Vegan ist für Feiglinge

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

95 km von Yibin nach Suijiang, heiter bis wolkig bei Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad, zuweilen Rückenwind

Hildegard und Werner haben das gute Wetter mitgebracht und auch heute haben wir fast ein perfektes Radlerwetter auf unserer Jungfernfahrt den Yangzi flussaufwärts. Es gibt ja einige Touren bei China By Bike, die teilweise den Yangzi entlang führen. Flussaufwärts, das hatten wir bisher noch nicht im Programm! Und dennoch rollt es gut und noch nicht einmal aufwärts, jedenfalls fühlt es sich nicht so an, weil uns am Morgen ein leichter Rückenwind nach vorne bläst. Selbst die Stadtausfahrt Yibin ist weitaus besser als befürchtet. Nur die obligatorischen Baustellen verderben ein wenig die Laune. Aber wenigstens wird nicht die Straße gebaut, sondern etliche Brücken über den Yangzi, Autobahn-, Eisenbahn-, ICE- und leider keine Radlerbrücken. So nervt uns nach der ersten Yangziüberquerung ein wenig der Baustellenverkehr, der dann aber nach 20 Kilometern glücklicherweise aufhört.

So geht es den Tag dahin, immer den Yangzi entlang, der hier ja schon – oder besser erst – Jinshajiang, „Goldsandfluss“ heißt (siehe letzter Blogeintrag). Ein wenig erstaunt sind wir, wie schön grünlich-blau der Fluss schimmert, fast so sauber wie der Lech, wie Hildegard launisch anmerkt. Auch Schiffe gibt es noch, teilweise sogar ziemlich große Pötte! Den Grund sehen wir ein paar Kilometer weiter: Auch hier wurde eine große Staumauer gebaut, der Fluss aufgestaut und ein paar Städte den Hang hinauf verlegt, wie in den „Drei Schluchten“. Die Staumauer beschert uns so auch einen 300 Meter Anstieg, Höhe, nicht Länge. Hier auch gleich der Hinweis für die GPS-Enthusiasten: Der heutige Track ist mit Vorsicht zu genießen. Die erste Hälfte der Tour zeigte das GPS 200 Höhenmeter zuviel an, was mir erst auffiel, als ich über die 600 Meter Höhenlinie schnaufte und das Display 850 Meter Meereshöhe anzeigte. Dann fiel es zwischendrin ganz aus, verlor ohne Grund den Satellitenempfang und hatte dann im weiteren Verlauf mit den vielen kurzen und langen Tunneln zu kämpfen, die die Strecke säumten. Der Höhepunkt, und da kam bei uns fast Achterbahnstimmung auf: Ein 1,4 Kilometer langer Tunnel, der eine 360-Gradkehre beschrieb, wunderbar bergab, so dass mir ein lautes „Hui!“ entfuhr.

Noch eine Premiere gab es heute: Wir konnten auf mehr als 20 Kilometern kein Restaurant finden. Und das in China, wo Essen ja die eigentliche Religion ist. An einer Überlandstraße! Wir fuhren durch ein Dutzend Ansiedlungen und es GAB-NICHTS-ZU-ESSEN!!!

Fündig wurden wir dann gegen 14:30, gute 20 Kilometer vor unserem Zielort Suijiang, in einer kleinen Garküche, die einen einträglichen Nebenverdienst mit Metzgereiprodukten zu haben schien. Jedenfalls hingen die Innereien, die Koteletts und die Rippchen tief, zwischen den Tischen und Stühlen.

Und wir haben ausgerechnet eine vegetarische Reisnudelsuppe bestellt! Sakrileg!

Zum Abendessen gab es dann auch fast vegetarisch, nur in den leckeren Auberginen war ein wenig Schweinefleisch versteckt.

War lecker!

Zwischenzeitlich wurden wir dann auch noch von der Polizei besucht. Eine typische Situation, die sich bei radelnden Blogschreibern meist als „von der Polizei verhaftet“ liest, leider aus vollkommenem Unverständnis.

Unser Hotel hat alle Jahre mal ausländische Gäste, folglich keine passenden Formulare. Sprich: Die Polizei muss sich ins Hotel bemühen und die Registrierung händisch machen (Wechat, die chinesische Whatsapp-Weiterentwicklung wäre auch gegangen, aber dort alle unsere Daten einzugeben, war mir dann doch suspekt!). Kurz nach Ankunft wollte die Polizei uns nicht stören, und wurde dann panisch, nachdem wir ohne Registrierung auf der Suche nach einem Restaurant durch die Straßen liefen. Kurze Diskussion mit dem Hilfssheriff, der uns hinterherlief und aufhielt. Dann kam seine Chefin, zückte ihren Ausweis wie einst Colombo und bat uns, mit auf die Wache zu kommen, um uns zu registrieren.

Nach fünf Minuten Diskussion hatten wir uns auf ein Treffen an der Rezeption nach unserem Abendessen geeinigt. Dort tauchte sie dann auch in Zivil auf, machte noch einmal den Colombo und in fünf Minuten war das Ding vom Tisch.

Herzlichen Dank an Hildegard für die letzten zwei Bilder!

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-13_Yi181.gpx“]

Print Friendly, PDF & Email

Kommentare sind geschlossen.