Flussabwärts

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Heute vertauschen wir unsere Räder mal mit dem Boot bzw. wir nehmen sie mit darauf. Damit wir uns die Felswände zu beiden Seiten auch mal in Ruhe ansehen können, ohne gleich in den Straßengraben zu fahren, nehmen wir heute das Boot und fahren durch die drei kleinen Schluchten bis runter zum Yangzi. Kurz hinter Wuxi schaut es häufig recht dünn aus unter dem Kiel. Der Wasserstand ist ziemlich niedrig und manchmal schrammt der Bootsboden über die Steine. Bald erreichen wir aber schon die Stelle, an der der Rückstau des Dreischluchtenstausees spürbar wird. Hier wird der Fluss breiter, das Wasser ruhiger und der Dreck sichtbarer.
Heute ist Nationalfeiertag (der chinesische) und da wir uns als anständige Gäste erweisen wollen, feiern wir denselben auf unserem Boot mit einer Flasche trockenen Rotem aus den bekanntesten chinesischen Weinanabaugebieten. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei, aber das macht nichts, denn bei dem Anstieg zu unserem Hotel in Wushan, den wir dann schon wieder auf dem Rad zurücklegen müssen, schwitzt man das alles ganz schnell wieder aus.

Am Nachmittag bleibt uns noch etwas Zeit für eine kleine Stadterkundung und wir schlendern die steilen Hänge auf und ab. Wushan ist eine Stadt, die zunächst der Flutung des Stausees zum Opfer gefallen ist und dann später einfach weiter oben am Hang wieder aufgebaut wurde. An der Straße gibt es gebackene Süßkartoffeln und wir möchten eine probieren. Unser Versuch die weiche Kartoffel möglichst gleichmäßig unter mehreren Leuten aufzuteilen, erregt größeres Aufsehen und führt zu einigen Fehlinterpretationen: Guck mal die Ausländer haben eine Kartoffel gekauft, und wissen nicht, wie sie sie essen sollen. Es muss ihnen jemand helfen… Eine junge Frau bemüht sich rührend um uns, aber wir sind gerade ziemlich beratungsresistent und am Ende schenken wir ihr die Kartoffel und verabschieden uns einfach. Ob das nun unbedingt zum gegenseitigen Verständnis beigetragen hat, lassen wir mal dahingestellt. Unser Versuch einen Kaffee zu trinken, endet schließlich in einem Zockerparadies, wo wir uns mit halbautomatischen Majiang-Tischen anlegen. Das mit den Einsätzen haben wir zwar schon richtig verstanden, aber was die weitere Umsetzung anbelangt hat der Reiseleiter mal wieder eindeutig versagt, wie man den Fotos entnehmen kann.

Avalokiteshvara

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke, ca. 68km, Wetter äußerst wechselhaft

Zum hundertstenmal, lieber Reinhard: A-va-lo-ki-te-shvara. Der wichtigste Boddhisattva Tibets, mit vielen Armen und vielen Köpfen. Aber keine Vorwürfe, diese ganzen tibetischen Figuren und Klostergeschichten kann man sich kaum merken, wir werden es trotzdem weiter durchnehmen.

Heute waren wir in Drepung, einem der großen Klöster Lhasas, das war wieder ganz toll aber am bemerkenswertesten war trotzdem der Weg dorthin. Wir haben morgens unsere Räder gesattelt und sind pünktlich losgekommen, durch Lhasa durch, an den begeisterten Massen vor dem Potala vorbei (Fahnenzeremonie, chinesischer Nationalfeiertag), an Soldaten im Gleichschritt vorbei und dann in Richtung Drepung abgebogen. Es ging ein paar Kilometer steil bergauf, das hat uns schwer zurückgeworfen. Aber morgen wird es in viel größere Höhen gehen, deshalb gutes Training.

Das Wetter war launisch, zunächst hat es geschüttet, dann hat herrliche Sonne die Berge rund um das Yarlung Tsampo-Tal beschienen und dann hat es sich noch einmal zugezogen und wurde windig und kühl. Angekommen sind wir trotzdem gut in dem kleinen Kaff Chusul, eigentlich für Ausländer gesperrt aber irgendwelche Wege finden sich ja immer. Auch wenn das heißt, dass wir jetzt in einer etwas versifften Trucker-Herberge schlafen. Auf die chinesischen Restaurantbetreiber, die es noch an die seltsamsten Orte verschlägt, kann man sich aber verlassen, wie auch hier: Abendessen war gut, jetzt ab in die Koje.

Schwer zu glauben, ich liege hier mit unseren beiden Fahrern Tashi und Tawa und Lahba dem Guide im Vierbettzimmer, der Kleine vom Hotel kommt zur Tür rein und verkündet die neue WIFI-Verbindung, man ist wirklich nirgends mehr sicher.


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Erstmal zum Yangzi

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Auf und ab von Zhongdian nach Benzilan, schönes Radfahrwetter bei durchschnittlich 20 Grad
Obwohl uns allen die Höhenluft gut bekommen ist, sind wir erst einmal froh, heute die 3.000-Meter-Marke wieder von unten anzuschauen.

Ein letztes Mal fahren wir durch die tibetischen Häuserfassaden von Zhongdian/Shangri-la, biegen dann an einer staubigen Kreuzung nach links ab und sind auf dem Weg. Vor acht Jahren, als Andreas und ich die Erkundung gemacht haben, die es dann in die ersten Kapitel des Buches „Ein Bus namens Wanda“ gebracht hat, war die Straße nach Benzilan eine brüchige Landstraße mit kaum Verkehr. Heute zieht sich eine gut ausgebaute Schnellstraße von Zhongdian nach Benzilan, der wir erst einmal folgen. Glücklicherweise hält sich der Verkehr weiterhin in Grenzen, nur ab und zu donnert ein Lastwagen auf dem Weg nach Tibet an uns vorbei.

Die erste Höhe ist nach gut 20 km überwunden, dann geht es eine Weile bergab und wir haben die Qual der Wahl: Bequem aber langweilig auf der neuen oder ein weiterer Pass auf der alten, weitaus interessanteren Straße. 15 km und 300 Höhenmeter mehr. Die Entscheidung fällt eindeutig aus: Wir fahren auf der alten Straße in Richtung Yangzi. Da der Ort Nixi, warum auch immer, netterweise auf die Passhöhe verschoben wurde, finden wir sogar eine ausgezeichnete Garküche genau zur Mittagszeit und laben uns an Nudelsuppen und Kaltgetränken.

Dann geht es im Schuß bergab, tibetische Häuser saußen an uns vorbei, allesamt neu gebaut. Zwischendrin stehen die blauen Behelfszelte für Opfer des Erdbebens vor einem Monat, dessen Zentrum Balagezong war, eigentlich unser heutiges Ziel. Da von dem Hotel in Balagezong nicht mehr viel übrig ist, fahren wir direkt nach Benzilan und sind gegen 16:30 Uhr am Ziel. Das Benzilan Hotel, eine blumengeschmückte Oase zwischen Baustellen und Notunterkünften. Etwas skurill, aber auch gut zu sehen, dass die erdbebenopfer gut versorgt sind. Kurz vor Benzilan wurden mehrere Reihenhaussiedlung für die Erdbebenopfer gebaut, einige fast fertig, einen guter Monat nach der Katastrophe.

Den Tag beschließt eine warme Dusche und ein lauschiges Abendessen bei immerhin 22 Grad abends um 20:00 Uhr. Der letzte Eindruck ist der Blick aud den familieneigenen Weinberg.
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