Schilfrohrflötenhöhle

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Der erste Tag in China ist eigentlich ein Reisetag. Nachdem ich meine Gruppe am gestrigen Tag in Beijing in Empfang genommen habe, ging es direkt weiter nach Guilin. Es war bereits halb zehn am abend als wir endlich unser Hotel erreichten. Noch Zeit für das erste leckere Essen mit verschieden gefüllten Jiaozi und Xiao Baozi. (Teigtaschen und Dampfnudeln) und einer ordentlichen Portion Bier, die uns die nötige Bettschwere besorgt.

Als wir am nächsten Morgen erwachen ist das Leben auf der (gegenüberliegenden) Uferpromenade schon in vollem Gange. Direkt gegenüber dem Hotel hat sich eine Gruppe angehender Ärzte versammelt, die kostenlose medizinische Untersuchungen anbieten (Vermessungen aller Art: Größe, Gewicht, Blutdruck). Dieser Service wird direkt von Andreas in Anspruch genommen. Alles in Ordnung – Schwierigkeiten bereitet nur die Vermessung der Körperhöhe, Andreas ist einfach zu groß für die hiesigen Verhältnisse – der Untersuchenden gelingt es kaum die Messlatte anzulegen.

Nach einem geruhsamen Frühstück machen wir uns auf den Weg um die Räder in Empfang zu nehmen, die uns in den nächsten zwei Wochen durch China tragen werden und haben eine erste Gelegenheit, die atemberaubende Landschaft mit ihren bizarren Kalkformationen, die sich vor Jahrmillionen aus dem Boden geschält haben, zu bestaunen.
Irgendwo habe ich gelesen, dass Guilin am reizvollsten bei Regen sei. Nun, diese Ansicht kann ich nicht teilen, nachdem ich im letzten Jahr diese Stadt fast ausschließlich bei Regen erlebt habe. Von der Landschaft sah man eigentlich so gut wie nichts und der Karstberge wurde man erst gewahr, wenn man fast schon mit der Nase daran anstieß.
Um so schöner ist es dieses Jahr, strahlender Sonnenschein, sommerliches Wetter und ein phantastischer Blick auf die wunderschöne Landschaft empfängt uns.

Auf dem Weg zum Radladen, passieren wir einen Häuserblock, der am gestrigen Abend noch völlig intakt war, heute aber hat man den Eindruck, über Nacht sei hier eine Bombe eingeschlagen. Ganze Hausteile sind eingestürzt, Balkone hängen in Fetzen von der Hauswand, die Vorderseite ist fast gänzlich abgerissen und gibt den Blick frei auf noch völlig intakte Wohnungseinrichtungen: hier steht eine noch befüllte Waschmaschine, in der benachbarten Küche sieht man den Wok noch auf dem Herd und auf dem Fernsehgerät stehen Gläser aus denen, scheint es, gerade noch getrunken worden ist. Menschen packen (auf dem Geröllhaufen) ihre letzten Habseligkeiten zusammen, andere haben sich vor und in den Häusern versammelt, rollen Plakate und Spruchbänder an der (zerstörten) Hausfront auf.

Wir wenden uns von der Szenerie ab und radeln zur Schilfrohrflötenhöhle, benannt nach der Pflanze, die hier einst massenhaft wuchs, den Eingang der Höhle verdeckte und aus der man, der Name deutet es an, Instrumente von wohltemperiertem Klang fertigen konnte.
Die Ludiyan (so der chinesische Name) ist eine beeindruckende Tropfsteinhöhle, von denen es in dieser Region nicht wenige gibt. Die bizarr geformtem Stalagmiten und Stalaktiten werden für chinesische Verhältnisse recht dezent von Neonlicht bestrahlt.
Auf dem Rückweg haben wir die ersten beiden Radpannen, der geplatzte Schlauch ist bald behoben, bei der zweiten Panne geht uns allerdings Hans auf mysteriöse Weise verloren. Unser strategisches Suchen, wir teilen uns in Zweiergruppen auf, nutzt alles nichts, glücklicherweise findet Hans allein den weg zurück ins Hotel.
Zwischenzeitlich können wir noch ein Auto beobachten, dass beim Versuch auf dem Radweg zu wenden mit der Stoßstange auf einem Poller hängen bleibt.
Viel Aufregung für den ersten Tag in Guilin, am Abend beruhigen wir uns mit einem guten Essen, Bier und dem ersten Schnaps.

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