Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011
In Taipeh gibt es eine Karte, die fast alles für einen bezahlt, die Easy Card. Man muss sie leider manchmal aufladen, aber dann bringt sie einen durch den öffentlichen Nahverkehr und bezahlt die meisten Einkäufe. Ich denke man hat hier die Mutter aller städtischen und nicht-personalisierten Geldkarten kopiert, die geliebte Octopus Card aus Hongkong. Dort ist das System so tief in die Gesellschaft eingedrungen, dass es den Octopus in allen möglichen Acessoires und Formen gibt, einige haben sich den Chip dort sogar unter die Haut transplantieren lassen und sich so einem sanften Cyborg-Dasein verpflichtet. Taipeh ist noch nicht so weit in seiner Zuneigung zur Easy Card. Aber es ist eine elegante Form der Geldabnahme! Wahrscheinlich, natürlich, gibt man dabei viel mehr aus.
Mit unseren schicken kleinen Karten sind wir heute kreuz und quer durch die Stadt gefahren, Metro, Gondel, Bus. Taipeh hat viel zu bieten, eine interessante Mischung aus alten verlebten Vierteln, schicken neuen Gegenden mit schnurgeraden Alleen. Und außen rum viel Grün. Zuerst waren wir im Geschäftsviertel der Stadt, inmitten von Chrom und Hochglanz, aber vor allem auf dem dritthöchsten Gebäude der Welt: Taipeh 101. Ein Phallus ist ein Phallus (F. Fellini). 101 beherrscht eigentlich unverhältnismäßig das Stadtbild, es gibt einfach zu wenig andere echte Wolkenkratzer neben ihm, manchmal wirkt er unverschämt, manchmal majestätisch. Der schnellste Fahrstuhl der Welt hat uns flugs auf die Aussichtsplattform gebracht, von der man eine schöne Sicht hat – eine verlockende Sicht auf die sattgrünen Hügel die sich um die Stadt herum wellen. Also danach in die Natur, mit der Gondel ganz im Süden der Stadt. Dort sind wir dann schön spazieren gewesen.
Und gerade kommen wir zurück aus dem alten Taipeh, aus der Gegend des ältesten Tempels der Stadt, dem Longshan Gong. Eine interessante Nachbarschaft, natürlich Nachtmarkt, Schlangen werden ausgestellt und zubereitet, aber heute nicht für uns. Viele andere kleine Leckereien haben uns stattdessen den Weg zurück in Richtung Metro und Hotel geebnet. Der Tempel selber ist herrlich instandgehalten und trotzdem nicht seiner Patina beraubt, das religiöse Leben darin erscheint echt und ungekünstelt. Das alles unterscheidet Taiwan von der Volksrepublik, wo so viel abgerissen wurde und immer noch abgerissen wird, mittlerweile nur um neuen langweiligen Bauten Platz zu machen.