And now ladies and gentlemen, please go this way!

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Suzhou. Erstes Testradeln bei perfekten Bedingungen.

Mit dem chinesischen Schnellzug ging es mit knapp 300 km/h nach Suzhou. Kaum kam der Zug auf seine Höchstgeschwindigkeit musste auch bald schon wieder gebremst werden. Auch ganz schöne Laufruhe für die Geschwindigkeit. Ein Hoch auf die Deutsch-Chinesische Joint-Ventures! Auf jeden Fall waren wir in sage und schreibe 25 Minuten da…

Ich bin immer wieder erstaunt über das hiesige Bahnhofsystem. Im Grunde genommen funktioniert es wie im Flughafen nur schneller und effizienter. Es gibt Warteräume speziell für die einzelnen Gleise; ohne Ticket kommt man gar nicht aufs Bahnhofsgelände; Das Gate bleibt nur kurz geöffnet um ein möglichst zügiges und reibungsfreies Ein- und Ausssteigen zu ermöglichen. China gibt sich wirklich mühe die Massen, die täglich im ganze Lande unterwegs sind unter Kontrolle zu bekommen. So langsam funktioniert hier alles und es wirkt alles so wahnsinnig geregelt. Wie schnell die Zeit vergeht…

In Suzhou angekommen stecken wir erstmal im Stau und der Fahrstil unseres Busfahrers lässt einige von uns doch zweifeln, ob es wirklich eine gute Idee ist hier Fahrrad zu fahren. Im Hotel ließ man uns leider noch nicht einchecken, da es ja doch noch recht früh am morgen war. Also bleib uns nichts weiter als unsere Räder schon mal zu holen. Sonst ist man in Suzhou ja doch ein wenig verkehrsunfähig. Die Busse steckten im Morgenstau und die einzige U-Bahn-Linie, die schon fertig ist hilft uns nicht wirklich weiter. Somit waren wir gezwungen den beschwerlichen langen Weg per pedes zurückzulegen. Bei 15 Leuten kann es natürlich ein wenig dauern, bis alle mehr oder weniger zufrieden waren mit dem Ergebnis. So schraubten wir bis zum Mittagessen und probten dann erstmal unsere Gäule mit einer kleinen Spritztour zurück zum Hotel und checkten endlich ein.

Am späten Nachmittag war die Überlegung noch einen Garten zu besichtigen. Die Sonne geht hier allerdings schon recht früh unter und somit gaben wir uns zufrieden mit einem kleinen Spaziergang an der Pingjiang Lu, eine kleinen Straße entlang eines Kanals in der Suzhouer Altstadt. In den meisten China-Werbe-Prospekten ist eigentlich immer ein Bild von Suzhou mit dabei. Denn hier gibt es sie noch. Das Bild Chinas, wie sie sich unserer einer das Land vorstellt, wenn man es nur aus TUI-Reiseprospekten kennt.

Unser Abendmahl nahmen wir an einem riesigen runden Tisch, an dem endlich mal alle 15 Platz fanden. Somit konnte ich auch endlich mal querbeet 15 verschiedene Gerichte bestellen, die alle auf die Lazy-Susan in der Mitte kamen. Geschmeckt hat dabei fast alles. Außer das Bier, dass mit 1,6% Alkohol schon fast als Alkoholfrei durchgeht. Da hat selbst ein Jever-Fun mehr Geschmack.

Da das Kulturprogramm heute ins Wasser fiel gingen wir zum Abschluss noch in den Garten des Meisters der Netze. Manche sagen sein Erbauer hätte nach seiner Zeit als Beamte seinen Rentenalltag als Hobby-Fischer genutzt, da er jene Leben sehr romantisierte. Der Grund für unseren abendlichen Besuch dieses Gartens waren die musikalischen Vorführungen und kurzen Theaterstücke in den verschiedenen Bereichen des Gartens. Man wurde von einer Moderatorin durch den Garten geführt zu den jeweiligen Stationen. Ein recht interessantes Wanderkonzert könnte man sagen. Hängen geblieben ist vor allem die Ansage: „And now ladies and gentlemen, please go this way!“.

Kneipkur zur Teekultur

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Wasserkur von Pu’er nach Chaboyuan, 30 km, kupiertes Gelände

Was wie ein Reisetitel bei den Kollegen von One World klingt, ist leider bittere Wahrheit. Mein Blog-Schlusssatz von gestern hat sich erfüllt. Nein, nicht ganz: Der Regen war kalt, nicht warm. Erstaunlich, dass die Gruppenstimmung weiterhin gut ist. Fünf Regentage am Stück in der Trockenszeit sind schon extrem, selbst wenn man, wie ich nach der Yangzi-Radtour 2010 als Regenmacher verschrien ist.
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Social Crimes

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Siehe Bild Nr. 1, leider bei 6h Busfahrt (für 120km) unumgänglich, ebenso beim Radfahren. Der Ruf „Social Crime“ hallte durch den Bus und schon wurde gehalten. Beschränkt sich glücklicherweise meistens auf Nummer Eins, wir fühlen uns jetzt trotzdem schuldig, aber schön, dass Nepal keine anderen Probleme hat! Die Menschen hier scheinen glücklich und zufrieden, für uns erscheint ihr Leben ziemlich chaotisch aber irgendwie können wir sie trotzdem verstehen. Die Siebentausender des Langtang waren heute im Norden gut zu sehen, was im versmogten und verstaubten Kathmandu-Tal eher die Ausnahme ist. Früher waren sie wohl immer sichtbar, vielleicht hilft ja jetzt die Anti-Defecation-Kampagne.

Heute die erste kurze Radetappe mit viel Vorlauf: wir haben Kathmandu verlassen und sind hoch an die tibetische Grenze geholpert, dort sind wir auf die Räder gestiegen und die kurze Strecke zum Last Resort wieder zurückgefahren. Dieter hat die erste Panne der Tour zu verantworten, Mantel durchgeschlagen, war wahrscheinlich keine Absicht…jetzt sitzen wir im dichten Grün und trinken und speisen, alles Bestens.

P.S. Xiuchen: alles Liebe zum Geburtstag, schön dass Du in Berlin bist!

Gegen die Uhr

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Heute verlassen wir am Grenzübergang Hekou China und betreten in Lao Cai vietnamesischen Boden. Da die Strecke von Manhao nach Hekou nicht mit dem Rad befahrbar ist, greifen wir auf einen Bustransfer zurück. Danach erwartet uns die Bergankunft in Sapa. Das Wetter ist mal wieder wie es nun mal ist.

Es ist Freitag. Vier Tage sind unsere Einreise nach Vietnam und unsere Auffahrt nach Sapa nun her. Nach dem Abendessen sitzen Günther, Dietmar, unser vietnamesischer Guide Duong und ich noch eine Weile zusammen. Das Gespräch dreht sich lange um die Bergankunft am Dienstag: „NICHT EINEN METER ZUM AUSRUHEN!“, „SCHWERER ALS ALP D´HUEZ!“, aber: „WIR HÄTTEN ES ALLE GESCHAFFT!“. Radfahrergarn hin oder her, dieser Anstieg ist der fiese Möpp unter allen Bergetappen unserer Tour: auf 27 Kilometer windet sich die Strecke den Berg hinauf bis nach Sapa, dem ehemaligen Luftkurort der französischen Kolonialmacht. Stellenweise Steigungen von mindestens fünfzehn, wenn nicht zwanzig Prozent. Trotzdem, jeder in dieser Gruppe hätte es geschafft. Nur: wir hatten keine Zeit!

Am Dienstag Morgen um acht Uhr treffen wir uns zum Frühstück. Für die Aus- und Einreiseformalitäten schätzt Manager Wang, benötigen wir am Mittag nur eine Stunde. Genug Zeit also, um nach dem Frühstück noch seinen botanischen Garten anzuschauen. Gesagt, getan. Herr Wang führt uns mit Leidenschaft und Detailkenntnis durch die Anlage. Mit jedem Blick auf die Uhr werden wir aber ungeduldiger. Wir wollen lieber etwas großzügiger für die Grenzüberquerung kalkulieren. Alle möchten sich am Nachmittag an der Auffahrt nach Sapa versuchen.

Endlich sitzen wir dann im Bus Richtung Hekou. Dort angekommen heißt es erstmal Geld ziehen, Tee kaufen und eine Post suchen. Dann erst, schon jetzt weit hinter unserem Zeitplan, machen wir uns auf den Weg zum Grenzübergang. Die Ausreise aus China funktioniert problemlos. „Das geht ja viel schneller als wir dachten“ sage ich zu Christine, während wir den Grenzfluss in Richtung der vietnamesischen Grenzstation überqueren. Die Rechnung haben wir aber ohne die vietnamesische Grenzkontrollsoftware gemacht. Nachdem der (einzige) Grenzbeamte Günther und Dietmar durchgewunken hat, gibt es ein Computerproblem. Beschäftigt mit der Kontrolle von Durchgangsberechtigungen, hat der Beamte kaum Zeit sich um unsere Pässe zu kümmern. Zwei Stunden dauert es, bis wir schließlich einreisen können.

Auf der anderen Seite nimmt uns Duong in Empfang und wir verladen unser Gepäck in das Begleitfahrzeug, das uns den Rest der Tour begleiten wird. Duong macht uns wenig Hoffnung Sapa noch mit dem Rad erreichen zu können. Vier Stunden brauchen gute Fahrer von der Grenze bis nach Sapa. Durch unsere Trödelei am Vormittag und die Komplikationen bei der Einreise ist es schon nach zwei Uhr. Eine Ankunft bei Tageslicht scheint nicht mehr möglich. Wir sollen aber versuchen so weit zu kommen wie möglich, ermutigt uns Duong. Er verspricht wenn nötig die Reste unserer Gruppe mit dem Begleitfahrzeug einzusammeln.

Ausgestattet mit dem Luxus eines Begleitwagens und angefixt durch Duong, geben wir die Jagd auf Sapa also frei. Einzeln oder in Zweiergrüppchen kämpfen wir uns Höhenmeter um Höhenmeter nach oben. Dieser Anstieg hat es in sich: es gibt kaum flache Passagen, je weiter wir nach oben kommen desto kälter wird es, bald schon stecken wir wieder im tiefen Nebel und es nieselt, langsam aber unaufhaltsam wird es dunkler, die Beine brennen, das Sitzfleisch schmerzt. Irgendwo, alleine in der Steigung vermisst Dittmar seine Jacke, die schon mit dem Gepäck im warmen Hotel liegt. Etwas weiter unten reißt Udo die Kette, zum Glück in einem Dorf, wenige Meter vor einer Mopedwerkstatt. Für die Umgebung, sofern man etwas sieht, haben wir heute kaum ein Auge. Alle haben sich das Ziel, Sapa, in den Kopf gesetzt. Am Ende fehlt nicht mehr viel. Das Ortsschild, knapp vier Kilometer vor dem Hotel, erreichen Einige. Irgendwann wird es dann so dunkel, dass auch Dittmar die Segel streicht, als Duong das zweite Mal mit dem Begleitfahrzeug und dem Rest der Bande auf der Ladefläche vorbeigefahren kommt.