In die Schlucht und zurück

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Gestern Abend schon hatte Wei Xin unsere Fahrräder auf das Dach des VW-Busses geladen. Dieser Mann hat Armmuskulatur! Um ein Fahrrad auf das Auto zu laden, steigt er erst auf eine 3-stufige Trittleiter, nimmt ein Fahrrad und hievt es auf das Auto. Umd das sieben Mal. Dafür hat er meinen größten Respekt!

Eigentlich war für heute Ruhetag geplant, aber weil für morgen Regen angesagt ist, gibt es eine kleine Programmänderung. Der für morgen geplante Ausflug zur berühmten Taroko-Schlucht wird vorgezogen, statt der Zugfahrt fahren wir Auto. Wir fahren den Berg hinunter und weiter in RIchtung Hualien. Aber anstatt gleich auf die Hauptstraße zu fahren, fährt Wei Xin durch kleine Dörfer und lässt uns die Landschaft genießen.Viele Berge sind mit Strommasten versehen, auch die Einwohnerauf den Bergen müssen schließlich mit Strom versorgt werden. „Turn left“ sagt das Navi, das uns immer auf die Hauptstraße nach Hualien leiten will. Wei Xin ignoriert die Stimme und biegt rechts ab. „In 300 meters turn right, make a u-turn, then turn right“ sagt die Stimme wieder. Wei Xin fährt geradeaus, weiter durch kleine, schnuckelige Dörfer.mit Wasserbambus, Obstbäumen und Gärten. Wir überqueren viele breite Flussbetten, sie sind größtenteils ausgetrocknet. Nur in der Mitte ist noch ein schmaler Bach. In bewohnten Gebieten ist links und rechts des Flussbetts noch ein Damm, man kann also erahnen, wie hoch das Wasser hier werden kann.

Irgendwann kommen wir auf die Hauptstraße. Jetzt ist die Gegend unbewohnt. Wir fahren durch die Berge Richtung Hualien. Kurven, Tunnel, Pässe, immer dem Meer entlang. Kurz nach Erreichen des Taroko Nationalparks machen wir Pause. Wir sind beeindruckt von dem Blick, der sich uns bietet: steil abfallende Felsen und türkisfarbenes Wasser.

Wir lassen uns zum Eingang der Taroko-Schlucht bringen und wechseln dann auf die Räder. Die Strecke hinein in die Schlucht zieht sich über etwa 20 km und 400 Hm. Ich bleibe mit Hugo im Auto und lasse mich von Wei Xin hochfahren. Ich bin erkältet, will meine Kräfte schonen. Die Schlucht ist grandios, der absolute Wahnsinn. Die Schlucht, schreibt das Taiwanesische Tourismusbüro,

„entstand durch einen Fluss, der sich durch die Marmor- und Granitberge hindurch gearbeitet hat. Eine Straße, die in das mächtige Gestein gehauen wurde, schlängelt sich durch mehrere hundert Meter hohe, steil aufragende, bewaldete Berge, während viele Meter weiter unten der Fluss an riesigen Marmorfelsen vorbeitost. Hier und da klammern sich Pavillons, Pagoden oder Tempel an die in Nebel gehüllten Berghänge, an anderen Stellen schießen Wasserfälle aus Gesteinsspalten heraus und stürzen steile Felswände hinab.“

Die Bilder sprechen für sich.

Hinunter ins Tal fahren wir alle zusammen. Etwa 40 flache km sind es zum Hotel. Wir haben etwas Eile. Der erste Grund sind die Arbeiten am Fels. EInmal pro Stunde wird die Straße freigegeben, 10 Minuten in die eine Richtung, 10 Minuten in die andere RIchtung. Wenn wir die 15-Uhr-Öffnung nicht erreichen, müssen wir eine volle Stunde warten, das wollen wir vermeiden. Schnell essen wir unsere Dumplings, Wei Xin holt die beiden Räder vom Auto und ab geht es ins Tal. 5 Minuten vor 15 Uhr sind wir an der Baustelle. Es ist Wochenende, die Straße ist voll mit Fahrrädern, Motorrädern, Bussen und Autos. Wir schlängeln uns vor, um noch vor den Autos durch den Bauabschnitt zu kommen. Weiter geht es bergab. Durch Tunnel, vorbei an Touristen, die Bilder machend mitten auf der Straße stehen, noch ein Tunnel und noch einer. Wir sind froh, dass unsere Räder mit Licht ausgestattet sind.

Unten im Tal sehen wir den zweiten Grund zur Eile. Über dem Meer ist noch blauer Himmel, während hinter uns große, dunkle Regenwolken aufziehen – und wir wollen noch trocken ins Hotel kommen. Wobei, trocken ist bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um 30 °C so eine Sache ….

Wir sind in einem Fahrrad-Hotel angekommen. An den Wänden hängen alte Rennräder und hochmoderne Rennmaschinen. Es gibt einen Shop, in dem man Werkzeug kaufen kann, die Wände in der Lobby sind voll mit Fahrradschilder und -Sprüchen.

Das Wetter hält und zum Abendessen fährt uns Wei Xin auf den Dongsamen-Nachtmarkt. Neben Kitsch wie überall in Asien (und auch deutschen Jahrmärkten) gibt es hier alles mögliche und unmögliche zu Essen. Wir entscheiden uns für Pfeffer-Nudeln mit Beefsteak und Hühnerschnizel, dazu holen Renate und Rudi an einem anderen Stand Gemüse.

Wir gehen zu Fuß zurück zum Hotel und genießen die milde Abendluft. Morgen ist Ruhetag.

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