Shopping Queen

Auf dem Dach der Welt, vom 17.09. bis 10.10.2019
Fahrt nach Tingri, übern Daumen gepeilt 50 km

Es ist 7 Uhr, wir schälen uns verschlafen aus unseren Schlafsäcken, erheben uns von unseren Schlafstätten. In der Stube brennt schon der Ofen. Heißer Ingwertee, Kaffee, warmes Brot, Eier. Nach dem Frühstück noch schnell ein Foto mit unserer Gastgeberin, dann geht es ab in den Bus und wir schlängeln uns Serpentinen hoch und wieder hinunter, zurück über den Gyol La in Richtung Bebar. Wunderbar blau ist der Himmel und kein Lüftchen weht.

Doch obwohl die Landschaft ganz wunderbar ist und das Spiel von Licht und Wolken auf den Bergen einfach nur zauberhaft, will bei uns keine richtige Stimmung aufkommen. Außer bei Uli, der findet: Es ist ein schöner Tag.
Wir strampeln also in Richtung Tingri. Von hier hat man wieder einen wundervollen Blick auf die Schneeberge. Und wie gesagt, das Wetter ist einfach traumhaft, blauer Himmel und Sonne. Wir können’s nur noch nicht so richtig genießen.

Nachdem wir uns im Hotel einsortiert haben, noch ist es früher nachmittag, beschließen wir, Tingri zu erkunden. Eigentlich besteht der Ort aus einer Straße an der sich ein paar verschlafenen Wohnhäuser, Restaurants und Einkaufsläden reihen. Auch einen Autoschrauber finden wir. Auf der Straße wird frisch Geschlachtetes verkauft.

Als wir so die Straße entlang schlendern stehen wir plötzlich vor einem riesigen Verwaltungsgebäude und ein wenig später auf einem weitläufigen, neugebauten Platz um uns schließlich in einer überdimensioniert wirkenden, noch unbewohnten Satellitenstadt wiederzufinden. Alles ist leer hier, nur eine kleine Werkstadt lebt, in der junge Menschen mit Behinderung Taschen nähen. Susann und Sven schlagen sofort zu und erstehen ein paar sehr hübsche Stücke. Wer sagt’s denn? Selbst mitten in der Pampa ist shopping möglich!

Sonnenbrand, heiße Quellen, Grillhähnchen

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Morgens um 7 klopft es an der Zimmertür, die sehr nette und bemühte Hauswirtin bringt das Frühstück: Eine Tüte mit warmer Sojamilch und ein Sandwich mit Ei und Schinken. Tee und Kaffee gibt es in Form von Teebeuteln und Beutelchen mit löslichem Kaffee im ersten Stock.

Gestern Abend hatten wir hatten uns auf einen schönen Ausblick auf das Meer am Morgen gefreut. Aber statt des klaren Blicks ist es diesig, man sieht nicht viel. Die Taiwaner behaupten, es wäre der Smog vom Festland, aber da Taiwan das größte Kohlekraftwerk der Welt besitzt, und auch die Industrie kräftig Abgase ausstößt, ist es fraglich, ob wirklich nur das Festland an der schlechten Sicht verantwortlich ist.

Wir verlassen Jiufen und fahren hoch zum Buyan-Pavillon, der einen Pass markiert. Nach einer kurzen Erholungspause geht es endlich in Richtung Tal. „Lasst euch vom Rausch der Geschwindigkeit nicht leiten“ sagt Rudi. Er hat recht, die Kurven sind teilweise recht richtig eng, trotzdem macht die Abfahrt einen Riesenspaß. Für Asien ist es hier außergewöhnlich still, wir genießen die Idylle. Stellenweise hört man nichts außer Vogelgezwitscher und das Rollen der Reifen. Schmetterlinge fliegen an uns vorbei, am Straßenrand Obstbäume, Palmen, Gärten, aber auch viele Gräber. Ein paar Rennradfahrer kommen uns schwitzend entgegen. Das haben wir schon hinter uns.

Nach knapp 30 km haben wir wieder die Küste erreicht und umfahren die nordöstliche Spitze Taiwans. Vom Kap Santiago radeln den Pazifik entlang, immer der Cycling Route No 1 folgend. Wir machen einen kurzen Abstecher zu einem Leuchtturm, was uns einige zusätzliche Höhenmeter beschert. Die Sicht von oben war leider nicht besonders gut, es ist diesig, die Chinesen sind Schuld. Siehe oben.

Nach etwa 73 km erreichen wir Jiaoxi. Verschwitzt aber glücklich genießen wir unser lang ersehntes Schmutzbier im Schatten vor dem Hotel.

Für Hans war heute ein Pechtag. Nachdem der erste Platten geflickt war, folgte bald darauf der zweite und dann der dritte. Wei Xin war ratlos. Aber Hoffnung naht: morgen früh wird das Hinterrad ausgetauscht!

Zum Abendessen gab es eine lokale Spezialität. Ein ganzes gegrilltes Hähnchen wurde uns serviert, mit Kopf und Beinen, um es dann vor unseren Augen zu zerteilen. Dazu gab eine Salz-/Pfeffer-Mischung und eine Soße zum Eintunken des Fleischs.

In einer Stunde, ab 20 Uhr, wird im Hotel noch ein verfrühter Mitternachtssnack serviert. Wir sind zwar alle satt, aber etwas Süßes geht immer.

Die Entdeckung von Weishan

Entlang der Teestraße, vom 03.10. bis 12.10.2019

Ruhetag in Weishan mit Besichtigung des Weibaoshans

Für mich war es ein echter Ruhetag. Denn wegen der Erkältung bin ich von den anderen zu einem Tag Radpause verdonnert worden. Na ja, nicht wirklich verdonnert, sondern gut beraten, was ich gern angenommen habe. Das war wohl das Beste, denn mittlerweile geht es mir wieder gut. So habe ich diesmal die Bilder von Klaus und die Erzählungen der anderen. Den knapp 700 m Aufstieg mit dem Rad haben sie locker in einer Stunde zehn Minuten gemeistert, auf teils staubiger Piste, und von den 22 daoistischen Tempeln des Weibaoshans bestimmt sechs angesehen. Gegen halb zwei waren die Herren auch schon vom Ausflug zurück. Ich wäre gern dabei gewesen, hier die Eindrücke:

Beim zweiten Teil des Tages bin ich wieder dabei. Freizeit stand auf dem Programm, die haben wir mit einem Kuchen im Innenhof und einem Friseurbesuch für Klaus und Emmerich gefüllt. „Ich bin schon 30 Jahre hier in Weishan im Geschäft“ meint der Friseurmeister in der Fußgängerzone. „Ich habe euch gestern schon hier vorbei spazieren gesehen, aber da ward ihr euch wohl noch nicht sicher“. Recht hat er, wir haben gestern abend schon Ausschau nach guten Friseursalons gehalten. Nach vielen Fotos und einigen Videos sind Emmerich und Klaus zufrieden, und der Friseurmeister und seine Lehrlinge auch.

„Etwas zum Trinken wäre jetzt fein“, meint Emmerich. Weil wir noch Zeit bis zum Abendessen haben, gesellen wir uns zur teetrinkenden Bevölkerung von Weishan dazu. Die ganze Straßenecke ist voller Teetische und Liegestühle, die Stimmung feiertagsentspannt, die Temperaturen mild, es ist einfach gemütlich. Beim Abendessen kämpft Harald tapfer mit dem Fisch, der im Gegensatz zu gestern nicht sauer-scharf, sondern Chilli- und Sichuanpfeffer-scharf ist. Beim Flanieren stoßen wir zufälllig noch auf eine Art Biergarten mit Livemusik, in dem wir den restlichen Abend verbringen, nur die Trinkspiele des Animateurs scheinen weder uns noch die restlichen Gäste wirklich anzusprechen. Auch beim Feiertagsspecial, 12 Flaschen Bier für 78 Yuan, passen wir heute. Trotzdem, Weishan gefällt uns immer besser.

PS: Heute nacht tönte ein Schrei aus Emmerichs Zimmer: er hatte nächtliche Besucher, denn das offene Dach des rustikalen Holzhauses lässt genügend Platz für neugierige Nagetiere. Also folgt ein Umzug in den unteren Stock, der ist sicher. Hm, dass Emmerich da so empfindlich ist, dachte ich noch bei mir. Etwas später werde ich eines Besseren belehrt. Denn auch bei mir gibt es auf dem Dach Getrappel, und eine Nasenspitze lugt aus den Dachbalken hervor. Das geht viermal so, dann habe auch ich genug, kann Emmerich verstehen, packe meine sieben Sachen und schlafe friedlich im unteren Stockwerk weiter.


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