Am Ende gab es Tee

Die Schöne Insel, vom 29.09. bis 20.10.2019

Ein Beitrag von Susanne.

Wehmütig schauen wir auf die Räder auf Wei Xins Auto, als wir nach dem Frühstück unsere Koffer rausbringen. Drei Wochen Radfahren liegen hinter uns und plötzlich ist alles vorbei. Zu der Wehmut kommt aber auch die Vorfreude auf zuhause. Drei Wochen sind immer so der Punkt. Es war schön, aber jetzt will man auch wieder heim.

Wei Xin bringt uns nach Taichung. Dort steigen wir in den Zug, der uns nach Taipei bringen wird. Die Fahrt mit der Taiwan High Speed Rail dauert nur 50 Minuten, mit dem Auto wäre man etwa zweieinhalb Stunden unterwegs. Mit Geschwindigkeiten von knapp 300 km/h rast der Zug durch das Land. Der Zug ist der japanische Shinkansen. Die Gleise, das hatte uns Wei Xin schon vor ein paar Tagen erklärt, stammen von den Europäern. Sicher nicht von den Deutschen, denke ich mir. Einmal im Leben Shinkansen fahren, ein Traum. DIe Züge fahren in raschem Takt und sind pünktlich, sehr pünktlich. Die Sitze im Zug sind angenehm breit, und man hat extrem viel Beinfreiheit. Die Deutsche Bahn kann sich hier in Sachen Pünktlichkeit, Takt und Beinfreiheit ein Beispiel nehmen.

In Taipei angekommen ist unser erstes Ziel der 505 m hohe Taipei 101. Dieser Besichtigungspunkt fiel zu Beginn der Reise wegen Taifunwarnung aus. Heute klappt es. Es ist bewölkt, aber wir können das Wetter nicht ändern. Immerhin ist der Turm geöffnet. DIe Schlange für die Eintrittskarten ist extrem lang – es ist Samstag. Wir kaufen die Karten am Automaten, was uns viel Wartezeit spart, und können so rasch in Richtung des Aufzugs gehen. Nach 20 Minuten Wartezeit sind auch wir endlich in den Aufzug, der uns in den 89. Stock bringen wird. Der Aufzug erreicht eine Geschwindigkeit von 1010 m/min, in Sekundenschnelle sind wir oben. Der Aufzug nach unten fährt nur mit 600 m/min. Die Sicht ist wegen des schlechten Wetters mäßig, die Anzeige unten im Ticketbereich behauptet, die Sicht Beträge 50-70%. Immerhin.

Danach fahren wir weiter in das Teeanbaugebiet von Taipei. Eine Seilbahn führt uns nach oben. Von der Seilbahn aus hätte man einen tollen Blick haben können, wenn was Wetter besser gewesen wäre. Als wir oben sind, fängt es noch an zu regnen. Wir suchen Schutz in einem Teehaus und trinken grünen Tee. Wer sich jetzt wie ich schöne Teeplantagen mit Teeverkostung und Teeverkauf vorgestellt hat, wird enttäuscht sein. Es war touristisch erschlossen, am Straßenrand kann man alles kaufen: gegrillte Würste, marinierter Tofu, Eis, Getränke.

Im Hotel spendiert uns Wei Xin noch einen Absacker in Form eines 58%igen Schnaps, Hans spendiert noch Bier, aber die meisten von uns waren vom Schnaps schon bedient. Er war gut, aber zog richtig rein.

Noch eine Nacht hier, einen Tag, dann, bald, hat uns Deutschland wieder.

Rudi, Wei Xin, Amao. Ich danke euch allen drei für diese herrliche Reise. Auch durch euch werden die Eindrücke und die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, unvergesslich bleiben.

Auf der laotischen Nord-Süd-Ader

Goldenes Dreieck, vom 11.10. bis 02.11.2019

Fahrt von Luang Namtha nach Muang Xay, recht sonnig, etwa 120 km

Wer den Norden von Laos kennenlernen möchte, wird nicht um sie herumkommen: Die Bundesstraße 13, die von der chinesischen Grenze bei Boten bis zur Hauptsdt Vientiane führt.

Nachdem wir heute das schöne Luang Namtha verlassen, müssen wir erst einmal 38 km „rückwärts“ fahren, als in die Richtung, aus der wir kamen. Dann aber biegen wir ab nach Süden; und zwar auf besagte Bundesstraße 13. Da diese Straße Zentrallaos mit China verbindet, sind hier relativ viele chinesische Autos unterwegs: LKW und SUVs mit Yunnan-Kennzeichen überholen uns in regelmäßigen Abständen. Zwar sind gerade die Lastwagen natürlich etwas nervig. Wenn man sich jedoch vor Augen führt, dass diese Straße eine der Hauptverkehrswege des Landes ist, kann man nur staunen, wie gering das Verkehrsaufkommen ist.

Angesichts des beständig starken Wirtschaftswachstums fragt man sich dann, ob die Straßen vielleicht eines Tages durch neue Autos und weitere LKW verstopft sein werden? Etwas Hoffnung gibt in dieser Frage die Tatsache, dass parallel zu der Straße fleißig an einer Eisenbahnlinie gebaut wird, die China mit Vientiane verbinden soll. Das wird dann in Zukunft sicherlich für Entlastung sorgen, sodass die Tour hoffentlich noch viele Jahre auf dieser Route stattfinden werden kann! Unterwegs treffen wir immer wieder auf die noch im Bau befindende Eisenbahnlinie – bis 2023 soll das Großprojekt fertig gestellt sein.

Wir fahren heute satte 120 km und erklimmen einen höheren Pass, von dem es schöne Aussichten in das grüne laotische Hügelland gibt. In den ärmlichen Khmer-Dörfern winken uns – wie so typisch in Laos – unzählige Kinder am Straßenrand zu, und allenthalben hört man ein enthusiastisches „Sabaideeeee!“ aus Kinderkehlen („hallo“ auf laotisch), das wir ebenso enthusiastisch erwidern.

Recht K.O., aber glücklich, kommen wir um 16 Uhr im Hotel an. Wir sind gut durchgekommen heute und gönnen uns ein Schmutzbier im lauschigen Innenhof des Hotels.