Unterschlupf in der Tham Kang Höhle

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

Von Muang Ngoi nach Pak Nam Nga, kurze Bootsfahrt und 58 km auf dem Rad

“Die Tham Kang Höhle hat den meisten Dorfbewohnern das Leben gerettet”, erzählt Toh beim Frühstück auf der Terrasse am Mekong. Wir sind früh aufgestanden, um einen Blick in die Geschichte der Unabhängigkeitskriege zu werfen. Royalisten und Anhänger der Pathet-Lao (die von ihren Stützpunkten im unzugängigen Nordosten des Landes aus agierten) haben sich hier erbitterte Kämpfe geliefert, in denen unzählige Bombenangriffe geflogen wurden. Etwa sieben Jahre lang diente die Tham Kang den Dorfbewohnern als Unterschlupf, die Felder konnten oft nur Nachts bestellt werden.

Wir wandern auf dem Hauptweg des Dorfes, an dessen Enden sich jeweils ein Kloster befindet und an der Dorfschule entlang Richtung Osten. Neben uns liegt eine Reihe Felder, den parallelen Fluss Houy Ngoi kann man nur erahnen, dahinter türmen sich dicht bewaldete Hügel auf, die in den frühen Morgenstunden noch nebelverhangen sind. Wasserbüffel, einige Feldarbeiter und Weberinnen, es ist ruhig in der Gegend, idyllisch. Sich hier einen Krieg vorzustellen fällt schwer, auch wenn einige Gästehäuser die Behältnisse der vielen Streubomben als Zäune oder Blumenkästen verwendet haben. Nach einer halben Stunde erreichen wir die Tham Kang. Sie ist geräumig, am Eingang noch lichtdurchflutet und von einem kleinen Bach durchströmt. Je weiter wie vordringen, desto enger werden die Gänge, in den lehmigen Boden sind Treppenstufen gehauen. Unsere Taschenlampen reichen nicht aus, um die Räume auszuleuchten, wir stoßen uns die Köpfe. Die Luft wird stickiger und die Dunkelheit erdrückend. Mir wird es mulmig zumute und ich kann mir vorstellen, dass sich die Menschen im Bombenhagel wesentlich schlechter gefühlt haben müssen. „Weiter im Norden ist die Tham Piu von amerikanischen Piloten bombardiert worden und über 300 Schutzsuchende haben nicht soviel Glück gehabt wir diese hier. Amerikaner sind mancherorts noch immer nicht besonders willkommen“ unterbricht Toh meine Gedanken und wir beenden unsere Höhlentour. Draußen angekommen ändern sich schlagartig Szenerie und Atmosphäre: eine Laotin hat am naheliegenden Fluss ein kleines Café aufgebaut, in den sie am Webstuhl sitzt und Tücher herstellt. Gut gelaunt zeigt sie uns ihre Kunst, macht Kaffee und lädt uns zum Verweilen ein, eine Aufforderung, der ich gern nachkomme.

Nach einer Stunde Bootsfahrt schwingen wir uns auf die Räder. Mittlerweile hat sich der Morgenneben verzogen und die Sonne brennt, so dass wir schnell Rast machen, um am Fluss Nudelsuppe, gegrillten Fisch und andere Köstlichkeiten zu uns zu nehmen. Ein Blick genHimmel und auf die Uhr lässt uns schneller aufbrechen als vermutet: wir haben noch etliche Kilometer zu fahren, die Sonne geht gegen halb sechs unter und am Himmel braut sich etwas zusammen. Eine knappe halbe Stunde spätergibt es einen Wolkenbruch. Warmer Regen ist nicht unangenehm, nur die Luftfeuchtigkeit steigt rasch an und wir bekommen eine Ahnung von Laos während der Regenzeit.

Die Kinder in den Dörfern scheint es zu freuen, heute stürzen sie sich besonders gern von den Vorgärten auf die Straße, um Westlern wild winkend das Sabadiii entgegenzuschleudern und einmal kräftig einzuschlagen.


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Große Buddhas, kleine Buddhas, viele Buddhas

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

37 Kilometer durchs Karstgebiet um Pha-an, halber Aufstieg auf den Zwekabinberg, dann zum einzelnen Felsen Kyak-Kann-Lan und zur Kawkun Grotte, auf sehr kleinen Wegen bei 33 bis 35 Grad.

Luxusressort und Luxusfrühstück mit Bratkartoffeln, Nudelsuppe und Würstchen. Dann kann der Tag beginnen. Nach einer halben Stunde haben wir den Fuß eines Karstberges mit dem Namen Zwekabin erreicht. Auf dem Gipfel befindet sich ein Kloster, welches aber nicht unser Ziel ist, denn der Karstberg hat eine Höhe von über 700 Metern und wer will da schon bei 33 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit hoch. Wir wollen nur bis zum ersten Kloster unterwegs, die Ausblicke und Eindrücke reichen. Am Fuße des Berges befindet sich ein riesiges Feld mit 1121 sitzenden Buddhas, jedes Jahr werden es mehr. Wer 300 Dollar übrig hat, kann die dem Kloster spenden und dafür wird dann eine Figur aufgestellt. In diesem Land erlebt man immer wieder Überraschungen, was die religiös begründeten Ideen angeht. Gestern sind wir an dieser unendlich langen Reihe von Figuren der Bettelmönche vorbeigefahren und nun heute dieses riesige Feld mit sitzenden Buddhas. Da die Vegetation sehr schnell von den Figuren Besitz ergreifen will, sind auf einem Teil kleine Mönche dabei, mit Sicheln und Messern die Figuren von Gestrüpp zu befreien.

Der Aufstieg ist hart, obwohl wir uns nur 350 Meter nach oben begeben. Der Schweiß fließt aus allen Poren, aber es geht nicht nur uns so, einige Einheimische haben auch reichlich Schweißperlen im Gesicht, nur die Kids haben die Kraft hier auch noch kleine Wettläufe zu veranstalten. Oben auf der ersten Plattform gibt es ein kleines Kloster. Dort wird gerade ein Klosterfest vorbereitet, dazu werden alle Sachen, wie Lautsprecher, Verstärker, Essen, Schmuck nach oben getragen und mächtig viele Träger und Trägerinnen sind unterwegs und alle haben mehr als gute Laune. Leider beginnt das fest erst am späten Nachmittag, es sieht nach ziemlich viel Spaß und Freude aus. Allerdings müsste man dann noch einmal die Schweiß treibende Treppe hinauf, die wir nun langsam wieder hinunterkraxeln.

Mit den Rädern geht es dann weiter auf kleinen Feldwegen durch winzige Dörfer zu einen eigenartigen Felsen. Aus der Ferne sieht der vielleicht 30 Meter hohe Karstbrocken unten dünner aus als oben, da er einsam und allein mitten in Reisfeldern steht und damit mehr als auffällig ist, hat man natürlich sofort ein Kloster daneben gebaut und ein paar kleine Stupa in und auf den Brocken gesetzt. Eine kleine Treppe führt bis auf halbe Höhe mit einem Buddhaschrein. Ganz nach oben kommt man lediglich auf einer wackeligen Bambusleiter, die ist aber nicht für Besucher und Touristen gedacht. Möglicherweise hat man oben als Mönch die perfekte Ruhe für die Meditation.

Wir brauchen nach dem Felsen erst einmal wieder etwas Ruhe, um den nächsten Plattfuß zu flicken, der hält dann genau bis zum Mittagessen und dann ist Ullis Vorderreifen wieder flach. Ursache ist eine Speiche, die zu weit in die Felge steht. Neben unserer Mittagsnudelbude ist aber direkt ein Monteur und der bastelt aus einem alten Mopedschlauch ein neues und stärkeres Felgenband, so dass das Problem hoffentlich damit gelöst ist.

Die Mittagsnudeln sind lecker und als die größte Hitze vorbei ist, radeln wir weiter. Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich noch eine wichtige Sehenswürdigkeit der Region an einem Karstfelsen. In der Kawkun Grotte sind die Wände mit tausenden von kleine Buddhakacheln verziert. Schon seit gut 1000 Jahren kleben einige der Kacheln hier und bedecken die Felswand wie ein gigantisches Mosaik. Die meisten Kacheln sind nicht größer als 10 Zentimeter und zeigen einen sitzenden Buddha, aber es gibt auch größere mit stehenden und liegenden Buddhas. Am Boden befinden sich dann natürlich auch noch „normale“ Buddhafiguren in großer Anzahl, ebenso in der Halbgrotte. Die Anlage ist wirklich beeindruckend, da hier so viele kleine Details ein großes Gesamtkunstwerk schaffen.

Für uns reicht es dann an Kultur, nächster Zielpunkt ist es, uns den Staub aus dem Mund und vom Körper zu spülen mit einem schmutzigen Bier und einer Dusche.
Abends ordern wir einen lokalen Transporter, eine Art Motorrad mit einer Ladefläche für genau eine Reisegruppe und fahren damit die 8 Kilometer bis in die Stadt zum Abendessen. Viel Auswahl gibt es zwar nicht mehr, nur etwas Reis, Gemüse und Huhn, aber wir werden alle satt, spätestens nach den leckeren Erdnusskuchen, die der Laden noch im Angebot hat. Wieder einmal zeigt es sich, wie schwer es ist, das Alter der Burmesen zu schätzen; den „Boy“ im Restaurant hätten wir so um die 12 oder 13 geschätzt, der ist aber schon 17, sein Freund sieht ebenso jung aus und ist es dann auch. Hier in Burma ist Kinderarbeit nicht einmal ansatzweise ein Diskussionsthema. Kinder arbeiten eigentlich überall in Teestuben, Restaurants, Läden und auf Märkten. Lediglich bei schweren Jobs, wie im Straßenbau oder ähnlichem sieht man die Kids nicht schuften, dafür sieht man oft burmesische Frauen Steine schleppen für 3 € am Tag.