Mafan

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

„Mafan“ ist ein chinesischen Wort, das Ärger und Ungelegenheiten in unterschiedlichem Ausmaß bezeichnet. Unser Busfahrer hier in Wuhan scheint ein recht ruhiger, wenn nicht sogar phlegmatischer Zeitgenosse zu sein. Trotzdem habe ich ihn bereits gestern mehrfach was von „mafan“ vor sich hin brabbeln hören. Das Wort heute Morgen innerhalb von zwei Minuten schon wieder aus seinem Mund zu vernehmen, ist ein ganz schlechtes Zeichen. Gestern meinte er noch, der Bahnhof sei ganz in der Nähe und es wäre überhaupt kein Problem dahin zu kommen. Eine Stunde reiche dabei völlig aus. Nach einigem Hin und Her habe ich noch eine Viertelstunde früher herausgehandelt, obwohl man sich in der Regel eigentlich auf die Einschätzungen der Fahrer verlassen kann. Wir sind keine hundert Meter gefahren, als wir plötzlich eingekeilt im Blechgewühl stecken. Ein kleiner Unfall mit Blechschaden hat die Straße so blockiert, dass nur noch PKWs vorbeikommen und zurück geht auch nichts mehr. Zwei überforderte Hilfspolizisten kurz vor dem Ruhestand laufen ziellos um die Unfallstelle und versuchen den unbeeindruckt um sie herumströmenden Verkehr zu lenken. Sämtliche Appelle, doch mal die Straße frei zu machen, sind zwecklos. Schließlich muss ja erst die Polizei kommen, um den Unfall aufzunehmen. Nach einer Viertelstunde schafft es unser Fahrer dann doch noch umzulenken und auf einem Umweg erreichen wir kurz vor Abfahrt des Zuges den Bahnhof.

Während in Wuhan noch die Sonne schien, bewahrheiten sich bei der Zugfahrt langsam die schlechten Wetterprognosen, es wird grau am Himmel und schließlich setzt ein stärker werdender Regen ein. Die südöstlichen Küstenprovinzen einschließlich Shanghai werden derzeit von den Ausläufern eines bzw. sogar mehrerer Taifune heimgesucht. In diesem Fall darf man der Regenvorhersage des chinesischen Wetterbericht wohl ohne Abstriche vertrauen. Genauso ist es auch, aber ein bisschen Glück haben wir doch, denn nach einer späten Ankunft in Shanghai und einem ganz guten Abendessen mit Shanghai-Küche und diversem Meeresgetier machen wir noch einen trockenen Spaziergang über den abendlichen Bund, dessen gegenüberliegende Seite Pudong mit ihren in die Wolken stoßenden Hochhäusern und der allabendlichen Lichtshow einen imposanten Anblick bietet.

Steinwald – ja oder nein

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

Spaziergang im Steinwald und Stadtrundgang in Kunming

Wieder einmal habe ich mich überzeugen lassen, dass sich ein Besuch im Steinwald lohnt. Entstanden vor etwa 270 Millionen Jahren auf dem Grund des Meeres, hat sich der Kalkstein mit der Verschiebung der Kontinentalplatten allmählich gehoben und regt mit seinem dunkelgrauen, hohen, oft zackig geformten Steinsäulen die Fantasie an. Hier ist ein Kamel, dort eine Schildkröte, weiter hinten befinden sich Romeo und Julia auf Chinesisch, man könnte tagelang Geschichten erfinden.

In China gibt es nennenswerte Karstformationen in Guilin/Provinz Guangxi, in Libo/Privinz Guizhou und eben den Steinwald bei Kunming in Yunnan. Im offiziellen Prospekt – der Naigu Steinwald ist Unesco Weltnaturerbe – kann man nachlesen, dass es sich an dieser Stelle vor allem um Dolomitkalk handelt, der wasserresistenter als reiner Kalk sei und nur an wenigen Orten auf der Welt ähnlich geartete Felsformationen gebildet hat. So reiht sich der Naigu Steinwald in die (zumindest laut Henning) bekannten „pinnacle Karste“ Gunung Mulu in Malaysia, Bemaraha in Madagaskar und den Mt Kaijende in Papua Neuguinea ein. Wir wandern gute drei Stunden auf kleinen Wegen durch den Karst und nutzen auch die gesähte Blütenbracht, um das eine oder andere Foto zu machen.

Auf dem Rückweg haben wir unerwarteterweise nicht im Stau gestanden und noch genügend Zeit, um den nahen Yuantong-Tempel, die Altstadt und sämtliche Märkte und Fußgängerzonen Kunmings zu erkunden. Morgen müssen wir in aller Frühe aufbrechen, dann geht es nach Shanghai, der Stadt der Superlative.

Strom gibt es Strom abwärts!

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Den Mekong flußabwärts und dann ein giftiger Schlußanstieg. 138 km. Wetter verbesserungswürdig

Eigentlich wäre das Mekongtal idyllisch! An beiden Ufern grüne Hügel, die in hohe Berge übergehen. Mal tibetische Dörfer, mal Dörfer der Naxi und dazwischen ein paar hanchinesische Straßendörfer, die sich, wenn auch modern, ganz nett in die Landschaft fügen.
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Renhainaji

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Ein beschaulicher Tag in der Stadt Xigaze, bevor es wieder auf die Piste geht und wir uns den Widrigkeiten auf dem Weg zum Mahalangur Himal stellen, wo dann die sehr hohen Berge auf uns warten. Xigaze ist die zweitgrößte Stadt der Provinz Tibet und wächst: die gestrige Einfahrt führte durch endlose Baustellen, die Verlängerung der Tibet-Bahn von Lhasa aus ist mittlerweile fast abgeschlossen. Man könnte also bald von Peking direkt nach Xigaze durchfahren, in etwa 50 Stunden. Und von hier aus wird die Trasse weiter in Richtung indischer Grenze verlegt werden, vielleicht sogar den Friendship Highway entlang nach Nepal. Nepal selber hat etwa 20 Bahnkilometer zu bieten, ganz im Süden des Landes.

Wir waren in Tashilunpo, dem großen Kloster der Stadt und offizieller Sitz des Panchen Lama, dessen chinatreue Version sich allerdings lieber in Peking aufhält (die andere, „eigentliche“ Inkarnation ist seit über 20 Jahren samt Familie verschwunden). Wieder mal eine mächtige Anlage, der Vibe kam diesmal aber nicht so gut rüber…die Mönche schienen vor allem mit Geldzählen beschäftigt und eher genervt von den Pilgern, wohlgenährt und ständig am Telefonieren, die ganze Sache hat einen ziemlich geschäft- smäßigen Eindruck gemacht.

Nach einem ausführlichen Stadtbummel war ich mit Lhaba und Reinhard dann noch im Militärkrankenhaus, das Volkskrankenhaus hat während der Feiertage nur vormittags auf. Reinhard hat Atem- und Schlafprobleme, er hält sich tapfer und würde nie jammern, aber ein paar Nächte fast ohne Schlaf zermürben noch jeden. Also wollten wir das checken lassen, bevor es in die Pampa geht…wir sind mit ein paar Medikamenten von dannen gezogen und der kurze Besuch war glaube ich sogar für Reinhard amüsant. Wie immer standen andere Patienten hochinteressiert um ihn herum, wie immer wurde man hin- und hergeschickt und besondere Freude löste bei allen Beteiligten sein Name aus, den Lhaba bei der Anmeldung aus dem Stegreif ins Chinesische übersetzt hatte: „Renhainaji, das ist doch kein Name. Was ist denn das für ein Name?“