Tommy und Toto

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Leider heute letzter Abende mit Tommy und Toto Cutogno, immer großartig mit den beiden! Die innere Ordnung, die uns stark macht, versuchen wir durch ein bisschen Chaos aufzulockern. Diese raffinierte Täuschung gelingt gut, wie Monikas Text beweist:

Unterschiedlichkeit macht stark. Jeder kann etwas besser als der andere. Nach dem Prinzip funktionierten Partnerschaften besonders gut. Auch die von Tommy, Toto & Jan. Tommys kann Thai, Jan kann Schwäbisch. Tommy kann reden, Toto kann arbeiten. Tommy kennt das Ziel, Jan kennt den Weg (manchmal) – oder umgekehrt.

Tommy – es ist praktisch unmöglich ihn nicht zu mögen. Sein ‚Rock n Roll‘ schallt einem gleich morgens im Hotelflur fröhlich entgegen. Die Haar aufgestellt wie ein Kakadu. Das knallbunte Bike Shirt weckt die müden Augen mit auf. Umtriebig wuselt er umher und hat schon das Frühstück klar gemacht. Wan-Tan Suppe in der Garküche gegenüber. Dazu süße Dampfbrötchen, die von manchen versehentlich in die Chilisoße gestippt werden. Wie eine hungrige Raubkatze tigert Tommy durch den angrenzenden Laden und findet – wie immer – noch etwas, was wir probieren müssen. Diesmal ist es ein Mangostanen-Saft, der entkorkt wird und den Tom tapfer austrinken muss.

Toto schichtet unsere Koffer ins Auto. Inzwischen hat er einen genauen Plan was, wo, wie reinpasst und dirigiert die Hoteljungs entsprechend mit den großen und kleinen Taschen. Wehe, einer der Pagen stellt ein Gepäckstück nicht dahin wo es hingehört. Durch seine Zahnlücken kann Toto kann schön fauchen. Ganz zum Schluss kommt die Kiste mit Eis und Getränken. Anfangs noch überquellend voll, schmilzt der Vorrat von beiden schnell dahin. Seine große Leidenschaft für Rallyefahrten kann Toto mit uns nicht ausleben. Ganz im Gegenteil – er tuckert wie ein kleiner Müllwagen mit 20 Stundenkilometer und Blinklicht hinter uns her. So geduldig, dass sogar der heute im Auto sitzende Martin ganz zappelig wird.

Eine thailändische Landzunge schiebt sich die Küste entlang in Richtung Kambodscha. Rechts ist das Meer, links ein Bergrücken, dazwischen die Straße, auf der wir weiter nach Süden radeln. Bedeckt von einer ordentlichen Schicht Sonnenmilch und Schweiß. Zusammen mit dem Straßenstaub ergibt das eine schön klebrige Panade. Die Farbe von Grillwürstchen haben wir auch schon erreicht. Ein Bad könne helfen. Die erste Stichstraße in Richtung Beach verläuft im Sumpf. Die mutigen Vorausradler bleiben aufrecht im Sattel sitzend stecken und schieben ächzend das beschmierte Gefährt aus dem schmatzenden Erdreich zurück Richtung Straße. Tommy hat vorsorglich auf der Straße gewartet. Sorry! Sorry! Er hat schließlich frische Socken und Schuhe an.

Dann eine neue Idee. Ein Militärstützpunkt hätte auch einen schönen Strand verrät er uns. Tatsächlich deuten einige Polizisten ein paar Kilometer später freundlich mit ihren Maschinenpistolen Richtung Meer. Am Strand sind wir ganz alleine. Anette, Petra und Tom dümpeln wie leere Ölfässer im warmen Meer. Ein Restaurant kocht Fischsuppe für uns.

Tommy – wo fahren wir eigentlich hin? Das Hotel und Übernachtungsörtchen, das Jan ausgesucht hat, wischt er mit einer lässigen Handbewegung beiseite. Das ist ein Fischerdorf – da stinkt es. Unzumutbar. Er hat etwas Besseres ausgesucht. Wie weit? Irgendwo da hinten halt. Vielleicht noch 7 Kilometer. Fast richtig – nach 25 Kilometern biegen wir zum Hotel ab.

Die kleinen Häuschen lugen freundlich hinter Bananenpflanzen hervor. Geckos sitzen vor der Haustür. Wir müssen am längsten auf Tommy warten – sein Knie tut weh. Er kann wirklich nicht so schnell radeln. Normalerweise geht das vieeel besser. Nur dummerweise gestern und heute nicht. Entschuldigend deutet er auf sein linkes Knie – seltsam vorhin war es doch das rechte – oder?

Toto wollte ihn schon mit dem Auto aufsammeln. Die beiden sind Freunde seit vielen Jahren und haben zusammen schon viele Jobs erledigt. Als Mechaniker die Jet-Ski Weltmeister in Arizona/USA betreut und in Schweden Radrennprofis unterstützt. Möchten sie irgendwo anders leben? Niemals. Hier in Thailand sind sie zu Hause. Morgen bringen sie uns an die Grenze und kehren dann mit den Bikes nach Bangkok zurück. Davor gibt es das letzte von Tommy organisierte, gemeinsame Abendessen. Sensationell gut. Er isst gerne und davon haben wir profitiert. Versteckte, besonders gute Garküchen finden sind eine große Leidenschaft von Tommy. Das haben wir die letzten Tage genossen.


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Gehts es nicht hoch bis zum Gipfel?

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

54 km, knapp 1400 HM, Tagesausflug zum Doi Suthep

Die Radtour ist geschafft, sämtliche Märkte sind leergekauft und der Hotelpool lockt. Aber heute steht noch eine Extratour an, der Tagesauflug zum Wat Prathat (1001 m) auf dem Doi Suthep. Vielleicht bleibt ja noch ein halber Tag am Pool, denke ich und beneide insgeheim diejenigen von uns, die sich heute einen sehr verdienten Ruhetag gönnen. Gunda (unser Geburtstagskind ist heute nach einer kurzen Magen-Darm-Unpässlichkeit wieder auf den Beinen), Peter und Markus haben sich für den Radtag mit 700 Höhenmetern am Stück entschieden. Na ja, es sind dann doppelt so viele Höhenmeter geworden. Denn wenn man schon auf den Pool verzichtet, will man keine halben Sachen machen.
Auf dem Weg zum Wat Prahthat, einem der wichtigsten Klöster des Landes, werden wir andauernd von Tuktuks und Minibussen überholt. So ist der Tempelhof von zahlreichen Menschen überfüllt. „Wer nicht so sportlich ist, kann die letzten 300 Stufen mit einer Bergbahn überwinden“ stand im Reiseführer und ich höre nicht wenige Touristen, die diese Möglichkeit in Betracht ziehen, was für uns selbstverständlich nicht in Frage kommt… So schön dieser Pilgerort mit goldenem Chedi, Buddhabildnissen und den vielen Tempelglocken auch ist (wir verewigen uns auf dem gelben Banner, das demnächst am Chedi angebracht wird), wir sind schon dankbar über die Ruhe, die uns auf dem nächsten Wegabschnitt erwartet. Die wenigsten Tuktuks fahren weiter bis zur Sommerresidenz der Königsfamilie, danach sind wir fast allein auf der einspurigen Straße unterwegs. Irgendwann zeigt mein GPS eine Höhe von 1600 Metern an und wir sind dem Gipfel sehr nah. Dieser wäre per Wanderweg erreichbar, aber dafür sind wir zu spät aufgebrochen… vielleicht beim nächsten Mal. Also lädt Gunda uns auf einen Kaffee auf dem Campingplatz ein und wir genießen die lange Abfahrt zurück in die Stadt.


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Downhill nach Mandalay

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Besichtigung des Botanischen Gartens und Spaziergang im alten Zentrum von Pyinoolwin, 70 Kilometer von Pyinoolwin nach Mandalay, 1150 Höhenmeter, allerdings nach unten, 300 Höhenmeter nach oben bei recht angenehmen bis 30 Grad

Internet ist eine schauerliche Geschichte in Myanmar, im Hotel gibt es wieder einmal ein Netz und ich kann auch meine Mails abrufen, aber es lässt sich nicht eine einzige Webseite öffnen. In der Morgenfrische machen wir uns auf den Weg zum nahen Botanischen Garten, den die Briten vor etwas mehr als 100 Jahren hier angelegt haben. Der Ort Pyinoolwin, nur 70 Kilometer vom immer heißen Mandalay entfernt liegt 1000 Meter höher als die Metropole am Irrawaddy. Entsprechend angenehm ist das Klima hier. Um einen kleinen See herum erstreckt sich der wunderschöne Park, in dem hunderte von fleißigen Burmesinnen für Ordnung sorgen. Die großen Grasflächen und Blumenbeete ziehen nicht nur Burmesen fürs Familienfoto an, auch in jeder Seifenoper des burmesischen Fernsehens spielt ein Teil der romantischen Szenen hier im Park.

Leider haben wir nicht viel Zeit für den Park und beschränken uns auf den Bambushain mit über 20 verschiedenen Bambusarten, kaum zu glauben, wie vielfältig dieses „Gras“ sein kann. Es gibt Pflanzen, die nur ein oder zwei Meter hoch werden, während andere einen Stengeldurchmesser von 30 cm erreichen. Zauberhaft ist der Orchideengarten im Park, hier gibt es zwei Abteilungen, einmal wilde Orchideen und dann Züchtungen. Während im letzteren Teil wir von einer Farborgie überschüttet werden, herrschen bei den wilden Orchideen eher zarte Farben vor. Auch sind die Blüten viel kleiner und fragiler, leider ist aber hier nicht die Hauptblütezeit. Für Botaniker und Orchideenfanatiker ist daher unsere Tour im Frühjahr geeigneter. Aber wie auf den Bildern unschwer zu erkennen ist, bekommen wir auch jetzt, Ende November ein farbenfreudiges Bild zu Gesicht. Das Schmetterlingshaus im Zentrum des Orchideengartens beherbergt auch eine stattliche Sammlung der bunten Insekten, leider keine lebenden Flattertiere, wie man es in einigen Tropenparks finden kann, sondern alle fein säuberlich aufgespießt.

Eins der interessantesten Stadtbilder findet man in Pyinoolwins altem Zentrum. Hier gibt es hübsche Häuser im britischen Kolonialstil, rund um den Markt herum. Vor dem Markt warten alte Pferdefuhrwerke, die ebenfalls noch aus der britischen Zeit stammen auf Kundschaft, die ihre Einkäufe nach Hause transportieren lassen wollen. Die Fahrer und viele Händler sind indischer Abstammung, so dass sich ein buntes Völkergemisch ergibt. Der Markt ist so interessant und vielfältig, dass es wieder einmal Mittag ist, als wir aufbrechen. Doch das ist heute nicht so tragisch, denn nach ein paar hügeligen Kilometern geht es 1000 Höhenmeter nach unten in die Ebene. Trotz der recht schlechten Straße lässt sich die kurvenreiche Abfahrt ganz gut fahren, denn es gibt eigentlich zwei Straßen, eine nur für den Verkehr nach oben, die andere nur für die Abfahrer.

Mit jeder Kurve und Kehre nach unten wird es wieder wärmer und stickiger und uns stehen wohl wieder heißere Tage bevor. Unten ist der verkehr dicht und die Straße mehr als staubig, die 10 Kilometer hier sind die schrecklichsten auf der ganzen Tour. Dann biegen wir jedoch an einem Kanal nach rechts auf einen winzigen Weg ab und hier beginnen nun die schönsten 20 Kilometer. Auf der Straße sind wir nur mit anderen Radfahrern und ein paar Mopeds unterwegs. Ab und zu tuckert ein Traktor vorbei und auf der anderen Seite des Kanals werden die Rinder nach Hause getrieben. Jetzt am späten Nachmittag ziehen die Familien hier zum Wasser um Wäsche zu waschen und zu baden. Das gelingt den Damen im Laungy so perfekt, dass man kein einzelnes Fleckchen Haut zu viel sehen kann. Nach dem Baden wird dann der neue Laungy über den alten gezogen und –flups- die nasse Hülle fallen gelassen.

Über kleine Dörfer geht es dann bis an den Stadtrand von Mandalay und auch die Stadtdurchfahrt ist nicht unangenehm. Zwar herrscht ordentlich Abendverkehr, aber die Fahrweise ist eben buddhistisch zurückhaltend.

Zu Abend essen wir wieder in dem chinesischen Grillrestaurant, die kleinen Doraden sind genial, ebenso wie die Filets mit Ingwer und Koriander in Bananenblatt. Der Mais wird kurz angegrillt und dann vom Kolben geschabt und mit Zwiebel und Gurke zu einem Salat angerichtet. Als Beilage gibt es kleine, grüne Weintrauben, die in Chili und Essig eingelegt wurden. Dazu dann noch Kartoffelchen, Wachteleier, und Okraschoten, auch wieder vom Grill.