Schuhgröße 4300!

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Tagesausflug nach Win Sein Taw Ya zum größten liegenden Buddha der Welt und über die Dörfer zurück nach Moulmein, 64 Kilometer, 380 hm bei sonnigen 33 Grad auf recht ordentlicher kleiner Straße.

Am Morgen gibt es das typisch burmesische Hotelfrühstück: „How do you like your egg?“ „Scrambled with tomato and onion, please!“ Das Resultat sind dann ein Teller mit dem Rührei, ein Teller mit einer Tomate und ein Tellerchen mit Zwiebeln. Ok, morgen dann der zweite Versuch.

Nach dem Frühstück basteln wir unsere Räder zurecht, dafür brauchen wir genau eine Stunde und dann starten wir auf unseren Tagesausflug. Die Straße ist besser als erwartet und es gibt nicht zu viel Verkehr. Eigentlich reduziert sich alles auf ein paar Mopeds, ein paar Trucks und ein paar regionale Bustransporter.

Interessant ist das es auch hier einige schöne Felsenformationen gibt, die der Asienreisende schon aus anderen Ländern kennt. Ähnlich wie um Guilin in China und Halong in Vietnam gibt es schroffe Karstkegel mit Dschungelbewuchs. Hier in Burma sind die Karstkegel weniger gigantisch, dafür gibt es auf jedem einen Stupa oder Tempel.

Bis nach Win Sein Taw Ya sind es knappe 30 Kilometer, dann kann man die gigantischen Zehenspitzen des größten liegenden Buddhas der Welt schon sehen. Es ist kein historisches Bauwerk, sondern eine moderne Skulptur in Stahlbeton mit Fließen belegt, die hier mit 200 Metern Länge das Tal ausfüllt. 1996 wurde das Bauwerk begonnen, inzwischen ist der Körper so gut wie fertig und zu zwei Dritteln gekachelt, die „Innereien“ des Buddhas aber noch nicht einmal zur Hälfte fertig. Im Inneren des Buddhas gibt es zahlreiche Räume oder Höhlen, in denen Figuren stehen, die Legenden aus der Geschichte des Buddhismus erzählen. Einige sind schon vollendet, andere sind noch nicht angemalt und viele Räume geben noch den Blick auf die Stahlbetonkonstruktion frei.

Eintritt muss man nicht zahlen, dafür aber 500 Kyatt (50 Cent) für eine Kachel für den Körper des Buddhas spenden und man darf diese Kachel auch von einem Stapel auf den anderen tragen. Bei den wenigen Touristen hier wird es noch ein paar Jahre dauern, bis die Fliesen und Finanzen zur endgültigen Vollendung des Buddhas zusammen gekommen sind.

Den schönsten Eindruck hat man jedoch ein wenig entfernt vom Buddha, allein die Füße sind knappe 20 Meter lang, wie gut dass der Buddha hier kein Schuhwerk benötigt.

Wir suchen uns ein nettes kleines Lokal und überstehen dort mit gebratenen Nudeln und Tee die Mittagshitze, dann geht es weiter über einen kleinen Pass mit vielleicht 100 Höhenmetern, bei der hohen Luftfeuchtigkeit kommt man ordentlich ins Schnaufen und jedes Mal, wenn man vom Rad steigt fängt der Schweiß an zu laufen und man trieft.

In einem kleinen Städtchen besichtigen wir noch ein Kloster mit Tempel. Der innere Tempel ist sehr schön und gefüllt mit vielleicht 80 weißen Buddhafiguren in verschiedenen Positionen. Interessant sind die Bildgeschichten im Wandelgang, die unheimlich körperlich freizügige und gewaltträchtige Bilder zeigt. Leider reicht das Englisch unseres Lokalguides nicht um uns Hintergründe dazu zu erläutern.

Auf dem Markt vor dem Tempel gibt es die Früchte der Toto-Palme zu kaufen, die Verkäuferinnen öffnen die harten Früchte und entfernen Teile des Fruchtfleisches um zu einer essbaren, glibberigen, geleeartigen Masse zu kommen, die hat einen leichten Geschmack nach Kokosnuss.

Der Rückweg nach Moulmein ist sehr schön. Auf der schmalen Straße sind viele Schulkinder auf dem Heimweg. Die Reisfelder links und rechts stehen in schönstem Grün und links und die Straßen sind Alleen gesäumt von Palmen.

Die Hügelkette, die sich durch Moulmein zieht, hat zahlreiche schöne Klöster und Tempel. Von einem Punkt auf den Hügelen über der Stadt hat man eine besonders schöne Sicht über den Salween Fluss, wir sind aber noch etwas zeitig für den Sonnenuntergang und so rollen wir zum Hotel zurück auf ein Schmutzbier. Auch unseren ersten Plattfuß fährt Frank ein, glücklicherweise nur ein paar hundert Meter vom Hotel entfernt, so dass ich beim „Schmutzigen Bier“ reparieren kann.

Abends geht es dann in eins der moslemischen Grillrestaurants am Ufer des Flusses. Die Fleisch und Fischspieße kommen vom Moslem, der Reis dazu vom Burmesen nebenan und das Bier vom Chinesen auf der anderen Straßenseite.

Der kostbare Kopfschmuck der Akha-Frauen

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

100 km, leicht wellig von Oudomxai nach Muang Khua, schnelle Fahrt im Regen

Die Akha gehören zur tibeto-birmanischen Sprachfamilie und sollen vor etwa 300 Jahren aus der tibetischen Hochebene über die chinesische Provinz Yunnan in den Norden Laos übergesiedelt sein. Sie gehören zu den Lao Soung, den „Berglaoten“, die in den höheren Lagen des Landes leben. Die laotische Bevölkerung besteht aus so zahlreichen ethnischen Gruppen, dass man schnell den Überblick verlieren kann. Die Lao Loum stammen aus der Ebene im Süden, die Lao Theung in den Mittelgebirgen sind überwiegend mit den Khmer verwand und die Lao Soung – meist Animisten, die auch heute noch schamanistische Praktiken pflegen – gehören der Sprachfamilie der Miao-Yao oder Tibeto-Birmanen an. Diese Volksgruppen sind jeweils in verschiedene Untergruppen zersplittert, was die Unterscheidung für einen Westler nicht einfacher macht.

So ergeht es uns, als wir nach einem halben Radtag an einem kleinen Flecken anhalten, um Mittag zu essen. Wir haben Glück, gerade heute findet hier der vierzehntätige Markt statt. Aus den umliegenden Dörfern sind bunt geschmückte Frauen zusammengekommen, nahezu alle in traditionellen Kleidern. Der Kopfschmuck der Frauen hat es uns besonders angetan: Entweder ist er hoch aufgetürmt, rot-rosa auf schwarz bestickt, oder etwas dezenter in indigo gehalten und mit unzähligen Münzen verziert. Jede Frau scheint ihren individuellen Stil zu pflegen. Fotografiert werden mögen die wenigsten, aus Angst, dass dadurch eine der zahlreichen Seelen verschreckt werden könnte… Adrienne, unsere Expertin für Textil und Design, ist schier aus dem Häuschen, und wir lassen uns gern anstecken. Wir schlendern eine Weile herum und bestaunen die unerwartete bunte Szene. „Akha und Hmong,“ vermutet Adrienne beim Essen. Toh hat die Frauen an ihrer Sprache allesamt als Akha identifiziert, fügt noch ein paar Erklärungen zu den verschiedenen Untergruppen hinzu und schließt mit den Worten „Aber eigentlich unterscheidet man heutzutage nicht mehr so stark, schließlich sind wir alle Laoten.“

Danach erwischt uns der Regen, was unsere lange Etappe ungemein beschleunigt. Das Gelände ist leicht wellig, immer am Fluss entlang, und nach unserem vierten Platten der Tour erhöhen wir das Tempo. Von Muang Khua aus wollen wir morgen mit dem Boot weiterfahren. Der Himmel schließt seine Schleusen wieder und nach einem Dorfspaziergang (die neue Brücke ist fast fertig und die alte löchrige Hängebrücke wurde mit stabilen Holzplanken aufgewertet) bekommen wir beim Abendessen gefühlt alle Westler der Umgebung zu Gesicht – in den Städtchen fällt doch auf, dass wir nicht die einzigen Reisenden in diesem kleinen Land sind.


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