Schluck Wasser in der Kurve

Goldenes Dreieck, 14.10. bis 08.11.2015

Fahrt nach Udomxai, 118 km

Eine heimliche kleine Königsetappe steht heute an. Zwei Tage wurden zusammengelegt und so erwartet uns eine Strecke von fast 120 km mit Berg in der zweiten Hälfte, also definitiv in der mittags- oder nachmittäglichen Hitze.

Also entschließen wir uns möglichst zeitig loszufahren. So gegen Halb Acht war der Plan. Auf Hartmuts guten Rat hin fahren wir schon gegen sieben los um die morgendliche Kühle auszunutzen. Was sich durchaus bezahlt macht. Die Strecke ist zwar lang und die Sonne ist bereits gegen neun ziemlich stark, aber wir bewältigen den ersten Teil der Strecke ohne Probleme und sehr zügig. Nach etwas mehr als der Hälfte des Weges, quasi direkt vor dem gefürchteten Anstieg, legen wir ein frühes Mittagspäuschen ein. Es gibt Suppe, Obst, kühle Getränke.

Mit vollem Magen geht es an den Berg. Und: die Gruppe kämpft sich in enormem Tempo hinauf. Die Landschaft wird mit jedem Höhenmeter schöner und am Gipfel werden wir mit einem atemberaubenden Blick belohnt. Letzteren kann die Gruppe ausgedehnt genießen, da, ich muss es voller Zerknirschung gestehen, wir Reiseleiter auf dieser Strecke schmählich versagt haben. Mr. Toh hängt irgendwo ganz hinten und quält sich mit seiner Gangschaltung herum, und wahrscheinlich mit seinen schweren Muskeln, ich habe Knieprobleme und fahre nur mit einem Bein. Ein Schluck Wasser in der Kurve. Einzig Hartmut, unser zäher Hospitant, hält die Fahne hoch. Leider, leider zwingt ihn seine soziale Ader auf uns „Versager“ zu warten, so dass letztendlich auch er „gnadenlos“ zurückfällt.

Mit „Häme“ werden wir von den Übrigen auf dem Gipfel begrüßt. Und Udo, der sich entschlossen hat die Reise auf Zelluloid zu bannen, filmt unseren „Niedergang“. Sei‘s drum. Jetzt geht es runter und das ist schön. Für die Knie, für die Laune und für de erhitzten Körper.

Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Rüdiger, der immer zur Stelle ist, wenn es darum geht, die Räder zu „optimieren“. Auch heute direkt nach der Ankunft, irgendwann zwischen Schmutzbier und Dusche, stand er mir in dieser Mission bei.


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Wasserdorf BummBumm

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Einmal Ballermann und zurück

Als Vorbereitung habe ich gestern abend noch die DVD von „Mission Impossible 5“ in den Computer geladen. Denn Tom Cruise war es, der mit MI3 den Ruhm von Xitang begründete. Gerade noch in Shanghai, steigt er durch ein Fenster und ist schon im immerhin 60 Kilometer entfernten Xitang. Das hat natürlich schnitttechnische und dramatische Gründe. Schließlich wollte man im Film auch eine wenig traditionelles Chinaklischee transportieren. Und so so viel eine Hollywood-Crew für ein paar Tage in Xitang ein und Tom Cruise hetzt durch die malerischen Gassen der Stadt, springt über geschwungene Kanalbrücken und zerlegt nebenbei ein wenig antikes Mobiliar. Xitang hat es überlebt und ist mit dem Film zur Topdestination im Yangzi-Delta aufgestiegen. Dies aber auch mit einem gewissen Recht. Wenn es Xitang nicht gäbe, man müsste es erfinden (und hat es im 80 Kilometer entfernten Wuzhen auch gemacht, wo ein Wasserdorf direkt am Reisbrett geplant wurde).

Bevor „Mission Impossible“ war Xitang nur ein sogenanntes „Wasserdorf“ unter vielen. Zhouzhuang, Tongli, Nanxun und Wuzhen, um nur einige zu nennen, wurden Mitte der 1990er Jahre „entdeckt“. Bis dahin waren es verschlafene Kleinstädte, die eines gemeinsam hatten: Eine oder mehrere historische Uferzeilen an Seitenarmen des Kaiserkanales. Zhouzhuang wurde zuerst von Touristen überrannt, Tongli folgte und mit dem Boom setze auch die „Disneyfizierung“ der Wasserdörfer ein. Vor allem Zhouzhuang ist ein gutes Beispiel dafür, wie Tourismus einem Ort auch schaden kann. Hier steht kaum ein historischer Stein mehr auf dem anderen und der Charme ist definitiv dahin. Als Spätentwickler blieb Xitang dieses Schicksal vorerst erspart.

Der Weg dorthin beinhaltet dann wieder alles, was China so zu bieten hat. TRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖT von Shanghai bis zur Mittagspause. Ruhige Kanalstrecken dann bis zum Ziel. Wir haben ein Dejá Vu zur Ausfahrt aus Peking.

Und erreichen dann Xitang am späten Nachmittag, sind entzückt vom historischen Charme der Kleinstadt, von den Kanälen, den romantischen Booten.

Dann wird es langsam dunkel und die Stadt changiert von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde.

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dröhnt es aus unzähligen Bars, Diskos und Animierkneipen. Ballermann auf Chinesisch. Gar nicht mehr romantisch.
„Um Mitternacht ist der Spuk vorbei!“, beruhige ich die Gruppe. Unser Hotel liegt direkt in der malerischen Altstadt. Sprich: Gleich neben dem nächsten Subwoofer.

Kurz vor Mitternacht ist der Spuk dann tatsächlich vorbei.

Am nächsten Tag stürzen wir uns dann in die Touristenmassen. Und in die 1000 kulinarischen Köstlichkeiten, die wir am liebsten alle probieren würden.
Der Versuch zählt!

Zugegeben, alles haben wir nicht probiert!

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