Ghurkas

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 40km, Wetter: sonnig, aber kaum Fernsicht

Bhasker ist wirklich ein vorzüglicher Guide, er erklärt viel und ist immer aufmerksam um uns bemüht, ohne aufdringlich zu sein. Die letzten Tage war seine Familie mit uns auf Reisen, zur herbstlichen Hochsaison bekommt ein Reiseleiter in Nepal seine Familie nämlich fast nie zu Gesicht: sehr nett! Die Ehefrau Sankala, sein Sohn Sarthak und seine Tochter Sadhana. Höfliche Reisebegleiter, heute sind sie wieder nach Kathmandu zurückgefahren, denn die Kinder müssen in die Schule.

Und wir haben uns heute auf den nächsten Hügel gekeucht (Hügel in Nepal, Berg in Deutschland). Nach Gorkha/Gurkha, man könnte es die Wiege der nepalesischen Nation nennen. Vor fast 400 Jahren begann die Geschichte dieses kleinen Ortes, Hindus aus Nordindien sind vor den muslimischen Moguln nach Norden hierher geflüchtet, eine der Familien wurde immer wichtiger, und siehe da: hundert Jahre später hat sich ein Spross dieser Familie (Prithvi Narayan Sha) aufgemacht, die Fürstentümer im Osten und Westen von Gorkha aufzurollen, Nepal zu vereinen und die Sha-Dynastie zu etablieren. Dieses neue Nepal schlug sich dann auch gegen die britischen Kolonialisten so tapfer, dass zu Anfang des 19. Jahrhunderts iinerhalb der britischen Armee die Gurkha-Batallione gegründet wurden, Söldnertruppen aus Nepal – gibt es bis heute und sie haben einen Ruf wie Donnerhall. Die Gurkhas!

In Gorkha waren wir gemeinsam mit einigen Schulklassen zum alten Fort unterwegs, die Treppen sind vom der letzten Durga-Puja noch verklebt von Tierblut, die Historie war von hoch oben noch schön greifbar. Wir hatten ja schon bereits einen langen Rad-Anstieg in den Beinen, die meisten hatten sich dennoch entschlossen, die über 1500 Treppen (350 Höhenmeter) zur alten Festung aufzusteigen. War lohnenswert, obwohl die Sicht zur Zeit nicht die Beste ist, es war letztendlich ein schwüles und dampfiges Vergnügen.

Ein bisschen seltsam, aber eine willkommene Abwechslung: warum gerade die Gurkha-Brauerei (nicht so schlecht, das eigene lokale Bier) für Nepal das philippinische San Miguel herstellt. Uns war es ehrlichgesagt egal, wir haben es gerne getrunken.

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Anker gelichtet, Kurs gesetzt

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Nach dem Frühstück verladen wir unser Gepäck in den Bus. Knapp vier Stunden dauert die Fahrt von Ninh Binh, der Endstation unserer Radtour in die Halong Bucht, wo wir die nächsten zwei Tage auf unserem eigenen Kreuzfahrtschiffchen die Seele baumeln lassen wollen. Der Regen, der während der Fahrt plötzlich über uns hereinbricht, macht uns erst nicht viel Hoffnung auf gutes Wetter. Die Lage stabilisiert sich aber je näher wir der Bucht kommen und es wird zumindest trocken. Die Strecke ist unspektakulär, viele Industriegebiete, viele Schlaglöcher. Dafür ist die Stimmung im Bus prächtig.

In Halong City angekommen verladen wir unser Gepäck auf einen Tender und schiffen damit auf unseren Ausflugsdampfer ein. Das Schiff macht einen guten und auch seetauglichen Eindruck. Ich glaube verhaltenes Aufatmen aus der Gruppe zu vernehmen. Wirklich ein hübsches Boot: Vorne ein kleiner Steuerraum, dahinter ein Speiseraum, drüber ein Sonnendeck mit Liegen und an den Seiten, über die Rehling erreichbar, unsere Schlafkabinen. Dazu eine fünfköpfige Crew. Kurz nach der Ankunft legen wir ab und setzen Kurs in das Labyrinth der Halong Bucht. Am Sonnendeck, das seinem Namen heute leider nicht gerecht wird, sehen wir die weitläufige Karstlandschaft der Halong Bucht näher kommen. Im Vordergrund der schönen Landschaft fahren die Touristendampfer Richtung Hafen zurück. Mir schwant erst Übles. Vom Hörensagen habe ich gespaltene Erwartungen an die Bucht. Einerseits eine Landschaft wie es sie kein zweites mal gibt, andererseits überlaufen mit Touristen. Aber unsere Befürchtungen bestätigen sich nicht im geringsten. In der Bucht in der wir über Nacht Anker werfen, liegen zwar gute vierzig weitere Schiffe, die Bucht ist aber groß und alles verläuft sich. Statt der halb-talentierten Karaokesängern hören wir nur leise Stimmen von den umliegenden Booten.

Während die Crew in der Kombüse das Abendessen fertig macht, schippern wir auf unserem Tender an einen der Karsthügel heran. Im Inneren des Kegels versteckt sich die „magnificent cave“, die größte Tropfsteinhöhle im Karst der Halong-Bucht. Zurück auf dem Boot bricht schon die Dämmerung ein und es ist Zeit fürs Captains Dinner. Die Crew hat sich alle Mühe gegeben und wir bekommen leckere Meeresfrüchte aufgetischt. Wunderkerzen-Einmarsch war nicht und auch der Captain pennt lieber auf der Brücke statt mit uns zu dinieren, aber egal, das Essen war hervorragend! Nur Günther mäkelt, skeptisch mit einem Stäbschen im Tintenfisch stochernd: „Hätte ich gewusst dass es hier nur Fisch gibt…“ (Vorgriff: Wir schaffen es ihn in den kommenden drei Tagen zum Fischfreund zu bekehren). Es fehlt uns nicht an viel und was fehlt, das finden wir auf den Booten, die den ganzen Abend auf der Suche nach Kundschaft mit Süßkram und Getränken zwischen den Ausflugsschiffen hin und herpaddeln. Zum Beispiel Schokolade. Das Darben hat ein Ende.