Christian, Sandra und ich. Irgendetwas muss gestern im Essen gesteckt haben, was uns dreien gar nicht bekommen ist. Christiane klagte schon am Vortag gleich nach der Ankunft über Übelkeit, Sandra kurz danach und beide ließen das Abendessen ausfallen. Bei mir fing es nach dem Abendessen an, mehrere Besuche auf der Toilette mit kompletter Entleerung des Magen-Darm-Traktes. Dazu noch Schüttelfrost und die Nacht war gelaufen.

Sandra erging es nicht anders. Heute Morgen war ganz klar, dass wir keinen Meter auf dem Rad zurücklegen konnten, mir fiel selbst das Gehen schwer. Christiane fühlte sich zwar etwas besser und startete die Etappe auf zwei Rädern, musste aber nach einigen Kilometern doch in den Bus umsteigen.

Die Gruppe wurde also zwangsläufig in zwei Parteien gespalten, die Busfahrer und die Radfahrer. Ich wie gesagt in der Partei der Busfahrer und da gibt es zu berichten, dass es nichts zu berichten gibt. Wenn man im Bus hockt, noch dazu körperlich angeschlagen, erlebt man halt nicht so viel. Auch mit ein Grund, warum wir Fahrradtouren und keine Busrundreisen anbieten.

Die Radpartei hingegen hat manches erlebt. Habe ich mir berichten lassen. Heiko zum Beispiel hat einer Bäuerin am Wegesrand ihr Hackemesser abgekauft. Solider Stahl, ca. 30 cm lang mit Holzgriff und Holzscheide. Diese wird von den lokalen Farmern mit einer geflochtenen Schnur um die Hüfte gebunden. Solche Messer bekommt man wohl in dieser Region auf jedem gut sortierten Bauernmarkt. Aber heutzutage kaum noch mit einer Holzscheide.

Die eher schlicht gekleidete Landfrau mit ihrem Arbeitsgerät aus dem Mittelalter wollte, bevor man handelseinig werden konnte, noch ihren Mann konsultieren. Dafür zog sie kurzerhand ihr Smartphone aus der Tasche. Modernste Kommunikationstechnologie also auch hier, im sonst eher ärmlichen, ländlichen Vietnam. Nach Rücksprache mit Herrn Bauer wurde der Deal alsbald besiegelt.

Für unsere Guides sowie Uli und Heiko ging es kurz nach der Ankunft in Tu Le ins städtische Schwimmbad. Wobei „städtisch“ reichlich übertrieben ist, Tu Le besteht aus rund 30 Häusern. Selbst für vietnamesische Verhältnisse ist das ein kleines Dorf. Aber immerhin mit eigener Thermalquelle, das Wasser wird in einem großen Betonbecken gesammelt und darin treffen sich die Einwohner am Nachmittag gerne zu einem gemeinsamen Bad.


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