Inseltraum und Zeitgefühl

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Blog heute von einer entspannten Monika:

Die aufgehende Sonne malt die Wolken rosarot. Die gegenüberliegende Insel sieht aus wie ein schlafendes Krokodil mit Palmenbewuchs auf dem Rücken. Ein Fischer zieht Hummer-Reusen auf sein Floß. Dazu Meeresrauschen und die selbstgebastelte Muschelkette am Balkon klimpert leise im Wind.

Ein Huhn schaut ums Eck, betrachtet die fremden Schläfer auf der Terrasse und pickt vorsichtig gegen die herumliegende Kamera. Auf der Insel wird vegetarisch gekocht, das macht es selbstbewusst. Nur die Eier werden benötigt. Das Huhn marschiert in Richtung krähendem Hahn um dieser Pflicht nachzukommen. Petra und Hermine ziehen wie Fischotter ihre Bahn, Lutz seinen Rollenkoffer in Richtung Bootssteg, Michael klappt bedauernd sein Zelt zusammen. Abreise ist wie die Anreise. Nur diesmal bei Tageslicht, ohne steckengebliebenen LKW und ohne Hektik und Zeitgefühl. Das ist uns in den letzten beiden Tagen auf der Insel abhanden gekommen.

Auf halber Wegstrecke zurück werden wir aus dem Bus gekippt. Mitten im Niemandsland, auf der breiten, roten Straße sind unsere Fahrräder säuberlich aufgereiht. Prüfend bohren wir mit den Fußspitzen im Fahrbahn-Untergrund. Fühlt sich fest an -> die Packtaschen schnappen ein, rauf aufs Rad. Die 40° Grad lassen sich nur mit Fahrtwind ertragen. Jeder zieht ab sofort eine kleine rote Staubfahne hinter sich her. Nur selten kommt uns ein Moped oder Auto entgegen und lässt uns husten.

Diesmal rollen wir über die gesperrte Brücke. Nur Uwe wird fehlgeleitet und irrt alleine an der Flußfähre mit einem Dosenbier in der Hand herum. Leise fluchend holt er uns wieder ein, klammert sich an den Versorgungswagen und mustert düster den unwissenden Fahrer durch seine verspiegelte Sonnenbrille. Wir bekommen ein paar Kilometer Asphalt, ein Mittagessen und biegen dann wieder von der Hauptverkehrsstraße ins Landesinnere ab.

Wie so häufig sind die letzten Kilometer am Tag ganz besonders schön. Wir rollen entspannt dahin und die ersten durstigen Radleraugen scannen bereits die kleinen Kioske am Wegesrand auf der Suche nach einer Kühlbox mit kaltem Dosenbier. Es geht durch Zuckerrohrfelder und kleine Dörfchen. Wir können weit sehen und wunderschöne Fotomotive füllen die Speicherkarten der Kameras auf. Wasserbüffel mit Reiher auf dem Rücken. Winkende Kinder oder doch ein Landschaftsmotiv mit Fluss? Die schräg stehende Sonne wirft lange Schatten. An einem steilen Abhang legt sich Dieter samt Fahrrad hin. Schützend wirft er sich noch über das GPS. Schrammen an Hand und Bein sind leichter zu verschmerzen.

Eine Fähre tuckert uns am Fluss entgegen und schaufelt alle 15 Radfahrer samt Packtaschen und Gelächter auf die andere Uferseite. Sigi steht mit seiner Kippe in der Hand am Rande der Fähre, überschlägt unser Gesamtgewicht, wirft einen prüfenden Blick auf den wackeligen Motor und nicht anerkennend. Wir werden auf drei Gästehäuser verteilt und per Moped dorthin gebracht. Aber nicht alle, einige müssen mit Hochgeschwindigkeit auf dem Fahrrad hinterher hecheln. Der rote Staub hat zusammen mit Schweiß, Sonnenmilch und Mückenmittel eine dicke salzige Kruste gebildet, die unter der Schöpfdusche nur langsam wegschmilzt. Am längsten braucht die Männer-WG. Unkoordiniertes, unstrukturiertes Badezimmerverhalten ist der Grund.

Wir treffen uns alle zum Abendessen wieder im ‚Community Center‘. Das ist ein großes freundliches offenes Haus in den gekocht, gegessen, geredet wird. Der Kühlschrank steht in der Mitte des Raumes und brummt vielversprechend. Der wertvolle Inhalt durch ein Vorhängeschloss gesichert, dessen Schlüssel wir im Laufe des Abends erbeuten. Die hilfsbereiten, kambodschanischen Gastgeber sind sehr bemüht alles richtig zu machen. Gelegentlich ist manches ein bisschen umständlich und es geht etwas in der Kommunikation schief. Aber das wird sofort durch ein strahlendes Lächeln ausgeglichen. Gelassenheit hilft. Und von unseren Uhren sind seit gestern alle Zeiger abgefallen.


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Stupakoller

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Tagesausflug in Bagan und Besichtigung des riesigen Stupafeldes, 18 Kilometer mit den Rädern bei 28 bis 30 Grad und leicht trübem Wetter.

Man stelle sich eine Religion vor, bei der es Verdienste bring, kleine, mittlere oder größere Schreine in Kegelform zu errichten. Dazu braucht es dann noch ein hoch-religiöses Volk. Die Hauptstadt und die Umgebung werden dann regelrecht zugepflastert mit Stupa und Pagoden, die Hauptstadt wird in einen anderen Landesteil verlegt und Erdbeben und Brände löschen über die Jahrhunderte alle anderen Bauwerke aus, die ja nur aus Holz und Stroh errichtet waren. Und genauso entstand ab dem 11. Jahrhundert Bagan.Innerhalb von 200 Jahren wurden hier tausende von Tempeln und Stupa errichtet, 4400 sind bis heute noch erhalten.

Da es ja fast ein Ruhetag ist, schlafen wir eine halbe Stunde länger, bevor wir aufbrechen, auf den Rädern geht es mit unsere lokalen Führerin Thew Thew dann zuerst zu einem großen goldenen Stupa, dem Dhammayazika Paya. hier ist das Gold schon mächtig am bröckeln, die letzte Vergoldung wurde von einem burmesischen General initiiert, der dann in Ungnade gefallen ist. aber dadurch bekommt der Stupa seinen besonderen Reiz. Man kann den glockenförmigen Stupa aus dem 12 Jahrhundert auch besteigen und hat einen schönen Rundblick, erst hier öffnet sich dem Betrachter der Landschaft das gigantische Ausmaß der Anlage. Über 20 Quadratkilometer verteilt, ragen überall aus den Feldern und Bäumen die großen und kleinen Stupa hervor. vor den Stupa kann man Souvenirs in großer Vielfalt erwerben. T-Shirts, Tücher, Taschen, Bilder, Schmuck, Postkarten und alles was zu hause wunderbar einstauben kann, wird dargeboten. Einmal an den Ständen und dann von den fliegenden Händlern.

Da der Tourismus in den letzten Jahren immense zugenommen hat und in diesem Jahr regelrecht explodiert ist, werden auch die Händler mehr und mehr und der scharfe Wettbewerb macht auch die Werbestrukturen aufdringlicher. An den großen Tempeln hat man also keinen Augenblick der Ruhe mehr.

Selbst die Händlerinnen an der Mahamunni Pagode, die ich schon seit ein paar Jahren sehe, erkennen mich nicht wieder, alle Touristen werden leider immer gleicher, die Scherze bleiben die gleichen. Die Mädels sprechen nämlich alle 10 Sätze perfektes und akzentfreies Deutsch und da sind Phrasen wie: „Vorsicht Kopf einziehen!“, „Achtung Stufe!“, „Sehr schöne Postkarten!“, „Alles ganz billig!“ und mein Favorit: „Achtung, Fledermauskacke!“.

Ich möchte jetzt nicht die Namen all der Stupa auflisten, die wir gesehen haben, aber es ist schon ein Erlebnis hier die sandigen Pisten in der recht trockenen Landschaft zu fahren. Hinter dem nächsten Gestrüpp oder Baum taucht dann der nächste Tempel auf und so geht es den ganzen Tag. Gefährlich ist es auch für den Radfahrer, denn schon wenige Zentimeter neben der Piste lauert böses Dornengestrüpp. Erstmalig schaffe ich es mit einer Gruppe ohne Plattfuß durch Bagan zu kommen, aber ich hatte auch mehrfach meine „Rotkäppchen-Taktik“ verkündet: Niemals vom Wege abkommen! Ich erinnere mich noch gut an einen ehemaligen Berliner Mitreisenden, der sich bei einem kurzen Abstecher innerhalb von Sekunden 14 Dornen vorne und hinten eingefahren hatte.

Wir beschließen unsere Rundtour dann am Ananada Tempel, eines der wichtigsten Bauwerke, noch vom ersten großen Bagankönig gestiftet. das Mauerwerk ist dermaßen hochqualitativ gearbeitet, dass es unmöglich sein soll, eine Nadel zwischen die Fugen der Ziegeln schieben zu können. Dies hat der König selbst überwacht und wehe dem Maurer, wenn der königliche Test negativ ausfiel.

Am Abend erscheinen wir dann pünktlich eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang wieder auf der Szene, ich glaube es war die Phyathada-Pagode. Auch diese darf man besteigen und oben gibt es eine schöne, große Plattform und einen grandiosen Rundblick. Der Sonnenuntergang an sich ist nicht der spektakulärste, da die Sonne im Dunst verschwindet, aber der Blick über die abendliche Landschaft trotzdem ein großes Erlebnis.

Abends besuchen wir eine richtig teures Lokal. Neben dem exzellenten Essen wird auch traditionelles Marionettentheater geboten. Eine Stunde lang bekommen wir einen Einblick in diese alte Kunst, die fast ausgestorben war und nur durch die Tourismusnachfrage wieder belebt wurde. Die Darsteller sind recht hart am Ackern und schaffen es die Puppen sogar in Drehungen zu versetzen oder Überschläge machen zu lassen, ohne dass ich die Fäden verwirren.