Osmanthus-Stadt

Berg und Wasser, 04. bis 26.10.2015

40 Kilometer mit den Rädern durch Guilin und Umgebung

Woher habe ich eigentlich die Information, dass Osmanthus (AKA Duftblüten) etwas mit Zimt zu tun hat? Stand wohl in einem der schlauen Reiseführer über die Stadt Guilin, wo es hieß, dass Guilin Zimtbaumwald bedeutet. Und ich habe es jahrelang ungeprüft übernommen 🙁

Guilin (桂林) heißt übersetzt nämlich in Wirklichkeit Osmanthus Wald (siehe den Wiki-Link oben)! Und das nicht umsonst, denn überall in der Stadt stehen Osmanthus Bäume. Was man eigentlich erst dann so richtig registriert, wenn sie blühen. Dann verströmen die Blüten nämlich einen sehr markanten, sehr süßlichen und sehr angenehmen Duft in der Stadt. Nicht nur dort, in der ganzen Region um Guilin herum wachsen diese Bäume und verbreiten ihren Geruch. Für mich ist Guilin und die Reise Berg und Wasser immer auch mit einer Erinnerung an den Duft von Osmanthus verbunden.

Der Osmanthus-Baum blüht im September. Ich hatte gehofft auf unserer Tour dieses Jahr noch einen Hauch davon in die Nase zu bekommen. Doch leider vergebens, wir sind zu spät.

Bei unserer Ankunft gestern hatte es bereits gut geregnet, beim Frühstück um 8:00 Uhr im Hotel war es nicht viel anders. Als Reiseleiter sitzt man dann mit einer Gruppe zusammen, die sorgenvoll aus dem Fenster blickt und nur darauf hofft, dass die für diesen Tag angesetzte Stadtbesichtigung auf Fahrrädern ausgesetzt wird. Ein schlechter Reiseleiter würde in einem solchen Fall klein beigeben, ein guter Reiseleiter hingegen zieht das anvisierte Programm gnadenlos durch!

Um kurz nach neun Uhr also saßen alle auf den Rädern.

Es goss nicht in Strömen sondern nieselte nur leicht, als wir im Pulk zu unserem ersten Besichtigungsprogramm radelten. Eine Tropfsteinhöhle. Keine schlechte Anlaufstelle wenn es draußen nieselt. Dann ist man nämlich unterirdisch und es nieselt trotzdem. Die Schilfrohrflötenhöhle (21 Buchstaben, nur sechs Vokale und davon zwei mit Umlauten. Beachtlich!) ist eine der Attraktionen Guilins. Eine, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten.

Schön bunt ist es in der Schilfrohrflötenhöhle! Eigentlich sind solche Höhlen ja grau in grau, aber Dank moderner Lichttechnik kann man Farben an die Stalaktiten und Stallakmiten zaubern, die gibt es gar nicht. Aber ernsthaft, ich hatte die Höhle viel kitschiger in Erinnerung. Jetzt aber erstrahlt alles sehr harmonisch, fast schon elegant. Anscheinend hat man den Lichttechniker gewechselt.

Rein in die Höhle, raus aus der Höhle und: regenfrei! Somit trocken weiter. Etwas feucht wurde es nur nochmal bei unserem nächsten Stopp, Reisnudelsuppe nach Guilin-Art. Die gibt es wirklich nur hier in der Gegend, und sollte es sie dennoch woanders geben bestimmt nicht so gut wie hier. Es handelt sich dabei um eine do-it-yourself Suppe. Man bekommt die kurz in kochendem Wasser und mit Fleisch bestreuselten Reisnudeln in einer Schale serviert und muss dann selbst die restlichen Zutaten je nach Präferenz hinein schaufeln: verschiedene Sorten sauer eingelegtes Gemüse, geröstete Mungbohnen und Chily. Bei letzterem sollte man etwas vorsichtig sein, auch der Chili aus der Provinz Guangxi, in der wir uns befinden, kann höllisch scharf sein. Hatte ich ganz vergessen und deshalb ordentlich gejapst beim Schlingen meiner Nudeln.

Weiter im Programm. Der Yao Shan (Yao Berg) ist eine der größten Erhebungen im nahen Umkreis von Guilin. Nicht richtig hoch, nur 660 Meter, aber immerhin. Von dort hat man eine schöne Aussicht auf die Zuckerhutlandschaft drum herum. Bei klarem Wetter. Heute war kein klares Wetter. Am Fuß des Berges angekommen sahen wir nach oben und sahen Wolken, in denen irgendwo der Gipfel stecken musste. Nein Danke, den Aufstieg sparen wir uns. Wobei wir gar nicht aufgestiegen wären, sondern die Seilbahn hoch und die Sommerrodelbahn runter genommen hätten. Auf die Sommerrodelbahn hatte ich mich gefreut, da kommt das Kind im Manne raus. Aber hoch gondeln, oben nischt sehen und runter rodeln ist dann doch nicht der Bringer.

Um die Ecke vom Fuß des Yao Shan gibt es das Grab einer Prinzessin aus der Ming-Dynastie (1368 bis 1644). Das haben wir uns dann als Ersatzprogramm bzw. Zusatzprogramm angesehen. Auch schön, zumal wir fast die einzigen Besucher waren und der Eintritt nicht viel gekostet hat.

Alles in Allem: ein runder Tag!

PS: Die Fotos da unten, die übrigens aus mehreren Kameras stammen (vielen Dank für die Bereitstellung!) sind leider nicht ganz chronologisch sortiert. Das wird in den nächsten Blogeinträgen aber anders, versprochen! Außerdem merkt das eh niemand, der nicht mit uns auf der Tour war.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-06_Shan152.gpx“]