Ein Tropfen Regen

80 km nach Puge mit einem angenehmen Pass. Von Katharina Wenzel.

So. Seit gestern wissen wir wie es ist wenn im Süden Chinas die Sonne scheint. Warm und schön. Jetzt kann es los gehen, denke ich und hole aus den Untiefen meiner Reisetasche die Sonnencreme hervor und verstaue sie in meiner Radtasche. In kurzen Hosen und T-Shirt trotze ich der morgendlichen Kühle und stapfe mit der Truppe in Richtung Frühstücksbude. Die Wirtin erwartet uns bereits, weiß was und wie wir es wollen und so ist hier also in weniger als zwei Tagen eine gewisse Routine eingekehrt. Nachdem Frühstück gehts auch schon auf die gestern frisch präparierten Räder in Richtung Puge, Sichuan.

Platsch macht es und eine Regentropfen landet auf meiner Nase. Das ist der eine Tropfen aus Christines Wetter-App. Dann radeln wir durch den erstaunlich entspannten Morgenverkehr aus Yibin. Zum Einfahren sind die ersten 13 km der heutigen Strecke absolut flach, erst dann beginnt allmählich der Anstieg. In weiten Serpentinen zieht er sich über eine Länge von etwas mehr als 20 km den Berg hinauf. Die Temperaturen sind angenehm kühl. Die Wolken hängen tief. Immer wieder öffnet sich der Nadelwald und gibt den Blick frei über eine wunderbar weite Landschaft. Der See vor Yibin wird kleiner und kleiner und ist irgendwann ganz aus unserem Blickfeld verschwunden. Ganz vereinzelt finden sich Stände am Straßenrand, wo die Bewohner der umliegenden Dörfer Pilze, Obst und frisch zubereitete Speisen zum Verkauf anbieten. Ab und an sitzt ein Mensch in der Landschaft und blickt über die weiten Berge. Wasserbüffel grasen gemächlich zwischen den Bäumen. Wir fahren den Berg hinauf, jeder in seinem Rhythmus und sammeln uns hin und wieder an der Versorgungsstation: Xiao Luo.

Als wir den Gipfel erreichen hat es sich merklich abgekühlt und auf der rasanten Abfahrt wird es so richtig kalt, so dass es manchmal schwierig wird die Schönheit der Szenerie zu erfassen. Gottseidank erwarte uns auf halber Strecke eine kräftige, heiße Suppe. Und…Ein heißer Grog. Die geniale Idee von Jan. Auf der zweiten Hälfte der Talfahrt geraten wir auch noch in einen kräftigen Regenschauer. Das sind dann also die zwei Tropfen von Puge aus Christines Wetter-App. Wir präparieren uns mit Regenkleidung und Plastiktüten (über Helmen und Schuhen) und fahren schnell weiter. Ein wenig Sonne hätte an dieser Stelle nicht geschadet. So hätte man tatsächlich in Muse und Entspannung auf gemächlicher Fahrt die Schönheit der Landschaft genießen können.


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Das Tal der Kaiser

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Tagesausflug zu den Minggräbern, 320 Höhenmeter

Der Tag begann wie so viele Tage mit dem Frühstück. Die Auswahl war reichlich, doch nicht alles erwies sich letztlich als essbar. Christiane machte Bekanntschaft mit Lao Gan Ma, was ich frei als “alte trockene Großmutter” übersetzte und was wohl auch danach schmeckte. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt, sie davor zu warnen. Es handelt sich dabei um eine Art fermentierten Tofu. In geringer Menge einer Speise beigemischt, kann es sie durchaus veredeln. Allerdings ist es ein sehr schmaler Grat auf dem man da wandert. Ich freute mich über frittierten Kartoffelbrei, der sich in Form von lustigen Smileys präsentierte und einer Schüssel Mayonnaise. Die Frage warum ich auf der Reise kaum abnehme, hat sich mir mittlerweile beantwortet.

Die heutige Tour sollte uns einmal um einen großen Stausee herumführen, vorbei an mehreren Kaisern der Ming Dynastie. Dieses Tal wurde einst vom dritten Ming Kaiser Yong Le als seine ewige Ruhestätte erkoren und fast alle Ming Kaiser folgten ihm hierhin. In China nennt man dieses Tal schlichtweg “Die Dreizehn Gräber”.

Erfrischt und erholt schwangen wir uns auf die Räder und machten einen ersten Zwischenstopp am Staudamm. Dort kauften wir einer Händlerin einen Apfel ab. Der Apfel war so groß, dass fünf Leute ohne weiteres davon satt werden konnten, was sich später auch bestätigte.

Wir kämpften uns danach über die ersten Höhenmeter und erreichten unser erstes Zwischenziel den Seelenweg. Eine lange Passage gesäumt von imposanten Steinfiguren, die vermutlich als Wächter fungieren sollten. Kamele, Pferde, Krieger und Gelehrte (in der Reihenfolge) und weil er uns so gut gefiel, gingen wir ihn auch gleich wieder zurück.

Am Ausgang freute sich eine ältere Dame darüber uns ihr selbst erlerntes Englisch vorzutragen. Ich versichterte ihr, dass es ganz hervorragend sei. Es waren zwar nur ein paar Sätze, doch ihre Aussprache war tadellos.

Wir fuhren weiter, durch etwas unaufgeräumt wirkende Dörfer und Industrieruinen. An einer Biegung konnten wir begutachten, wie ein frisch geschlachtetes Schwein auseinander genommen wurde. Da fuhr ich glatt etwas schneller, passte nicht auf und bog auf die falsche Straße ab. Also umdrehen und die andere Straße nehmen. Die sah jedoch auch nicht so aus, als ob sie befahrbar wäre, ging sie doch in einen Wanderpfad über. Aber das GPS hat immer Recht, also weiterfahren. Und siehe da: Auf einmal waren wir an einem weiteren Grabhügel. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Nur ein Häuschen stand da, das wir für eine Art Touristeninformation hielten. Als Anke zur Tür vorgehen wollte um zu klopfen, gab es ein lautes Klingeln und eine Computerstimme ertönte. Sie kam von einer Überwachungskamera, die uns die ganze Zeit im Blick hatte. Was genau sie sagte, konnten wir nicht verstehen, aber eine Einladung zum Kaffe war es vermutlich nicht, weswegen wir uns entschieden schleunigst das Weite zu suchen.

Kurz darauf erreichten eine der Hauptgrabstätten, das Ding Ling. Es herrschte heute eine wunderbare Ruhe. Nur eine einzige größere Reisegruppe besuchte das unterirdisch liegende Grab. Gerne übersetzte ich die Erklärungen des chinesischen Tourguides ins Deutsche.

Allzuviel zu sehen gab es im Grab tatsächlich nicht, die Särge und Truhen für die Grabbeigaben waren zumeist Kopien. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass das Ding Ling ein Beispiel dafür ist, wie man eine verschlossene Grabstätte nicht öffnen soll. Die Öffnung geschah im Jahr 1966 und viele der Schätze sowie die sterblichen Überreste der Kaiser gingen in den Wirren der Kulturrevolution verloren. Letztlich hat man daraus gelernt und ist beispielsweise bei der Öffnung der Grabstätte von Qin Shi Huang Di und der Terrakotta-Armee weitaus behutsamer vorgegangen.

Wir genoßen weiterhin das gute Wetter, das nur durch einen ganz kurzen Nieselschauer unterbrochen wurde und machten uns langsam auf den Rückweg. Auf der anderen Seite des Stausees angekommen, betrachteten wir nochmal die Schönheit des Sees. Der Wind fegte durch das Tal und ein leichter Wellengang bewegte die Wasseroberfläche. Eine grüne Insel in der Mitte, auf der sich eine Pagode im chinesischen Stil befand. Im Hintergrund ein majestätisches Gebirge. Einfach wunderbar. Ein wenig getrübt wurde die Freude dadurch, dass der Stausee Besuchern nicht zugänglich ist.

Aber da waren doch Menschen unten am Ufer. Wie kamen die denn dahin? Sind die geklettert? Haben sie vielleicht einen Schlüssel? Wir werden es nicht mehr erfahren.

Zurück in die Stadt also um unser Abendessen zu uns zu nehmen. Auch hier blieben wir der Tradition treu und bestellten das Palasthühnchen. Immer wieder anders und doch irgendwie gleich. Bei den vielen kulinarischen Experimenten braucht man etwas, auf das man sich verlassen kann.

Aus Sorge vor dem späten Heißhunger kauften wir noch ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt und begaben uns dann zurück. Unser Fazit: Ein toller Ausflug.

Willkommen in Nepal

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Dhunche nach Trisuli, 52 km, 1.900 m Abstieg

Nepal ist bunt, die Häuser, die Kleidung, die Busse, einfach alles. Wieder einmal bemerke ich, dass ich keine Menschen abgelichtet habe, ich werde versuchen, das zu ändern. Die Vegetation ist üppig, ein krasser Gegensatz zum kargen Tibet. Heute sind wir beispielsweise an Bananen, Papaya, Pomelo, Reis und Hirse vorbeigefahren. An das pralle Leben, die Dichte und wärmeren Temperaturen muss man sich erst wieder gewöhnen.

Allerdings auch an den Staub, die schlechte Piste und den Verkehr. Wie schlecht Straßen sein können, davon macht man sich zu Hause in Deutschland kein Bild, wir haben auf den ersten 15 Kilometern einen ganz guten Eindruck bekommen – und teilweise die Bedeutung von „Radwandern“ verstanden. Vielleicht hat das eine oder andere nepalesische Bier von gestern Abend und die Feier, nicht wieder frieren zu müssen, auch ein klein wenig zur Trübung der Stimmung beigetragen.

Spätestens am Abend, als wir im gepflegten Garten des Water Tower Hotels sitzen, wird uns der Wechsel von Tibet nach Nepal so richtig bewusst. Ein Unterschied ist besonders auffällig: die Infrastruktur ist hier zwar schlechter, dafür sind aber selbst die kleinsten Restaurants sauber und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Und natürlich müssen wir in den nächsten Tagen die Gelegenheit nutzen, uns durch die nepalesische Küche und die vielen gar nicht so schlechten Biere zu probieren.


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Am Kanal entlang

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Fahrt nach Changping, Besuch des Sommerpalastes, 66 km, 18 Höhenmeter

Heute hieß es Abschied nehmen vom wunderbaren Lü Song Yuan Hotel in Peking. Den anderen Teilnehmern fiel der Abschied sicherlich etwas leichter als mir. Immerhin hatte ich mehr als eine Woche dort verbracht und mich dort schon fast eingelebt. Eine förmliche Verabschiedung vom Hotel fand nicht statt. Gerne hätte ich nocheinmal die Hotelkatze geknuddelt, doch sie war nirgends aufzufinden. Nur ein grimmiger Parkplatzwächter, dem eher nicht nach Knuddeln zumute war, brummte uns noch ein Zai Jian (Auf Wiedersehen) hinterher. Kurz vor neun fuhren wir los, erstmal zum Fahrradladen um dort noch einige Einstellungen vorzunehmen. Einer der Lenker musste etwas höher gestellt werden. Erst einmal kam der Einwand der Mitarbeiter des Fahrradladens: “Das geht nicht höher.” Ich konnte sie jedoch überreden, es trotzdem einmal zu probieren. Und wie durch ein Wunder waren doch noch ein paar Zentimeter drin.

Der Weg aus der Stadt heraus erschien unendlich lang, zieht sich die Hauptstadt doch über etliche Kilometer. Auf dem Weg kamen wir auch noch am berühmten “Vogelnest” vorbei. Dem Olympiastadion, das eigens für die olympischen Spiele 2008 gebaut wurde und durch seine eigentümliche Bauweise besticht. Einfach so an das Stadion heranfahren war jedoch keine Option, schließlich sorgt auch hier ein Checkpoint für die nötige Sicherheit. Christianes Messer, welches uns schon den Eintritt in die Verbotene Stadt erschwert hatte, ging hier jedoch unbemerkt durch den Scanner.

Auf den breiten Fahrradwegen ging es dann immer weiter, vorbei an Gebäuden, die teils nicht weniger bizarr als das Vogelnest waren, bis wir am Sommerpalast eintrafen. Der Sommerpalast ist eine große Gartenanlage, die vielen als Meisterstück der chinesischen Gartenbaukunst gilt. Neben den Bepflanzungen findet man hier viele architektonisch wertvolle Gebäude. Besonders alt ist jedoch keines von ihnen. Der Garten fiel mehrere Male der Zerstörungswut englischer Soldaten zum Opfer. Das erste Mal 1860 nachdem die Briten die Chinesen in den Opiumkriegen bezwungen hatten.

Die Opiumkriege waren eine Reihe von Konflikten, deren Hauptanlass war, dass die Briten eine negative Handelsbilanz hatten und massenweise Silber aus der damaligen Kolonie Indien nach China im Austausch für den so wertvollen Tee. Da sich die Chinesen partout nicht bereit erklärten, im Gegenzug Waren aus dem dem Britischen Kolonialreich einzuführen, begannen die Engländer Opium ins Land zu schmuggeln. Innerhalb weniger Jahre war ein Großteil der Bevölkerung dem Kraut verfallen und dem Kaiserhof blieb nichts anderes übrig als die Droge zu verbieten. Opiumlieferungen wurden beschlagnahmt, verbrannt und ins Meer geworfen und Händler die es gewagt hatten, das Verbot zu umgehen wurden auf das Härteste bestraft. Die Briten nahmen das zum Anlass China den Krieg zu erklären. Aufgrund der technologischen Überlegenheit besiegten die Briten die Chinesen und zwangen sie, ihre Häfen dem internationalen Handel zu äußerst unfairen Bedingungen zu öffnen. Gewissermaßen als Vergeltungsmaßnahme wurde der Sommerpalast niedergebrannt.

Die Kaiserinwitwe Cixi ließ ihn wieder aufbauen, aber im Jahr 1900 wurder er wiederum von ausländischen Truppen im Zuge des Boxeraufstandes zerstört.

Die meisten Gebäude wurden sorgfältig restauriert, sodass der Park wieder in seiner alten Pracht erscheint. Unser kleiner Ausflug in den Park war aufgrund der Erklimmung des Hügels in der Mitte doch recht erschöpfend, und so konnte von einer Pause nicht unbedingt die Rede sein.

Die Tagesstrecke von etwa 66km erschien uns deswegen auch eher wie 80 oder 100. Kurz nachdem Sommerpalast erblickten wir auch schon das Gebirge nördlich von Peking. Massiv und wunderschön, der Blick einzig und allein gestört durch die vielen Hochhäuser, die davor stehen. Immerhin haben die Bewohner eine schöne Aussicht, so sollte man meinen.

An einem stillen Kanal entlang fuhren wir nach Changping, einem Vorort von Peking. Beim Abendessen wagten wir uns wiederum auf kulinarisches Neuland, probierten die berühmten Hundertjährigen Eier (konservierte Gänseeier), die trotz ihres bizarren Aussehens (das Eiweiß wird zu einer Art schwarzen Gelatine, das Eigelb färbt sich grün), doch wirklich sehr gut schmecken. Zumindest 80% der Gruppenmitglieder sehen das so.^Abgerundet wurde das ganze noch mit einem ordentlichen Schnaps und vollkommen erschöpft begaben wir uns dann in unsere Gemächer.

… 12000 13000 14000 15000

Dritte kleine statistische Anmerkung am Ruhetag, heute am 191. Reisetag in Xichang. Von Peter Frenzel.

Kurze Fortschreibung des Eintrags vom 19. August, nach weiteren 50 Reisetagen, also am 191.
Ich stütze mich weiter auf meine Track-Aufzeichnungen des „Mini GPS“.

Wir sind jetzt aktuell bei Reisekilometer 15079. Darin sind auch die 198 Bus-km vom Transfer zum und vom Hustain-Nationalpark in der Mongolei sowie der Transfer zur „Geisterstadt“ (Fengdu, China) und zurück enthalten.

Karin B. blieb bis Xi’an (Reisekilometer 12784) dabei. Stefan fährt seit Chongqing (Reisekilometer 14372) auf eigenen Solowegen Richtung Vietnam weiter. Ich habe bis heute 14417 Radel-km geschafft, die 662 „Buskilometer“ (schlappe 4,3% – pfff …) rausgerechnet.
Von den „Seit-1. April-Berlin-Durchradlern“ Karin B., Stefan und mir bin ich nun seit Chongqing der letzte „Zeitzeuge“, der hier vom Start berichten kann. Gerhard hat mit 12109 auch eine neue Marke überollt. Am 12. Mai bei seinem Start in Moskau stand der Gesamtreisekilometerzähler bei 2970.

In Chongqing, bei Reisekilometer 14273 verließen uns fünf Weltradelmitreisende und zwei kamen neu dazu.
Karin K. war seit dem 29. Juli ab Ulaanbaatar (Km 9783) dabei, also insgesamt 4490 km. Sven stieg bei Km 8597 ab 14. Juli in Irkutsk ein und war 5676 km dabei. Karin L. & Martin R. radelten seit Nowosibirsk (Km 6643), also 7630 km mit.

Alle die seit Xi’an dabei sind haben jetzt auch schon 2295 km hinter sich, die Chongqing-Starter mehr als 800 km. Unsere zeitweilig seit Ybin (km14616) mitradelnden haben aktuell noch viel mehr vor als hinter sich.

In den zurückliegenden Tagen hatten wir ein exorbitantes Wachstum an Höhenmetern.
Dazu führe ich leider keine Gesamtstatistik, aber ihr könnt ja mal die Zahlen an Hand der Track-Infos in den Blog-Einträgen summieren.
Gerhard notiert sich seit Moskau die Werte und von da ab kommen bis heute einige Höhenmeter zusammen:
Am Tag der Einreise China: 38239 Hm
Bei Ankunft Xichang: 79368 Hm
Da ignorieren wir doch glatt die paar Huckel durchs Baltikum und bis Moskau.
Zum Vergleich: Die Mesosphäre reicht als Schicht der Atmosphäre der Erde bis zur Mesopause in 80 bis 85 km Höhe.
Da ist nun definitiv keine „Luft“ mehr nach oben auch wenn der Übergang zwischen Exosphäre und Weltraum erst so nach 500 km beginnt. Wir werden ja auch noch ein paar Tage on Tour sein … ?
[https://de.wikipedia.org/wiki/Erdatmosph%C3%A4re]

Bei Stadtrundgängen habe ich jetzt insgesamt 223 offiziell gelatschte Kilometer addiert, die individuell durch die Etappenorte spazierten wieder nicht mitgerechnet!

Weiter gehts! Wir sind gespannt auf jeden nächsten Kilo- und Höhenmeter.

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Durchatmen.

Ruhetag in Xichang. Von Katharina Wenzel.

Heute lassen wir es gemütlich angehen. Das haben wir uns nach den letzten Etappen auch verdient. Um neun Uhr stürzen wir uns ins geschäftige Treiben auf der Straße vor unserer Herberge und fallen hungrig in einer der reichlich vertretenen Frühstückslokale ein. Es gibt luftige Mantou, Baozi, Youtiao und Nudelsuppe natürlich. Besonders gut kommen die Fladen mit Taro-Füllung an. Allein die Wirtin und ihr Mann scheinen mit der Vielzahl an Gästen ein wenig überfordert. Wir hoffen sehr, dass sie morgen auf den Ansturm vorbereitet ist. Nachdem Frühstück begleitet Isabelle Hartmut in den Massage-Salon in der Hoffnung, dass seine Schmerzen dadurch ein wenig Linderung erfahren. Wir Übrigen machen uns auf die mingzeitliche (allerdings 2005 restaurierte) Stadtmauer zu erklimmen, um uns die Stadt von oben anzusehen. Auf Höhe des Hotels fängt uns allerdings die Dame des Hauses ab. Wir müssen noch einmal zurück. Die örtliche Polizei ist besorgt um unsere Sicherheit und spielt mit dem Gedanken, uns auf die Mauer zu begleiten. Zu unserem Schutz, versteht sich. Ein kleiner Wortwechsel mit den beiden freundlichen Beamten und unserer Zusicherung, dass es uns gut geht und wir uns bei Problemen umgehend bei der Polizei melden, reichen aus und wir erhalten die Erlaubnis alleine die Mauer zu besichtigen.

Den eher symbolischen Eintrittspreis von 1 Yuan bezahlen wir gerne und feilschen nicht um Rentner-Ermäßigung  – obwohl das wahrscheinlich eine gute Gelegenheit gewesen wäre, die 5-Jiao-Scheine loszuwerden- und schlendern entspannt über das Bauwerk. Von hier oben hat man einen guten Überblick auf das alte diesseits und das  neue Xichang jenseits der Stadtmauer. Nach diesem offiziellen Teil verfolgt jeder seine eigenen Pläne.

Unser Hotel liegt an einer der Magistralen, die durch die Altstadt führt. Bereits hier gibt es einiges zu entdecken: Vom Haushaltswarenladen über den Obststand und die Erdnussöl-Presse findet man hier alles was das Herz begehrt. Vor allem Apotheken, Metzgereien und Schnapsläden sind mehrfach vertreten.

Ein wenig weiter oben haben wir sogar eine Art „Café“ entdeckt. Das heißt: Hier gibt es Cappuccino. Das müssen wir probieren. Leider werden unserer Erwartungen enttäuscht.  Das edle Gebräu wird nicht von einer italienischen Siebträgermaschine  erzeugt, im Gegenteil: Es handelt sich um eine Mischung verschiedener Pulver und Soßen, die mit heißem Wasser aufgegossen wird. Obendrauf landet ein kräftiger Schlag einer säuerlichen, schaumigen Masse, mutmaßlich ein Frischkäse-Sahne-Gemisch. Die süße, „hochkaloröse“ Plörre hinterlässt einen eigenartigen Geschmack und ein dumpfes Gefühl im Magen. Der unvorsichtige Genuss dieses Getränks löst vor allem bei Christine und mir ein Unwohlsein aus, dass sich bis in den Abend zieht.

Beim Abendessen kann Christine aber schon wieder genüßlich zulangen, während der Anblick der reich gedeckten Tisches mir heute ausnahmsweise mal keine besondere Freude bereitet.

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Abwärts, abwärts, abwärts

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Jilong nach Dhunche, ca. 2.500 m Abfahrt, Grenzübertritt nach Nepal

Was ich an Tibet so mag, ist die schier unendlich Weite. Die Berge sind hoch, die Abfahrten lang, die Landschaft scheint einfach nicht aufzuhören. Man kann an einem Tag von über 4.000 m auf unter 2.000 m abwärts rollen. Und dabei einige Klimazonen durchfahren.

Am Morgen war es zugegebenermaßen etwas kalt. So kalt, dass sich das Gefühl in Händen und Füßen etwas erst später wieder einstellte. Unsere Straße nach Nepal ist neu, nach dem Erdbeben von 2015 gebaut. Sie folgt dem Flusslauf, mal auf Wasserlevel, mal hoch darüber. Die Schluchten sind spektakulär, hinter jeder Kurve tun sich neue Blicke auf. Immer weiter geht es abwärts, durch das riesige Gebirge hindurch. Gestern hatten wir schon beobachtet, dass ab 4.600 m Höhe wieder Büsche wachsen und die ersten Yak- und Ziegenherden auftauchen, lässt man die vereinzelten Tiere weg, die auch oberhalb auf steilen Steinhängen klettern. Im Laufe des Tages wird es dann tatsächlich grün. Nadelwälder, Wasserfälle, wäre da nicht der Bambus, könnte man sich fast in den Alpen wägen.

Dann geht es alles recht schnell. Wir verabschieden uns von unserer tibetischen Crew und wünschen Tashi, Lobsang und Dawa eine gute und sichere Heimfahrt nach Lhasa, bestaunen die riesige chinesische Grenzstation und sind schon auf der nepalesischen Seite angekommen, die nur ein kleines Zelt zur Einreise aufgestellt hat. Für die Grenzformalitäten werden wir in ein Hotel gebeten, es gibt Tee und Kaffee. Hier ticken nicht nur die Uhren anders, sehr angenehm.

Die ersten Kilometer nach Dhunche legen wir mit dem Rad zurück und bekommen einen kleinen Vorgeschmack auf die hiesigen Straßenverhältnisse. Um nicht in die Dunkelheit zu geraten, steigen wir in den Bus um. Aber zu Busfahren in Nepal morgen mehr. Wir sind so angetan von den warmen Temperaturen und dem guten Everest-Bier, dass es spontan später wird als gedacht.


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Verbotene Stadt und Himmelstempel

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Besichtigung und Stadrundfahrt. 10km bei strahlendem Sonnenschein.

Die erste Fahrt mit dem Rad. Alle waren wir gespannt, ob wir problemlos durch den Pekinger Berufsverkehr durchkommen würden. Der chinesische Straßenverkehr wirkt manchmal etwas chaotisch, folgt aber gewissen Prinzipien. Unberechenbar bleibt das ganze trotzdem. Deswegen setzt die Stadt auch an großen Verkehrsknotenpunkten Polizisten ein, die den Verkehr etwas regeln und in geordnete Bahnen lenken.

Immer geradeaus ging es zum Osteingang des Himmelstempels. Ein wahrhaft monumentaler Tempelkomplex, den der Kaiser mehrmals jährlich aufsuchen musste um für eine gute Ernte, Harmonie auf Erden und manchmal auch für Regen zu beten. Wir beteten natürlich für wochenlangen Sonnenschein.
In einer der Anlagen wurden damals die Tieropfer dargebracht und einige von uns meinten einen leichten Geruch von Blut wahrzunehmen. Einbildung? Möglicherweise.

Besonders beeindruckend war das Panorama, welches sich uns vom Tempelberg darbot. Eine jahrhundealte Tempelanlage inmitten einer modernen Millionenstadt.

Der Tempel ist umgeben von einem weitläufigen Park, Heimat für viele Eichhörnchen, von denen wir gleich drei auf unserem Weg sahen. Wir stellten fest: Die Eichhörnchen sehen genauso aus wie bei uns.

Außerdem wird die Parkanlage von den Bewohnern Pekings als Treffpunkt genutzt. Tai Qi (eine chinesische Kampfkunst, bei der es besonders auf langsame und ausgeglichene Bewegungen ankommt), Kartenspielen, Rollschuhlaufen und Rückwärtsgehen sind nur einige der Aktivitäten denen hier nachgegangen wird.

Bevor wir den Park verließen, sahen wir in einem Teil des Parks eine große Menschenmenge versammelt, was uns natürlich neugierig machte. Es stellte sich heraus, dass sich hier der örtliche Heiratsmarkt befand. Hier arrangieren Eltern und Großeltern Blind Dates (Xiang Qing genannt) für ihre Sprößlinge. Auf ein Blatt Papier werden wichtige Daten zur Person aufgeschrieben. Beruf, akademische Ausbildung, Körpergröße und Gewicht, sowie Vermögenswerte. Dabei kommt man mit anderen Eltern und Großeltern ins Gespräch und möglicherweise vereinbart man dann eine Kontaktaufnahme. Die “Glücklichen” wissen oft allerdings nichts von ihrem Glück und aus Berichten von chinesischen Freunden weiß ich, dass man über diese Art der Partnervermittlung auch nicht besonders glücklich ist.

Um die Familie aber nicht vor den Kopf zu stoßen, trifft man sich aber doch zumindest einmal mit dem Wunschkandidaten. Statistiken, wieviele Eheschließungen auf diese Weise zustande kommen gibt es leider nicht, aber Schätzungen zufolge weniger als 10%. Es ist ein Relikt aus einer Zeit in der Ehen noch arrangiert wurden. Die Familien treibt oft die Sorge um die Kinder, die manchmal schon über 30 (30!) sind und immer noch nicht verheiratet. Mit unseren Maßstäben ist das ganze eher schwer zu verstehen.
Auch ich begab mich kurzzeitig in Verhandlungen, schließlich so wurde mir gesagt, wäre ich ja keine schlechte Partie. Mein Beharren darauf ein Foto sehen zu dürfen, stand aber einer erfolgreichen Einigung im Wege. Wir Europäer sind eben zu oberflächlich. Es kommt nicht auf das Äußere an. Was wirklich zählt, sind die materiellen Werte.

Nach der Mittagspause fuhren wir dann in die Verbotene Stadt, wo im Verlauf der Geschichte 24 Kaiser ihr Domizil hatten. Von der alten Pracht sind nur die Gemäuer übrig. Die einzelnen Paläste werden als Ausstellungsräume für das Palastmuseum genutzt. Nichtsdestotrotz war es beeindruckend. Einig waren wir uns jedoch darüber, dass es am schönsten war, die Verbotene Stadt vom dahinter liegenden Berg aus zu betrachten.

Zurück im Hotel hießen wir dann auch Anke in der Gruppe willkommen. Nun endlich vollzählig, fiebern wir unserer ersten Fahrradetappe entgegen.

In neblige Höhen

Knapp 100 km nach Xichang. Von Katharina Wenzel.

Wir haben es also geschafft. Gestern.125 km durch die Berge, durch das raue Land der Yi. Auf einer Höhe von über 2000 m fühlt man sich dem Himmel viel näher. Oder der Hölle, denke ich mir, als ich aus bleiernem Schlaf erwache und mit bewußt mache, dass ich jetzt wieder auf`s Rad steigen, 100 km fahren werde. Und es geht noch höher hinauf, nämlich bis auf 3200 m heute.

Die allermeisten von uns hätten sich aber heute lieber ausgeruht, anstatt irgendwelche Rekorde aufzustellen. Aber der Plan ist ein anderer und so schwingen wir uns im morgendlichen Grau beherzt auf die Räder. Aus der Stadt heraus, durch die Ebene, in der Reisfeld an Reisfeld klebt, an winkenden Kindern vorbei, von den Alten mißtrauisch oder eher verwundert beäugt. 15 Langnasen  auf einmal sind hier, scheint’s, eher selten. Mit dem ersten Anstieg beginnt sich das Feld auseinander zu ziehen. Hans und Helmut setzten sich irgendwo an der Spitze ab und werden erst wieder kurz vor der Stadteinfahrt gesichtet.

So fährt jeder seinen Trott. Mittlerweile hat sich die Vegetation geändert. Kärger wird die Landschaft je höher wir steigen. Zuckerrohr, Tabak und Bambus werden durch Nadelgehölze abgelöst. Hie und da entdeckt man Pilzesammler oder eine kleine Imkerei. Meine Beine fühlen sich müde an. Xiao Luo ist besorgt und würde wahrscheinlich am liebsten jeden nötigen, in den Bus zu steigen. Verlockend ist das Angebot, aber ich bleibe standhaft. Elstern begleiten unseren Weg und lachen spöttisch. Es wird kühler und der Nebel verdichtet sich. Ein Gefühl als würde man in die Wolken steigen. Als Belohnung für die Quälerei reißt am Gipfel der Himmel auf und die Sonne erstrahlt. Außerdem erwartet uns ein deftiger Imbiss in Form von gegrilltem Schwein und Kartoffeln. Wir genießen den Snack und lassen uns dann auf rasanter Fahrt bergab rollen. Auf halber Strecke sammelt sich dann die ganze Gruppe wieder und wir gehen, gestärkt durch Nudelsuppe und Baozi, den Rest der Strecke gemeinsam an.

 

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Eigentliche Königsetappe

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Menbu nach Jilong, 140 km, 1.177 HM

Es war die eigentliche Königsetappe, deswegen sollen ein paar mehr Bilder erlaubt sein. Nach einem Candellight-Breakfast, weil der Strom im Ort einmal wieder ausgeschaltet ist, machen wir uns auf den Weg, bloß weg von hier. Nach dem Erdbeben von 2015 ist der Grenzübergang bei Zhangmu wegen eines Hangrutsches nicht mehr passierbar gewesen, und bis heute für Touristen gesperrt. Also werden wir uns bei Jilong durch das Himalaya-Gebirge nach Nepal quetschen. Dieser Weg ist noch nicht lange für Westler geöffnet, wir betreten Neuland. Kurz bevor wir den Friendship-Highway nach Westen verlassen, erhaschen wir noch einen kurzen Blick auf den Xixiapangma, einen weiteren beeindruckenden Achttausender. Dann beginnt der lange Weg nach Jilong Xian. Denn es gibt zwei Jilongs, einer davon ist zwanzig, einer neunzig Kilometer von der nepalesischen Grenze entfernt.

Die Landschaft zu beschreiben würde den Blog sprengen. Schaut Euch die Bilder an. Die eigentliche Herausforderung heute war der dritte Fünftausender-Pass, der nach einer Anfahrt von etwa 100 km bevor stand. Denn der Weg, den wir eigentlich nehmen wollten, entpuppte sich als Steinpiste und war außerdem gesperrt, die Straße sehr gut befahrbar, aber gut zwanzig km länger. Das Dach der Tour lag dann bei 5.236 m. Und nach einer kalten, harten Abfahrt war es ein großes Glück, dass unsere Unterkunft in Jilong eine heiße Dusche hatte. Was für ein Tag, lasst es Euch zu Hause selbst erzählen.


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