You say hello and I say goodbye

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

48 bergige Kilometer nach Nghia Lo, dann langer Transfer nach Hoa Binh. Überwiegend bedeckt, aber warm und mit Spuren von Sonne.

Auch in Vietnam haben die Kinder am Samstag und Sonntag schulfrei und dürfen dafür zum Beispiel auf dem Acker der Eltern helfen. Außerdem hat man dann noch mehr Gelegenheit auf Fahrrädern vorbeiflitzende Ausländer zu begrüßen. Und zwar mit einem anständigen Hello. Mit Variationen. Gehört haben wir auch schon Hallo, Helo, Helau, oder ein französisches ‘Elooo! Dazu wird meist gewunken. Anfangs habe ich noch kräftig zurück gewunken, das aber später eingestellt, denn ich befürchtete eine Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk zu bekommen.

Heute ist Samstag, also wurden wir heute ganz besonders oft von den Kids mit Hello begrüßt. Interessanter Weise hat das Wort auch allgemein bereits Einzug in die vietnamesische Sprache gefunden, am Telefon meldet man sich zum Beispiel damit. Davon abgesehen gibt es im Vietnamesischen kaum einen Laut, der uns auch nur entfernt bekannt vorkommt. Um als Nichtmuttersprachler eine halbwegs vernünftige Aussprache hinzubekommen ist bestimmt vorher eine Operation in der Mundhöhle und vor allem der Zunge notwendig. Diese muss man mindestens drei Mal um die eigene Achse drehen können, um Vietnamesisch halbwegs verständlich aussprechen zu können. Außerdem haben die Vietnamesen es geschafft, auch während des Einatmens zu sprechen.

Die vietnamesische Schrift hingegen ist extrem einfach, denn sie verwendet lateinische Buchstaben. Und die kann bekanntlich jedes Kind. Zu verdanken haben das die Vietnamesen portugiesischen und französischen Missionaren, die im 16. Jahrhundert ins Land kamen. Zuvor hatten die Vietnamesen keine eigene Schrift, sondern bedienten sich, wie so viele Länder Asiens auch, der chinesischen Schriftzeichen. Besagte Missionare, welche teilweise eine sehr gute linguistische Ausbildung hatten, entwickelten also die erste eigenständige vietnamesische Schrift auf Grundlage der lateinischen Buchstaben.

Man beachte das auf Grundlage! Denn ganz so leicht lassen sich die bereits weiter oben angesprochenen (oder angeschriebenen?) komplexen Laute der vietnamesischen Sprache dann doch nicht in die mageren 26 Buchstaben unseres Alphabets zwängen. Also haben die Missionare den Vokalen noch Klingelchen, Schnörkelchen und Häkchen beigefügt. Wie sie so dachten, dass es passen könnte. Das Ergebnis: Eine Schrift, die zwar dank der uns bekannten Buchstaben einfach aussieht, aber dennoch in der Aussprache komplett neu erlernt werden muss. Und wenn dann ein „D“ wie ein „S“ ausgesprochen werden muss (aus Duong wird folglich ein Suong), dann zweifel ich doch ein wenig an der linguistischen Ausbildung der ollen Missionare.

Heute waren nicht nur viele Kinder an den Straßenrändern, auch die Etappe war ein Kinderspiel. Nur kurz, knapp 50 Kilometer mit mehr runter als rauf. Aber die Landschaft war wieder sehr reizvoll und exotisch. Wie die beiden letzten Etappen schon fuhren wir durch eine sehr bergige Gegend, die Gipfel rechts und links sind bis zu 1.000 Meter hoch. Die Täler dazwischen mit vielen terrassierten Reisfeldern und an den Hängen Teeplantagen.

Nach 3 ½ Stunden im Sattel und einer weiteren Stunde in einem sehr geschäftigen Restaurant in der Stadt Nghia Lo saßen wir im Bus. Die restlichen knapp 180 Kilometer nach Hoa Binh sind einfach zu weit und zu wenig interessant, um sie mit dem Rad zurück zu legen. Ankunft in unserer geplanten Unterkunft am frühen Abend. Und es gab lange Gesichter. Denn die gebuchte Unterkunft, 9 Kilometer außerhalb der Stadt Hoa Binh, war nicht etwa eine Art Ferienresort im Stil der Muong Minorität, wie es deren Website glaubhaft machen will, sondern eine inzwischen ziemlich heruntergekommene Anlage mit ein paar traditionellen Holzhäusern, von welches wir eines beziehen sollten. Und zwar alle zusammen in einem Raum auf dem Boden schlafend.

So war das nicht geplant! Man bot uns zwar zunächst an, in separate Räume zu wechseln, aber auch diese waren nicht wirklich zumutbar. Sinh reagierte sofort, das Abendessen, welches ausgesprochen gut war, nahmen wir noch in dem Resort ein, aber dann ging es mit dem Bus zurück in die Innenstadt, wo wir ein ordentliches Hotel bezogen. So werden wir das zukünftig mit allen Gruppen machen.


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Flachetappe

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

86,8 Kilometer von Than Uyen nach Tu Le. Überwiegend bedeckt mit einigen sonnigen Abschnitten.

Die heutige Etappe war gar nicht flach. Ganz im Gegenteil, die ersten 57 Kilometer ging es stetig nach oben, dann ein 11 Kilometer langer Passanstieg mit teilweise heftigen Steigungen. Nur die letzten 19 Kilometer konnte man es rollen lassen, eine Abfahrt über 900 Meter von Höhe 1.556 nach 653. Insgesamt mussten rund 1.640 Höhenmeter bewältigt werden.

Flach jedoch lagen Christian, Sandra und ich. Irgendetwas muss gestern im Essen gesteckt haben, was uns dreien gar nicht bekommen ist. Christiane klagte schon am Vortag gleich nach der Ankunft über Übelkeit, Sandra kurz danach und beide ließen das Abendessen ausfallen. Bei mir fing es nach dem Abendessen an, mehrere Besuche auf der Toilette mit kompletter Entleerung des Magen-Darm-Traktes. Dazu noch Schüttelfrost und die Nacht war gelaufen.

Sandra erging es nicht anders. Heute Morgen war ganz klar, dass wir keinen Meter auf dem Rad zurücklegen konnten, mir fiel selbst das Gehen schwer. Christiane fühlte sich zwar etwas besser und startete die Etappe auf zwei Rädern, musste aber nach einigen Kilometern doch in den Bus umsteigen.

Die Gruppe wurde also zwangsläufig in zwei Parteien gespalten, die Busfahrer und die Radfahrer. Ich wie gesagt in der Partei der Busfahrer und da gibt es zu berichten, dass es nichts zu berichten gibt. Wenn man im Bus hockt, noch dazu körperlich angeschlagen, erlebt man halt nicht so viel. Auch mit ein Grund, warum wir Fahrradtouren und keine Busrundreisen anbieten.

Die Radpartei hingegen hat manches erlebt. Habe ich mir berichten lassen. Heiko zum Beispiel hat einer Bäuerin am Wegesrand ihr Hackemesser abgekauft. Solider Stahl, ca. 30 cm lang mit Holzgriff und Holzscheide. Diese wird von den lokalen Farmern mit einer geflochtenen Schnur um die Hüfte gebunden. Solche Messer bekommt man wohl in dieser Region auf jedem gut sortierten Bauernmarkt. Aber heutzutage kaum noch mit einer Holzscheide.

Die eher schlicht gekleidete Landfrau mit ihrem Arbeitsgerät aus dem Mittelalter wollte, bevor man handelseinig werden konnte, noch ihren Mann konsultieren. Dafür zog sie kurzerhand ihr Smartphone aus der Tasche. Modernste Kommunikationstechnologie also auch hier, im sonst eher ärmlichen, ländlichen Vietnam. Nach Rücksprache mit Herrn Bauer wurde der Deal alsbald besiegelt.

Für unsere Guides sowie Uli und Heiko ging es kurz nach der Ankunft in Tu Le ins städtische Schwimmbad. Wobei „städtisch“ reichlich übertrieben ist, Tu Le besteht aus rund 30 Häusern. Selbst für vietnamesische Verhältnisse ist das ein kleines Dorf. Aber immerhin mit eigener Thermalquelle, das Wasser wird in einem großen Betonbecken gesammelt und darin treffen sich die Einwohner am Nachmittag gerne zu einem gemeinsamen Bad.


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Seltsam im Nebel zu wandern

Fast 100 Kilometer von Sa Pa nach Than Uyen. Anfangs steil nach oben im dichten Nebel, dann runter und hügelig, bedeckt und frisch.

Dass Sa Pa um diese Jahreszeit meist nebelig ist bzw. sich mitten in den Wolken befindet schrieb ich bereits. Heute war es nicht anders. Im Nebel fuhren wir los und durchbrachen die Wolkendecke erst 32 Kilometer später, als wir uns wieder auf unter 1.000 Meter über dem Meeresspiegel befanden.

Wieder habe ich mich fahren lassen, bis zum Pass bei Kilometer 15. So wenig Ehrgeiz muss auch mal sein. Die Abfahrt war bis zu dem besagten Kilometer 32 ebenfalls eine sichtlose Angelegenheit. Das hat was für ein paar Kehren, aber irgendwann wünscht man sich doch die Aussicht zurück. Als diese dann endlich da war hat es auch richtig Spaß gemacht. Noch weitere 13 Kilometer sausten wir nach unten, dann war eine Kaffeepause angesagt.

Eigentlich steht Asien ja eher für Tee als für Kaffee. Aber dank des kolonialen französischen Erbes gibt es in Vietnam auch so etwas wie eine Kaffeekultur. Nicht nur das, inzwischen wechseln sich Vietnam und Brasilien regelmäßig ab bei den Ländern mit der größten Kaffeeproduktion. Mal liefert Brasilien etwas mehr, mal Vietnam. Wobei der Kaffee, wie er in Vietnam bevorzugt wird, eine eigene Richtung eingeschlagen hat. Hier kommt er ziemlich dick daher, wird pro Tasse aufgebrüht und das Wasser fließt durch einen Filter, welcher direkt auf die Tasse gesetzt wird. Um das Herzflattern, welches dabei leicht entstehen kann, abzumildern wird Kondenzmilch beigemengt. Bitte nicht mit der Kondenzmilch verwechseln, die wir in Deutschland verwenden! Die Kondenzmilch in Vietnam (wie auch in Laos, daher kannte ich sie bereits) ist extrem zähflüssig und besteht zu 95% nicht aus Milch, sondern aus Zucker. Das gibt dem Kaffe dann keine Färbung, sondern eher einen leicht süßlichen Geschmack. Ist auch bitter nötig, denn sonst wäre das Gebräu viel zu bitter.

Nach der Kaffeepause war die Tour noch lange nicht vorbei, weitere 50 Kilometer wollten zurück gelegt werden. Die haben wir recht locker mitgenommen.


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Foggy Funkytown

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

Tagesausflug zu einigen Dörfern rund um Sa Pa. 18 Kilometer runter, 15 wieder hoch. Sichtweite überwiegend unter 50 Meter.

Sa Pa und seine Umgebung soll sehr schön sein. Ich habe Fotos davon gesehen. Nur wir haben es nicht gesehen. Obwohl wir 23 Kilometer in die Umgebung gefahren sind.

Sa Pa hat keine besonders lange Geschichte. Im 15. Jahrhundert wurde sie von Leuten bevölkert, über die rein gar nichts bekannt ist. Das einzige, was sie zurück gelassen haben, sind Felsen, in die sie Linien eingraviert haben. Man nimmt an, dass diese Linien eine Art Landkarte der umliegenden Reisfelder war. Einen dieser Steine haben wir heute auch gesehen.

Später dann kamen die Bergstämme aus Südchina, die sich nach und nach hier ansiedelten, genau so wie in anderen Regionen Südostasiens auch: Vietnam, Laos, Thailand, Kambodscha. Hmong, Yao, Giay, Pho Lu, Tay und wie sie alle heißen. Der Ort Sa Pa selbst wurde zum kleinen Markflecken irgendwo in den Bergen.

Dann kamen die Franzosen. Während ihrer Kolonialherrschaft in Indochina entdeckten sie Sa Pa quasi als Luftkurort. Das war Ende des 19. Jahrhunderts. Müde Soldaten wurden hier her geschickt, um sich von dem sonst recht heißen Klima der Kolonie zu erholen. Vor den Soldaten waren die Missionare schon dort und nach den Soldaten kamen wohlhabende Franzosen, die sich hier eine Sommerresidenz errichteten. Nach dem Rückzug der Franzosen aus Indochina war auch dieser Spuk wieder vorbei, erneut wurde es ruhig in Sa Pa.

Dann kamen die Touristen. Das war Ende des 20. Jahrhunderts. Es kamen sowohl reiche einheimische Touristen, als auch ausländische Pauschaltouristen. Und es kamen natürlich auch die Backpacker. Heute ist Sa Pa das, was Vang Vieng in Laos ist, Yangshuo und Dali in China waren und Deutschland nie gehabt hat. In den Straßen wechseln sich westliche Restaurants mit Massagestuben und Outdoorläden ab. Sehr beliebt sind Trekkingtouren um Sa Pa herum.

Die sollte man aber besser während der Sommermonate durchführen, denn in den Monaten zwischen Oktober und Mai ist Sa Pa ein eher einsamer Ort. Dann ist die Wolkengrenze so niedrig, dass die Stadt praktisch die ganze Zeit über in dichten Nebel getaucht ist. Oder es gar schneit. Hatten wir auch schon auf unseren Touren hier her.

Uns hat es nicht besser getroffen. Gestern schon war Sa Pa eine einzige Nebelwand mit Sichtweiten bis zu 50 Meter, heute auch. Trotzdem haben wir uns auf die Räder geschwungen und sind durch einige Dörfer der lokalen Minderheiten gefahren. Einmal konnten wir sogar bis zu 200 Meter weit sehen. Aber das war nur für ein paar Minuten.

Neu im Fototeam: Christiane!


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Danke Xiao Luo! Danke Xiao Ding! Danke Thanh!

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

Transfer zur vietnamesischen Grenze, dann 32 Kilometer nach Sa Pa, 25 davon straff bergauf. Bedeckt bis nebelig.

Sträflich vernachlässigt habe ich bisher die Erwähnung unseres Begleitfahrzeug-Pärchens, Frau Luo und Herr Ding. Nicht weil sie kleiner sind als ich, sondern jünger, rede ich sie nach chinesischer Sitte mit Xiao Luo („kleine“ Luo) und Xiao Ding („kleiner“ Ding) an. Ihre Vornamen kenne ich gar nicht, habe nie danach gefragt.

Xiao Luo und Xiao Ding sind ebenfalls China By Bike Ikonen. Wenn ich mich recht entsinne haben sie das erste Mal vor zehn Jahren eine unserer Touren begleitet, nämlich die Teestraße. Damals waren sie schon ein Paar, aber noch nicht verheiratet. Die Hochzeit hat während der Tour stattgefunden und unsere Teilnehmer wurden kurzerhand auf die Gästeliste gesetzt und durften mitfeiern.

In den Folgejahren waren sie immer wieder auf der Teestraße mit ihrem Kleinbus dabei. Selbst als die Kinder kamen, inzwischen haben sie einen zehnjährigen Sohn und eine kleine Tochter. Sie haben Erfahrung mit unseren Gruppen gemacht und unsere Gruppen haben sie in ihr Herz geschlossen. Untereinander ein perfekt eingespieltes Team, sie kennt seine Stärken und er ihre. Für unsere Gruppen ebenso perfekt, denn beide kennen nun unsere Schwächen und verstehen sie optimal auszubügeln.

Irgendwie lag es da nahe Xiao Luo und Xiao Ding zu fragen, ob sie nicht auch andere Touren als die Teestraße begleiten könnten. Sie konnten und wollten und nun kommen wir auf unserem Weg von Kunming zur vietnamesischen Grenze in den Genuss ihrer Gastfreundschaft. Die heute leider endete. Am Vormittag fuhren uns die beiden noch nach Hekou, der chinesischen Grenzstadt zu Vietnam in dieser Region, und dann hieß es schweren Herzens Abschied nehmen.

Die Grenzformalitäten waren recht zügig erledigt, als einzige Ausländer in diesem Gewusel des kleinen Grenzverkehrs schleuste man uns an der Schlange von wartenden chinesischen und vietnamesischen Händlern vorbei.

Auf vietnamesischen Boden angekommen erwartete uns das neue Begleitteam. Größer kann der Unterschied zu Xiao Luo und Xiao Ding kaum sein. Das Team besteht aus insgesamt vier Männern: Unserem Guide Dan, Sinh (Chef von Sinhbalo Travel), einem Fahrer des Ford Transit Begleitbusses und einem Fahrer des Hyundai Kastenwagen, der unsere Räder anlieferte und im Notfall aufnehmen sollte. Diesen Notfall wollte ich gleich mal austesten.

Wir wurden noch im Bus einige Kilometer aus Lao Cai, dem Grenzort auf der vietnamesischen Seite, gekarrt, dann hieß es aufsitzen für die Fahrt hoch nach Sa Pa. Sechs Kilometer rollte is noch gemächlich/hügelig, dann begann der Anstieg von rund 100 m auf 1.490 Meter. Könnte ja bei schönem Wetter und guter Sicht ganz nett sein, aber schon nach 460 Höhenmeter wurden wir in Nebel gehüllt und es begann auch noch leicht zu nieseln. Nö, dachte ich mir, das musst du dir jetzt nicht antun. Bereits 20 Kilometer vor dem Ziel saß ich im Hyundai neben Fahrer Thanh. Vielen Dank für die Mitfahrgelegenheit!

Alle anderen hielten tapfer durch, kämpften sich durch den Nebel und über die Steigungen. Selbst Sandra, die nach meinem Ausstieg das Schlusslicht bildete, hielt eisern durch, auch wenn sie dafür über viele Kilometer alleine vor sich hinfahren mussten, da die anderen einen schnelleren Gang eingelegt hatten. Eisernes Mädchen!

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Im Tal des Roten Flusses

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

70 Kilometer von Yuanyang nach Manhao. Hügelauf, hügelab. Wetter weiterhin beständig.

Der im Titel genannte Name unserer Tour lässt eigentlich eher eine gemütliche Radreise entlang eines Flusses vermuten. Also Donau-Radwanderweg, so in die Richtung. Dass das weit gefehlt ist, sollte schon aus den letzten Blogeinträgen ersichtlich geworden sein.

Alle unsere Touren tragen ja recht blumige Namen. Als unser damaliger Star-Reiseleiter Alex die Strecke vor rund 10 Jahren ausgearbeitet hatte suchten wir verzweifelt nach einem wohlklingenden Namen. Und kamen irgendwie auf Tal des Roten Flusses. Der Rote Fluss, welcher wie so viele Flüsse in diesem Teil Asiens im tibetischen Hochland seine Quelle hat und südöstlich von Hanoi ins Meer mündet, ist zwar im Westen kaum bekannt, aber Tal und Fluss klingen doch immer ganz nett für eine Radtour.

Heute war es endlich soweit, denn die heutige Etappe führte immer im Tal des Roten Flusses entlang. Allerdings sind in diesem Abschnitt des etwa 1.150 Kilometer langen Stromes die Berge zu beiden Seiten ziemlich hoch, so dass die Uferstraße nicht etwa gleichmäßig flach ist, sondern hügelt sich gemächlich an den Berghängen entlang. Sie wurde erst vor Kurzem ausgebaut, so dass mehrere Gruppen sie nicht befahren konnten und eine andere Straße einschlagen mussten. Diese Gruppen hatten also noch weniger Roter Fluss.

Wir hingegen genossen den relativ neuen Belag und ließen es hauptsächlich rollen. Jedenfalls bis etwa sechs Kilometer vor unserem Tagesziel, da stellte Heiko nämlich plötzlich fest, dass ihm das Handy aus der Hosentasche gefallen war. Eine intensive Suche der Strecke seit dem letzten Fotostopp brachte es leider auch nicht mehr zum Vorschein. So ein Mist!

Trotzdem waren wir schon um drei Uhr an unserem Etappenziel bei Manhao. Genauer gesagt am Wasserkraftwerk des Grünwasser Flusses. Das liegt etwas abgelegen ein paar Kilometer vom Kaff Manhao entfernt und bietet auch Unterkunft. Hier befindet sich das kleine Reich von Manager Wang. Manager Wang ist eine China By Bike Ikone. Schon von der ersten Tour an ist er praktisch für unsere Gruppen zuständig (wobei er nicht der Manager des ganzen Kraftwerks ist). Sein Lieblingshobby ist der gleich nebenan gelegene Botanische Garten für subtropische Flora und auch Fauna. Eine Führung durch das Biotop ist fester Bestandteil unserer Besuche dort, auch wenn wir das nirgends öffentlich ausgeschrieben haben.

Auch wir haben uns von Manager Wang durch den Garten, seinen Garten, führen lassen. Haben Pflanzen erklärt bekommen, die es schon seit etlichen Tausend Jahren auf der Erde gibt. Noch lebende vegetarische Dinosaurier sozusagen. Da chinesische Botanik nicht mein Fachgebiet ist und auch beim Studium der Sinologie sträflich vernachlässigt wird konnte kaum einen der Pflanzennamen, die mir Manager Wang nannte, ins Deutsche übersetzen. Aber Maulbeerbaum wusste ich bzw. erkannten wir und durften von den süßen Früchten naschen.

Das zweite Lieblingshobby von Manager Wang ist chinesischer Schnaps. Auch deswegen ist er eine Ikone in unserer Firma. Unzählige unserer Gruppen hat er beim Abendessen mit seinem Hochprozentigen, angeliefert in Teekannen, abgefüllt. Oder unsere Gruppen ihn. Ich habe schon Geschichten von Exzessen gehört, da wird man selbst beim Zuhören betrunken. Vorgewarnt war ich ohne Ende, auch hier im Blog gibt es ja einen entsprechenden Kommentar.

Das dritte Lieblingshobby von Manager Wang scheint allerdings das Geld zu sein. Außer einer Führung durch seinen botanischen Garten und die Schnappsverkostung am Abend hat er nämlich auch immer den Transfer am nächsten Morgen zur vietnamesischen Grenze organisiert. Und sich das nicht schlecht bezahlen lassen. Diesen Service von ihm brauchten wir diesmal jedoch nicht, denn unser Begleitfahrzeug sollte das am nächsten Tag übernehmen. Manager Wang fand wohl den Verlust dieses kleinen Nebenverdienstes nicht so lustig, denn das Saufgelage am Abend blieb aus. Also mussten wir uns den Fusel selbst besorgen und alleine trinken. Auf der Veranda vor unseren Zimmern. Das geht also auch ohne Manager Wang. Ganbei!

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Dürfen es vielleicht auch ein paar Kilometer mehr sein?

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

Tagesausflug zu den Reisterrassen nahe Yuanyang. 66,6 bis 105 Kilometer, je nach Verrücktheitsgrad. So oder so bergig. Wetter stabil.

Laut Programm war für den heutigen Tag folgendes vorgesehen: Transfer mit den Rädern zu den 36 Kilometer entfernten und auf 1.800 Meter gelegenen Reisterrassen. Dort ein wenig umschauen, Fotos schießen und dann mit den Rädern wieder hinab ins Tal des Roten Flusses. Easy.

Dieses Programm wurde zunächst von Heiko und Ulrich leicht geändert. Sie wollten nämlich nicht mit dem Begleitbus zu den Terrassenfeldern, sondern mit den Rädern. Über 1.500 Höhenmeter auf 37 Kilometer. Ich hatte ja bereits geschrieben, dass wir gerne auf Sonderwünsche eingehen. Also auch auf masochistische Sonderwünsche. Wir ließen den beiden 1 ½ Stunden Vorsprung und zuckelten dann mit unserem Begleitbus hinterher. Wir überholten sie erst ein paar Kilometer vor dem Ticketgebäude und wir mussten keine 10 Minuten warten, da kamen sie bereits angerauscht. Reife Leistung, mit einem Schnitt von 11 km/h sind sie nach oben gebrettert. Am Ticketgebäude verließ uns unser Begleitfahrzeug und fuhr zurück nach Yuanyang.

Vor über 1.300 Jahren begann die hier ansässige Volksgruppe, die Hani, Terrassenfelder für den Reisanbau anzulegen. Da hier der Reis im Wasser stehend wächst müssen die Felder natürlich absolut eben sein. An Berghängen werden daher Schichten um Schichten kleiner Felder übereinander angelegt. Im Laufe der Jahrhunderte entstand dann das, was unten in der Galerie zu bestaunen ist. Wir durften es in natura bestaunen.

Nachdem also alle oben waren ging die Überlegung los, welchen der zahlreichen Aussichtspunkte wir ansteuern sollten. Alle sind durch eine 52 km lange Straße in einem Rundkurs verbunden. 52 km, das klingt nicht so viel, dachten wir, warum nicht alle nacheinander abklappern? Das war die zweite Änderung des Programms für heute. Was wir nicht bedachten: Diese 52 km sind nicht etwa Flach, sondern es geht dabei auch mal kräftig nach unten. Und folglich auch kräftig wieder nach oben.

Als uns das bewusst wurde war schon nicht mehr an ein Umkehren zu denken. Nach 30 Kilometer und gut 700 Höhenmeter war klar, dass wir die ganze Runde nicht mehr schaffen würden, ohne bei der noch bevor stehenden langen Abfahrt in die Dunkelheit zu gelangen. Bei solchen Situationen ist China immer ein wahres Traumland, denn es findet sich immer eine Lösung des Dilemmas. Unsere bestand aus zwei Minibussen, die kurzerhand angeheuert wurden und je drei Fahrräder und drei Personen die letzten 22 Kilometer über den Rundweg brachten. Eine weise Entscheidung, mit den Rädern hätten wir für die Strecke bei dem vielen auf und ab mindestens 1 ½ Stunden gebraucht. So jedoch konnten wir die 36 Kilometer hinunter ins Tal des Roten Flusses genießen ohne zu hetzen.

Endergebnis: Christiane, Sandra, Ulrike und ich saßen für 66,6 Kilometer auf dem Rad, Ulrich und Heiko jedoch 105, mit über 2.200 Höhenmetern! Sehr frustrierend: Die beiden sahen am Abend kein bisschen geschafft aus 🙁


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Weicheietappe

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

70 km von Jianshui nach Yuanyang. Ein wenig hoch, ganz viel runter. Wetter unverändert. Also gut.

Diese Etappe ist nur etwas für Schlaffies. Die ersten 33 Kilometer muss man noch ein wenig in die Pedale treten, aber dann geht es 46 Kilometer fast nur noch bergab. Wie öde!

Ok, „ein wenig in die Pedalen treten“ ist zugegeben etwas beschönigt. Immerhin sind auf den ersten 33 Kilometer über 800 Höhenmeter zu bewältigen. Uns hat das gereicht, denen aber nicht. „Uns“ sind Christiane, Sandra, Ulrike und ich. „Denen“ sind folglich Heiko und Ulrich. Die beiden fühlten sich so dermaßen unterfordert, dass sie die Strecke zwischen dem zweiten und dem dritten Pass gleich drei Mal fahren mussten. Hin, zurück, und wieder hin. Ihr Höhenprofil da unten würde also ganz anders aussehen, hinzu kommen somit nochmal 22 Kilometer und 600 Höhenmeter. Das klingt doch viel besser! 😉

Besagte Abfahrt, nämlich über 1.700 Höhenmeter auf 46 Kilometer, haben wir dann wieder zusammen bestritten. Wow! Eine so lange Abfahrt ist von uns bisher noch niemand gefahren. Und wenn ich das recht überblicke ist es nach einer Etappe auf unserer Tour Auf dem Dach der Welt die längste Abfahrt in unserem Programm.

Anders herum möchte ich diese Strecke ehrlich gesagt nicht fahren. Jedenfalls nicht so wie das holländische Pärchen, welches uns 20 Kilometer und 800 Höhenmeter nach dem letzten Pass auf ihren Rädern entgegen kam. Die fuhren nicht nur in die umgekehrte Richtung, sondern hatten auch noch ihr gesamtes Gepäck auf ihren Fahrrädern dabei. Waren jedoch bester Dinge, denn sie hatten viel Zeit und wenig Plan.

Vier Jahre hatten sie in Kambodscha gelebt und gearbeitet, sind nun arbeitslos und müssen zurück in die Niederlande. Statt den Flieger zu besteigen haben sie sich dazu entschlossen das Fahrrad als Rücktransportmittel zu wählen. Na dann mal gute Reise!

Yuanyang empfängt uns auf 250 Meter und mit einer warmen Temperatur. Nicht,, dass wir uns vorher schon über das Wetter beschweren durften. Aber angesichts der Höhe war es nochmal ein paar Grad wärmer.

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Nachts im Museum (Teil 3): Bei den Krösussen

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

30 km Ausritt rund um Jianshui. Nachmittags frei. Weiterhin in T-Shirt und kurzen Hosen. Oder im kleinen Schwarzen.

Wenn man in unserer Unterkunft hier in Jianshui morgens die Vorhänge öffnet kann es durchaus vorkommen, dass man dann direkt in neugierige Blicke starrt. Unser Hotel ist nämlich gleichzeitig ein Museum. Eigentlich ist es eine ehemalige Residenz, die der Familie Zhu.

Familie Zhu war durch diverse geschäftliche Tätigkeiten in und um Jianshui kurz vor dem Ende der letzten chinesischen Dynastie (Qing) zu einem nicht gerade bescheidenen Vermögen gekommen. Und da die Sippe groß war musste ein entsprechendes Anwesen her. Die Bauzeit dauerte dreißig Jahre und nach der Fertigstellung konnte Famlie Zhu 214 Zimmer, gruppiert um 42 Innenhöfe und verteilt auf 20.000 Quadratmeter, beziehen. Für die Kinder muss es ein Traum gewesen sein dort Verstecken zu spielen. Eine Ausstellung in der Residenz zeigt die Geschichte der Familie Zhu auf. Etwas dunkel gelassen wird dabei, was direkt nach der kommunistischen Revolution 1949 mit ihr passierte. Ich vermute damals ging es ihr plötzlich gar nicht mehr so gut.

Lange stand die riesige Anlage dann leer und verlotterte. Bis die lokale Tourismusbehörde auf die Idee kam die Ruine wieder auf Vordermann zu bringen und so den Herreisenden als weiteres Highlight von Jianshui zu präsentieren. Die letzten sechs Fotos in der Galerie unten wurden alle dort geschossen. Einige der vielen Räume hat man dabei auch gleich zu Hotelzimmer umgebaut, so dass nun darin übernachtet werden kann. Und quasi Feudalist auf Zeit spielen darf. Wir durften.

Das gleich für zwei Tage, denn heute stand ein Tagesausflug rund um Jianshui auf dem Programm. Die Innenstadt von Jianshui ist zwar selbst wie ein riesiges Museum, es gibt viele alte Häuser, mehrere buddhistische Tempel und ein Konfuzius-Tempel, aber uns zog es zunächst aus der Stadt hinaus.

Zunächst zum Huanglong Si, dem Tempel des gelben Drachens. Der besteht aus zwei Abteilungen, nämlich der buddhistischen (rechts) und der daoistischen (links). In der Abteilung für die buddhistische Religion bekamen wir freundlicher Weise eine Führung durch die vielen Hallen. Der nette Mönch (welchen wir etwas später als Nonne erkannten, ohne Haare kann man bei manchen Menschen schlecht erkennen, welchem Geschlecht „es“ angehört) ließ es sich nicht nehmen uns jede Staue beim Namen zu nennen. Mir schwirrte recht bald der Kopf ob der vielen Buddhas mit ihren verschiedenen Funktionen und Hintergründen. Vieles ging dann auch über meinen chinesischen Horizont und ich konnte nicht mal die Hälfte übersetzen. Aber der Wille der Nonne zählte, und dafür dankten wir ihr. Die daoistische Abteilung haben wir uns ohne Führung angesehen.

Gleich um die Ecke des Huanglong Si und 15 Kilometer westlich von Jianshui liegt das Museumsdorf Tuanshan. Hier hatten wir Krösus Nr. 2, die Familie Zhang. Mit einer einzigen Ausnahme gehörte jedes Haus in Tuanshan einem Mitglied der Familie Zhang. Die Zhang-Sippe stammte ursprünglich aus einer anderen chinesischen Provinz, hatte sich dann hier im südlichen Yunnan niedergelassen und schaffte ziemlich erfolgreich in Untertagebau unweit von Jianshui. Das war ebenso am Ende der Qing-Dynastie. Der Zaster rollte und man konnte sich ziemlich noble Anwesen leisten. Nicht nur Wohnhäuser, auch Gartenanlagen, einen eigenen kleinen Tempel und die Ahnenhalle, in der auch Sippenbeschlüsse gefasst wurden. Familientradition stand immer ganz weit oben auf der Agenda.

Noch heute ist das Dorf bewohnt, noch immer von Nachkommen der Familie Zhang. Praktisch jeder dort heißt Zhang mit Nachnamen. Aber Ringelschwänze habe ich bei keinem der Einwohner entdeckt (wer das Buch „Hundert Jahre Einsamkeit“ gelesen hat wird wissen was ich meine). Die Touristen können ganz frei in die Innenhöfe und Wohnzimmer der Dorfbewohner betreten. Also nicht ganz unähnlich unserer Herberge in Jianshui. Für mich wäre das ja nix, aber die Einwohner haben sich wohl inzwischen daran gewöhnt. Und profitieren natürlich auch von Tourismus, denn es wird für die Besichtigung des Dorfes ein Eintritt erhoben.

Bisher hatten alle unsere Gruppen für die Fahrt nach Tuanshan und zurück nach Jianshui die selbe Straße benutzt. Aber kurz hinter Tuanshan entdeckte Heiko eine weitere Straße, welche in Richtung Jianshui zeigte. Bei so etwas bin ich normalerweise eher misstrauisch, denn bekanntlich sind die längsten Wege unbekannte Abkürzungen. Aber hier bewies Heikos Nase den goldenen Riecher. Die Straße führte nicht nur zurück nach Jianshui, sie war auch fast komplett Autofrei, ziemlich neu angelegt und mündete genau auf den letzten Besichtigungspunkt unseres kleinen Ausrittes, der Doppeldrachenbrücke. Die ist auch schon ziemlich alt (über 250 Jahre) und auf den Fotos da unten zu sehen.

Zurück in Jianshui war der Tag schon etwas fortgeschritten, aber es blieb noch genug Zeit, damit jeder die Stadt für sich bzw. Pärchenweise unsicher machen konnte. Gemeinsames Abendessen wie am Vortag. Erwartungsgemäß lecker.

Aus der Rubrik „Wir grüßen“ heute: Ganz herzliche Geburtstagsgrüße an unseren Reiseleiter Martin in Dali! Ich hoffe er durfte nicht nur seinen eigenen Geburtstag feiern, sondern auch den seines zweiten Kindes, welches dieser Tage erwartet wird.

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Entlang der Chinakohlstraße

Tal des Roten Flusses, 28.02. bis 22.03.2015

79 Kilometer von Tonghai nach Jianshui. Anfangs viel runter, dann ein wenig rauf. Sonne, Sonne, Sonnenbrand.

In China gibt es die Seidenstraße, die dürfte jedem bekannt sein. Es gibt auch die Alte Tee- und Pferdestraße (chinesisch 茶马古道). Die ist im Westen weniger bekannt. Auf ihr wurden, wie der Name schon sagt, Tee aus Yunnan bis nach Bengalen, Tibet und Zentralchina transportiert; die Tibeter bezahlten ihren Tee oftmals mit Pferden.

Gänzlich unbekannt jedoch ist die Chinakohlstraße. Aber wir haben ihn entdeckt, diesen heute noch so wichtigen Handelsweg! Er beginnt irgendwo im fruchtbaren Tal nahe dem Örtchen Gaoda und endet in der Kreisstadt Tonghai, Der Höhenunterschied zwischen diesen beiden Orten beträgt über 500 Meter. Das Handelsgut, selbstverständlich Chinakohl, wird dabei von blauen Zweitakt-LKWs transportiert, welche sich im Schritttempo die gewundene Straße hinauf quälen. Es blutet einem das Herz dabei zuzusehen, wie sich diese geschundenen Vehikel Meter um Meter nach oben kämpfen, unermüdlich. Oftmals beträgt der Abstand voneinander nur wenige hundert Meter. Und nicht wenige verenden, bevor sie ihr Ziel erreicht haben.
Vermuten wir jedenfalls.

Diese Tragödie haben wir auf unserer Fahrt von Tonghai nach Jianshui mit ansehen müssen. Dabei sind wir nämlich kurz hinter Tonghai nach unten gerauscht. Auf besagter Chinakohlstraße, nur in entgegengesetzter Richtung. Fast 500 Höhenmeter auf 16 Kilometer. Nicht schlecht! Noch dazu auf bestem Flüsterasphalt. Da war die Etappe leider noch nicht zu Ende, es folgten zunächst ein paar flache Kilometer und dann ging es erst mal wieder nach oben. Mit weniger gutem Belag, aber dafür hatten wir diesmal den Wind fast überwiegend auf unserer Seite, sprich von hinten. Als wollte er sich für den gestrigen Tag entschuldigen.

An Jianshui daher schon um 16:00 Uhr. Erster orientierender Stadtrundgang, der aber recht kurz ausgefallen ist, denn wir hatten Hunger. Den haben wir in einem alten Restaurant mit modernster Bestelltechnik (die Speisekarte ist ein Tablet-PC) gestillt. Zu Jianshui selbst und unserer Herberge hier werde ich morgen noch etwas schreiben.

Weiterhin hinter der Linse: Sandra und Ulrich.


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