Elefant!!!

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

84 km, von Pak Nam Nga nach Luang Prabang

Die Nacht war kurz. Wir haben einen homestay in zwei laotischen Familien und nicht nur die Bekanntschaft mit netten Menschen (und ihren Lieblingsröcken), sondern auch mit Geckos, Hühnern und anderem Getier des Dorfes gemacht. Gestern hatte mich ein Lehrer der Dorfschule in ein Gespräch verwickelt und uns eingeladen, an seinem privaten Nachmittagenglischunterricht teilzunehmen. Kerstin, Markus und Peter waren der Aufforderung gern gefolgt, Adrienne übernahm direkt die restliche Unterrichtszeit. Umgerechnet zehn Euro kostet ein dreimonatiger Kurs („das ist überhaupt nicht teuer“ kommentiert Toh“), der Unterricht findet täglich von halb sechs bis sieben Uhr abends statt. Der Lehrer spricht gutes Englisch, bei seinen über 20 Schülern jeglichen Alters hapert es aber noch an Aussprache und Verständnis. Alle haben sichtlich Spaß an dem seltenen Besuch der „native speaker“.

Im Hof der Familie liegen junge Teakbäume. „Die Regierung hat durch meine Teakplantage eine kleine Straße gebaut“ erzählt der Gastgeber. „Für das vorzeitige Fällen habe ich pro Stamm 80.000 KIP Entschädigung bekommen“. Die Nacht hat er in den Feldern verbracht, um seine Ernte vor Wasserbüffeln zu schützen. Bauer in Laos zu sein ist nicht ganz unanstrengend… sobald die Reisernte vollständig eingeholt ist, gibt es ein großes Fest. Dann kann die Familie ihre Winterversorgung einschätzen und daran denken, zusätzliches Geld zum Beispiel für die Ausbildung der Kinder zu verdienen.

Wie überholt man einen Elefanten? War wenig später unsere dringenste Frage. Vor allem, wenn er ziemlich groß und anscheinend darüber verägert ist, auf der Straße zu gehen. Nervös wechselt er immer wieder die Seite, bleibt am Rand stehen, wird bei jedem vorbeifahrenden Fahrzeug nervöser und der Mahout vermittelt nicht den Eindruck, sein Tier unter Kontrolle zu haben. Elefanten können locker 20 km/h laufen und kurzfristig wesentlich schneller sein. Der Arbeitselefant hat auch sämtliche Laoten an den Straßenrand gelockt, die das seltene Spektakel mit Respekt betrachten. Die anderen sind schon „durch“, ich trete in die Pedale und überhole Adrienne. Erst aus einiger Entfernung traue ich mich, für ein kurzes Foto zu stoppen. Dann wechselt der Dickhäuter wieder die Straßenseite, zieht an seinen Ketten und wackelt heftig mit dem Rüssel. Vergiss die Bilder, denke ich und sehe zu, dass ich weiterkomme (Elefanten vertreibt man mit Chili, habe ich beim WWF gelernt, nur leider habe ich das nicht parat). „Der Elefant hat versucht, uns anzugreifen“, selbst Toh, der mittlerweile hinterm Steuer sitzt, ist ein wenig blass um die Nase. In Laos, das um 1350 als „Land der Million Elefanten und dem weißen Schirm“ von König Fa Ngum gegründet wurde, sind Elefanten aus dem Alltagsleben verschwunden und wir können uns glücklich schätzen, ein Exemplar hautnah erlebt zu haben.

Wir stoppen noch für eine Geburt – Peter und Markus nehmen an der üblichen Zeremonie teil, bei der dem Kleinkind weiße Baumwollbänder locker ans Handgelenkt gebunden werden und ein wenig Reisschnaps konsumiert wird- und für ein Tempelfest. Im Oktober und November veranstalten die Dörfer Feste, um Spender und Sponsoren anzulocken und für die Aufstockung der Tempelkasse zu danken. Viele Familien sind zusammengekommen, der Treppenaufgang ist mit Bananenblättern geschmückt, im Tempelhof werden Glücksbänder verkauft (unser Begleitauto ist jetzt auch wieder auf dem neusten Stand), eine neue Buddhastatue für die Einweihung verhüllt und in der Klosterküche dampfen die Kochtöpfe. Aus den Lautsprechern tönt laute Musik, ältere Damen basteln und verkaufen dekorativen Schmuck, Mönche laden die Gläubigen zur Andacht an. Es geht nicht viel anders zu als auf einem Gemeindefest in Deutschland, denke ich, allerdings ohne den Alkohol.

Den restlichen Weg nach Luang Prabang legen wir wie im Fluge zurück. Luang Prabang ist alte Königstadt und das religiöse und wirtschaftliche Zentrum des Nordens. Homestay war gestern, jetzt sind Boutiquehotel, mit Cafés gepflastertes Mekongufer, Bars und Nachtmarkt angesagt.


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