Mediterran mit Gegenwind

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

86,8 Kilometer von Chengjiang nach Tonghai. Gefühlte 120 Kilometer. Sonnig und warm. Trotzdem schlechtes Wetter.

Wind ist ja meistens ein ganz nettes meteorologisches Phänomen. Zum Beispiel wenn er bei höheren Temperaturen um die Nase streicht und dadurch die Hitze erträglich macht. Oder wenn man einen Drachen steigen lassen will. Oder wenn man an der Küste steht und sich so richtig nach vorne beugen kann ohne umzufallen, weil der starke Luftzug stützt.

Wind kann aber auch richtig fies sein. Zum Beispiel wenn man auf dem Fahrrad sitzt und genau in die Richtung fährt, aus der er kommt. Dann wird Wind zum unsichtbaren Feind. Holpriger Untergrund, Berganstiege, alles kein Thema! Da sehe ich genau, was meine zügige Weiterfahrt bremst. Gegenwind hingegen ist einfach nur ätzend. Flache Straße mit bestem Belag, und trotzdem muss man strampeln wie blöde? Das geht eigentlich gar nicht!

Wir hatten heute viel Gegenwind. Ach was sage ich da, wir hatten heute nur Gegenwind! Trotzdem war es eine sehr schöne Etappe auf den Rädern. Unsere erste, übrigens. Und sehr abwechslungsreich noch dazu.

Zunächst am Ufer des Fuxian Sees entlang. Da kommt teilweise richtiges Mittelmeer-Feeling auf! Links eine riesige Bettenburg, teilweise noch im Bau, rechts dümpelt eine Armada von Tretbooten vor sich hin. Touris haben wir kaum gesehen, aber im Sommer muss hier die Hölle los sein. Was es leider kaum gibt sind Sandstrände. Aber die meisten Chinesen sind ohnehin nicht die großen Wasserratten.

Vom Ufer des Fuxian Sees dann fast Nahtlos zum Ufer des Xingyun Sees gewechselt. War der Straßenbelag bisher gut bis hervorragend mussten wir nun mit viel Schotter und vielen Schlaglöchern Vorlieb nehmen. Und Gegenwind, hatte ich den schon erwähnt?

Schotter, Schlaglöcher und Feldwege mündeten in eine Staubstelle (das ist das chinesische Wort für Baustelle). Aber die endete für uns zum Glück schon nach zwei Kilometer, dann bogen wir links in eine Nebenstraße ab. Welche direkt nach Nagu führte.

Den Geheimtipp mit Nagu hatte ich von Andreas bekommen. Ein Örtchen, welches überwiegend von Moslems bewohnt ist. Viele Frauen mit Kopftuch. Dementsprechend ist auch die Infrastruktur, die Restaurants bieten kein Schweinefleisch an und es gibt mehrere Moscheen im Ort. Eine davon haben wir uns näher angesehen. Äußerlich recht unscheinbar bzw. mit moderner Architektur, aber auf dem weiträumigen Gelände ist dann ein Gebäude zu finden, welches von der Architektur her eher einem Tempel des chinesischen Buddhismus ähnelt. Also mit geschwungenen Dächern und so. Aber die Wandmalereinen und die vielen Gebetsteppiche in der großen Halle ließen kein Zweifel zu: Hier handelt es sich um ein islamisches Gotteshaus. Das wurde uns auch von einem jungen Koranlehrer bestätigt, der uns im passablen Englisch ansprach.

Bis Tonghai waren es dann nur noch 15 Kilometer. Die wurden rasch zurück gelegt. So es der Gegenwind denn erlaubte.

Kamerakinder: Immer noch Sandra und Heiko.

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Den Wald vor lauter Steinen nicht sehen

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

Transfer von Kunming nach Chengjiang. Zwischenstopp am Steinwald. 185 Kilometer auf vier Rädern, 7 Kilometer auf zwei Rädern und 5 Kilometer auf zwei Beinen.

Wußten Sie schon, dass das Wort Karst aus dem Deutschen stammt und von einem tschechischen Geologen geprägt wurde? So jedenfalls stand es auf einer Schautafel im Steinwald, rund 65 Kilometer südöstlich von Kunming. Diese bizarren Felsformationen, schon längst ins UNESCO Weltnaturerbe aufgenommen, sind eine der touristischen Hauptattraktionen der Provinz Yunnan, wenn nicht von ganz China. Entstanden sind sie vor rund 4,6 Milliarden Jahren (+/- drei Jahre), wie einer weitere Schautafel erläutert.

So hat sich die ganze Sache damals abgespielt: Die Erde war seinerzeit an dieser Stelle noch mit Meer bedeckt. Der Grund des Meeres bestand aus Gestein. Im Laufe der Jahre legten sich Sedimente auf dem Meeresboden ab, was dazu führte, dass das Gestein durch das auf ihm lastende Gewicht brach und Risse bekam. Als sich das Meer langsam zurück zog floss Wasser durch die Risse und schmirgelte Teile des Gesteins ab. Zurück blieben die Felsnadeln, welche teilweise bis zu 25 Meter aufragen und heute noch zu bestaunen sind.

Aha.

Aber was ich bei der ganzen Sache nicht verstanden habe: Warum gibt es diesen Wald aus Steinen nur in China, in Yunnan? Warum nicht anderswo auch? Karst gibt es in vielen Teilen dieser Welt, zum Beispiel in der Halong-Bucht in Vietnam, die ja auch noch auf dem Programm unserer Reise steht. Aber nirgends sonst findet man findet man solche Steinfomationen. Vielleicht stand das ja auf einer anderen Schautafel, die wir einfach übersehen haben.

Heute waren wir also im berühmten Steinwald. Das war aber nur eine willkommene Zwischenstation auf unserem Weg nach Chengjiang. Diesen Weg haben wir mit dem Bus zurück gelegt. Wir hätten auch mit den Fahrrädern nach Chengjiang radeln können, aber dann hätten wir uns auf hässlichen Ausfallstraßen aus dem dichten Großstadtverkehr von Kunming quälen müssen und der Steinwald liegt nicht wirklich auf dem direkten Weg nach Chengjiang. Heute also nochmal ein Transfer.

Trotzdem keine Ruhetag für die Fahrräder, denn nach der Ankunft im Hotel, welches direkt am Fuxian See liegt, haben wir am späten Nachmittag noch eine kleine Runde am See entlang gedreht. Das war richtig nett. Mit über 150 Meter ist der Fuxian See der tiefste See Chinas. Aus diesem Grund soll das chinesische Militär hier U-Boot.-Technik testen. Diese Informationen habe ich aber nicht von einer weiteren Schautafel, sondern von einem Amerikaner, den wir auf einem unserer Abstecher zum Ufer getroffen haben. Ich war sehr überrascht hier überhaupt eine Langnase anzutreffen. Dazu noch eine, die ansässig ist. Laut seiner Aussage lebt er schon seit mehreren Jahren am Fuxian See.

Abendessen in einem der zahlreichen Fischrestaurants in der Nähe des Hotels. Den Fisch durften wir direkt aus dem großen Aquarium des Restaurants aussuchen. Er soll ganz gut geschmeckt haben.

Kamerakinder: Sandra und Heiko.

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Einmal und nie wieder

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

Kreuz und Quer durch Kunming

Bei uns finden Sie keine Reisen von der Stange. So steht es in unserem Tourenprogramm. Wie wahr, wie wahr!

Ich hatte ja bereits geschrieben, dass ich diese Tour das erste mal fahre. Zur Vorbereitung hatte ich mir angesehen, wie die Reiseleiter der letzten Jahre den heutigen Tag gestaltet hatten. Und siehe da, jeder anders! Kein Programm glich dem anderen. Was daran liegt, dass wir bei China By Bike keine festen Tagesabläufe vorgeben. Also nicht 8:15 Uhr Frühstücken, 9:30 Uhr Abfahrt, 9:55 Uhr Besichtigung des XYZ-Tempels (eine Stunde und 25 Minuten)…. Wir geben ein paar Tipps und Vorschläge an die Reiseleiter weiter, aber was sie davon beherzigen und umsetzen ist ihrem Geschmack überlassen. Und natürlich dem der Gruppe! Gerne gehen wir immer wieder auf Sonderwünsche ein, wenn Teilnehmer Interesse zu einem bestimmten Thema signalisieren.

Schon allein deshalb ist jede einzelne Reise ein Unikat. Wir hatten durchaus schon Teilnehmer, die die gleiche Reise ein paar Jahre später nochmal gebucht haben, eben weil ihnen bekannt war, dass bei uns keine Tour gleich abläuft. Eben einmal und nie wieder.

Und was haben wir heute so getrieben? Der Tag begann mit einem südchinesischem Frühstück, nämlich einer Schale Reisnudeln. Warum auch nicht, es muss ja nicht immer Nutella sein. Um neun Uhr saßen wir auf den Rädern und stützen uns in den wuseligen Kunminger Großstadtverkehr. Wir wuselten mit. Erste Station zwei Pagoden. Eigentlich hatte ich danach schon das Mittagessen vorgesehen, aber dafür war es noch viel zu früh. In der Gruppe kam spontan der Wunsch auf, ein der typisch chinesischen Cafés zu besuchen, der Jetlag steckte manchen noch in den Knochen. Ein Café ward auch schnell gefunden und getrunken.

Noch immer zu früh für die Mittagsmahlzeit dehnte ich die Radrunde um ein paar Häuserblocks und Hauptstraßen aus. Dann aber endlich Essen. Schon wieder Reisnudeln. Diesmal die besonderen, die mit der Gerichte-Geschichte.

Weiter auf zwei Rädern zum Yuantong Tempel. Hier muss ich zugeben, dass dieser ein fester Bestandteil aller unserer Kunming-Besuche ist. Klar, wenn man schon mal in der Stadt ist sollte man sich diese schöne Anlage auch unbedingt ansehen.

Der Cuihu Park ist eigentlich auch immer dabei. Dort waren wir dann am Nachmittag. Radlos, denn Fahrräder sind in der Anlage nicht erlaubt. Unser primäres Ziel war auch eher ein traditionelles chinesisches Café in der Mitte der Anlage. Der Kaffee dort war –äh- dünn. Davon schwer enttäuscht trennten sich unsere Wege, wir trafen uns erst zwei Stunden später wieder zu einem opulenten Abendessen gleich neben unserem Hotel.

Eines steht jetzt schon fest: Meine nächste Runde durch Kunming wird garantiert anders verlaufen.

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Der Frühling ist da!

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

Ankunft in Kunming

Natürlich nicht bei euch im kalten Deutschland, ihr müsst euch noch etwas gedulden. Aber wir sind im Frühling angekommen, Tagestemperaturen bis 24 Grad und Sonne satt.

Wir, das sind Christiane, Heiko, Sandra, Ulrich, Ulrike und ich. Angekommen sind wir in Kunming, Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Yunnan. Deren Spitzname, nämlich Frühlingsstadt, machte sie heute alle Ehre.

Wir wollen noch weiter nach Süden, bis nach Hanoi. Die Tour heißt Tal des Roten Flusses und ich kann jetzt schon verraten, dass wir nicht viel vom Roten Fluss sehen werden. Aber egal, auch links und rechts davon soll es sehr schön sein. Habe ich mir sagen lassen. Denn genau wie meine Mitreisenden bin ich diese Tour noch nie gefahren, war vorher auch noch nicht in Vietnam. Es wird also für alle ein ganz neues Erlebnis, auf welches ich mich schon sehr freue.

Heute also Ankunft in Kunming. Nicht für mich, ich bin schon seit Donnerstag hier. Meine Mitreisenden hole ich am Flughafen ab, Fahrt ins Hotel, kurz verschnaufen und ab in Gewühl. Einmal über den Blumen- und Vogelmarkt, der inzwischen um etliche Haustiere erweitert wurde, die Fußgängerzone hoch und wieder runter und schon ist es Zeit für das erste Abendessen. Das haben wir in einer kleinen Perle Kunmings zu uns genommen, einem uralten Innenhofgebäude mitten in der inzwischen sehr modernen Innenstadt.

Wir haben übrigens draußen im Hof gegessen. Ist ja schön warm hier 😉

Kamerakinder: Sandra und Heiko.