You say hello and I say goodbye

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

48 bergige Kilometer nach Nghia Lo, dann langer Transfer nach Hoa Binh. Überwiegend bedeckt, aber warm und mit Spuren von Sonne.

Auch in Vietnam haben die Kinder am Samstag und Sonntag schulfrei und dürfen dafür zum Beispiel auf dem Acker der Eltern helfen. Außerdem hat man dann noch mehr Gelegenheit auf Fahrrädern vorbeiflitzende Ausländer zu begrüßen. Und zwar mit einem anständigen Hello. Mit Variationen. Gehört haben wir auch schon Hallo, Helo, Helau, oder ein französisches ‘Elooo! Dazu wird meist gewunken. Anfangs habe ich noch kräftig zurück gewunken, das aber später eingestellt, denn ich befürchtete eine Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk zu bekommen.

Heute ist Samstag, also wurden wir heute ganz besonders oft von den Kids mit Hello begrüßt. Interessanter Weise hat das Wort auch allgemein bereits Einzug in die vietnamesische Sprache gefunden, am Telefon meldet man sich zum Beispiel damit. Davon abgesehen gibt es im Vietnamesischen kaum einen Laut, der uns auch nur entfernt bekannt vorkommt. Um als Nichtmuttersprachler eine halbwegs vernünftige Aussprache hinzubekommen ist bestimmt vorher eine Operation in der Mundhöhle und vor allem der Zunge notwendig. Diese muss man mindestens drei Mal um die eigene Achse drehen können, um Vietnamesisch halbwegs verständlich aussprechen zu können. Außerdem haben die Vietnamesen es geschafft, auch während des Einatmens zu sprechen.

Die vietnamesische Schrift hingegen ist extrem einfach, denn sie verwendet lateinische Buchstaben. Und die kann bekanntlich jedes Kind. Zu verdanken haben das die Vietnamesen portugiesischen und französischen Missionaren, die im 16. Jahrhundert ins Land kamen. Zuvor hatten die Vietnamesen keine eigene Schrift, sondern bedienten sich, wie so viele Länder Asiens auch, der chinesischen Schriftzeichen. Besagte Missionare, welche teilweise eine sehr gute linguistische Ausbildung hatten, entwickelten also die erste eigenständige vietnamesische Schrift auf Grundlage der lateinischen Buchstaben.

Man beachte das auf Grundlage! Denn ganz so leicht lassen sich die bereits weiter oben angesprochenen (oder angeschriebenen?) komplexen Laute der vietnamesischen Sprache dann doch nicht in die mageren 26 Buchstaben unseres Alphabets zwängen. Also haben die Missionare den Vokalen noch Klingelchen, Schnörkelchen und Häkchen beigefügt. Wie sie so dachten, dass es passen könnte. Das Ergebnis: Eine Schrift, die zwar dank der uns bekannten Buchstaben einfach aussieht, aber dennoch in der Aussprache komplett neu erlernt werden muss. Und wenn dann ein „D“ wie ein „S“ ausgesprochen werden muss (aus Duong wird folglich ein Suong), dann zweifel ich doch ein wenig an der linguistischen Ausbildung der ollen Missionare.

Heute waren nicht nur viele Kinder an den Straßenrändern, auch die Etappe war ein Kinderspiel. Nur kurz, knapp 50 Kilometer mit mehr runter als rauf. Aber die Landschaft war wieder sehr reizvoll und exotisch. Wie die beiden letzten Etappen schon fuhren wir durch eine sehr bergige Gegend, die Gipfel rechts und links sind bis zu 1.000 Meter hoch. Die Täler dazwischen mit vielen terrassierten Reisfeldern und an den Hängen Teeplantagen.

Nach 3 ½ Stunden im Sattel und einer weiteren Stunde in einem sehr geschäftigen Restaurant in der Stadt Nghia Lo saßen wir im Bus. Die restlichen knapp 180 Kilometer nach Hoa Binh sind einfach zu weit und zu wenig interessant, um sie mit dem Rad zurück zu legen. Ankunft in unserer geplanten Unterkunft am frühen Abend. Und es gab lange Gesichter. Denn die gebuchte Unterkunft, 9 Kilometer außerhalb der Stadt Hoa Binh, war nicht etwa eine Art Ferienresort im Stil der Muong Minorität, wie es deren Website glaubhaft machen will, sondern eine inzwischen ziemlich heruntergekommene Anlage mit ein paar traditionellen Holzhäusern, von welches wir eines beziehen sollten. Und zwar alle zusammen in einem Raum auf dem Boden schlafend.

So war das nicht geplant! Man bot uns zwar zunächst an, in separate Räume zu wechseln, aber auch diese waren nicht wirklich zumutbar. Sinh reagierte sofort, das Abendessen, welches ausgesprochen gut war, nahmen wir noch in dem Resort ein, aber dann ging es mit dem Bus zurück in die Innenstadt, wo wir ein ordentliches Hotel bezogen. So werden wir das zukünftig mit allen Gruppen machen.


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