Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013
Der Huashan ist der westliche der fünf heiligen Berge des Daoismus und als solcher ein beliebtes Ziel für ein Eremitendasein. So muss das zumindest früher mal gewesen sein. Jetzt dürfte es damit schwierig werden, da es heutzutage alle Welt (einschließlich uns) hierhin zieht und man ziemlich um einen Platz auf einem der fünf Gipfel rangeln muss. Ist aber auch schön hier – tolle Ausblicke, schroffe Felsen, die Wolken weiter unten.
Wir wählen die klassische Variante und damit den Aufstieg vom Haupttor aus und die Fahrt mit der Seilbahn wieder runter. Der Aufstieg ist gut erschlossen und wie in China üblich gepflastert und mit Treppen und Verpflegungsständen versehen. Es ist zwar nicht besonders heiß heute, aber bei der hohen Luftfeuchtigkeit rinnt der Schweiß in Strömen und der Aufstieg zieht sich hin und wird gegen Ende immer steiler. Am Eingang hat man die Statue eines wandernden Pärchens in heroischer Pose angebracht, das wohl den richtigen Geist für den Aufstieg symbolisieren soll. Wir lassen es langsam und gleichmäßig angehen und alle kommen gut durch. Als ich auf halbem Weg an Rudi vorbeikomme, sitzt er ganz entspannt auf einem Stein am Wegesrand und knabbert an einer Banane, seine Stöckchen neben sich an den Stein gelehnt und ein verschmitztes Lächeln im Gesicht. Unwillkürlich muss ich kurz an Sun Wukong denken, den Affenkönig aus der „Reise nach Westen“, der Kungfu kann und Zauberkräfte besitzt. Offenbar sehen das aber nicht alle so, denn etwas später stehen Rudi, außer Atem und sich gegenseitig stützend, zwei besorgt aussehende junge Damen gegenüber: „Are you well Sir?“
Um Rudi muss man sich sicher keine Sorgen machen, dann schon eher um die vielen jungen Chinesinnen und Chinesen, die hier beim Aufstieg den Heldentod sterben. Da hilft auch Modern Talking als animierende Unterstützung aus dem Handy nichts mehr. Wir jedenfalls sind auf unsere Kosten gekommen und die Wolkensuppe, die den Berg noch von unten einzuhüllen schien haben wir überwunden und können jetzt den Blick auf die Bergspitzen und einen sündhaft teuren Kaffee genießen.
Nach der Fahrt mit Seilbahn und Bus nach unten machen wir zu viert noch einen Abstecher zum Xiyuemiao, einem Tempel der dem Gott des Huashan gewidmet ist. Wir sind angenehm überrascht, wie ruhig und leer es hier ist. Die Anlage ist relativ groß, in ihrem Aufbau an die Form eines Kaiserpalastes angelehnt und scheint noch in großen Teilen unrenoviert, was ihr eine authentischere Athmosphäre verleiht. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass man sich mit etwas mehr Ruhe besser in die alten Zeiten hinein versetzen kann. Vom Pavillon des ewigen Lebens am Ende der Anlage soll man angeblich den Gelben Fluss sehen können. Das ist uns in dem trüben Dunst erwartungsgemäß nicht vergönnt, dafür sehen wir hinter dem angrenzenden Feld den chinesischen ICE vorbeirauschen. Wir schlendern noch eine Weile durch die alten Tempelhallen, gehen dann über die umlaufende Tempelmauer zurück und lassen uns von einem klapprigen Taxi zurück ins Hotel chauffieren.
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