Drei-Sterne-Tour

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Unsere Tour der Drei Schluchten ist nicht umsonst auch eine Drei-Sterne-Tour. Neben der Königsetappe gibt es hier nämlich auch noch eine heimliche Königsetappe. Wer von einem der Dreischluchtenstädtchen zum nächsten fahren will und gerade kein Boot zur Verfügung hat, muss über den Berg. Unweigerlich. Die Streckenführung ist aber einfach. Zuerst geht es ganz lange bergauf und dann ganz lange bergab. Zum Ende hin dann wellig. Das klingt einfach und schaut auf dem Höhenprofil recht harmlos aus, kann aber nochmal ganz schön fies werden. Insgesamt macht das gut 80 km mit fast 1700 Höhenmetern. Da unsere Stadtein- und ausfahrten heute ganz besonders tief im chinesischen Straßenlärm und –dreck versinken, wird der Tag nochmal zu einem kleinen Härtetest für Beine und Nerven.
Im welligen Teil der Strecke treffen wir gegen Ende noch auf die Stadt des Weißen Kaisers und machen einen kurzen Abstecher. Ihr Platz befindet sich auf einem Felsen, der mittlerweile von den Fluten des Yangzistausees umspült wird, oft nebelverhangen gewesen sein soll und deshalb wegen seiner mythischen Aura ausgewählt wurde. Davon ist heute nicht allzu viel zu spüren, sondern vielmehr die geballte Wucht des chinesischen Feiertagsverkehrs, der sich über die Uferstraße voranstaut. Heute bestimmen kilometerlange Autoschlangen und rangierende Reisebusse das Bild.

Fengjie hinterlässt einen etwas zwielichtigen Eindruck bei mir. Wir suchen noch ein Restaurant für unser Abendessen und laufen die Hauptstraße herunter, aber erstmal Fehlanzeige. Wir versuchen, uns durchzufragen. Oh ja, man kann uns helfen, gleich um die Ecke soll ein Restaurant sein, das unsere Wünsche erfüllen kann, man wird uns gleich hinbegleiten. Wahrscheinlich gehört das Restaurant der Schwägerin, aber na gut, muss ja nicht schlecht sein. Das Restaurant ist ein bisschen schmuddelig und das ist nicht so gut, also weiter. Schräg gegenüber gibt es einen Einkaufstempel mit einer großen Restaurantreklame, das versuchen wir als nächstes. Es gibt einen Fahrstuhl und ich will erstmal nach oben fahren, um die Lage zu prüfen. Der Fahrstuhl fährt ins Tiefgeschoss und ein Meister im Arbeitskittel fängt an, Mülltonnen in den Aufzug zu wuchten. Wir fahren weiter ins nächste Tiefgeschoss und die Mülltonnen werden wieder ausgeladen. Es sieht aus wie in den Katakomben des Dresdner Hauptbahnhofs, die ich kennenlernen durfte, als ich noch richtig arbeiten musste. Keine gute Erinnerung. Wir fahren zum Glück wieder nach oben. Noch mehr Mülltonnen. Wir erreichen den fünften Stock mit dem Restaurant, ich stolpere über ein paar Müllberge und lande in einem Schnellrestaurant. Es ist zwar ausreichend hell hier, aber das macht es auch nicht besser. Also weiter. Wir laufen noch ein Stück die Straße hinunter und landen an einer großen Brücke. Und endlich – hinter dem Geländer tut sich ein großes Loch auf, angefüllt mit Restaurants. Von unten leuchten die roten Lichter der Restaurantreklamen und Dampfschwaden von Feuertöpfen steigen auf in den Nachthimmel. Das ist nicht nur einfach nur eine Fressgasse, sondern eine regelrechte kleine Fressstadt. Wenn der Höllenfürst immer noch in der Geisterstadt Fengdu weiter oberhalb am Yangzi wohnt, dann könnte ich mir vorstellen, dass er demnächst hierhin umzieht.


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Ruhetag in Lijang

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

Ruhetag in Lijang

Kann man in Lijiang überhaupt einen Ruhetag einlegen? Ja, in der Stunde vor dem Frühstück, wenn die Geschäfte noch geschlossen sind und nur einige Fotografen unterwegs sind. Heute hat uns sogar der Jadedrachen-Schneeberg seine gletscherbedeckten Gipfel gezeigt.

„Die Stadt befriedigt alle Bedürfnisse“, meint Astrid, als wir am Abend bei einem Bier im schönen Innenhof unsere Erlebnisse vergleichen. „Shoppen, Kaffee trinken, Ausgehen und Karaoke am Ballermann von Lijiang, Massage… sogar Kultur ist dabei, namlich das Naxi Orchester von Xuan Ke, das sich in diesem Jahr auf ein einheitliches Erscheinungsbild geeinigt hat.“ Ruhe hat sie am Hausberg von Lijiang gefunden, der „am Hintern der großen Mao-Statue beginnt“ und in einem Rundweg über die Friedhöfe der Stadt führt.

Ich habe mich am Nachmittag mit Kathrin auf einen Kaffe verabredet. In der Altstadt ist es mittlerweile so voll, dass ich nur noch raus möchte. So gehen wir möglichst durch Nebengassen zum südlichen Ende, wo der lokale Markt stattfindet. Hier kann man herrlich stöbern und neben Gewürzen, Tees und allerhand Haushaltsgegenständen die eine oder andere Rarität aus der traditionellen chinesischen Medizin entdecken. Ich suche aber nach Bananen für die morgige Fahrt nach Dali. „Ich habe hier noch drei Pfund süße kleine Banenen und eine handvoll Mandarinchen“, ruft mir eine Verkäuferin zu. „Nimm alles zusammen für 20 Kuai, dann kann ich endlich nach Hause gehen“. Ein guter Deal für beide, und sie packt ihren Stand für heute zusammen.

Am Abend besuchen die meisten der Gruppe das Naxi Orchester von Xuan Ke. Hier spielen uralte Männer auf noch älteren Instrumenten etwas gewöhnungsbedürftige Stücke der Naxi und Traditionelles aus der Tangzeit. Allen hat`s diesmal gefallen. „Na ja, da war noch der Gesang der Frauen“, schmunzelt Robert. Die Stimmlage geht zugegebenermaßen ein Stückchen über die Schmerzgrenze des westlichen Ohrs hinaus. Trotzdem würden wir jedem Lijiangreisenden neben Shopping und Co den Besuch dieser Kulturveranstaltung sehr empfehlen.

Höhenrausch

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke: knapp 70 km, Wetter: bewölkt, später sonnig

Wir sind in Nagarze angekommen und sogar zum Schmutzbier zu kaputt, das will was heißen. Stattdessen ein Becher Kaishui (heißes Wasser) auf dem Zimmer. Der Kampa-La, der erste große Pass auf unserer Tour, hat uns heute fast den ganzen Tag gekostet…der Ort Nagarze und vor allem das Hotel sind kalt, der Wind weht eisig vom Yamdrok-See herüber. Aber man kann heiß Duschen, d.h. wenn man den Trick raus hat.

Aufbruch war früh und nach einer Stunde waren wir am Pass, von da an ging es 20km nur bergauf, 1200 Höhenmeter. Das klingt machbar, aber auf dieser Höhe fordert es das Doppelte an Energie. Hier ist der Luftdruck nur etwa halb so hoch wie auf Meeresspiegel und dementsprechend schwach ist die Sauerstoffzufuhr. Angekommen sind wir schließlich auf 4800m, einige haben sich durchgehechelt, andere sind zwischendurch in den Begleitbus gestiegen, oben der fantastische Blick auf den wunderschönen Yamdrok- See und alle Schmerzen waren vergessen. Am See sind wir dann noch 25km entlang gefahren, dann waren wir durch: die Höhe, der Anstieg, der Wind. Kurz nachdem wir für die letzten 30km ins Fahrzeug gestiegen sind, hat es zu schütten angefangen, gut gemacht.

Jetzt haben wir üppig gespeist und sind wieder hergestellt. Morgen wird auch nicht leicht, wir knacken die 5000m-Marke und wenn alles nach Plan läuft, werden es über 100km.


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Die allererste Biegung des Yangzi

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Tagesausflug zum Dongzhulin-Kloster, warme 27 Grad, Sonne und Wolken

Kurz hinter Benzilan beginnt der Pass. Unerbittlich dreht sich die Straße den Hang hinauf, geschlagene 68 Kilometer lang bis zum finalen Pass auf 4.290 Metern Höhe.
Wir sind sicherlich manchmal ein wenig verrückt, so verrückt allerdings nicht. Ursprünglich war die Idee, entweder im Kloster Dongzhulin, 16 km oberhalb von Benzilan, oder in Shusong, weitere 5 Km weiter, zu übernachten. Das würde dann aus 2.400 Höhenmetern 1.600 machen. Scheiterte aber an der unklaren Übernachtungssituation.

Daher folgenden Strategie: Heute fahren wir zum Dongzhulin, stellen da unsere Räder unter, besichtigen das Kloster und fahren dann mit unseren Begleitfahrzeugen zurück nach Benzilan. Für den morgigen Tag ist dann ein Transfer zum Kloster geplant und von dort radeln wir los.

Gedacht, getan! Die heutige Etappe ist mit 16 Kilometern und 800 Höhenmetern übersichtlich, wir haben Spaß an der Bergfahrt, lassen uns Zeit. Genießen die warme Sonne, die immer wieder durch die Wolken bricht, staunen über den Blick auf den Yangzi, der sich hier durch eine schmale Schlucht mäandert und erreichen gegen Mittag das Kloster. Junge MÖnche haben viel Spaß mit uns und noch viel mehr Spaß mit allem, was nicht fest verschraubt an unseren Rädern ist.
Das Mittagessen besteht aus Obst und Instantnudeln, die Räder sind gut abgestellt und wir machen uns auf, das Kloster zu besichtigen.

Vor acht Jahren stand hier nichts außer einer unscheinbaren Haupthalle, nun ist das Kloster den Hang hinauf gewuchert, die Mönche leben in schicken tradionellen Häusern, die maximal drei Jahre alt sind. Eine Art Mönchsdorf, sogar der Tante-Wang-Landen wird von Mönchen betrieben.

Das Kloster hat tatsächlich ein paar original erhaltene Wandmalereien und Figuren. Wir laufen im Uhrzeigersinn die Stockwerke hinauf, lernen einige Protagonisten des unerschöpflich scheinenden tibetischen Pantheons kennen und finden uns schließlich auf einem wackligen Dach wieder, mit windumtostem, aber unschlagbarem Blick ins Tal.

Auf dem Rückweg laufen wir den neu gebauten, hölzernen Skywalk ins Yangzi-Tal hinaus und erblicken die tatsächlich erste spektakuläre Biegung des Yangzi, der auf weniger als einem Kilometer Luftlinie dreimal in 90-Grad-Kehren die Fließrichtung ändert. Eine ernsthafte Konkurrenz zu Shigu, der nominell „Ersten Biegung des Yangzi“. Aber dazu mehr in einer Woche!
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